Möglichkeiten und Begrenzungen

Diese Worte schrieb ich vor 4 Tagen.


Es fällt mir schwer die Möglichkeiten meines Lebens, als Möglichkeiten wahrzunehmen. Es wird in mir kommentiert mit: zu wenig, nicht genug, unbedeutend, nichts besonderes.

Es fällt mir schwer die Begrenzungen meines Lebens anzunehmen und wertzuschätzen. Es fällt mir schwer sie als ’normal‘ (in sich sinnvoll) und gegeben, als natürlich und wertvoll zu erleben. Sie schützen mich vor Erfahrungen die zu groß für mich wären (vermute ich).

Diese Grenzen erlebe ich derzeit wie der Feind, der mir alles zunichte macht, mir Dinge verwehrt, die ich haben will (denke zu brauchen). Diese Reibung zwischen meinen Vorstellungen und der fehlenden Möglichkeit sie umzusetzen macht mich wütend.

Es fällt mir schwer mich auf diesen Lebensmoment einzustellen und trotzdem geschieht es.

Ich erkenne den Widerstand gegen das was ist und das führt zur Öffnung und zum Einlassen auf das was ist, auch mit Grummeln und Grollen.

Wut gehört ganz natürlicherweise zu solchen (Anpassungs-)Prozessen dazu.


Vor 10 Tagen gab es einen Versuch, beim BEW-Träger ein Kreativangebot wahrzunehmen.

Das war meine letzte Notlösung, für diese schwere Zeit einen Ort zu finden, an dem ich mich ablenken kann und an Ressourcen anknüpfe, weil mir das zu Hause immer schwerer fiel.

Dieser Besuch, der in Begleitung stattfand, gestaltete sich so, dass ich ca. 20-25 Minuten vor der Tür nach einer inneren Lösung suchte, wie es mir möglich sein könnte, diesen Raum zu betreten. Bei der Vorstellung brach jedesmal Panik aus. Ich kam dann darauf, dass ich ein Ziel im Raum bräuchte, auf das ich mich fokussieren kann (Wasser in ein Glas eingießen und trinken), die Begleitung die Aufmerksamkeit der Menschen im Raum auf sich zieht und ich mir als Ausweg, dass sofortige Verlassen des Raumes vorstelle und draußen die jederzeit zur Verfügung stehende Sicherheit. Es lief so ab, ich betrat den Raum, goß mir Wasser ein, stellte mich etwas abseits, nippte am Wasser und nutze dabei die Gelegenheit den Raum mit den Menschen darin zu erfassen. Dann überschlug sich die Panik, ich ging schnell raus und setzte mich auf den Boden, schlug die Arme um mich, um der Panikwelle zu begegnen. Ich fing an zu weinen und war dann sehr verstört.

Das es sich so schwierig gestaltete, das konnte ich mir vorher nicht vorstellen. Ich sah nur meine alles ersehnte Lösung. Endlich ein Ort wo ich hingehen kann und mich auf meine Sachen konzentriere.

Der letzte Ausweg, die letzte schnelle Lösung erledigte sich damit. In meinem Grad der Erschöpfung und Fragilität, war es nicht der richtige Zeitpunkt für weitere Besuche und ein Angsttraining.


Gestern dann entfaltete sich in mir ein ganzes Verstehen, warum das so ein Schlag ins Gesicht war und die schon vorher vorhandene Lebensmüdigkeit sich vertiefte.

Es war das letzte Stück Weg das ich gehen konnte, bei meiner ursprünglichen Idee und Suche nach einer Holzwerkstatt.

2,5 Jahren habe ich dieses Ziel vor Augen gehabt, Energie  hinein gesteckt und mich durch diese Idee motivieren und inspirieren lassen. Es war eine Idee von meiner mittelfristigen Zukunft.

Diese Idee war, durch all die Hindernisse die mir begegneten, auf dieses Kreativangebot zusammen geschrumpft. Ich hatte immer etwas dagegen, trägerinterne Angebote wahrzunehmen, weil ich die Idee davon habe, dass das die niedrigste (letzte) Stufe ist und sich das entsprechende Klientel dort aufhält, von dem ich mich nicht in meinem Lebensmut runterziehen lassen wollte.

Nun blieb nur noch das. Nichts mehr mit Holzwerkstatt. Und diese Erkenntnis stürzte gestern auf mich ein. Es gibt diesen Ort nicht. Jede Suche führte nicht zum Erfolg. Einmal zog der Träger plötzlich um und hatte am neuen Standort zu wenig Plätze. Ein anderer Träger war mir zu niedrigschwellig, ich hätte nichts gelernt. Der nächste Träger wollte sich nicht mit meinen Ängsten auseinandersetzen, war also zu hochschwellig angelegt. Der nächste Träger war dann wegemäßig und kraftmäßig nicht mehr erreichbar für mich. Und die Idee einer Nachbarschaftswerkstatt ließ sich auch nicht realisieren. Die letzten Bemühungen dazu waren vor ein paar Wochen zwei Mails an die Volkshochschule vor Ort und eine Industriewerkstatt. Zu hohe Kosten.

Ich habe alles getan. Es nimmt jetzt sein Ende. Ich lasse diese Idee los. Entweder kommt die Werkstatt zu mir oder es gibt keine Werkstatt.

Was habe ich gewütet, geweint, war verzweifelt, resigniert und todtraurig. Loslassschmerzen. (Das ist nur ein Thema. Es gibt noch zwei andere die das auslösten)

Als ich das gestern denken konnte ‚es ist zu ende‘, tat sich gleichzeitig eine Tür ins Jetzt auf und ich spürte seichte Wellen von Freiheit. (leider nur gestern 😉 )


Jetzt gibt es also nur noch mich und der Tag und mein jeweiliges entscheiden, wie ich ihn gestalte. Keine Zukunftspläne mehr. Kein auf etwas hinarbeiten. Und mein Üben mich darauf einzulassen und zu vertrauen.

Betreutes Einzelwohnen

Ich kann Stärke fühlen, in der Entscheidung das BEW auslaufen zu lassen.

Auch wenn die Alarmglocken schrillen. Wachsen ist gefährlich! Unabhängigkeit ist gefährlich! Dann ist niemand mehr da! Ich ganz alleine, tönt es, mit erschrockenem Gesichtsausdruck.

Ja. Ich ganz alleine. Und genau das traue ich mir zu!

Niemand mehr kurzfristig zu erreichen, der in die Geschichte eingeweiht ist.

Natürlich gibt es Sicherheitsnetze, die im Notfall greifen. Alleine mit Schwierigkeiten, werde ich also nie sein.

Ich traue mir mit dieser neuen Stärke in mir drin, dass meiste zu alleine zu bewältigen. Das habe ich mir in den letzten Monaten oft genug bewiesen.

Nun beginnt die Entwöhnungsphase, bevor die Maßnahme in 3,5 Monaten ausläuft.

Gefühls-Erkenntnis-Krise – Fühlen in Gegensätzen

Kurz nach 8 Uhr morgens im Bett. Maximal überfordert mit Verbindung. Verschmelzung unerträglich. Gleichzeitig Bindungsschrei. Einsamkeit unerträglich.

Nähe unerträglich. Rückzug unerträglich. (Reaktion auf die letzte Therapiestunde)
Ich weiß nicht was ich machen soll, wie ich für das Leiden und diese Qual sorgen soll. Verzweifelt. Ich weiß nicht, wie ich das mit dem BEW-Termin (Betreutes Einzelwohnen) heute lösen soll, wenn das eine nicht geht und das andere auch nicht. Auf wen soll ich hören?

Weinkrampf. Kann nicht aufhören. Gefühl, unter der Bettdecke versteckt, in dieser Ausweglosigkeit zu sterben.

8:26 Uhr. Anruf BEW. Handy aus. Büro geht der AB nicht ran. Verzweifelt.

8:36 Uhr. Anruf Sozialpsychiatrischer Dienst – Tagesdienst. Im Moment geht kein Gespräch. Bietet an 9 Uhr zurückzurufen. Ich weiß dann nicht, ob das Thema noch da ist.

Verzweifelt wieder alleine, keine Ahnung wie ich die 24 Minuten rum bekommen soll. Selbstverletzungsgedanken. Immer noch weinend lege ich mich auf den Boden, Decke über den Kopf und fange an mit ER/SIE/ES zu sprechen, um Hilfe zu bitten, die Hände vor der Stirn – „danke, das du mir hilfst, für all das da zu sein“. Das Weinen hört auf. Ruhe entsteht. So geht es. So kann ich bleiben.

8:48 Uhr. Rückruf SpD. Gefühlserkenntnisse loswerden. Der Einfall, mit dem BEW zu telefonieren, wenn Sehen nicht geht. Urgs… peinlich… sowas fällt mir dann selbst nicht ein. Empfehlung, nicht wieder hinlegen, ablenken bis Kontakt zum BEW da.

Weinen hat aufgehört. Bin nicht sonderlich gut orientiert. Erreiche telefonisch niemanden im Büro und auf dem Handy im BEW.

9:05 Uhr SMS ans BEW. „Können Sie mich zurückrufen? Ich brauche Hilfe, Orientierung. Große schlimme Gefühle. Termin zu nah und unerträglich heute.“

9:07 Uhr. Versuche Morgenroutine. Frühstück vorbereiten geht.

9:35 Uhr. Anruf vom BEW. Klären ihre telefonische Erreichbarkeit heute ab. Kontaktaufnahme jederzeit möglich. Telefontermin für 13 Uhr verabredet. Kurzes, weinerliches Umreißen der Gefühlslage. Berichte von den nächsten geplanten Schritten. Dann gibt’s nichts mehr zu sagen. Doch ploppt eine riese Bedürftigkeit auf, das Telefonat nicht beenden zu wollen. „Können Sie mir noch irgendetwas erzählen?“ Sie beschreibt ihre Sicht auf einen Baum, wie die Sonne hindurch scheint, als würde der Baum strahlen und warm sein. Schöööne Geschichte. Mir fällt auch eine ein und dann beenden wir das Telefonat.

Ab 9:44 Uhr. Duschen, anziehen, frühstücken. Alles wie besprochen geschafft. Schritt für Schritt. Beim Essen geht Anspannung runter. Werde sehr, sehr, sehr müde.

11:10 Uhr. Auf die Couch zum geplanten Entspannungsteil. Angeleitet. In diese bestimmte seitliche Position, Stoffbären unterm Kinn, eine Hand vor die Stirn, die andere auf dem Becken, Gesicht zur Couchrückseite, Couch-Decke fast über dem Kopf. Anspannung senkt sich nur bedingt. Leiden innen spürbar, im Herzen, im Kopf. Etwas Erholung ist das trotzdem.

12:10 Uhr. Die Gedanken kreisen wieder. Spielen in Endlosschleife Varianten des Termins heute durch. Kontakt heute oder nicht? Keine Lösung in Sicht. Entweder zu viel oder zu wenig Kontakt.

12:34 Uhr SMS ans BEW. „Bis jetzt habe ich mich so durchgeschlängelt. Geduscht. Angezogen. Frühstück gegessen. Versucht ne Stunde lang zu entspannen, weil so sehr müde, erschöpft. Und seit 20 Minuten kreise ich um das verabredete Telefonat, ob ich es brauche oder nicht. Eiern zwischen Kontaktbedürfnis und es wegschieben. Ich weiß nicht was ich brauche. Ich schaue mal aufs JETZT. Ok. Erst mal Zähne putzen.“

Dann die Erinnerung an meine Idee in der Therapie, Gedanken/Gefühle auszulagern, auf runden Kärtchen, um sie besser sehen, hören zu können und Abstand zu finden. Immer wenn ich denke, dass mir der Termin heute zu viel Nähe ist, kommt Angst. Stelle mir diese Angst als Karte vor, die vor mir liegt. Geht sofort gut, die Angst zu ‚sehen‘ und sie zu fragen, wovor sie Angst hat. Und ganz einfach kommt ein weinender Gedanke von dort: Wenn ich sie heute nicht sehe, dann geht sie verloren!

Oh, das wusste ich nicht! Das ist schlimm, so zu fühlen! Es berührt mich sehr, diese Angst und plötzlich habe ich Verständnis für alles Festhalten an dem Termin und dem Kreisen, wie es doch möglich sein kann, sich zu sehen, obwohl es nicht aushaltbar ist. Ich erreiche sie mit meinen Gedanken, dass Fr. W. auch nach heute noch da ist und sofort beruhigt es sich und die nächsten Schritte sind klar.

12:43 Uhr Antwort. „Sie machen das genau richtig. Vielleicht können Sie das innere Gefühl fragen, was es benötigt.“

Tut gut zu lesen. Hab ich ja so ähnlich gemacht. 🙂

13 Uhr Telefonat mit BEW. Erzähle von der Angst. Wir sind beide berührt von dieser kleinen Begegnung und dem Finden einer Lösung. Ihr ebenso berührt-sein tut mir gut. Mich im Spiegel zu erkennen. Kann das Treffen loslassen. Was  mir gut tut, ist die Wohnung verlassen und einen leckerer Kaffee trinken, am Bahnhof eine Station entfernt.

14:59 Uhr SMS ans BEW. „Mit Kaffee auf der Wiese an einem Baum, ist die Anspannung etwas weniger geworden. Mit Bratwurst auf der Hand zurück nach Hause, merke ich, dass das auch für heute an Außenaktion reicht. Mal sehen, ob ich mich zu Hause entspannen kann.“

15:23 Uhr SMS ans BEW. „Hier zu Hause einrollen auf der Couch, am Stofftier festhalten, die Verlust-Geschichte spüren. Ein paar Tränen und Verständnis von mir. Es bleibt EINE Geschichte in mir, nicht MEINE Geschichte, auch wenn ich mich mit ihr verbunden fühle.“

Ich habe keine Ahnung um welchen Verlust es geht.

Ich brauche dich, ich brauch dich nicht

Auch wenn mein Herz voll ist von Trauer und Schmerzen und Wut, denke ich die ganze Zeit, dass es gut ist, dass ich alleine bin. Dass es mich weiter bringt. Sogar mehr, als wenn da jetzt jemand wäre. Es holt Gefühle ans Tageslicht, an die ich sonst nicht komme. Zu denen ich sonst keinen Kontakt bekommen könnte.

Ich denke an Worte wie ‚Transformation‘ und ‚kalter Entzug‘.

Habe ich mich noch drei Beiträge vorher dazu eingeladen neue Wege zu gehen, Wege auf denen ich niemanden mehr brauche. Auch dazu passen all die Gefühle.

Wenn ich von ‚brauchen‘ spreche, meine ich Abhängigkeit. Das es mir nur gut gehen kann, wenn da jemand ist.

Es ist also gut, dass das mit dem BEW gerade nicht so klappt. Es ist gut, dass gerade keine Therapie läuft. Und es ist vielleicht gut, dass mich eine Erkältung mit ihrer Schwäche dazu bringt Zeit mit mir zu verbringen.

Und gleichzeitig ist da enorm viel Angst und Zweifel, die das von der anderen Seite betrachten.

Es ist überhaupt nicht hilfreich in meinem eigenen Sumpf zu sitzen und zu schmoren. Es ist nicht hilfreich verletzlich und weinerlich durch die Welt zu laufen, nicht mehr belastbar zu sein. Es ist nicht hilfreich die Zeit nur noch mit mir zu verbringen. Es ist nicht hilfreich niemanden zum reden zu haben und alle großen Gefühle nur noch vor mir selbst zu erleben.

Es wäre gut, wenn noch ein Weilchen keiner da ist.

Es wäre gut, wenn bald jemand an meiner Seite wäre, der mich stärkt.

Ich will nicht alleine sein.                           

Ich will alleine sein. Alleine sein bringt mich mir näher und damit nach Hause.

Alleine sein bremst mich aus und erzeugt Handlungshemmnisse.

Ja nur für eine Zeit. Für genau die richtige Zeit. Für die Zeit, in der es besser ist nichts zu tun und mehr zu sein. Die Handlungen kommen wieder. Erinnere dich.

Auch wenn ich alleine bin? War da nicht immer einer, als das Handeln wieder anfing? Da war immer einer und dann konnte ich mich trauen.

Ja. Du hast recht. Handeln und Nicht-Handeln fanden immer statt, wenn da auch einer war. Wir wissen noch nicht wie es sein wird, wenn da keiner da ist. Das wissen wir nicht. Können wir noch nicht wissen, weil es noch nicht da war.

Ist das jetzt die Zeit? Ich habe Angst!

Ich weiß es nicht. Ich habe absolut keine Ahnung!

Der Impuls alles gehen zu lassen ist stärker, als an etwas festzuhalten. Im Augenblick ist das so. Ich weiß nicht wie es wird, wenn beide Personen im BEW nicht passen. Welcher Impuls dann da ist. Dranbleiben und wieder Kontakt mit der Geschäftsleitung aufnehmen oder loslassen. Das können wir nur abwarten, wenn es so weit ist.

Ich habe Angst!!!

Ja

Betreutes Einzelwohnen

Ich weiß nicht so richtig, was ich hier schreiben will.

Eben im Bett, das Telefonat von gestern mit einer neuen Bezugsbetreuerin im Kopf. Unglücklich sein. Schon wissen, dass das nichts wird und diese Qual, ihr in der ersten Begegnung nächste Woche sagen zu müssen, dass das mit uns nicht passt.

Fragen im Kopf, warum passt es nicht. Eine Not, damit (wieder) nicht verstanden zu werden.

Dieses riesige Bedürfnisse verstanden werden zu wollen und in meiner Entscheidung bestärkt.

Gestern deshalb mit dem Krisendienst telefoniert. Kurze Rückenstärkung gefühlt und heute wieder alles unsicher und mein Verhalten in Frage gestellt.

Ich frage mich, ob dieses große Bedürfnis von jemanden verstanden zu werden, auftaucht, wenn ich mich selbst nicht mehr verstehe.

Das scheint zu passen. Ich nehme mir Stift und Notizbuch und versuche zu verstehen, was es genau war, dass das Gefühl macht, mit der neuen Person nicht zusammen arbeiten zu können.

Beim Schreiben wird es plötzlich konkret und klar. Sie hat mich im Gespräch nicht miteinbezogen, über das wo und wie des ersten Termins.

Ich sollte öfter mal wieder den Stift in die Hand nehmen, wenn Enge, Unklarheit und Chaos herrscht. Gerade in der Zeit ohne festen Ansprechpartner.

Eine weitere Person gibt es noch.

Gestern mit dem Krisendienst darüber nachgedacht, was ist, wenn auch die zweite Person nicht passt.

Mir hat es übrigens so geholfen, dass er sagte, wenn man weiß was man braucht, sollte man solange suchen, bis man es gefunden hat. Und nein zu sagen wäre mutig, viele trauten sich das gar nicht.

Jedenfalls, wenn die zweite Person auch nicht passt, kann ich mir vorstellen, dass mich meine Kraft verlässt, mich dem weiter auszusetzen und ich ohne BEW weiter mache, mit der Hoffnung, dass dann die Therapie endlich genehmigt ist.

Bin ich froh!

Bin ich froh, es auch schon anders erfahren zu haben!

Sonst müsste ich ihnen glauben, wenn sie sagen, dass das was ich suche nirgendwo zu finden sein.

Bin ich froh, an anderen Stellen soviel Vertrauen zu erfahren, dass meine Wahrnehmung dafür, was sich hilfreich anfühlt und was nicht wahr ist.

Bin ich froh, dass auch andere sich irren können oder es einfach nicht anders wissen, anstatt mich selbst in Frage zu stellen.

Bin ich froh!!!

So gibt es Leid an dieser einen Stelle, zwischen ihnen und mir. Und nur dort, nicht überall und grundsätzlich!

Ohnmacht bewältigen, mit einem Brief an den Sozialpsychiatrischen Dienst

„Sehr geehrte Frau …,

der Termin am 14.06. macht mir sehr Bauchschmerzen. Ich fühle Ohnmacht bei der Vorstellung, dass eine Instanz, eine Person, die wenig persönlichen Kontakt mit mir hat, darüber entscheidet, ob diese Art der Unterstützung hilfreich ist.

Ich selbst stelle mir diese Frage immer wieder und glaube, sehr bewusst damit umzugehen, welche Unterstützung mich wirklich unterstützt, mich in Selbstverantwortung und Eigenmacht bringt. Mit dem Antrag der Verlängerung des BEW, habe ich diese Entscheidung getroffen, dass dies weiterhin eine sinnvolle Hilfe ist.

Vielleicht können Sie so nachvollziehen, dass es da für mich überhaupt nicht nachvollziehbar ist, wozu es ein weiteres Gespräch über diese Entscheidung geben soll. Zumal es ein sensibles Thema ist, mich hilfebedürftig zu fühlen und darüber zu sprechen.

Das fühlt sich so an, als würde man mir absprechen eigene Entscheidungen treffen zu können.

Dass das Amt eine Finanzierung prüft, kann ich nachvollziehen. Dafür ist ja der BRP da und ich finde der ist eindeutig und so intim und privat, wie dafür nötig.

Warum nun noch eine weitere intime/private Thematisierung? Das ist für mich eine hohe, bisher nicht nachvollziehbare Belastung. Diese Anspannung führt meist dazu, nicht alles sagen zu können, was vielleicht wichtig wäre.

Vielleicht würde es mir helfen, wenn ich Ihr Anliegen im Vorhinein wüsste und verstehen könnte. Wenn ich mich darauf vorbereiten könnte, so dass ein gemeinsames Gespräch auf Augenhöhe entstehen kann.

Welche Fragen sind offen?

Mit freundlichen Grüßen

…“

Eine Mail zum schwierigen Tag heute

„Puhhh, liebe U.,

ich war heute so, so mutig und habe die Frau vom BEW mit all meinen Verunsicherungen mit ihrer Gestik, Mimik und im Kontakt konfrontiert. Und so viele Gefühle ausgehalten, die das gemacht hat.

Es wird nicht einfach mit ihr. Sie ist es gewöhnt zu führen und ich will keine Führung. Ich brauche jemanden der da sein kann, Raum lassen kann. Ich brauche auch nicht ständig positiv, einladend angelächelt zu werden, vor allem nicht, wenn es mir gerade sehr schlecht geht. Ich brauche jemanden der mich sieht und das was er sieht aushalten kann.

Das war eine riesige Aufgabe, jemanden mit so etwas zu konfrontieren.

Rotz und Wasser geweint. Mich schlecht gefühlt, zu viel fordernd, voller Scham, dann wieder mit vollem Recht auf meinen Anspruch den ich habe.

Einerseits bin ich gespannt, wie es weiter geht und andererseits stinksauer, dass es wieder so schwer sein muss und ich nicht einfach mit dem weiter arbeiten konnte, was so gut funktioniert hat.

Liebe Grüße

Sophie“

Etwas gehen lassen, um etwas zu bekommen

Oh Herr, ich gebe dir die Zügel in die Hand, auch wenn es schmerzt loszulassen.

Zeige mir den rechten Weg, mit dem es mir gut gehen kann, auch wenn es erstmal bedeutet, etwas scheinbar zu verlieren.

Am Ende gewinne ich doch.

Was bringt mir ein Ungleichgewicht, unter dem ich leide.

Ich bin bereit meinen Willen loszulassen und alles zu tun, damit es mir gut gehen kann. Ich erlaube den Schmerz und die Tränen, die dieses Loslassen mit sich bringen.

Ich kann nicht alles machen, auch wenn Jedes für sich gut ist.

Das ist die Erkenntnis nach Cranio-Sitzung gestern.

Mir fehlt dann die Kraft, um noch Gutes zu tun und zu fühlen und damit wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

So wie schon letztes Jahr, gleichzeitig Therapie und Training in der Holzwerkstatt in einer Woche zu viel war, so ist auch jetzt Ergo-Körperarbeit und Therapiesuche in einer Woche zu viel.

Ich bekomme dann nicht mehr alles unter einen Hut – aufkommende Gefühle, deren Ausdruck, Verarbeitung und Versorgung, Ausruhen, positive Dinge tun, Sport und Pflichten des Alltags, wie Haushalt, Einkauf und Essen.

Hinderlich war die Aussage „sie schaffen das schon“, als ich Bedenken bezüglich der Therapiesuche äußerte. Gehört habe ich „ich muss das schaffen“.

Genau so habe ich mich verhalten. Ich muss das schaffen. Es darf mir jetzt nicht schlecht gehen. Antreiben.

Ergebnis

Ein herausfordernder Termin pro Woche ist gut machbar.

Alles weitere bringt mich an Leistungsgrenzen und verstärkt depressive und destruktive Zustände.

D.h. für nächste Woche, dass ich für den ersten Termin – Ausflug zu einem Pferdehof – um Unterstützung bitten darf („darf ich mich etwas hinter Ihnen verstecken und Sie übernehmen die Führung?“ – oh fällt mir das schwer, dass zu zeigen),

damit ich dann für den zweiten Termin – therapeutisches Abklärungsgespräch über die Sprechstunde der KV – noch genügend Kraft habe.

Es fühlt sich gut an, wieder Orientierung in dem zu haben was ich brauche!

im offline

mir fällt auf, dass ich seit dem 23.12.2017 fast keine beiträge anderer mehr gelesen habe. der platz in mir reicht nicht aus. es sind auch rauhnächte. ich bin runtergefahren. hab trotzdem zu tun. innerlich gibt es immer wieder krisen. dafür schnelle lösungen und dann auch entspannte und ruhige zeiten.

ich komme zurecht, obwohls brüchige zeiten sind. ich finde immer wieder halt. in mir. bei professionellen. bei freunden. bei dem, was ich ‚gott‘ nenne.

ich komme so überraschend gut durch die tage, obwohl es noch keine feste neue bezugsbetreuung gibt und ich im notfall immer auf regionale helfersysteme zurückgreifen muss. das klapp erstaunlich gut. ich bin offener geworden. kann mehr zeigen, mehr benennen und mehr zulassen. schön, schön.

und ich bin zur zeit abends serienjunkie, weil kostenlosen probemonat bei einer online-videothek. was für eine geile sache.

und das werde ich jetzt weiterverfolgen… 🙂