Im Wartebereich. Neben mir sitzt ein junges Pärchen. Schätzungsweise zwischen 18-20 Jahre alt.
Sie: „Überleg mal, X und Y streiten sich jetzt schon über die Erziehung. Die Kleine ist gerade mal 2 Wochen alt. Er will nicht, dass sie sie jedes Mal auf den Arm nimmt, wenn sie schreit. Aber ist für ne Mutter ja auch nicht leicht.“
Er: „Ne. Wenn sie dann schreit und keiner kommt, dann lernt sie das und schreit auch nicht mehr.“
Ich, innerlich: AUA. AUA. AUA. Ein Teil fängt an zu weinen. Verzweiflung. Ein anderer Teil, denkt sich – sie wissen es nicht besser. Jemand muss es ihnen sagen. Jemand muss ihnen sagen, welche Auswirkungen dieses Verhalten auf eine Kinderseele hat. Unbedingt. Ich kämpfe mit diesem Drang. Der Warteraum ist voll. Ich empfinde mich als übergriffig, mich in ihr Gespräch einzumischen. Sage nichts. Es plagt mich eine lange Zeit. Gott sei Dank, redeten sie dann über andere Themen.
Es ist so traurig, dass solche Vorstellungen noch gang und gäbe sind. Ich weiß es nicht genau, aber ich nehme an, dass mittlerweile in jedem aktuellen Elternratgeber dazu etwas anderes steht. Oder irre ich mich? Elternkurse sollten nach meinem Gefühl Pflichtprogramm sein. Man könnte damit beiden Seiten so viel ersparen. Die Überforderung der Eltern und die Entwicklungsstörung des Kindes.
aua. in der tat. ich hätte mich auch schwer zusammenreissen müssen. bleibt nur zu hoffen, dass sie irgendwann selber merken, dass das so nicht so toll ist.
mein vater war übrigens auch der meinung, dass das so läuft. kind hört irgendwann von selbst auf zu schreien…
ja, es ist wohl auch eine generationsgeschichte. früher hat man das einfach anders gesehen oder noch nicht gewusst. mein vater war/ist auch so. leider wird dieses wissen über die erziehung ja größtenteils über die eltern, an die kinder vermittelt, so das sich solche verhaltensweise noch ewig weiter durchsetzen. echt keine schöne vorstellung. tut mir wirklich weh.