Anpassungsleistungen

Ich komme gerade von Rewe und fühle mich bedrückt, mit einem unguten Gefühl, weil ich Tiefkühlpizzen und Dosenessen in meine Schränke räume.

Vor ein paar Wochen habe ich geistig kapituliert. Einschränkungen und gesunde Ernährung sind für mich nicht miteinander vereinbar. Ich kann es mir nicht leisten, ich kann es nicht von mir erwarten mich gesund zu ernähren. Ich schaffe es einfach nicht, nicht durchgängig.

Ich schaffe den Weg zum Biomarkt nicht immer, weil hier keiner um die Ecke ist.

Ich schaffe es nicht immer frisch zu kochen.

Und ich schaffe es nicht mehr, vollständige Biokost zu finanzieren.

Nun schien der Zeitpunkt gekommen, das zu akzeptieren und eine Bereitschaft zu entwickeln mich anders zu verhalten, als mich weiter zu quälen, in dem ich zu wenig esse, notgedrungen unterwegs esse oder mich ständig zu Dingen antreibe, die nicht schaffbar sind.

Es ist echt schwer!

Eigentlich geht es nur, wenn ich nicht nachdenke, einfach das greife, was ich früher so gegessen habe.

Ich kann aber nicht nicht nachdenken und ich kann nicht, ohne die Inhaltsstoffe zu lesen, Lebensmittel kaufen.

Also lese ich und lese ich, mit diesem flauen Gefühl im Magen. Kann mich entscheiden zwischen viel Zusatzstoffen oder weniger Zusatzstoffen.

Dann kommt noch der Preis ins Spiel. Billig wird es mit vielen Zusatzstoffen. Das geht für mich gar nicht.

Und es sollen Sachen sein, die schnell gehen, also Fertigessen (nicht als Hauptnahrung, sondern zur Ergänzung/Entlastung). Die haben meistens Fleisch mit drin. Find ich auch nicht so toll. Die vegetarische Pizza kostet gleich wieder viel mehr. Arrrrgh…

Und wenn ich jetzt noch Sachen suche, die keine Milchbestandteile haben, dann kann ich eigentlich gar nichts mehr kaufen. Also muss ich das schlucken und die Lactrasetabletten dazu nehmen.

Das finde ich nicht schön!!!

Ich habe seit vielen Jahren zu Hause keine Fertigessen mehr gegessen. Naja, dann letzte Woche die ersten Thunfischpizzen. Schlecht haben sie nicht geschmeckt und Entlastung war es allemal.

Irgendwie wird es wohl gehen.

Ein größerer Tiefkühler, also mehr als ein kleines Fach, würde mehr möglich machen. Dann könnte ich vorkochen und einfrieren. Hach ja… ich leide wieder…

Lust

Heute hat mir das Einkaufen nach vielen, vielen Wochen mal wieder Lust und Freude bereitet.

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Lange war es sehr mühselig und hat mich belastet ständig Entscheidungen zu treffen. Aß mehr unterwegs und hab nur das Notwendigste unkreativ gekauft.

P.S. Wo ich von Zarah an einen alten Artikel erinnert werde (danke dafür 🙂 ), stelle ich fest, dass es heutzutage überhaupt nicht mehr ungewöhnlich für mich ist, Salate zu kaufen und zu essen.

Innerer Reichtum

Umstände

Als ich im April wieder stark eingeknickt bin, emotional, wie auch in meiner Leistungsfähigkeit und klar wurde, dass für mich momentan eine Tätigkeit mit 25 h die Woche nicht zu bewältigen ist, kam der nächste harte finanzielle Einschnitt auf mich zu.

Der finanzielle Nach-unten-Trend begann 2011. Vom vollen Verdienst (40h) auf Krankengeld. Von Krankengeld auf Alg I. Von Alg I auf Verdienst (25h). Von Verdienst wieder auf Krankengeld. Der nächste und letzte Schritt auf Hartz 4-Niveau erwartet mich im September. Bis zu meinem letzten Verdienst konnte ich noch gut haushalten und musste nur geringfügige Anpassungen bewältigen. Kein monatliches Sparen mehr, alle Spenden kündigen und Handyvertrag reduzieren. An den Ausgaben des täglichen Lebens, musste ich nichts verändern.

Doch mit dem jetzigen Krankengeld bekomme ich nur noch halb so viel, wie ich damals mit 40 h die Woche verdient habe. Das rüttelt ordentlich an der Komfortzone und nicht nur das. Es rüttelt an meinen inneren Haltungen zu Gesundheit und Ethik, an meinem erworbenen, gewachsenen Lebensstil, besonders was meine Ernährung betrifft. Das war ein Schock. Kann ich mir keine Bio-Lebensmittel mehr leisten? Das ich nun nicht mehr einfach essen gehen kann, wann ich will, ins Kino gehen kann, wann ich will, tanzen gehen kann, wann ich will, Ausflüge machen kann, wann ich will, ist auch nicht leicht zu akzeptieren. Aber das was ich verzehre ist das, was mir am wichtigsten ist. Wo eine Umstellung mich am meisten quält.

Damals

Erstaunlich wie schnell man sich an einen Lebensstil gewöhnt, sich hinein entwickelt und wie er Teil der Identität wird. Ich dachte, ich wäre jemand der wenig braucht. Hab mich an die Studienzeiten erinnert. Da ging es doch auch mit sehr wenig. Begriffe wie Nachhaltigkeit, Fair Trade, Umweltschutz und meine Gesundheit standen noch überhaupt nicht zur Debatte. Aber ganz ehrlich, es hat mir auch dort schon keinen Spaß gemacht. Wenn man sich entscheiden muss zwischen neuer Unterwäsche oder neuen Socken (man braucht eigentlich beides), sich Lebensmittel von der Berliner Tafel holt und heimlich Flaschen sammelt. Ja es ging und das hat auch irgendwie stolz gemacht und trotzdem ist es mir anders lieber.

Heute

Jedenfalls habe ich mich bemüht der Situation gerecht zu werden. Habe alle Versicherungen stillgelegt und mir eine Übersicht über meine täglichen Ausgaben verschafft. Ja puh, 150,- € für Lebensmittel und 150,- € Ausgaben für alles Zwischendurch ist ordentlich und wird so nicht mehr möglich sein. Es ist wirklich schwer den alltäglichen Verführungen zu entgehen, aber noch schwieriger gestaltete sich der Versuch, wieder einen Teil konventioneller Lebensmittel zu kaufen. Mit riesigem Widerstand und sogar Ekel tat ich es trotzdem. Was sollte ich auch machen? Dann bekam ich starke körperliche Beschwerden – Sodbrennen, Magenschmerzen und Übelkeit. Meine Therapeutin würde wahrscheinlich die Gründe dafür woanders sehen, aber ich bin mir fast sicher, dass mein Körper auf die „unguten“ Energien, Pestizide und was weiß ich, reagiert hat. Zuerst wollte ich es auch nicht glauben, dass ich mittlerweile so sensibel sein sollte. Ich habe mittels einer Technik, meine Körperintelligenz dreimal ungläubig zu den neuen Haferflocken befragt und es kam immer das gleiche „Nein, will ich nicht“. Okay, das ist ja dann wohl eine klare Botschaft.

Energiewandel

Dann geschah erstaunliches. Nach diesen Erlebnissen traf ich die Entscheidung auf Bio nicht verzichten zu wollen. Komme was wolle. Und diese Entscheidung, dieser Wille, dieser unverrückbare Entschluss führte dazu, dass ich eine Stärke in mir spürte. Eine Stärke die mir versicherte, dass das möglich ist, dass sich Wege finden werden. Und genau das geschah! Mir fielen nach und nach lauter Dinge ein die ich tun könnte. Das erste waren andere Geldquellen zu erschließen. Dinge bei Ebay verkaufen und Blut spenden gehen. Beides erwies sich leider als Flob. Meine Dinge hatten keinen Wert mehr und mein Blut ist zum Spenden nicht geeignet. Das änderte nichts an meinem positiven Grundgefühl, das alles möglich ist. Eine neue Affirmation stieg in mir auf: „Alles ist immer in Fülle da!“ Und das unglaubliche ist, dass ich trotz des äußeren Mangels, einen inneren Reichtum fühlte. Mein Fahrrad ging kaputt. Ich eigentlich kein Geld für die Reparatur. Trotzdem zur Werkstatt. Immer das Gefühl, es wird schon irgendwie gehen. Unerwartet treffe ich an dem Tag der Fahrradabholung meine Mutter und sie bezahlt die Reparatur. Was hab ich mich gefreut. Dann der Aufbruch meines Kellers. Nichts entwendet, da nichts drin ist. Nur ein neues Schloss muss her. Das Schloss kauft meine Mutter mir gleich mit. Ich habe versucht Wohngeld zu beantragen. Habe leider keinen Anspruch. Das alles erlebe ich mit viel Gleichmut.

Zurück zum Thema Lebensmittel. Auch hier taten sich Möglichkeiten auf. Ich nehme einen weiteren Weg in Kauf, zu einer Bio-Kette die günstiger ist als mein bisheriger Laden. Ich versuche die Vielfalt einzuschränken – einfache Gerichte, einfache Zutaten – eben am Preis orientiert. Ich kaufe Großpackungen. Wird zwar erst mal teurer, aber am Ende günstiger. Ich wechsel soweit wie möglich auf die günstigen Biomarken, auch wenn ich damit auf höhere Bio-Standards (wie z.B. Demeter) verzichte. Ich kaufe reduziertes Obst und Gemüse, welches nicht mehr einwandfrei aussieht. Ich führe nun eine Liste über meine Ausgaben für Lebensmittel, Hygieneartikel und Getränke. Da zeigt sich eine Schwachstelle für Getränke wie Red-Bull und Spezi. Viel zu teuer und auch ungesund. Auch wenn das alles vielleicht konsequent wirkt, bin ich es eher nicht so ganz. Aber ich sehe das wieder als Prozess. Als etwas, was sich durch die Auseinandersetzung damit automatisch seinen Weg suchen wird.

Ich fühle mich zumindest momentan sehr zufrieden, wenn nicht sogar glückselig. Raus aus der verkrampften Opferposition, rein in die Rolle, die Dinge in der Hand zu haben und selbst bestimmen zu können. Es fließt. Ich freue mich. 🙂