Mail an die Therapeutin.
Wenn ich erklären müsste, was eigentlich genau geschehen ist, würde ich heute sagen ‚ich habe an irgendeiner Stelle meinen inneren Raum verloren‘, was gleichzusetzen ist, mit ‚nicht mehr in Sicherheit sein‘.
Ich erkenne das als etwas, was in der Vergangenheit schon oft passiert ist, ich nur nie so benannt habe. Auch da hat nur Rückzug von Menschen und Reizen geholfen, damit sich meine Grenzen wieder bilden konnten.
Wenn das Therapiesetting dafür ein Trigger ist und es (bisher) keine Möglichkeit vor Ort gibt, meine Grenzen zu stabilisieren, sondern jede Begegnung ein erneuter Trigger ist, dann muss ich darüber nachdenken, wie es gelingen kann, dass
- erstens, die Grenzen nicht so sehr einreißen, dass es ewig dauert bis sie wieder aufgestellt sind,
- zweitens, ich genügend Zeit zwischen den Stunden habe, damit sie sich wieder aufbauen können,
- und drittens, ich noch so viel Energie nach einer Stunde habe, das ich meine Bewältigungsstrategien auch anwenden kann, damit sich meine Grenzen wieder stabilisieren.
Die drei Punkte stehen in Wechselwirkung miteinander.
Festhalten kann ich, dass ich nach den Entscheidungen in der letzten Stunde (Anm.: nach 20 Minuten gehen und nächster Termin erst in zwei Wochen) eine sofortige innere Entlastung gespürt habe, wie endlich wieder Luft bekommen, nachdem ich fast ertrunken wäre. Und den Tag danach gab es kein zurückrutschen in den 1. Bereich. Zurzeit bin ich immer noch im 2. Bereich (kurze Momente auch in 3). Das beinhaltet auch, jeder kleinste Kontakt, sei es telefonisch oder per Mail verunsichert mich zutiefst, stellt sofort die innere Wertfrage (bin ich richtig, so wie ich mich verhalte?), so dass ich zu tun habe, nicht gleich in die nächste emotionale Krise zu rutschen. (Bisher gut gegangen)
(Anm.: 1. Bereich: nur existieren und irgendwie durch den Tag kommen; 2. Bereich: in der Wohnung bewegen können und wenige Dinge erledigen; 3. Bereich: außerhalb der Wohnung bewegen können und Kraft haben für schöne Sachen – ab hier beginnt Lebensqualität)
Ich denke über Intervall-Therapie nach. Ob das eine hilfreiche Option wäre. Müsste man ausprobieren, um das zu wissen.
Entweder 50 min dienstags, freitags und wieder dienstags. Dann zwei Wochen Pause oder gleich mit den Minuten runter.
Die Frequenz für kurze Zeit zu erhöhen würde dem entgegenkommen, dass sehr viel in mir passiert, wo ich nicht immer fähig bin, dass schriftlich aufzubereiten. Sie würden mehr von den Prozessen mitbekommen. Es könnte eher zu einer ‚Begleitung‘ kommen. Derzeit bin ich eher Einzelkämpfer. Ich sehe das allerdings nicht als Nachteil. Es stärkt mich, weil ich vieles alleine stemme und dabei mitbekommen, zu was ich fähig bin.
Ob wir eine Stunde 50 min oder 25 Minuten laufen lassen sollen, finde ich im Moment schwer zu entscheiden. Grundsätzlich kann ich jedoch davon ausgehen, dass ich dazu neige mich zu überschätzen und zu überfordern. Dann wäre es interessant ein 25 min-Intervall auszuprobieren. Das würde ebenso den ersten und dritten Punkt oben beachten. Ansonsten würde ich zur Orientierung sagen, wenn ich mich einigermaßen sicher fühle, gehen 50 Minuten problemlos, wenn nicht, reichen wohl 25 Minuten (solange ich vor Ort nichts am Sicherheitsgefühl ändern kann).
Da kommen dann Ihre Umstände ins Spiel. Sie meinten, dass das terminlich für Sie nicht gut zu legen ist und es für Sie auch keine Dauerlösung ist. Allerdings gehe ich hier mit meinen Ideen auch nicht von einer Dauerlösung aus. Ich hoffe/wünsche/sehne mich danach, dass es Entwicklung geben wird. Das wird man dann sehen.
Was sich für mich nicht günstig anfühlt, ist, im Wochenrhythmus zu bleiben und dann immer wieder zwei Wochen Pause zu machen. Da verliere ich mit den Prozessen den Anschluss an den Therapieraum und auch den Kontakt zu Ihnen. Gerade taucht allerdings auch ein Fragezeichen in mir auf, ob das wirklich so ist oder ich nur einer Idee von Therapie und in Beziehung-sein hinterher jage, die gar nicht nötig ist.
Ach, ich hab den Fokus verloren. Es ging ja für mich um die Frage, wie kann ich mich in diesem Therapiesetting in Sicherheit fühlen oder nur ertragbar viel Sicherheit verlieren. Und darauf bezog sich mein Gefühl von oben, was sich nicht günstig anfühlt.
Ich war die letzten Male so verwickelt und identifiziert mit dem Gefühl nicht in Sicherheit zu sein, dass ich damit auch gar nicht arbeiten konnte, es nicht beobachten, nicht mit etwas Abstand betrachten. Wenn das möglich wäre, wäre ich einen ganzen Schritt weiter. Dieses Gefühl von ‚Gefahr‘, ‚kein innerer Raum‘, ‚mich schützen müssen‘ vor mich auf den Tisch, als ein Kärtchen legen können. Es mal betrachten und im Körper beobachten zu können. Das wäre was! Ohne das, muss ich immer die physische Flucht ergreifen, weil der sichere Raum und Sie, als sichere Person darin gar nicht wahrgenommen werden können. Bei dem Wort „Sie, als sichere Person“, lachte allerdings etwas Ungläubiges in mir auf. Kann ich also noch nicht wahrnehmen, auch nicht von meiner sicheren Position hier zu Hause.
Wie denken Sie darüber?
(Ich bin ganz erstaunt über meine hier niedergeschriebenen, wohlsortierten Gedanken. Das sah vorher in meinem Kopf anders aus)