Meditation mit meiner Angst

Ich sitze mit gekreuzten Beinen. Meine Hände haben sich intuitiv ihren Platz auf beiden Seiten meines Halses gesucht und verweilen dort die ganze Zeit in einiger Entfernung zur Haut.

„Hallo Angst! Ich lade dich ein zu mir zu kommen, in mein Herz.“

Ich fühle Raum und meine Herzenergie darin. Ich erspüre, dass die Angst Angst hat zu kommen. Gehe zurück zur Herzenergie und versuche mich liebevoll zu öffnen, für alles was da kommen mag.

„Willst du dich zeigen? Wie siehst du aus?“ (ich glaub irgendwie selbst nicht daran, dass da was passiert)

Der Raum wird heller. Am Rande meiner Wahrnehmung sehe ich wie aus den Augenwinkeln ein Wesen aus Nebel in tannenbaumartiger Form, ohne unteren und oberen Teil.

„Ich kann dein Gesicht nicht sehen.“

Die Form verschwindet. Alles wird noch heller. Ich fühle Angst. Ein flirrendes, vibrierendes Gefühl, furchtsam auf Abstand um meinen Körper herum. Ich verliere sie immer wieder und bemühe mich jedes Mal mich wieder zu öffnen.

Wo ist eigentlich mein Körper? Wo fühle ich die Angst im Körper? Das Angstgefühl verbindet sich mit einer pflaumengroßen Stelle in meinem Unterleib und ist nun von außen nach innen, zu mir gekommen. Dort zieht sich alles zusammen. Tränen steigen auf. Ich springe rein, raus, rein, raus. Das übliche. Nicht einfach, dabei zu bleiben. Doch habe ich heute etwas Liebevolles in mir, was es schafft, die Tür immer wieder einen Spalt aufzumachen. Ich lege intuitiv eine Hand auf meinen Nacken und die andere Hand auf die Stelle am Bauch, für Schutz und Beistand und lass mich in das Weinen und Wimmern nach vorne sinken. Die Empfindungen verändern sich stetig. Nach jedem raus und wieder rein, fühlt es sich etwas anders an. Im Detail nicht beschreibbar, aber als ob das Angstgefühl sich verwandeln würde. Ich komme in schnelle tiefe Atmung und kann mich langsam wieder aufrichten, bin wieder mehr da. Ich habe ein sehr starkes Schutzbedürfnis und schlinge deshalb meine Arme um meine Schulter, um mir Sicherheit zu geben. Das hilft tatsächlich und ich entspanne mich weiter. Ich spüre dann nach ein paar Minuten, dass das so erst mal in Ordnung ist und ich aufstehen kann. Und mir ist so, als ob da in mir ganz viel Dankbarkeit gefühlt wird, dafür, dass ich da gewesen bin. Da scheint etwas zusammengekommen zu sein, was sich für mich heilsam anfühlt.

11 Kommentare zu “Meditation mit meiner Angst

  1. Clumsy sagt:

    Ich will das auch!! Hab das irgendwie noch nicht geschafft mit dem „Gefühle hervorholen“ … aber nicht aufgeben, gelle!

    Freund mich für dich, dass du den ersten Schritt geschafft hast. Und jetzt Stück für Stück weitermachen kannst. Das Kennenlernen ist geschafft.

    • sophie0816 sagt:

      danke für deine freude 🙂
      es ist nicht unbedingt der erste schritt. wir scheinen ein sehr langes kennenlernen zu benötigen 😉 immer wieder in ganz unterschiedlichen situationen, viele kleine momente.

  2. Steffen Rühl sagt:

    @Clumsy: Wenn ich Dir einen Tipp geben darf:
    Versuche es mal weniger mit dem Wollen als mit dem Einladen. Der Wille steht dabei im Weg – mit dem Willen kann es nicht geschehen. Es geht eher um ein liebevolles Zulassen dessen, was da kommen mag. Weniger Fordern, mehr Bereitschaft, darauf einlassen.
    Viele Grüße
    Steffen
    P.S.: @Sophie0816 – ich freue mich, was sich alles bei Dir tut 🙂

    • sophie0816 sagt:

      danke steffen 🙂
      jaja.. das wollen 🙂 da kann ich ein lied von singen. in wie vielen ecken es schlummert. getarnt, unauffällig, verwoben. wie überzeugt ich immer wieder bin WIRKLICH nur zu beobachten und doch wieder festselle, dass da doch ein wollen und suchen ist. hartnäckig, immer wiederkehrend… ich kann ihm immer öfter freundschaftlich auf die schulter klopfen, dem alten kumpel 😉 das mag er gar nicht 🙂

  3. Steffen Rühl sagt:

    Da fällt mir die Anekdote meines geschätzten Meditationslehrers ein, der über Jahre im Lotussitz sitzen wollte und es nicht ging. Dann war er so wütend, dass er sich gezwungen hat. Da war das Knie kaputt.

    Und bei meiner letzten Zählung der Anzahl an Bewertungen in meinem Kopf habe ich nach 5 Minuten bei 100 Bewertungen aufgehört zählen.

    Liebe Grüße!

    • sophie0816 sagt:

      das macht sehr deutlich, wie viel kraft der eigene wille hat. richtig benutzt, in verbindung mit körper und seele eine unglaublich machtvolle wirkung.
      uihjuihjuih 100 bewertungen in 5 minuten 🙂 hoffentlich nur gute… hihi 😉

  4. Enibas sagt:

    WOW! Ich bin total beeindruckt! Klingt so heilsam!

      • Enibas sagt:

        Total 🙂 ! Nein, im Ernst jetzt, eine Freundin hat mir schonmal vorgeschlagen, ich soll doch mal meine Angst einladen, aber ich habe noch zu sehr Angst vor der Angst und was da wohl passiert und so, daher ist das im Moment kein unmittelbares Ziel oder Vorhaben. Aber vielleicht in der Zukunft, irgendwann.

  5. Dirk sagt:

    Danke für deinen Artikel. Sehr inspirierend.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..