Verstärkung narzisstischer Neigungen durch Meditationserfahrungen

Ken Wilber hat dazu Gedanken niedergeschrieben, in, What Is Enlightenment, deutschspr. Ausgabe Nr. 12, Frühjahr 2004.

Ich habe es nicht gelesen, nur dieses Zitat gefunden.

„Ohne ein moralisches Fundament gibt es weder wahre Meditation noch echtes Erwachen. Man kann natürlich ein kurzes Satori haben, welches aber zu einer den Ausdruck des egozentrischen oder narzisstischen Selbst fördernden Wahrheit degenerieren wird. Das ist die absolute Katastrophe, und sie betrifft die Spiritualität eines Großteils unseres Zeitalters: Eine Erfahrung des Absoluten kann deine narzisstischen Neigungen verstärken, wenn dir der moralische Rahmen fehlt, der dieser Erfahrung Halt geben kann.“

Achtsamkeits-Meditation

Meine Sorgen haben nicht die Angewohnheit, wie die berühmten Blätter in einem Bach an mir vorbeizuziehen.

Sie starren mich an.

Sie wollen bleiben.

Sie wollen, dass ich ihnen meine Aufmerksamkeit schenke, ohne mir zu verraten, worum es eigentlich geht.

Sie verhalten sich eher wie Blätter, die ständig, vom Wind angespornt, vor meiner Nase herumtanzen und mir gegen die Stirn klatschen, nass und schwer.

Will ich sie greifen, habe ich nur Matsch und Hirnkrampf in der Hand.

Wo sind noch mal die Empfindungen in den Füßen?

Ach,…

ich lass das jetzt mal mit der Achtsamkeits-Meditation,

wo da so ein paar lustige Worte entstanden sind.

Meditation und Trauma – ein guter Weg?

Die Zeitschrift „Buddhismus aktuell“, mit dem Titel „Erleuchtung“ (4/2017, S. 42) hat ein Interview mit der Traumaexpertin Prof. Dr. Luise Reddemann abgedruckt.

Leider nur gedruckt zu lesen und nicht online verfügbar.

Doris Iding führte das Interview.

Im Kern rät Frau Dr. Reddemann von achtsamkeitsbasierter Meditation (ob traditionell oder modern, wie MBSR), in der alles da sein darf, und reiner Atembeobachtung ab. Ihre Erfahrungen sind, dass diese Formen zu offen sind und so für den Betroffenen zu wenig kontrollierbar, was an die Oberfläche kommt.

Hingegen hat sie gute Erfahrungen mit fokusorientierter Meditation gemacht, z.B. der Liebenden Güte-Meditation (eine Youtube-Anleitung) oder dem Singen von Mantren – ein selbstausgedachtes Wort wiederholen oder vorgegebene Mantren (das singe ich oft vor mich hin 🙂 ).

Die Konzentration auf den atmenden Körper, wie das Heben und Senken des Brustkorb, wäre auch möglich.

Grundsätzlich wäre aber jeder Fall einzeln anzuschauen und zu prüfen, was geht und was nicht.

Sie thematisiert auch, dass es sein kann, das nur bestimmte Anteile die Meditation erleben und es anderen Anteilen nicht hilft.

Ich hätte hier gerne noch mehr geteilt, weil ich es ganz spannend fand. Mehr geht nur gerade nicht. Bleibt nur, das Heft selbst zu kaufen, wer mehr wissen will. 🙂

Doku über Meditation

Auf Arte+7 läuft wieder eine Doku zum Thema Meditation (die Doku auf youtube). Die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Auswirkungen regelmäßiger Praxis, bei Depressionen, Schmerzen, auf Zellebene, bei Alterserkrankungen, Stressempfinden.

Fand ich sehr spannend.

Ein Anfangssatz störte mich allerdings, weil da von „Gedanken unterbrechen“ gesprochen wird. Oft fällt auch das Wort „Kontrolle“. All das ist Mediatation für mich nicht. Keine Gedanken unterbrechen, stattdessen wahrnehmen, lockerlassen und zurückkehren – das bleibt natürlich ein Üben.

Morgensport

Anderthalb Stunden lang anspannen, entspannen, fokussieren, tief atmen, sanft atmen, konzentrieren, Zehen aneinander klopfen, dehnen, strecken, halten, lachen, weinen, in Liebe annehmen, beobachten, benennen…

… und ich bin ein anderer Mensch mit viel mehr Möglichkeiten als noch vorher. 

Zum Beispiel freudig durch die Wohnung hüpfen, mit einem Gefühl der Ausgelassenheit. 🙂

Herzöffnung Meditation

Obwohl ich mir schlichtes Beobachten vorgenommen habe, landet mein Fokus bei der Liebe.

Ich erinnere mich an die Liebe und wie sie sich anfühlt, wenn ich meinen kleinen Neffen sehe, wenn ich die anderthalb-jährige Tochter meiner Freundin sehe. Mein Herz geht auf. Da passt alles hinein. Der ganze kleine Mensch, von oben bis unten, von vorne bis hinten. Keine Ausnahme. Annahme ganz und gar.

Ich breite dieses Gefühl in meiner Erinnerung und in meiner Wahrnehmung aus. Versuche es so groß, so tief, so unmittelbar in mir zu fühlen, wie es möglich ist und dann… drehe ich es zu mir um, stelle mich selbst in den Mittelpunkt.

Verschiedene Regungen, verschiedene Windungen, verschiedene Ausweichmanöver, verschiedenes Fokus verlieren.

Eine abfällige Bemerkung später. Eine Herzraumöffnung weiter… klick. Der Satz in meinem Kopf: Auch dein Schmerz gehört in die Liebe.

Schmerz. Aber der Gute. Der Schmerz, der anzeigt, dass ich mich wieder fühlen kann, meine Verletzlichkeit, meine Verletzung.

Weinen. Gutes freies gehaltenes Weinen. Schmerz weinen, in Liebe gehalten. Dankbarkeit. Schmerz erkennen, als Ergebnis des zugefügten Schmerzes meiner Kindheit. Erfahrenen Schmerz würdigen und anerkennen, als ein Teil meiner Biographie.

Druck machen. Jetzt bloß nicht den Kontakt verlieren.

Erkennen. All die gedanklichen Abwertungen. Die Abwertungen der Anderen. Darunter liegt Schmerz. Daneben die Möglichkeit von Liebe. Was Falsches gelernt, über mich. Nicht abzuschütteln, aber anzuerkennen. Mich selbst erkennen. Mich selbst sehen. Mich selbst würdigen.

Das Gefühl der Selbstannahme im Fokus halten. Am liebsten für immer und ewig. Es fühlt sich so gut an, so weich, so richtig. Festhalten. Erkennen. Demut.

Mich mit gefalteten Händen vor dem Herzen und vor der Stirn tief bedanken, bei den größeren Kräften, für diesen wundersamen Augenblick. Ein ehrliches, anerkennendes Danke kommt zurück. Danke, dass du diese Arbeit machst.

Wieder tiefes, gutes, berührtes Weinen. Anerkennung. Ein so seltenes Gefühl.

 

Nachklang

Gestern übermannte mich eine emotionale Erkenntnis, als ich beim morgendlichen Akupressur-Klopfen plötzlich eine bisher mir unbekannte, furchtbare Angst fühlte. Eine Angst davor ich selbst zu sein.

Notizen 15.09.2016

Es geht einfach nur darum. Meine Angst ich selbst zu sein. Im Außen ist gar nichts mehr. Es gilt nur noch diese Angst zu durchleben. Eine Erleuchtung. Eine Befreiung. Es wird nichts Großes passieren.

Das ist die Angst, die in jeder Begegnung auftaucht. Das ist die ständige Anspannung unter Sichtkontakt. Diese Angst ist es, die zwischen mir und wahrer Begegnung, echtem Kontakt steht. Ergänzung: Das ist die Angst, dich mich selbst innerlich teilt.

Dann hatte ich dieses Gefühl von „ich bin da“ in meinem Körper, in meinem Becken. Völlig selbstverständlich und neuartig und wunderschön. Klar und kraftvoll.

 

Seit dieser osteopathischen Behandlung klickert vieles in mir zusammen, an neue Stellen. Spannend.

Bei der Osteopathie, im speziellen der Cranio-Sacral-Therapie wird mit der rhythmischen Pulsation der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit gearbeitet, die ca. 8-12 Mal die Minute stattfindet. (Ich lächel darüber, dass das immer noch als Annahme bezeichnet wird, weil es keine wissenschaftlichen Beweise gibt – das Gefühl, die Wahrnehmung reicht nicht)

Die Behandlung zielt darauf, diesen natürlichen Rhythmus wieder anzuregen, dass er wieder ungehindert stattfinden kann.

Mir fallen dazu Wahrnehmungen aus meinen Meditationen ein, die ich versucht habe ins Bildhafte zu übersetzen.

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Zwei Varianten, um mein Gefühl zu erfassen, dass ich mich meistens nicht als etwas Ganzes, Einheitliches wahrnehme. In der Meditation kommt es mir wie unterschiedliche Ebenen vor, wie im ersten Bild und wenn ich Körperarbeit mache, dann fühlt es sich so an, als wenn meine Energielinie keine ist. Interessanterweise auch in drei Teilen.

Vielleicht spiegelt das die Unterbrechungen/Blockaden oder was auch immer in meiner Rückenmarksflüssigkeit wieder.

Ich bin gespannt, wie es sich fortsetzt.

Spiritueller Mensch

Ich mag es gerade die Stille in meiner Wohnung wahrzunehmen. Die Stille, die eigentlich keine ist, weil da der PC rauscht, die Tastatur klackert, Stimmen aus der Nachbarwohnung, Motorengeräusche von einem vorbeifliegendem Flugzeug. Es ist die Stille des Wahrnehmens, die Stille die entsteht, wenn die Gedanken zur Ruhe kommen und stattdessen wieder wahrgenommen werden kann. *tiefes ein- und ausatmen* Wie wohltuend. Wie entspannend.

Wie anstrengend so oft so viel zu denken. Wie ermüdend. Wie getrieben, wenn die Gedanken von ihrem steten Fluss zu einer Raserei wechseln. Nichts kann zu Ende gedacht werden. Jeder Reiz löst den nächsten Gedanken aus. Und im schwierigsten Fall fordert jeder Gedanke zu einer wieder neuen Handlung auf. Da laufe ich einmal durch die Wohnung und durch das was ich sehe und an was ich denke, kann ich bis zu 5, 10, 15 verschiedene Handlungsimpulse bekommen, ohne Zusammenhang und Sinnhaftigkeit. Das ist echt erschöpfend. Da passt doch irgendwie der Begriff Geistes-krank. Oder müsste man sagen Gedanken-krank oder Verstandes-krank?

Ich komme gerade aus der Meditation. Deshalb die Ruhe. Also ruhiger als vorher. Natürlich denke ich noch viel. Habe ich auch während der Meditation. Klare Gedanken. Darüber wollte ich eigentlich schreiben. Ich will eigentlich über so viel schreiben.

Wo fange ich an? Vielleicht was mir während der Meditation so als Erkenntnis kam.

Wenn ich so meine Übungen mache, wie das meditieren, die Körperarbeit oder auch das Hände-auflegen, dann bemerke ich, wie ich oft Klarheit und Orientierung finde. Ich weiß dann z.B. plötzlich, welche Worte ich wähle, um jemanden etwas zu sagen. Ich weiß dann überhaupt erst, worum es eigentlich bei dem Thema geht, was mein Anteil daran ist und wie ich das dann in Worte packe, die den anderen auch annehmen.

Das ist ein häufiges Alltagsthema bei mir. Ich will irgendwas nicht oder etwas anders oder muss jemandem etwas von mir sagen und ich habe keine Ahnung wie ich das machen soll, wie es angemessen ist. Meistens habe ich eine riesen Angst etwas falsch zu sagen oder falsch zu sein, mit unbedachten Worten jemanden zu verlieren oder von ihm zurückgewiesen zu werden und meine Gedanken dazu nehmen viel Raum ein.

Ich dachte eben beim Sitzen, dass das zwei Menschen sind. Wenn ich in Praktiken meine Energie anhebe, dann bin ich mehr der spirituelle Mensch. Im Alltag fällt dann meine Energie wieder ab und ich bin der, ich nenne es mal ‚persönliche‘ Mensch.

Als spiritueller Mensch bekomme ich mein Leben gut geregelt. Ich finde Lösungen, ich schaffe Klarheit, ich kann mich orientieren, ich sehe nächste Schritte, ich fühle was wahr für mich ist und was nicht, ich komme zur Ruhe, ich tanke Kraft.

Als ‚persönlicher‘ Mensch bekomme ich mein Leben nicht so gut auf die Reihe. Begegnungen, egal welcher Art bringen fast immer irgendeine Verwirrung mit sich.  Ich fühle mich dabei fast immer unsicher und habe viel Angst. Ich bin unklar und weiß oft nicht, was als nächstes zu tun ist. Ich fühle mich orientierungslos, unfähig und ratlos.

Ich möchte natürlich am liebsten immer in meinem spirituellen Zustand sein. Immer die richtigen Worte finden. Keine Fehler machen. Keine Konflikte. Und wenn, mich damit trotzdem sicher fühlen. Immer und zu jeder Zeit wissen, wann es wo lang geht, was als nächstes zu tun ist. Überhaupt mich mit mir selbst immer sicher fühlen. Kein Kopfkino. Keine sinnlosen Gedankenschleifen.

Hach jaaa… hier könnte die Realitätsflucht beginnen. Ich könnte jeden Kontakt vermeiden und mich in mein spirituelles Ich versenken und glauben, das bin ich.

Bin ich aber nicht.

Bin ich auch. Aber ich bin auch der Alltagsmensch, der Ahnungslose, der Überforderte, der Hilfesuchende, der Beziehungslegastheniker.

Ich könnte ja in jedem Gespräch, wenn ich unsicher werde, sagen: „Moment mal, ich muss eben ins Nebenzimmer und über diese Sache meditieren. Bin gleich wieder da.“ 😀

Eigentlich sind es nicht zwei Menschen. Es ist ein und der Selbe, nur in unterschiedlichen Energieniveaus.

Ich denke da an ein Video von Bodo Deletz, wo er zum mitmachen demonstriert, wie ein Gedanke sich von ganz alleine verändert, wenn man ihn mit seinem Bewusstsein ‚anhebt‘. Fand ich sehr spannend, das zu erleben. In dem Video will er natürlich seine Methode bewerben, weshalb es auch so lang ist. Ab Minute 2:10 beginnt er mit dem ‚Experiment‘, falls es jemanden interessiert.

Energie anheben ist keine große Zauberei, bei der man etwas ganz Spezielles tun muss (auch wenn Herr Deletz das in dem Video so tut), sondern sie geschieht durch Bewusst-sein oder auch Achtsamkeit.

Und das wünsche ich mir in Begegnungen. Dass ich es zulassen kann (immer mehr) mein Bewusstsein bei mir zu halten, während jemand anwesend ist. Das heißt auch, dass ich zulassen kann den Raum zu spüren, in dem Begegnung geschieht und meine Angst darin bewusst zu erleben, die diesem Da-sein immer voran geht.

Das würde dann heißen, dass ich mein spirituelles Sein in Beziehungen mit hineinnehme und nicht nur außerhalb lebe.

Ooooh, ich weiß nicht wann ich das kann. (hier steht nicht ‚ob‘ 🙂 )