Zwiegespräch mit Gott

Als ich mich heute Morgen im Bett total gefangen fühlte, unfähig aufzustehen und für mich zu sorgen, eingekeilt in meine negativen Gedanken, verzweifelt darüber nicht zu wissen was ich tun kann, voller Widerstand, Feindseligkeit und Abwehr Lösungen zu finden, kam von Marina (https://marinakaiser.wordpress.com/) ein Kommentar auf den vorangegangen Beitrag.

Du Liebe,
in Zeiten, in denen ich allein war und bin und damit Schmerz empfand / empfinde, hift es mir, mir meine inneren Anteile als Wesen vorzustellen und mit ihnen zu reden. Besonders muss es wenigstens ein Wesen geben, dass größer, liebevoller und gütiger ist, als mein normales Tagesbewusstsein. Mit IHM / IHR dann in inneren oft ins Tagebuch geschriebenen Dialogen zu sprechen, tut mir immer gut (unter der Fragestellung: „Was würde ich mir wünschen, was die höchste Quelle von Weisheit und Güte jetzt zu mir sagen könnte?“ Zu diesem Wesen gehe ich dann mit meiner ganzen inneren Familie, dem zitternden Angstwesen, der Einsamen, der brodelnden Wut, der Hoffnungsvollen .. und wie sie alle heißen mögen, die gerade da sind) – und ES umarmt sie alle. Mein inneres Kind fühlt sich dann irgendwie besser, leichter und nicht mehr so allein Denn mein Tagesbewusstsein kann ihm manchmal diese Geborgenheit nicht vermitteln, es braucht ja selber vieles…
(…)

Der ermutigte mich es nochmal zu probieren, mich für etwas Größeres zu öffnen, was zuvor misslungen war und alles was kommt unzensiert niederzuschreiben.

Ich legte diesmal, liegend im Bett, die Hände vor meiner Stirn zusammen und sprach laut: „Oh Herr, ich danke dir von ganzen Herzen, dass du jetzt bei mir bist und all das siehst, womit ich gerade kämpfe.“ Nach einigen Wiederholungen fühlte ich mein Herz sich öffnen und Tränen brachen aus mir heraus. Ich fand Worte die beschrieben was ich fühlte.


Ich habe solche Angst. Sie ist so groß! Wo soll ich damit hin??? Wie soll all das da sein? (heftiges Weinen)

Ich fühle mich so alleine. Ich will zu DIR in deine Arme. Ich will irgendwo sein, wo wer ist, der mich halten kann, der das alles halten kann. Der groß genug ist, alles zu halten, mich zu halten. Ich vertraue den Menschen nicht, dass sie so groß sind. (verzweifelt weinend)

Ich bin schuld, dass sie nicht so groß sind, dass sie mich nicht halten können, dass ich alleine bin.

Ich vertraue den Menschen nicht.

Das braucht Zeit und es ist okay so. Ich bin bei dir! Du brauchst diese Schuld nicht tragen. Du kannst sie mir geben. Sie gehört nicht zu dir, auch wenn du davon noch nicht überzeugt bist. Ich liebe dich!

Da ist keiner da und ich bin schuld. (traurig)

Ja, so fühlt sich das erst mal für dich an. Wahr ist etwas anderes.

Das kann ich nicht sehen und fühlen.    Oder doch! Da gibt es ein kleines Fenster der Liebe in meinem Herzen, das flüstert in die Strenge mir etwas anderes ins Ohr. Ganz leise, kaum zu hören, trotzdem da, ein schwacher Lichtschein. Ein Lichtschein, wie er aus einer geöffneten Tür auf den Boden fällt und von einem Raum voller Licht erzählt.

Eine Einladung!

Überzeugt bin ich immer noch von etwas anderem. Es ist mächtig und groß diese Überzeugung. Ein schwerer Schatten der sich auf meinen Nacken und Kopf legt, die Gedanken düster und zornig macht. Die Welt verteufeln und hassen will. Alles in Schutt und Asche legen will und dann damit bei mir landet, weil die Welt nicht erreichbar ist.

Eine große Not darin. Ein Kämpfen nach einem Ausweg, ohne ihn zu finden und nur die Selbstvernichtung bleibt.

Ein einsamer Ort, ein einsamer Kampf in dem ich mir einen Lichtschein wünsche, der von oben hinein fällt.

Du bist nicht alleine! Ich sehe dich. Ich bin bei dir. Es gibt noch etwas anderes als das, auch wenn es im Moment nur dieser Lichtschein ist, ohne dass die Dunkelheit weicht. Ich bin bei dir, hier an diesem düsteren Ort!

3. Tag zu Hause, nach der Krisenstation

Als ich da vor der Tür stand, gestern nach der ersten Therapiestunde, wurde die Not des Alleinsein sehr spürbar. Ich konnte nicht zu mir nach Hause fahren. Suchte zuerst Zuflucht bei einer Freundin. Dort gelang es mir erst nach einer halben Stunde ein Gespräch zu führen.

Und heute, mit dieser Not in mir, auch die Sehnsucht zurück in den sicheren, warmen Mutterleib zu flüchten.

Ich frage mich, kann ich noch alleine sein? Wie soll ich mit dieser Gefühlslage hier zu Hause klarkommen? Was brauche ich? Kann ich mir das Brauchen zugestehen?

Das richtige Verhältnis finden zwischen zulassen und ablenken.

Ankommen

Heute Abschied von der Krisenstation. Der Schwerste überhaupt, wie ich mich erinnern kann.

Suizidgedanken, Gedanken „ich will nicht mehr“, „ich kann nicht mehr“ sind wieder gegangen.

Gefühle von Heimatlosigkeit und Haltlosigkeit sind geblieben.

Zurück kommen in ein zu Hause, das Zuhause ist und doch auch ohne Halt. Beides ist da.

Es hat sich um mich herum so viel in den Beziehungen und Bindungen bewegt und verändert.

Wieder die Herausforderung und auch Einladung des Lebens eine Konstante in mir selbst zu entwickeln.

Ich sitze auf der Couch. Es ist nichts möglich. Die Taschen stehen unausgepackt im Flur. Die Ablenkung durch Nachrichten von Freunden auf Whatsapp ist vorüber.

Jetzt bin da nur noch ich und das was sich fühlen will.

Die Füße eng an den Körper gezogen, die Decke um mich gewickelt, den Stoffbären vorm Bauch und die Arme um den Körper geschlungen, mich selbst haltend. Das Gefühl in den Händen suchend, wie sie mich halten. Tränen laufen. Haltlosigkeit und seichter Schmerz im Körper, im Herzen.

Behutsames Ansprechen dieser Gefühle. „Ich bin da. Es ist okay.“

„Wir können uns auch anders fühlen.“ Behutsames Lenken der Aufmerksamkeit auf das Gehaltenfühlen zwischen meinen Händen, zwischen meinen Armen. Die Wärme. Die Dinge im Raum. Die Kerze. Das Aufmachen zu Gott und seiner Liebe, wie sie auf uns scheint, auf alles was da ist.

Angstgedanken. Wir müssen uns wieder bewegen können. Wir müssen wach und klar werden, wir müssen aufstehen und Dinge machen, die uns bewusst halten. Ich komme da sonst nicht mehr raus. Wir werden in dem Zustand ewig hängenbleiben.

Liebevolle, seichte Gedanken. Es ist okay hier zu sitzen und mich einfach nur zu halten. So lange, bis es genug ist. Ich kann darauf vertrauen, dass es irgendwann von alleine einfach genug sein wird. Es ist gut mich dieser Körperhaltung hinzugeben, es zuzulassen, dass sich an dem Gehaltensein in der Umarmung festgehalten wird und keine andere Bewegung mehr möglich ist.

Ein Bild entsteht in meinem Kopf. Ein Embryo, ein Baby schwimmend im Bauch. Ein wenig ängstlich, mit der Frage, darf ich soweit regredieren, lasse ich es zu. Wie fühlt es sich? Was sieht es, was schmeckt es, was riecht es?

Es entstehen wunderschöne Empfindungen von gehalten sein, genährt sein, Frieden, auch Wachheit und Freiheit. Ein eigener sicherer Raum. Es gibt nichts zu riechen, zu schmecken. Nur die Farbe Orange und ganz viele Empfindungen im/am Körper. Ich spüre plötzlich meinen Rücken, den Halt im Rücken. Das schwebende Umschlossen sein.

Meine Stimmung verändert sich. Ich kann mich wieder bewegen. Freude an der Umgebung und am Tun taucht auf.

Danke!!! ❤ ❤ ❤

 

Entlastungsschreiben

16.06.2018

Der emotionale Schmerz des Abgelehnt fühlen ist immer noch da. Ich kann ihn wahrnehmen, aber halte ihn auf Distanz, weil ich Angst vor ihm habe.
Selbstverletzung ist vorhin wirklich eine Option geworden. Ich habe das als Geste verstanden, diesen Schmerz sichtbar zu machen. Das macht für mich sogar Sinn, weil ich nicht glaube, dass ich diesen Schmerz mitteilen kann, so daß er gesehen werden könnte. Und weil es so unerträglich wird, wohl die Geste der Selbstverletzung. Der Wunsch gesehen zu werden.
Ich schreibe, um vielleicht drumherum zu kommen.
Bisher erfolglos. Weil, auch wenn ich von Schmerz schreibe, halte ich ihn auf Distanz. Er fühlt sich auch jetzt nicht gesehen.
Ich müsste ihn zulassen… Selbst fühlen…
Das ist so groß… dieses uralte abgelehnt fühlen.
Diese Verletzung so tief.
Einmal quer durch die Seele.
Mitten ins Herz.
Nicht gewollt.
Da geht mir die Sprache verloren.
Hab kurz aufgeschluchzt. Vielleicht reicht das erstmal für die nächsten Stunden.

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17.06.2018

Sonntag.
Gestern Abend wieder Selbstverletzungsgedanken und heute Morgen auch. Ohne Ausführung.
Heute habe ich das als Ausdruck der Belastung wahrgenommen. Vielleicht auch von Angst und Haltlosigkeit. Damit etwas Konkretes schaffen. Etwas Greifbares, Sichtbares, um das man sich kümmern kann.
Ich hab das glaube ich auch mit der Haltlosigkeit verstanden. Wann sie kommt.
Wenn ich Angst vor meinen eigenen Gedanken und Gefühlen bekomme und ihnen ausweiche. Dann entsteht Haltlosigkeit. Diese Gedanken und Gefühle finden keinen Halt mehr in mir, weil ich ihnen ausweiche.
Heute Morgen waren das zum Beispiel Gedanken, nicht mehr leben, nicht mehr da sein zu wollen und eine tiefe Niedergeschlagenheit.
Das macht mir Scheißangst, wenn ich mich so fühle. Angst in Dunkelheit und Leere abzurutschen und darin keinen Ausgang mehr zu finden.
Ich hab mich Gott sei Dank erinnert, dass es in der Vergangenheit immer, immer wieder eine Verbesserung gab und im Außen meist alles okay bleibt. Nur das Innen sich so schrecklich anfühlt.
Mein Leben wird also nicht in Dunkelheit und Leere versinken, abgesehen von begrenzten inneren Zuständen.
Die Angst ist trotzdem noch da.
Auch der Wunsch, heute mit diesen Gedanken nicht alleine zu sein.
Die KBS hat heute auf. Ich weiß nur nicht ob ich mich da so wohl fühle, mit meiner momentanen Grundstimmung. Könnte sein, dass Witze zu weiteren Verletzungen führen.
Na mal sehen. Ich lass das mal auf mich zukommen und mach erstmal ne Atementspannungsübung.

Danke an diesen Tag

Danke für die vielen wunderschönen Blumen im Park, an denen ich ganz ungeplant vorbei gekommen bin und deren Anblick mich Lächeln ließen. Viele Schmetterlinge haben sich ebenso darüber gefreut.

Danke, dass ich die Wiese unter meinem Körper haltend fühlen konnte und das Gras so angenehm an meinen Füßen war.

Danke für die immer wiederkehrenden Sonnenstrahlen, die mir entspannte Wonnegefühle durch meinen Körper schickten.

Danke, dass ich heute so etwas wie Genuss fühlen konnte, in vielen kleinen Dingen, auch das mir das Essen heute schmeckte.

Danke an meine Freunde, die mich jeden Tag schriftlich anhören und liebe Worte schicken.

Danke an die kurze Lebendigkeit die mir die Möglichkeit verschaffte, meine Wohnung zu saugen und mich danach wohler zu fühlen.

Danke, dass mich Musik etwas gekitzelt hat und mir ein paar wohltuende Körperbewegungen verschaffte.

Danke, dass ich meinen Körper fühle.

Danke für die hilfreiche Begegnung heute und für all die professionellen Menschen die um Entlastung und Da-sein bemüht sind.

Danke für den kurzen Moment heute morgen, in dem es möglich war meine Haltlosigkeit zu halten.

Danke für jeden einzelnen kleinen Moment, in dem ich mich für etwas Größeres öffnen kann, dass mich hält.

Und danke für jede Berührung, die mir Menschen gegeben haben.

Um mal irgendetwas zu greifen…

…Auszüge aus zwei Mails, die ich gestern und heute verschickt habe, weil mir ansonsten die Sprache und der Zusammenhang fehlt. Alles ein bissel viel zur Zeit. Ich war die letzte Woche ziemlich nah dran die Verantwortung für meine Selbstfürsorge abzugeben.

 

„Es ist gerade wieder so nötig, mich selbst zu halten, mit all dem Schweren.

Ich lieg hier im Bett und weine immer wieder. Nach zwei Tagen Bedarfsmedikation zum Schlafen und Abfangen der Krise, will ich heute mal auf die zusätzlichen Medikamente verzichten. Nun kann ich wie erwartet nicht schlafen, schwitze stark am ganzen Körper, besonders dem Becken und Beinen und hab Schwierigkeiten zu fühlen, was gefühlt werden will. Wie so oft große, unsagbar große Angst. Wie soll ich das halten?

Spüre schon mehr meinen Rücken und bekomme auch ein Gefühl, wenn ich imaginär eine Hand hinten aufs Becken lege, wie der Halt den ich bei uns gespürt habe. Aber ich kann mich darin nicht selbst fallen lassen. Es reicht nicht aus.

Wie gerne würde ich hier und jetzt Unterstützung dafür haben wollen.

Naja es wird vorübergehen.“

 

„Was habe ich heute gekämpft, mit meinen Gefühlen. Die Wut war so enorm und mir kaum möglich sie raus zulassen, bis ich dann nach verzweifelter Suche am Ende unter meiner Bettdecke gelandet bin, damit mich kein Nachbar hört und während des Klopfens verletzt, wütend unter vielen Tränen meinen Hass heraus gejammert habe und jemandem gedroht habe ihn umzubringen. Da musste ich mich nebenbei noch ständig beruhigen, dass man so fühlen darf und auch denken darf und das jetzt okay ist und berechtigt, bei so einem schlimmen Erlebnis. Auch wieder die Ambivalenz zwischen Liebe und Hass. Und viele andere Gefühle.

Und es hört nicht auf. Ich zieh mich gerade etwas zurück. Andere Menschen vor meinem Zorn schützen. Ich fühl mich ständig verletzt durch andere und alleine gelassen, obwohl dem ja nicht so ist. Ach man… das geht seit zwei Wochen so. Ich hoffe, das es sich bald stabilisieren kann.“

 

Ich mag mich so dramatisch nicht. Aber was bringt es. So bin ich auch.

schieflage

zeitlos. sehe nachrichten von mir, die gerade mal 3-7 tage alt sind und mir kommen diese sachen, die ich da schrieb, wie aus einer anderen zeit vor. erst so kurz her?

heute bin ich nicht ganz da. war morgens außer der reihe bei meiner psychiaterin. zähneknirschend, weil ich ihr momentan nicht vertraue, nicht weiß, ob ich dort sicher bin, ob sie mich noch verstehen kann, noch hinter mir steht und nicht ein nächstes wort, ein nächster satz mich weiter destabilisiert (so wie es mir gerade in fast jeder beziehung geht).

war trotzdem bei ihr, weil gestern wieder erstmalig gedanken kamen, dass es angenehmer wäre, nicht mehr da zu sein. und weil mir klar ist, dass ich diese verunsicherungen nur weiter verschleppe, wenn ich sie nicht anspreche. weglaufen ist sinnlos, aber schützt trotzdem eine weile.

es ist okay gelaufen. das heißt, ich habe sie weicher, zugewandter und rücksichtsvoll erlebt. mir sind keine weiteren einstellungen und meinungen von ihr um die ohren geflogen. sie hat zugehört und fragen gestellt. wir haben über die vorkommnisse gesprochen. ich konnte ihr alles erzählen, wie sich meine unsicherheiten und verlassenheitsgefühle zusammen setzen. wie ich was von ihr verstehe, wenn sie die dinge auf ihre art und weise sagt. was schwierig für mich ist. wie basal zerstörend sich das auf meinen selbstwert auswirken kann. sie glaubt, es diesmal verstanden zu haben. ich glaube das auch. das war gut.

und ich konnte endlich mal diesen ganzen berg verzweiflung, wegen all der instabilen beziehungen, wegen der daraus entstehenden unmöglichkeit, mich noch irgendwo entlasten zu können und sicher zu fühlen und wegen dem verlust der inneren beziehung zu fr. s., verbal abladen. ich konnte tränen zulassen. ich konnte vor mir selbst und ihr verbalisieren, dass ich es nicht alleine schaffe, wahrnehmungen und mein selbstgefühl stabil zu korrigieren.

es war diesmal ein hilfreiches gespräch. keine abwehrende reaktion von, sehen sie doch mal dies und jenes und ist es nicht doch auch so und so und alles ja nicht ganz so schlimm. nein, sie hat gehört, zugehört, zurückgespiegelt und in meinen worten und tränen und meinem sein erfasst und mich gefragt, ob es dann also so ist, dass ich regelmäßige unterstützung bräuchte. jaaaa! ich habe es mir nicht mehr getraut, dieses gefühl und diese einschätzung nach außen zu verbalisieren, aus angst, damit zurückgewiesen zu werden. jetzt musste es also anders herum laufen. jemand anderes sagt es, eine person mit ‚rang‘, dann erst darf es sein, ist es ‚richtig‘.

also ließ ich mir auch nochmal bestätigen, dass es eine sehr schwere phase ist, in der ich bin, in der ich auch anrecht auf regelmäßige unterstützung durch eine haushaltshilfe habe und das auch lebensmüde gedanken okay sind, da sein dürfen, ich sie nicht bekämpfen muss, ich nichts falsch gemacht habe und ich auch wöchentliche gespräche bei ihr haben kann und nicht absagen muss.

ich versuche anzuerkennen, dass ich diese bestätigungen von außen brauche und sie keine schwäche, im sinne von selbstabwertung, sind. ich versuche es… (und immer das selbstbild von eigenständigkeit und unabhängigkeit im hintergrund, das bröckelt und bröckelt…)

die schleusen waren so offen, dass ich mich in der praxis erst noch in ein leeres behandlungszimmer zurückziehen musste, um zu weinen und mir zeit zur beruhigung zu lassen, bevor ich mich in der lage sah, nach hause fahren zu können.

seit dem zeitlosigkeit, kontextlosigkeit.

ich habe mir erlaubt, ab heute wieder das paroxetin zu nehmen, nachdem ich eine klärungsphase, mit hilfe von kartenlegungen hatte. die botschaft war einerseits – du darfst dich ausruhen, du hast genug gearbeitet und andererseits – erwarte nicht zu viel. dazu kam ein sehr angenehmes gefühl, unabhängig von den karten, als ich innerlich nachfragte. ich bin nun also im reinen damit.

ich habe den mut gefunden, nochmal bei zwei verhaltenstherapeutinnen wegen eines therapieplatzes anzufragen. ergebnis noch offen.

freitag gutachtergespräch wegen des betreuten einzelwohnens.

grundstimmung ist stark wechselhaft von hoffnungslosigkeit bis seichte zuversicht, von misstrauen bis schwaches vertrauen, von innerer härte, abwertung bis nuancen von mitgefühl und anerkennung. gefühle von starker belastung sind sehr omnipräsent.

die suche nach dem tieferen sinn dessen, was mir hier wiederfährt, gestaltete sich erst sehr schwierig. was lernt man, wenn man aushält? das leben ist hart? das soll die lektion sein? stärke durch härte? durchhaltevermögen durch härte? nein. das überzeugte mich nicht.

um so mehr ich mich in richtung anerkennung für mich selbst bewegte und wahrnehmen, fühlen konnte, was ich trage, nicht was ich ertrage, sondern was ich trage und halte und leiste, umso klarer fühlte ich einen sinn.

anerkennung für mich selbst lernen! selbstannahme! und dann öffnete sich der blick auch auf glauben, demut und hingabe. das ist es was ich lernen kann.

(auch wenn es da grummelt im hintergrund – na toll, es soll lieber aufhören und wieder gut werden)

ich nutze jede erdenkliche hilfe und erhalte auch viel unerwartete hilfe. kleine ungeplante situationen. das kann ich nun wieder sehen. bin ich froh drum. musste mich darum aber aktiv bemühen. der blickwinkel kam nicht von alleine und bleibt auch nicht von alleine. ich darf hier auch noch mal meine tägliche leistung und arbeit würdigen, meine schieflage auszugleichen.

Einsamkeit

04.05.2016

„(…) So wie jetzt war es noch nie und das besondere daran und für mich spektakuläre – ich mache es alleine. Das finde ich einfach wow! 🙂
Ich fühle mich stärker, fester, aufgerichteter, mutiger. Jede gute Erfahrung baut das aus.
Ich fühle mich aber auch ebenso wiederkehrend einsam und haltlos. Teilweise so sehr, wie ich es nicht gedacht hätte, dass das noch in mir angelegt ist. Es ist ein stetiges Hintergrundrauschen und breitet sich mal mehr, mal weniger aus, wenn ich zur Ruhe komme, mit einer Note von Traurigkeit. Und ich frage mich, muss ich das wirklich weiterhin, jahrelang, lebenslang aushalten? Ist das einfach so? Darauf gibt es keine Antwort. Um dieses Gefühl in mir liebevoll da sein zu lassen, fühlen sich meine Arme oft nicht groß genug an.
Hand in Hand geht damit ein Verlangen nach Konsum. In der letzten Woche so stark, wie ich auch das schon lange nicht mehr auf dem Schirm hatte. Die Haltlosigkeit will sich etwas zum festhalten suchen und glaubt, eine Zigarette wäre die Lösung. Glücklicherweise wählt sich das Verlangen lediglich das Nikotin. Liegt wohl an der Verfügbarkeit. (…)“

 

07.05.2016

„Heute morgen konnte ich endlich mal richtig weinen und die Einsamkeit zulassen. Plötzlich habe ich sie auch verstanden.

Die Menschen, bei denen ich bisher tieferen Halt gefunden hatte, auch mit meiner Bedürftigkeit, gibt es so nicht mehr. Die Menschen schon, jedoch nicht mehr die Bindungen zu ihnen. Da ist gerade nichts mehr!

Und alles was ist, dazu habe ich nicht diese Bindung.

Kein Wunder, dass ich mich einsam fühle und mein Konsumverlangen penetranter wird. (…)“

 

Gewitter

Vielleicht war es das schon.
Einmal alles fühlen, Wut, Schmerz, Verzweiflung, um am Ende die Haltlosigkeit zu fühlen, die unter allem lag.

Zu Hause war das nicht möglich, habe ich zu sehr an der Struktur geklammert, hatte zuviel Angst, das sie zerbricht.

Seit zwei Tagen bin ich auf der Krisenstation, wegen beängstigenden Suizidgedanken, die auf diese Art völlig neu waren.

Vielleicht war es das schon. Vielleicht waren diese Gedanken ein Ausdruck der nicht gefühlten Gefühle, die heute aus mir herausgebrochen sind.

Haltlosigkeit. Das könnte passen. Alle Situationen in den letzten Wochen passen im Ergebnis gut zu diesem Gefühl.

Ich hab mich hier mit diesem Gefühl, weinend in die Ecke des Zimmers gedrückt, damit ich den Halt der Wände spüren kann.

Mal sehen wie es sich entwickelt. Ich fühle mich irgendwo befreiter. Auch aggressiv und verletzt.

Mal sehen…