Schockerlebnis, mit heftiger Angst, die nicht abgebaut werden kann und damit ein Teil von meinem Selbst wird.
Frühstück. Tante zu Besuch. Ich vielleicht 8 Jahre. Es ist lustig. Schlagabtausch. Vater genervt. Wir sollen ruhig sein. Lachen, Reden geht weiter. Motiviert durch meine Tante. Peng! macht es und mein Kopf schlägt nach vorne auf den Tisch, reißt eine Teekanne um, die sich über den Tisch ergiesst. Schock. Völlig unerwartet traf mich dieser Schlag von meinem Vater. Völlig unvorbereitet. Mit der Mutter ins Bad. Tränen werden zurück gedrängt. Wiederherrichten im Bad. Kein auf-den-Arm-nehmen. Zusammenreißen. Gesicht frisch machen. Wieder vorzeigbar werden. Keine soziale Unterstützung. Das Ereignis wird nicht verarbeitet. Nur zurück gedrängt.
Ich will um Gottes willen nicht zurück an den Tisch. Sitze wieder da. Mein Blick krallt sich an meinem Teller fest. So tun, als wenn alles normal wäre. Normalität festhalten. Außen ausblenden. Angst. Innen tut alles weh. „Hör auf zu heulen!“ Fühle gebrochenen Wände meiner selbst. Geduckte Haltung. Körpergrenzen wurden überschritten. Sicherheit zerstört.
Nächste Erinnerung.
Ich war ein Kind im Körper einer Jugendlichen. Ich kannte keinen Selbstausdruck, keine Selbstbehauptung. Ich war angepasst, unauffällig, wohlerzogen und pflichtbewusst. Eine weiche, formbare Masse. Biegsam. Profillos.
Ein erwachsener Mann macht sich das zum Nutzen. Meine kindliche Suche nach Nähe, Schutz und Zuwendung. Er erkennt die Spielwiese, die sich ihm da bietet. Macht sich meine Abhängigkeit, meine Sehnsucht nach Liebe zu eigen. Manipuliert, lenkt, kontrolliert auf ganz subtile Art und Weise. Ich unterwerfe mich, freiwillig. Unterwerfung ist etwas, was ich gut kenne. Für mich ist es Liebe. Ich gebe mich ganz.
Ich darf den Schlüssel zu seiner Wohnung haben. Oh ho, was für eine Ehre damals. Ich fühle mich so besonders. Endlich ist da jemand.
Für ihn war ich wohl sein Freifahrtschein. Leicht verfügbare Sexualität. Widerspruchslos. Lernwillig. Warten auf Anweisung. Nackt angerichtet, wenn er nach Hause kam. Was für ein Luxus. Über ein Jahr lang.
Der heutige Schock. Ich war ein Kind in einem 16-jährigem Körper, welches kein Verlangen nach Sexualität verspürte. Ich wollte das alles gar nicht!
keine schönen erinnerungen. das macht mich schon beim lesen traurig – wie muss es da erst dir gehen… fühl dich lieb umarmt, wenn du magst.
hey, danke. das ist echt lieb von dir. kann umarmungen gut gebrauchen. am meisten meine eigenen.
Heftig was du da erlebt hast.
Das mit dem Mann, diese Art von „Beziehung“ kenne ich sehr ähnlich. Man denkt, man sei was besonderes und tut Dinge, von denen man glaubt, man wollte sie, dabei wird man einfach nur ausgenutzt. Man verwechselt es mit Zuneigung und Anerkennung, dabei ist es total einseitig.
Ich fühlte mich von den Männern auch immer abhängig und erst wenn sie nichts mehr von mir wissen wollten, konnte ich aufhören, „verfügbar zu sein“ im wahrsten Sinne des Wortes.
Wirklich traurig und ich habe immer noch Angst, dass mir sowas nochmal passieren könnte.
Meinst du es liegt an der Beziehung zu unseren Eltern, dass wir in solche Strukturen verfallen?
ich habe dort etwas kompensiert, was ich in meiner familie nicht gefunden hatte. also meines erachtens ist schon die bindung zu den eltern oder bezugspersonen ausschlaggebend.
Stille Anteilnahme. Fühle dich gedrückt ❤
ich danke dir! tut gut.
Verdammt, ist das schlimm! Wie krank manche Menschen sein können, so etwas zu tun!
Fühl dich gedrückt!
ich danke dir!
Fühl dich umarmt ❤ Das ist schlimm … sehr schlimm …
danke mondfeder! das tut wirklich gut.
Hallo Sophie,
ich kann (leider) sehr gut nachvollziehen, was du durchgemacht hast. In meinem fall war es meine Mutter, die mir alles andere als Geborgenheit und Liebe gegeben hat. Als Kind konnte ich meine Gefühle nicht verstehen. Ich habe nur gespürt, dass etwas nicht stimmt, dass ich nicht in Ordnung bin, dass ich nicht in dieser Welt reinpasse. Du beschreibst es so treffend, mir kamen die Tränen, als ich gelesen habe – „Ich kannte keinen Selbstausdruck, keine Selbstbehauptung. Ich war angepasst, unauffällig, wohlerzogen und pflichtbewusst. Eine weiche, formbare Masse. Biegsam. Profillos.“. Ich hatte auch jemanden, der meine Abhängigkeit und Einsamkeit ausgenutzt hat. Er hat das Werk meiner Mutter einfach weitergeführt bis ich ausgebrochen bin. Aber jetzt stecke ich in einer noch tieferen Krise. Jetzt kann ich so sein wie ich will, wie ich bin. Aber ich weiss nicht, wer ich bin. Und diese Angst zu träumen, Verantwortung zu übernehmen – sie ist so lähmend.
Es ist gut zu wissen, dass es da draußen mehr von uns gibt.
Fühl dich fest umarmt.
deine worte berühren mich sehr. auch das du deine angst mit mir teilst. irgendjemand sagte mal (ich glaube nelson mandela), dass es nicht die dunkelheit ist, die wir in uns fürchten, sondern die größe des lichtes in dem wir strahlen könnten. ich weiß genau wovon du sprichst.
vielleicht magst du deine angst umarmen, laut ja zu ihr sagen. sie hat (bei der vergangenheit) allen grund da zu sein. das wachsen passiert dann von ganz alleine.