Ich registriere, dass ich die meiste Zeit so dermaßen verstrickt und im Chaos bin und versuche händeringend nicht verstrickt und im Chaos zu sein, die Panikspirale nicht weiter zu füttern. Das ist so unglaublich anstrengend, weil ich so unglaublich viele Verstärkergedanken habe. Da können sonst gute Skills plötzlich zu Panikverstärkern werden, wenn sie aus dem Gefühl der Panik heraus angewandt werden. Ich bekomme mit und erinnere mich auch, dass an diesen Punkten das Sinnvollste ist, gar nichts mehr zu tun. Nur liegen, sitzen und den Atem beobachten. Oder passender, beobachten, welcher Sturm in einem ist, vor dem man weglaufen will. Das ist die große Hürde, weil die Panik genau das verhindern will. Bloß da nicht wieder hin. Bloß nicht noch mal DAS fühlen. Ich hatte einen Traumagefühlsflashback. Die vollen 100%, würde ich sagen. Ich benenne mal nichts weiter, weil ich Abstand brauche. Traumatherapie ohne Therapeut ist nicht so schlau.
Gleichzeitig projiziere ich die ganze reaktivierte Vergangenheit auf Frau Helferin. Zerre an ihr herum. Sie muss unbedingt da sein. Fühle so unglaubliche Verzweiflung, Not und Verwundet sein. Fange an sie zu hassen und will das alles aber gar nicht.
Das ist so überfordernd, wenn ich da in diesem Gefühlschaos herum agiere und überhaupt nicht mehr fühlen und entscheiden kann, was davon heute, jetzt relevant ist, was zu tun ist, was zu entscheiden ist, weil gar keine Orientierung mehr da ist.
Der riesen Rettungsimpuls lautet – Abstand. Abstand von allen triggernden Sachen, also auch von Frau Helferin. Das kindliche Geschrei dazu ist sehr groß. Die Abhängigkeit, Verwicklung wird da stark sichtbar. Wieder heißt es, mich für den Schmerz der Vergangenheit zu öffnen. Weil da niemand war, weil da Not war und niemand linderte, weil da Ungerechtigkeit passiert ist. Es ist gerade echt viel, dass ich nicht weiß, ob ich dazu bereit bin.
In einem klaren Moment vorhin, habe ich mir einen Text aufgeschrieben, für den Fall, dass ich in der Notaufnahme lande, für eine Krisenintervention.
„Zu viele Auslöser/Trigger, zu viele Gefühle, zu viel Vergangenheit, von der ich es nicht schaffe mich zu distanzieren. Zu stark der Wunsch nach Betäubung und Selbstverletzung. Überforderung, Panik, Schmerz. Schaffe mich nicht zu beruhigen.“
Das hat mir einerseits das Gefühl gegeben, dass es da eine Notlösung gibt, die ich auch nutzen darf, wenn die Situation wirklich so ist, wie ich sie dort aufgeschrieben habe. Gleichzeitig habe ich mir damit auch einen Maßstab gegeben, ab wann es legitim ist, Hilfe zu holen. Find ich gerade total gut, weil ich diesen Maßstab im Chaos gar nicht mehr habe. Und es beruhigt mich gleichzeitig, weil so lange es nicht durchgängig so ist, wie dort aufgeschrieben, ist noch alles okay und ich kann abwarten, wie es sich weiter entwickelt.