Die nackte Wahrheit…

… für heute und jetzt.

Schlechte Aufnahme. Laute Straße im Hintergrund. War auch so nicht geplant.

 

Über die Klopfakupressur habe ich es klar bekommen, dass meine Selbstverachtung wieder extrem präsent ist.

Diesmal haben die Selbstannahmesätze nichts gebracht.

Ich fing an mit: Auch wenn ich mich verachte, weil ich an so Kleinigkeiten scheitere, liebe und akzeptiere ich mich voll und ganz und ich bin okay so. (geht um momentane Alltagshürden)

Aber von wegen, okay. Nichts war mit okay-fühlen, also klopfte ich: Auch wenn ich nicht glaube, dass meine Verachtung okay ist, liebe und akzeptiere ich mich voll und ganz und ich bin okay so.

Auch das konnte ich nicht fühlen. So ging es weiter mit: Auch wenn ich nicht glaube, dass ich okay bin, liebe und akzeptiere ich mich voll und ganz und ich bin okay so.

So habe ich es dann einfach stehen gelassen. Die große emotionale Welle war durch und ich ließ es dabei, mich scheiße zu fühlen und versuchte mich konkreten Dingen zuzuwenden.

Meditation bei Ängsten, Depressionen, emotionalen Störungen und Stress

Christophe André in der Arte-Reihe „Gentechnik: Lüften Sie mit uns die Geheimnisse des menschlichen Körpers.“, über Meditation, zur Bewusstseinsschärfung.

Obwohl ich die erläuterten Prozesse kenne, finde ich das Video trotzdem gerade sehr hilfreich, um es erneut zu vergegenwärtigen.

Arbeitstherapie

Halleluja!!!

Gefühlt bin ich heute dreimal vor einem Tiger weggerannt.

Mein Nervensystem, mein Gehirn hat wieder ordentlich Ausnahmemodus erprobt und mich mit allerlei kämpf-um-dein-Überleben-Hormonen überschüttet.

Man, bin ich durch.

Heute war der zweite Arbeitstag in der Gärtnerei.

Heute Nacht habe ich mich ewig hin und her gewälzt, endlose Traumszenarien von Beete gießen und Schwächeanfälle haben.

Dazwischen Halbwachzustände mit Panik und Verzweiflung. Gutes mir zu reden und beruhigen. Erkennen, dass schon nur die Absprache, ich käme zur Pause, wo sich wahrscheinlich dann 8 Personen in einem Raum befinden, zu viel ist. Dann das innere Gerangel, dass Absprachen vor Vorgesetzten eingehalten werden müssen. Dann erkennen, dass ich auf mich hören darf und mir erlauben, die Absprache zu verändern, wie ich sie brauche. Dass ich das auch nicht extra neu absprechen muss.

Ich bin da neu. Ich darf alles ausprobieren. Ich darf auch feststellen, dass etwas nicht funktioniert. Es ist eine Arbeitstherapie einer Klinik. Die kennen sich aus, haben viel Erfahrung mit Menschen die Schwierigkeiten haben. Niemand wird böse sein, es mir vorwerfen, etwas erwarten.

Als nächstes brachte mir das nächtliche Verzweifelt sein die Erkenntnis, dass auch der Arbeitsort schwierig werden wird. Ein kleines Rasenstück von drei Seiten eines Hauses umgeben, welche zwei psychiatrische Stationen beherbergt und vollverglast ist. Die vierte Seite wird von einem hohen Holzzaun begrenzt. Es ist wie ein Innenhof.

Das Rasenstück soll bepflanzt werden. Es ist gerade mal geschätzte 10 m x 7 m groß. Ich bin da also wie auf dem Präsentierteller, auch, weil die untere Etage links und rechts keine Räume hat, sondern ihre Flure, nur mit Glas vom Außenbereich getrennt.

Im Dunkel der Nacht kam ich zu dem abschließenden Gefühl, alles was ich morgen tun kann, ist, alle Absprachen und Vorstellungen über Bord zu werfen und einfach nur da zu sein. Und aus diesem Dasein heraus, von Moment zu Moment zu schauen was geht.

Dann kam auch der Schlaf, mit dem kleinen Eisbären auf der Brust. 4:45 Uhr. 6:15 Uhr war ich wieder wach.

Dann heute auf dem letzten Stück Weg zur Baracke, wo der Pausenraum ist, fing ich ordentlich an zu pumpen. Hallo Panikattacke. Okay, wo ist noch mal mein Körper, wo sind meine Füße, wo ist meine Atmung. 1. Einatmen. 1. Ausatmen. 2. Einatmen. 2. Ausatmen. Usw.. Mit vielem Verzählen, weil das Gehirn schon vorm Tiger wegrennt.

Aber es hilft echt und schwächt die Panikkurve immer wieder ab. Noch Rescuetropfen vor der Tür nehmen. Dann rein.

Lächeln. Hallo sagen. Platz fixieren. Hinsetzen. Beschäftigt sein. Wasserflasche auspacken. Kienapfel zum festhalten und immer wieder Atem suchen. 1. Einatmen. 1. Ausatmen. Hochanspannung. Keinen Anschauen. Schön weiter atmen. Die ersten gehen wieder und mein Stress nimmt etwas ab.

Die Anleiterin widmet sich mir. Wir suchen Gartengeräte zusammen. Meine Stresskurve steigt wieder und ich kann ihr erzählen, was ich erlebt habe und dass ich nicht weiß, was ich aushalte.

Und ja, wie toll, da sagt sie doch einfach – und wenn wir uns da nur erst einmal hinsetzen, dann ist das auch okay. Und ich muss echt nochmal nachfragen – wirklich??? Ja, wirklich. Es gibt keine Erwartungen.

Ich bin da sowas von richtig! Ein Rahmen wo ich auf mich hören darf.

Wir betreten den Hof durch eine verschließbare Tür im Zaun, nachdem ich mich versichert habe, dass die Tür immer auf ist, wenn ich da bin und ich nicht plötzlich eingesperrt bin. Ich werde gefragt wie es sich anfühlt. Wie toll!

Ich kann erst mal gar nichts. Fühle mich erstarrt, will mich erst einmal hinsetzen und könnte sofort losheulen. Mein Gehirn wringt noch die letzten möglichen Stress-Tiger-weglauf-Hormone aus.

Fieser Weise habe ich wirklich auch Lust auf Gartenarbeit. Die Lust sitzt in meinem Kopf, umgeben von einem erstarrten, bewegungsunfähigen Körper. Und es tut gut, dass mal mit jemandem so unmittelbar besprechen zu können. Wahrnehmungen aussprechen, Ängste, Abwägungen. Zwei Patienten stehen prompt in unmittelbarer Nähe hinter der Glaswand und schauen uns ungeniert an. Es fühlt sich bedrohlich an und dann wieder nicht. Kann ich so arbeiten? Passieren kann nichts.

Nach 10 Minuten entscheiden wir, dass mehr heute nicht sein muss und machen uns wieder los, ohne einen Finger gekrümmt zu haben.

Ich bin auch enttäuscht. Klar. Aber ich erkenne auch, dass sich hier zum ersten Mal alles so authentisch zeigen kann, wie es eben in mir erlebt wird. Und das ist super! Ich kann erfahren, dass es auch okay ist, so kleine Schritte zu machen, eben genau die Schritte die im Einklang mit meinem Erleben sind.

Wenn ich an meinen ersten Tag im Zuverdienst im Laden denke, wo niemand mit mir etwas besprochen hat, ich für mich auch nicht so sensibel war und es noch auf die alte Weise tat. Was heißt, ein Vorgespräch und dann eben gleich loslegen.

So krasse Anspannung wie an diesem ersten Tag hatte ich noch nie erlebt. Das war sowas wie Todesangst. Ich war klatschnass geschwitzt, alle Sinne bis aufs äußerste gespannt und trotzdem habe ich es durchgezogen. Als ich versuchte der damaligen ambulanten Betreuung davon zu erzählen, kam die relativierende Antwort, dass jeder Mensch in einer neuen Situation aufgeregt wäre, das ganz normal sei.

Von wegen ganz normal! Das erlebt definitiv nicht jeder Mensch so.

So bin ich auch heute wieder nach ca. 45 Minuten gegangen, weil es einfach reichte, was ich erlebt hatte und ich darf stolz darauf sein!

Fühlt sich teilweise noch paradox an, weil ich nicht wirklich etwas getan habe. Die Muster der Leistungsgesellschaft sitzen tief.

Das sind sie…

…die Dinge die mich am Laufen halten. Das war mir noch gar nicht so bewusst.

Alltags-Skills

Alltags-Skills

Schön, das mal so im Gesamten zu sehen. Gut zu wissen, was ich brauche, um einigermaßen im Gleichgewicht zu sein. Einiges hat sich erst im letzten Jahr gefunden. Wie das Café, wo ich mich tatsächlich auch alleine sehr wohl fühlen und in indirekter Gesellschaft fühlen kann. Auch das ich Verbindung zu zwei weiteren Menschen aufgebaut habe und wir uns nun gelegentlich in Gemeinschaft zu dritt oder viert treffen, ist neu. Das ich nun 5 Gruppen zur Auswahl habe, die ich besuchen kann, wenn mir nach ist, ist neu. Das ich bei Unruhezuständen zu Hause weiß, dass es hilft einfach loszulaufen oder ins Einkaufscenter zu fahren oder zum nächst größeren Bahnhof, ist ebenso neu.

Wenn ich von dieser Liste etwas weglasse, was immer wieder auch passiert, weil ich mich nicht durchgängig mit mir im Kontakt befinde, wird es unangenehm und das in ganz unterschiedlicher Ausprägung.

Das etwas unangenehm ist, ich im Ungleichgewicht bin, unruhig, angespannt, bemerke ich ziemlich direkt. Dass es daran liegt, dass etwas von dieser Liste nicht ausreichend bedient ist, ist mir ziemlich oft nicht bewusst. Ich stoße dann eher zufällig darauf und habe den Aha-Moment im Nachgang. Deshalb finde ich es ganz gut, dass mir heute der Impuls kam, das mal schriftlich festzuhalten.

Die Auswirkungen, wenn ich etwas davon weglasse, sind sehr unterschiedlich. Das kann ganz harmlos und minimal sein, wie bei den letzten drei Punkten.

Das kann aber auch richtig unangenehm werden, was eher die ersten Punkte auf der Liste betrifft.

Ich habe z.B. ich den letzten Wochen nicht mehr so oft meinen Bauch massiert und seit drei Tagen wieder damit angefangen, weil mein Darm total hart geworden ist, auch an Stellen weh tut und ich ernährungstechnisch noch sensibler geworden bin (begünstigt auch durch das nicht mehr stattfindende Yoga und die Medikamente).

Und heute am dritten Tag, bin ich etwas tiefer in die Verspannung gekommen und auch in eine Verbindung mit meinem Unterbauch, Teilspannung hat sich gelöst und sich in einem starken Weinen entladen. Dazu kam von dort die Rückmeldung:

„Ich bin einsam. Es tut mir weh, wenn du dich trennst.“

Ich war überrascht, hab ich mich doch selbst gar nicht einsam gefühlt. Und wer ist denn da jetzt überhaupt einsam, mein Darm oder mein inneres Kind? Auch war ich verwirrt, weil ich mit so etwas gar nicht gerechnet habe. Dann hab ich mich schuldig gefühlt. Es tat mir leid, dass ich da anscheinend für verantwortlich war. Dann hab ich diskutiert, das abgewehrt. Woher sollte ich den wissen, dass ich mich da von etwas getrennt habe. Ich hab das gar nicht mitbekommen. Und am Ende, habe ich den Schluss gezogen, dass damit anscheinend die Bauchmassage gemeint war, der Kontakt zum Unterbauch, dass ich den habe schleifen lassen. Und wenn ich ehrlich bin und noch mal in den Tag gestern hinein fühle, wo es mir nicht so gut ging, dann hatte ich da schon einen Impuls, dass ich mich mal hinsetzen müsste, um nach Innen-unten zu fühlen. Ich habe es nicht gemacht, warum auch immer.

Danach ging es mir viel besser. Ich fühlte mich vollständiger, emotional und körperlich.

So, oder so ähnlich läuft es in verschiedenen Varianten öfters ab. Im Nachhinein bin ich oft schlauer.

Eine deutliche Lücke spüre ich bei dem Punkt ‚kreativ sein‘. Da ist eine leere Stelle in mir, die immer wieder fordert, dass ich sie fülle, wenn andere Beschäftigungen nicht mehr möglich sind, weil der Kopf  überanstrengt ist. Und ich weiß so oft nicht wie. So viel Verstand/Kontrolle/Bewertung im Weg.  Ich habe gestern versucht, aus dem Kinder-Innen Wünsche fürs Jahr zu malen. Schriftlich hab ich die schon. Das war gar nicht schwierig. Freies Malen zuzulassen, ist hingegen schwer. Es gab Sekundenmomente wo es kam und ich lächelte, um sofort wieder in Bewertung und Kontrolle zu fallen und daraus ergebend sehr anspannt und angestrengt zu sein. Naja, ein Versuch darf so sein.

Kinderwünsche

Kinderwünsche

Zum Thema des Gleichgewichts wurde mir bei der Auflistung der Skills deutlich, wie viel Zeit ich für diese Dinge reservieren muss und dass da wirklich nicht mehr so viel übrig bleibt. Ich kann von mir einfach gar nicht erwarten, wie ‚die Anderen‘ am ’normalen‘ Arbeitsleben teilzunehmen. Das ist unrealistisch und sogar selbstschädigend.

Es tut immer wieder aufs Neue gut, sich von Schuld zu befreien. Das ist so wichtig.

Ich bin nicht schuld daran, dass ich so bin wie ich bin, dass ich so funktioniere, wie ich funktioniere!

Ich habe ein Recht für mich zu sorgen und damit Leid, Stress, Anspannung, Schmerz zu lindern!

beeindruckend

Irgendwie ist alles gerade so richtig gut. Ich habe viele Tage hintereinander meine Freudespeicher aufgefüllt und tu das noch immer.

Es ist toll! Ich weiß auch nicht. So viel ist passiert die letzten Wochen. So viele Erkenntnisse und Prozesse die weiter fortgeschritten sind. Und ich schau einfach nur zu und komme immer wieder ins Staunen.

Ahhhh, so fühlt sich das also an! So fühlt es sich an, wenn man sich frei fühlt. So fühlt es sich an, wenn man Wert fühlt. So fühlt es sich an, wenn man sich verbunden fühlt. So fühlt es sich an, wenn Verbindungen einen ’satt‘ machen. So ‚wenig‘ braucht es also, um glücklich zu sein – die Verbindung zu mir und zu anderen.

Und das passiert alles so, findet seinen Weg zu mir. Erstaunlich!

Wertigkeiten haben sich verschoben. Arbeit steht plötzlich ganz am Ende der Liste. Wer hätte das gedacht!

Die Rauhnächte haben mir die Klarheit beschert, dass ich mich 2015 mächtig abgerackert habe (was nicht falsch war, ebenso war wie es war), wie erschöpfend das war und das in mir ein sehr, sehr starker Wunsch nach Ruhe und Stressfreiheit sitzt.

Und zu Recht! Ist mir doch noch mal deutlicher geworden, auf welche Art und Weise ich in der Welt bin. Mit einer fast dauerhaften Grundanspannung und einem ultrasensiblem Nervengerüst. Sogar während der Rauhnächte, wo nicht allzu viel los war, hatte ich meine Totalausfallzeiten – stundenweise, halbtags und auch ein ganzer Tag. Das hat mir verdeutlicht, wie viel schon simpler Alltag, ohne zusätzliche Stressoren, wie Arbeit oder neue zwischenmenschliche Situationen mit mir machen.

Da war es plötzlich ganz logisch, wenn ich grundsätzlich mehr angespannt bin, dann darf ich auch grundsätzlich mehr Entspannung in meinen Alltag einbauen. Sogar zwangsweise, um wieder in ein Gleichgewicht zu finden. Die Anspannung macht sich auch in chronischen Körperleiden bemerkbar. Und auch hier – klar, wenn mein Körper stärker belastet ist, dann darf ich mich um so mehr um ihn kümmern, um die Belastung abzufangen. Ich brauche also grundsätzlich in meinem Leben mehr Ruhe, mehr Pausen, mehr alleine-sein, mehr Körperarbeit, mehr Entspannung. Und noch mal logisch, dass das alles vor der Arbeit kommt, weil ich ja sonst nur auf halbe Kraft bin. Das spannende daran ist, dass ich dafür in mir ein okay finde, weg von Schuldgefühlen. Es darf mir gut gehen. Ich kann mir mit allem Zeit lassen, weil mir das einfach gut tut und Lebensqualität erhöht.

Und so hat sich ganz stimmig daraus meine Haltung für das Jahr 2016 entwickelt – den Ball flach halten, es darf einfacher werden, es darf entspannt sein, nein sagen zu neuen zusätzlichen Herausforderungen (die kommen schon von ganz alleine) – ich muss mich nicht in jede sich aufzeigende Lernaufgabe stürzen, die Weiterentwicklung des Themas Arbeit ist erst einmal unwichtig, Stabilität halten und zurückfinden.

Das Ganze fühlt sich wichtig an, bis zur stationären Aufnahme. Bis dahin darf es so ruhig wie möglich bleiben. Was danach kommt, steht in den Sternen. Da sind die Würfel bestimmt noch mal neu zu würfeln.

Eine ganz neue Haltung für mich. Es fühlt sich gut an. Mal schauen, ob mir das gelingt. Ich weiß auch, dass ich einen sehr getriebenen, vorwärtsdrängenden Teil in mir habe. Der hat sich sicherlich nicht in Luft aufgelöst. 😉

Am 18.01. habe ich ein Vorgespräch in der Klinik. Zuerst war mir gar nicht klar, wie ich das bewältigen soll. An einem Tag da hin fahren, dann dieses Gespräch und wieder nach Hause fahren. Nach einigen Überlegungen und Berechnungen und Angstmanagement hat sich alles gefunden. Eine Freundin fährt mich mit einem gemieteten Auto dort hin und zurück.

Trotzdem ist es noch eine große Sache und wird auch sehr stressig. Ich war seit vielen Jahren nicht mehr so lange mit jemandem im Kontakt. Es wird mich erschöpfen und ich weiß nicht, ob ich gut bei mir sein kann, wenn jemand neben mir ist, auch wenn derjenige mit Autofahren beschäftigt ist. Sind immerhin jeweils um die 4 h für jede Strecke hin und zurück.

Das Gespräch vor Ort wird mich auch in eine bestimmte Gefühlslage bringen. Ein Machtgefälle. Autoritäten.

Ich kann mich trotzdem gerade immer wieder gut beruhigen und für diese Erfahrungen offen sein und auch die Möglichkeit fühlen, dass alles schon irgendwie gut werden wird. Anstrengend, aber gut.

Änderungen

Mir schwirrt seit ein paar Tagen das Schreibbedürfnis durch den Kopf und dann verliere ich den Faden. Ich glaube das liegt an dem Medikament. Darüber wollte ich auch schreiben. Und über eine Begegnung heute. Und noch irgendwas, was mir gerade nur am Hirnrand herum flackert.

Eins nach dem anderen.

Also…. Ich bin seit zwei Wochen bei 12,5 mg Quetiapin (Seroquel). Die Verdoppelung von vorher 6,25 mg war nicht sehr angenehm. Aber ich war zu ungeduldig mit der Teilerei. Ein Drittel von 25 mg lässt sich einfach scheiße teilen.

Ich wollte die Wirkung und Nebenwirkungen festhalten. Warum eigentlich? Vielleicht für mein Kontrollbedürfnis und zum leichteren Aushalten. Bin ganz schon ins Leiden gefallen für ein paar Tage und wieder diese stetige Ambivalenz, vielleicht doch wieder weniger nehmen. Gut das es mir wieder aufgefallen ist und ich die Gründe für die Einnahme sehen konnte und das Hilfreiche und den Zeitaspekt (Nebenwirkungen lassen auch nach – evtl.).

Die Nebenwirkungen sind bisher Kopfschmerzen, Müdigkeit, leicht verstopfte Nase, unangenehm veränderter Körpergeruch, Mundtrockenheit, veränderter Stuhlgang, leicht unruhige Beine und morgens verdammt schwer aus dem Bett kommen.

Und dann gibt es noch Veränderungen, wo ich annehme, dass das die Wirkung sein soll. Ich bekomme weniger von meinem Innenerleben mit. Und wenn ich es mitbekomme, ein Gefühl habe, dann gleite ich davon sehr schnell wieder weg. Wenn da von außen kein Reiz kommt und ich auch keine Handlung angehe, läuft das in einen verträumten Zustand. Ich würde das auch unkonzentriert nennen. Achtsamkeit ist damit auch nicht mehr so einfach. Meine Gedanken laufen wie gehabt so vor sich hin, doch sie sind wie in einem Nebelfilm, dass ich oft gar nicht so leicht fassen kann, was ich gerade denke, gedacht habe. Könnte man auch Vergesslichkeit nennen. Meditation ist zur echten Herausforderung geworden. Ich töne nun öfters das Om, weil der Reiz mich präsenter hält.

Emotional fühle ich mich sehr entlastet. Es ist ruhiger geworden. Teilweise sogar richtig entspannt. In einer Situation wo Ängste normalerweise aufgetreten wären, habe ich nur Anspannung gespürt, die ich ja dann wieder vergessen habe. 😉

So gleite ich gerade durch die Tage. Was mich daran hippelig macht ist, dass meine Gefühle an die ich mich so gewöhnt habe (da meine ich auch die leisen Empfindungen mit), die meinen Alltag bestimmt haben und meine Richtschnur waren, nun verändert sind oder nicht mehr spürbar. Das macht was mit dem Selbstgefühl. Irgendwie unklar, wer ich nun bin, wie ich bin, was sich für neue Orientierungspunkte in mir ergeben. Ob ich Überforderung noch mitbekomme, ob ich Grenzen noch mitbekomme. Keine Ahnung. Ich will mich erst einmal einlassen, das Andersfühlen zulassen.

Naja, und dann habe ich mich mit Unterstützung dazu entschließen können eine stationäre Traumatherapie auszuprobieren. Ich meine, die Vergangenheit liegt so nah an der Oberfläche, wurde in den letzten Wochen/Monaten immer deutlicher, die fordert mich förmlich auf, sie endlich zu verarbeiten.

Die Anmeldeunterlagen sind vor 5 Tagen raus. Das fühlt sich verdammt richtig an. Trotzdem lässt es mich auch daran denken, dass ich in meinem Leben noch nie länger als 3,5 Wochen von zu Hause weg war und das eine fremde Umgebung (neben anderen Dingen) mich stark destabilisieren kann. Aber… ich nehme ja jetzt Medikamente. 🙂

In den Dingen die ich so in letzter Zeit angegangen bin, Konfrontation mit Ängsten, gibt es nun nach der letzten Destabilisierung eine Planänderung, auch weil das echt blödsinnig ist, so etwas in der Betreuungsablösephase zu machen. Oh ha, welch Erkenntnisreichtum!

In den letzten 3-4 Terminen geht es vor allem um Anschlussvernetzung. Also zur Klinikplanung und wo kann ich mit wem Kontakt aufnehmen, wenn ich Unterstützung brauche. Dort schon mal Kontakte herstellen, informieren usw.. Das läuft alles schon und fühlt sich auch gut an. Obwohl ich es mir so überhaupt nicht vorgestellt habe. Naja… der Verstand und das Leben… und dieser breite Graben dazwischen.

So. Mehr mag nicht geschrieben werden.

Was hält?

Ich bin aktuell unglaublich verletzlich und für alles empfindsam. Vieles lässt mein Herz erzittern. Vieles regt es, berührt es, schmerzt es, öffnet es. Schickt Träne um Träne, mal als kurzen Schluckauf, mal als eine große Welle, mal irgendwas dazwischen. Mal zurückgedrängt, mal offen frei raus, mal in abgehackten Portionen. Gerade heute zähle ich schon sechs dieser Momente.

Es zieht mich stark zum Feuer. Feuer als Schutz, als Wärme, als Geborgenheit, als Halt. Kerzenzeit hat angefangen. Es zieht mich zum orangefarbenen Licht. Es zieht mich zu Gerüchen. Besonders Orange, obwohl ich den Duft gar nicht hier habe und auch noch nie benutzt habe. Gerüche als Trost, als Orientierung, als Ankerpunkt.

Mein Schutzbedürfnis ist sehr groß. In der sicheren Höhle sein. Zurückziehen. Einhüllen. Warm halten. Mir nah sein.

Morgengedanke im Bett – Ich bin ein verletzlicher Mensch. Eine Feststellung. Eine Erkenntnis. Obwohl es rückblickend so offenkundig ist, dringt es erst jetzt als Gefühl in mein Herz. Okay – ich bin ein verletzlicher Mensch. Das ist wichtig zu wissen und anzuerkennen. Das hat Bedeutung für mich, wie ich mich in das Leben gebe, dass es an vielen Stellen Behutsamkeit braucht. Und auch Schutz und Abgrenzung.

Verletzlichkeit, Berührbarkeit, Empfindsamkeit – vielleicht sind das meine wahren Qualitäten.

Es bewegen sich so große Dinge.

Es geht um Abschied, um Endlichkeit, um Wut. Es geht um Anspannung, um beklemmende Angstgefühle, um Unruhe und Rastlosigkeit, um das Gefühl, um mich schlagen zu wollen. Es geht um Aushalten, um Annehmen und um radikales Akzeptieren. Es geht um Unveränderlichkeit, um Krieg, um Licht und um Schatten, um Demut. Es geht um die Sehnsucht, zurück in die Einheit zu wollen. Es geht um das alleine Klarkommen, um die Erkenntnis, dass nichts von Dauer ist, alles vergeht und nichts bleibt. Es geht um das Loslassen, um Raum und um Leere, um Sein. Es geht um Angst und um Angst und um Angst.

„Mir kommt gerade der Gedanke, wenn ich so viel loslasse, was hält mich dann eigentlich?“ „Ja, was hält sie?“ Schweigen. Spüren. „Wenn alles losgelassen ist, was ist dann noch da, was bleibt übrig? Das Leben selbst. Der Augenblick. Der Geruch des Tees der vor mir steht. Ich glaube, dass ist es was mich hält. (Und meine wiederkehrende Entscheidung hier sein zu wollen)“ „Das ist wichtig. Wenn sie erfahren würden, dass sie nur noch 20 Minuten zu leben hätten, dann gäbe es nur noch das, nur noch diesen Moment.“

Weinen in der Öffentlichkeit

Seit einer Woche Tagesklinik. Anspannung ist hoch Tag für Tag. Permanente Bewegung um mich herum, verursachen, das ich mich selbst kaum spüre. Abgrenzungen kaum möglich. Grenzüberschreitungen am laufenden Band. Ich lasse mehr zu als ich kann, als ich schaffe, als ich aushalte.

Hab um Ausgang gebeten. Alleine sein. Bin in den Park geflüchtet. Das Grün welches mich umschließt, trägt die erste Schicht Anspannung ab.

Ein großer Baum. Als wäre es die letzte Rettung, laufe ich zu ihm und umarme ihn. Egal wer es sieht. Ich spüre sofort sein Umschließen und mich Halten. Ich bitte um Durchströmung und Reinigung, um Verbindung zum Boden und die nächste Schicht Anspannung fällt und fällt und fällt. Bis ich weinend unter ihm sitze. Endlich Anspannung abweinen können.

Ein Mann läuft mit Hund vorbei. „Alles okay?“ „Ja, ich weine nur ein bisschen. Alles okay. Danke fürs Fragen.“ „Keine Ursache.“ Und dann weine ich weiter.

Im Wald

Allein im Wald und alle machen ‚ah‘ und ‚oh‘ und ‚uh‘ und ‚bist du mutig‘ und so weiter. Sie staunen, sind ungläubig, sind überrascht, sind beeindruckt.

Was ist mit mir? Bei all diesen ‚Ahs‘ und ‚Ohs‘ komme ich mir irgendwie übersehen vor. Komme ich gar nicht dazu zu erzählen, zu erfühlen wie es denn für mich war. Bin ich mutig? Fühlt sich nicht so an. Mutig wäre ich, wenn ich mich hätte überwinden müssen. Ein Wagnis eingehen. Doch so hat es sich nicht angefühlt. Und das ist für MICH das Erstaunliche! Ich musste nicht mutig sein, weil es sich sehr selbstverständlich angefühlt hatte. Sowieso fügte sich an diesem Tag alles ineinander, als hätte es nie anders sein sollen als genau so.

Ich, alleine. Mit meinem Fahrrad, Schlafsack, Isomatte und Kocher. Der Plan, eine Nacht im Wald verbringen. Ohne Zelt.

Noch vor ein paar Monaten und das ganze Leben davor undenkbar. Unmachbar. Zuviel Angst. Alleine irgendwo sein? Unmöglich.

Es passte alles. Ich wusste in welcher Gegend es sein sollte. Kannte diese schon. Kannte den Wald und seinen Lockruf in ihm zu bleiben. Unkompliziertes Hinkommen. Im Notfall unkompliziertes wieder nach Hause kommen. Ausweichmöglichkeiten in der Nähe.

Der Tag begann mit Vorfreude. Einfach nur Vorfreude. Null Ängste. Wiiiiie lange ist es her, dass ich so fühlte. Damals, vor Urlauben. Bestimmt 4 Jahre her.

Dann vor Ort Freiheitsgefühle. Unabhängigkeitsgefühle. Gefühle die mir bis dahin so völlig unbekannt waren. Ich mit meinem Fahrrad, konnte tun und lassen was ich wollte. Keine festgelegte Zeit. Kein festgelegter Ort. Beweglich. Lauter Möglichkeiten. Ungebunden. Und immer noch keine Ängste. Wow!

Bei der Suche nach einem geeigneten Platz kam doch Anspannung hinzu. Große Anspannung. Der Wald sehr mit Wegen durchzogen. Die Möglichkeit von Menschen gesehen oder gehört zu werden ist sehr groß. Obwohl zur Nacht hin, immer unwahrscheinlicher. Hier komme ich um mein Muster nicht herum. Angst vor Menschen. Angst gesehen zu werden. Nicht der Wald ängstigt mich. Er ist Schutz. Er ist freundlich. Nicht die Tiere ängstigen mich. Sie sind in ihrem Verhalten nachvollziehbar und kalkulierbar. Es sind die Menschen die mich ängstigen.

Der Platz den ich finde ist zumindest etwas außer Sicht. Trotzdem fällt mir auf, wie ich alles ganz leise mache und durch die Gegend schleiche, damit ich nicht gehört werde. In einem großen, ansonsten sehr stillen Wald eine schwierige Aufgabe. Bei jedem Geräusch inne halte, um zu lokalisieren, ob jemand kommt. Ein Hund bellt vom Weg. Hat er mich gehört? Wird er gleich angerannt kommen und mich wütend anbellen und bedrohen? Woher kommen solche Gedanken?

Ich bin bemüht mit dieser mich umklammernden Anspannung zu sein. Sie nicht zu bekämpfen, aber auch nicht anzuschauen, weil ich nichts Größeres auslösen will. Obwohl ich am Rande spüre, wie schön dieser Ort ist und wie aufregend es ist, hier in ihm sein zu dürfen, komme ich in keinen Genuss, in kein Loslassen. Ich bin insgesamt auch zu müde, um mich mit dem einen oder anderen noch länger zu beschäftigen und schlafe relativ schnell ein. Sofort gefolgt von einem Angsttraum, dass plötzlich ein greller Scheinwerfer auf mich gerichtet, den Platz wo ich schlafe erleuchtet. Kann trotzdem gut weiterschlafen. Es ist wahnsinnig still, so dass ich fast durchschlafe.

Und jetzt kommt das schönste an der ganzen Sache. Aufwachen wegen einem Geräusch. Ein Schnattern. Ein Eichhörnchen, welches den einen Baum hoch klettert, dann wieder herunterklettert, um zum nächsten Baum zu gelangen und das gleiche fortzusetzen. Von Baum zu Baum, an meinem Schlafplatz vorbei, über meinem Kopf hinweg. Über mir die Wipfel der Fichten, die sich sanft im Wind wiegen. Links von mir, glitzern milde, weiße Sonnenstrahlen durch die Bäume von der aufgehenden Sonne. Ich fühle mich als Teil der Natur die mich umgibt.

Die Anspannung ist nur noch minimal, vielleicht weil ich weiß, dass ich bald den Platz verlassen werde. Mein Gefühlserleben bleibt insgesamt bedeckt, trotz Meditation. Es wird seine Gründe haben, warum ich auch hier nicht ganz da sein kann. Es reicht mir aus, was ich erlebe.

Ich bin in meinem Element. Draußen sein. Riechen. Hören. Sehen. Dreckige Klamotten. Die Funktionalität ist wichtiger als die Optik. Unwichtig wie die Haare liegen. Frühstück im Jägerstand, sicherheitshalber wegen der Brandgefahr. Waschen am See. Zusammenpacken. Alles was man braucht passt in die Satteltaschen und den Rucksack. Leben kann so unkompliziert sein. So könnte ich tagelang einfach weitermachen. Herumfahren. Den nächsten Platz suchen. Essen. Schauen. Schlafen.
Doch fürs erste will ich einsehen das es reicht. Mein Körper tut weh, von der ungewohnten Anstrengung und der Wetterbericht hat Regen angesagt.

Tatsächlich habe ich zwei Tage Erholung gebraucht, von diesen zwei Tagen Fahrradfahren, durch teilweise unwegsames Gelände, auch mit absteigen und schieben.

So, und jetzt noch mal für mich. Ich war tatsächlich eine Nacht alleine im Wald! Toll! Was für ein Entwicklungsschritt!

Puzzleteile und das Ganze

Ein erfahrungsreicher Tag heute. Intensive Prozesse laufen. Puzzleteile fügen sich zu einem Ganzen.

Erfahrungen

Die neue Übung morgens den dritten Tag. Ich habe meinen Weg damit gefunden. Mir versprochen, mindestens 2 Wochen diese Übung für 10 Minuten. Nicht mehr und nicht weniger. Nicht erhöhen, aus dem Zweifel, dass es zu wenig ist. Nicht unter Druck setzen, mehr machen zu müssen (wie andere es sagen). Mir das erlauben. Mir treu bleiben. So fühlt es sich gut an.

Ich liege heute in dieser Übung, dem schlafenden Tiger. Auf dem Rücken, Beine leicht gebeugt in die Luft gehalten, Hände auf dem Unterbauch und durch den Mund mit „Haaah“ ausatmen. Bewusstsein immer wieder in den Unterbauch lenken. Alles wahrnehmen, nichts sein, nur beobachten. Nicht mit dem Körper identifizieren und dem was sich da tut an Schmerzen, Anspannung, Zittern.

Ich spreche innerlich mit mir. „Meine Beine werden getragen. Ich vertraue.“ Ich versuche in die Atmung und meinen Unterbauch loszulassen. Parallel eine andere Stimme in meinem Kopf, in meinem Körper. Ein Wimmern. „Ich kann das nicht schaffen. Da siehst du? Mein Becken fängt wieder an zu kippen. Meine Muskeln fangen an zu zittern. Ich kann meine Beine nicht mehr halten. Ich kann das nicht! Ich werde das nicht schaffen. Ich glaube nicht daran. Nie und nimmer.“ Dieses Gefühl, diese Worte kommen aus meinem Unterbauch. Es fängt an zu weinen. Ich weine während ich weiter die Beine in die Luft halte (Wahrnehmung am Rande: das Halten geht auf einmal ganz einfach). Dieses Gefühl beinhaltet das gesamte fehlende Vertrauen, den gesamten fehlenden Glauben in mich selbst, über diese Übung hinaus. Es erinnert sich ein Leben lang, an jedes Alter in dem Erinnerungen möglich sind, vom Kindergarten bis heute, dagewesen zu sein. „Ich kann das nicht. Ich kann nichts. Ich werde scheitern.“ In mir ein Kind mit gesenktem Kopf, hängenden Schultern, innerlich weich, ohne Widerstand. Unbeweglich, zusammengefallen, zurückschreckend vor jeder neuen Erfahrung, Herausforderung, Aufgabe. In sich selbst verkriechend, um Schutz zu suchen. Auflösen. Später, auf diese Gefühle bauen andere auf. „Ich bin schlecht, weil ich nichts kann. Ich bin schuld, das ich nichts kann.“ Wie traurig, dass es sich so fühlen muss. Es tut mir leid. Es tut mir weh.

Nach dieser Erfahrung fühle ich mich zwar sehr gerädert, doch auch befreit. Etwas hat zusammen gefunden. Mir fällt die enge Verknüpfung von meinen Gedanken und Gefühlen auf. Gefühle entstehen bei mir oft erst über Gedanken.

Zusammenhänge

Am Nachmittag. Meine Gedanken treiben immer wieder um diese Erfahrung. Suche in meiner Vergangenheit. Wann bin ich an was so massiv gescheitert? Wann musste ich etwas tun, was ich nicht konnte? Wo habe ich das Vertrauen verloren, in mich? Es muss früh gewesen sein. Mir fällt der Unfall ein, mit 2 Jahren.

Ich krame in Notizen meiner Eltern (toll, dass ich so etwas habe). Mit ca. 1,3 Jahren unsicheres Laufen, mit 1,8 Jahren sicheres Laufen. Mit ca. 1,3 Jahren Gewöhnung ans Töpfchen. Dann mit 2,1 Jahren ein Sturz, mit Oberschenkelhalsfraktur. 3 Monate das Becken komplett in Gips, inklusive das ganze rechte Bein und das halbe linke. Nur noch Krabbeln möglich und wieder durchgängig Windeln benutzen.

Dieser wahnsinnige Schmerz vom Sturz? Erzählungen von großer Unsicherheit, als ich nach der Gipsabnahme laufen sollte. Eine neue Ängstlichkeit, von der berichtet wurde, die vorher nicht existierte. Eine Ängstlichkeit meinen Fähigkeiten zu vertrauen? So grundlegend? Es würde passen. Ich spüre weiter nach. Ich soll etwas tun, was ich nicht kann. Laufen? Ein Schmerz der mich aus meinem Körper treibt? An diesem wichtigen Entwicklungsschritt scheitern? Auf eigenen Beinen stehen? Es passt immer noch.

Was machen Kleinkinder mit Schmerzerfahrungen?

Heute. Die Verkrampfung im gesamten Darm. Das Halten im Becken. Das allgemeine schwere Loslassen in meinem Körper. Nicht loslassen können in Lustempfindungen. Das Misstrauen gegenüber Körpergefühlen. Davor zurückschrecken. Rein und gleich wieder raus. Durch diesen Unfall? Mir fällt auch ein Traum mit einem Rollstuhl ein. Ich hätte aufstehen können. Wollte es aber nicht. Wollte sicher bleiben.

Ich habe keine konkrete Erinnerung. Die Verbindungen entstehen gerade im Kopf. Doch es fühlt sich so verdammt stimmig an.

Auswirkungen

Ich versuche, während ich an einer Schachfigur feile, weiter meinen Unterbauch zu fühlen. Und oho, welch Wunder… er ist wirklich fühlbar. Dadurch veränderte sich meine gesamte Haltung und mein Gefühl. Ich arbeite nicht mehr über den Kopf, sondern mit dem Bewusstsein im Körper. Meine Schultern sackten nach unten, entspannten sich (mein Gott, ich wusste gar nicht, dass die die ganze Zeit oben sind). Mein Rücken richtet sich selbstständig auf, in eine gesunde, wohltuende Position. Meine Atmung ging tief. So hat das alles richtig Freude bereitet, wo sonst viel Konzentration und Anspannung war.