Treffen mit M., der Heilerin. Innere-Kind-Arbeit. Zusammenfassung der Geburt, der Beziehung zur Mutter und der Trennungserfahrung. Sie fasst meine erlebten Erfahrungen in Gefühlen als Worte zusammen, gibt sie mir so sichtbar zurück und alles ist auch bei mir da. Nun soll ich in mein Herz gehen, wo mein Inneres Kind mit diesen Gefühlen sitzt und ihm mein Wort geben, nun für sie da zu sein. Ich kann es nicht. Nicht vor ihr.
Heute, ein Tag später. All die Gefühle im Hintergrund. Schleiche den halben Tag darum herum. Will den Schmerz nicht fühlen und spüre ebenso die Verantwortung, die ich für meinen Schmerz trage.
Ich gehe in den Wald. Bereite ein Ritual vor. Eines was ich vor einiger Zeit schon mal machen wollte. Mein Inneres Kind in der Welt willkommen heißen.
Ich konnte es damals nicht. Ich konnte ihr nicht das Versprechen geben, immer da zu sein. Was wäre, wenn ich es nicht halten könnte? Was, wenn ich dann genau wie meine Mutter wäre und ihr die gleichen Enttäuschungen erneut zufüge?
Ich habe mit M. über diese Hindernisse gesprochen. Wir haben für das Wort Versprechen, welches so negativ besetzt ist, ‚mein Wort geben‘ gewählt. Und ich darf Fehler machen! Das ist menschlich.
Ich gehe zu der Stelle, wo drei mächtige Bäume stehen und ich oft Zeit verbringe. Ich verbinde mich mit der Erde, erkläre ihr wofür ich sie brauche und nehme mir etwas von ihr. Als Dank lasse ich ein paar Haare von mir dort.
Die Erde ist zu Hause. Wieder dauert es ein Weilchen, bis ich den nächsten Schritt gehen kann. Und ab da laufen schon die Tränen. Ich suche ein Behältnis, in welches ich die Erde geben kann. Alles soll schön sein. Nicht irgendwie. Werde kurz verzweifelt, weil ich nichts Schönes habe. Dann fällt mir mein roter Teller ein. Darauf tue ich die Erde und eine Kerze. Dann suche ich ein Babyfoto von mir.
Das geht mir so dermaßen nah. Das Foto stecke ich in die Erde und zünde die Kerze an. Es tut so weh. Ich sehe nichts als Verlassen-sein, Einsamkeit. Ich fühle so viel davon. Ich komme gar nicht dazu, ihr mein Wort zu geben, weil sie so verloren aussieht und sich fühlt und ich von Tränen überschüttet werde.
Da muss unbedingt noch was her, damit sie nicht alleine ist. So kann ich sie auf gar keinen Fall lassen. Aber was?
Der Engel! Ja! Perfekt. Der Engel der sie beschützt, in seinen Flügeln trägt. Die Erde die Geborgenheit und Sicherheit gibt. Das Licht, welches die Nacht zum Tage macht. Und ein Stück Holz zur sicheren Umrandung. Eine Blume hätte ich noch gerne. Dann später.

Mit meinem Teddy im Arm, versuche ich so viel wie möglich ihre Gefühle in mir zuzulassen. Ja, zu meinem Schmerz zu sagen. Ja, zu meiner Einsamkeit zu sagen. Das ist verdammt schwer. Doch sie kommt teilweise wirklich bei mir an. Ich habe einen starken emotionalen Bezug zu diesem Bild. Ich kann etwas zulassen, dass das ich bin. Ich gebe ihr, mir mein Wort. Auch das ist verdammt schwer. Ich weiß nicht, ob sie es fühlen konnte.
Ich nehme sie ganz vorsichtig und stelle sie an ihren Platz unter meine Pflanzen und sage laut, herzlich willkommen. Da bricht ganz viel von ihr durch. Die nächste Weinwelle.
Ich habe plötzlich eine Geschichte, eine Vergangenheit!