Medikamenten-Kram

Ich vermisse meine alte Art zu schreiben. Die Leichtigkeit der fließenden Gedanken. Die Komplexität. Das Behalten von Zusammenhängen. Die bleibenden Erinnerungen. Die Erkenntnisse.

In der letzten Woche habe ich verflucht oft daran gedacht, deshalb mit dem Quetiapin wieder etwas herunter zu gehen. Nehme derzeit 75 mg abends und 25 mg morgens.

Mir fehlen meine Gedanken.

Sie können bei mir aber auch Leid erzeugen. Das ist nicht ohne. Auslöser dafür gibt es stetig. Das ist nicht weniger geworden.

Bin am abwägen. Vorteile. Nachteile. Was bin ich bereit zu tragen? Was schaffe ich zu tragen?

Vorhin meinen Zettel gesucht, von vor ein paar Monaten. Hab ihn wohl leider weggeworfen. Da standen alle Dinge drauf, die es Ende des Jahres eindeutig besser gemacht haben. Auch die Medikamente. Aber auch andere Sachen. Und meine Frage war, ob die anderen Sachen für sich ausreichen würden. Nun ist dieser Zettel aber weg. Doof.

Da stand auf jeden Fall noch die Imagination drauf. Mehr in Bildern denken. Bilder zur Hilfe hinzuziehen.

Und das innere Beziehungs-Klopfen. Das bewirkt derzeit am meisten.

Auch habe ich eine Meditationsmethode gefunden, die für mich wiederholbar und wirksam ist. (die 7 Gesten – Podcast von Michael Kurth)

Hm… was stand da noch drauf. Mehr weiß ich nicht mehr.

Gegen das Reduzieren spricht, dass ich immer noch nicht ausreichend äußere Tagesstruktur habe, bei der ich mit den Händen und nicht mit dem Kopf beschäftigt bin. Die Holzwerkstatt liegt auf Eis, weil sie umzieht. Das dauert noch Monate. Ansonsten ist da nur ne Malgruppe einmal die Woche, ganz unverbindlich.

Der Rest an Struktur sind Gesprächs- oder to-do-Termine mit der Alltagshelferin und alle zwei Wochen Ergotherapie – Körpertherapie. Das steigert eher die Gedankenmenge. Auch die Zeit in der Kontakt- und Beratungsstelle, das lockere Beisammensein, ist auch eher anregend, als beruhigend.

Beruhigung verschaffe ich mir nur über eigene Werkzeuge, wenn ich mit mir selbst bin. Und wenn dann die Gedanken durchdrehen, greift das aber auch nicht mehr.

Dabei helfen die Medikamente echt gut.

Hach ja. Ich denke schon, dass ich eine leichte Reduzierung ausprobieren werde. Probieren geht über studieren. Früher habe ich das einfach getan. Nun gibt es die Absprache, zumindest meine Entscheidung vorher der Ärztin mitzuteilen. Sie ist im Urlaub. Pffff… fällt mir schwer, bis Montag zu warten.

Diese Uuungeduld. 🙂

Unangenehme Überlegungen

„Hallo Frau T.,
ich schreibe Ihnen einfach mal eine Mail, damit ich das Gefühl habe mit irgendjemandem im Kontakt zu sein und mich darüber zu entlasten. Und die Infos gehören eh zu Ihnen.
Ja, okay, ich kann es jetzt auch zulassen zu sehen, dass die anfänglich große Erschöpfung in eine richtig schwere depressive Symptomatik gerutscht ist und dass ich das Gleiche so auch August/September 2015 erlebt habe, als ich ebenso das Paroxetin rausgenommen habe. Also ja, es könnte ein Zusammenhang bestehen, dass dies nicht eine Krise und Erschöpfung ist, die schneller vorübergeht, wie ich es Monat für Monat kenne, sondern deshalb zu etwas Größerem geworden ist, weil das Paroxetin raus ist.
Und trotzdem bin ich mir nicht sicher, weil ich die komplexen Auslöser wahrnehmen kann, die um einiges gehäufter in kurzer Zeit aufgetreten sind (wie auch im letzten Jahr) als sonst + keine Orientierungsmöglichkeit durch Betreuung + Grenzsetzung von Fr. S., als ich doch noch mal Orientierung suchte. Das ist eine besondere Situation, die es so noch nicht gab und ich könnte es auch gut nachvollziehen, wenn das der Grund für die Länge und Stärke der Symptome ist.
Das heißt, ich möchte es noch beobachten, obwohl ich mich selbst damit ziemlich verrückt finde, weil es ja sehr quälend ist und mich regelmäßig verzweifelt und ohnmächtig macht und unglaublich Kraft braucht, es alleine zu bewältigen. Aber trotzdem. Ich sehe Verbesserungen. Ich muss bisher nicht in die TK, wie beim letzten Mal, weil ich Strategien und Werkzeuge entwickelt habe, die das teils ersetzen. Mein Bewusstsein für die depressiven Mechanismen ist größer geworden. Ich schaffe es immer wieder umzulenken, einzuwirken.
Ich will das noch ein Weilchen aushalten und abwarten, ob sich das auf Dauer auswirkt. Wenn es über längere Zeit weiter jeden Tag so schwer und niedergeschlagen bleibt und meine Gedanken mich quälen, dann denke ich noch mal über die Option Paroxetin nach. Lieber wäre mir allerdings, mein Leben wäre so gestaltet, dass es mehr serotoninausschüttende Momente enthielte und ich wäre bewusster, was meine Leistungs- und Druckgedanken angeht. Ich glaube, da wäre schon vieles anders. Das schaffe ich jedoch nicht alleine beharrlich umzusetzen.
Freundliche Grüße“

Meditation bei Ängsten, Depressionen, emotionalen Störungen und Stress

Christophe André in der Arte-Reihe „Gentechnik: Lüften Sie mit uns die Geheimnisse des menschlichen Körpers.“, über Meditation, zur Bewusstseinsschärfung.

Obwohl ich die erläuterten Prozesse kenne, finde ich das Video trotzdem gerade sehr hilfreich, um es erneut zu vergegenwärtigen.

Wenn der Schmerz in den Kopf flüchtet

Wenn das Denken zum Selbstläufer wird.

Wenn das Denken die Umgebung verschwinden lässt.

Wenn das Denken wegführt, von dem was man gerade tut.

Wenn das Denken zur Handlungsunfähigkeit führt.

Wenn das Denken die Stimmung verdunkelt und immer weiter nach unten zieht.

Wenn das Denken die Schmerzen im Nacken und Kopf immer stärker werden lässt.

Wenn das Denken keinen bestimmten Inhalt folgt, sich einfach nur immer enger anfühlt.

Wenn das Denken zu keinem Ergebnis führt.

Wenn die Not darunter stetig zunimmt.

Wenn scheinbar nichts hilft, um wieder den Moment klar zu erleben.

Wenn es dann zu einer Situation kommt, in der man jemandem schreibt, was gerade passiert.

Wenn man dann Gedanken hat, dass man sich nicht so anstellen soll.

Wenn man dann trotzdem von all dem Schwierigem schreibt und es abschickt.

Wenn man dann den Text am liebsten wieder zurückholen will.

Wenn man Angst hat und sich schämt.

Wenn man auch das schreibt und abschickt.

Wenn dann diese Worte kommen: „Danke, das du dich zeigst!“

Wenn das Denken dann ins Herz rutscht und heftig, erlösend weint,

dann hat man verstanden, dass vorher der Schmerz über das Nicht-gesehen-werden in den Kopf geflüchtet war.