Abstriche im Haushalt

Der Pflegedienst ist schnell, aber echt nicht gründlich.

Wenn der Topf noch Essensreste hat, die Fliesen überm Waschbecken noch Zahnpasta-bespritzt, der Herd noch Fettspritzer und Badflächen noch staubig, dann bin ich zu erschöpft, um mich darüber zu ärgern.

Dafür ist der Abwasch gemacht, das Waschbecken, die Toilette, die Badewanne sauber, Blumenerde entsorgt und neue gekauft.

Es war ihr allererster Arbeitstag. Vielleicht hat sie vor Aufregung nicht richtig sehen können.

Ist mir ja bekannt. 🙂

Es wird ruhig

Scheinbar gibt es eine Blog-Pause.

Ich fühle mich mit einigen hier und so einer Art WordPress-Präsenz verbunden. Interessant, dass das auch so ist, ohne dass ich lese und online bin.

Schön!

Es geht also nichts verloren, auch wenn meine physische/geistige Anwesenheit nicht da ist.

Etwas, was ich zurzeit an unterschiedlichen Stellen geschenkt bekomme. Verbundenheit, ohne realen Kontakt. Verbundenheitsgefühle, auch wenn niemand physisch da ist, auch wenn man sich nicht liest oder schreibt oder hört.

Schön! ❤

Ganz nah daneben spürte ich die Einsamkeit, dass Gefühl getrennt zu sein. Ich hatte ein Bedürfnis nach Nähe und niemand war da. Doch dann kam der Gedanken, dass das doch nicht stimmt, mit der Einsamkeit und Getrenntheit und ich verband mich auf der Empfindungsebene mit Menschen die mir sonst nah sind. Es funktionierte. Ich wurde sehr zufrieden und entspannt und konnte gut alleine zu Hause sein. Ich fühlte mich getragen durch das Netz von Verbindungen.

Ein wirklich besonderer Moment!

Danke! ❤

Überhaupt kam mir heute in den Sinn, dass ich wirklich viel erreicht habe. All meine Bedürfnisebenen, die ich in den letzten Jahren gefunden habe, sind mittlerweile gut versorgt.

Und das ist mein Verdienst! Das fühlt sich toll!

Ich erinnere mich noch an den langen, mühsamen Weg um Haushaltshilfe zu bekommen und die Stimmen, die dagegen sprachen. Ich habe auf mein Gefühl gehört, dass das hilfreich ist und hab mich drum gekümmert. Mit dem Ergebnis, dass sie mich 3 Monate unterstützt hat, wofür ich krass dankbar war und ich sie seit Januar nicht mehr brauche und das Jobcenter die Kosten als unabweisbarer, besonderer laufender Bedarf übernommen hat.

Auch die Entscheidung mir einen Träger zu suchen für das Betreute Wohnen, war kein leichter Weg und hatte ebenso Gegenstimmen. Ich bin heute noch sowas von dermaßen froh diese Art der Unterstützung gewählt zu haben, auch wenn ich dafür eine Altersrücklage auflösen musste und die Hilfeleistung zu Beginn aus eigener Tasche zahlen musste. Ich würde es jederzeit wieder so machen.Und auch hier ist es so, wie bei der Haushaltshilfe, ich nutze es, wenn ich es brauche und kann es ebenso auch mal sein lassen, wenn kein Bedarf ist (das kommt tatsächlich auch mal vor ;), aber eher weniger)

Die letzte Bedürfnislücke war für mich die kreative Beschäftigung und die Suche nach einem Ort dafür. Und auch da hat sich seit Anfang des Jahres etwas entwickelt, was es vorher nicht gab. Ich arbeite mittlerweile doch recht regelmäßig zu Hause an diesen Windspielen und bin immer noch zuversichtlich, dass ich in dieser Holzwerkstatt ankomme. Die Beschäftigung zu Hause entlastet mich enorm. Da gab es lange viel Leidensdruck in den Phasen, wo ich viel zu Hause bin, auf mich selbst zurückgeworfen und kaum (sinnvolle) Ablenkungsmöglichkeiten plus Selbstausdruck.

Durch die Anhebung der Medikation von vor 6 Wochen habe ich mehr an Bewegungsspielraum gewonnen, auch wenn es mir psychisch nicht gut geht. Das war vorher weniger möglich. In den letzten Wochen konnte ich trotzdem aus dem Haus und mal wo hin fahren, der Ausflug ans Wasser, das Konzert, in die Kontakt- und Beratungsstelle. Sowas war in Akut-Phasen nicht drin.

Was bin ich dankbar!!!

Das nimmt Leidensdruck auf den Ebenen der Isolation und auch meinem Erlebnishunger, an der Welt teilzunehmen. Das war auch ein Aspekt unter dem ich echt richtig doll gelitten habe, all die Jahre.

Klar, es gibt immer noch Rückzugsphasen, die ihren Sinn haben und gebraucht werden.

Zum Thema Medikamente gibt es auch ein Trauern und vorerst Abschied nehmen von gewissen Gefühlstiefen. Das Konzert konnte ich zum Beispiel nicht ganz so genießen, weil alles ein wenig distanziert zu mir war und auch den Wald fühl ich nicht mehr bis tief in mir. Doch es ist nicht alles weg. Ich kann mich erst einmal damit anfreunden und den Gewinn erkennen. (das hat jetzt 4 Jahre Erfahrungen gebraucht)

Eine Therapie ist nun auch da, auch wenn mir noch nicht ganz klar ist, wie sie funktioniert diese Trauma-Arbeit und ich mich viel mit Kämpfen auf der Beziehungsebene beschäftige 😉 .

Ein neuer Zugang zur Arbeit mit Reiki ist entstanden, neben dem täglichen Händeauflegen. Ich sammle alle für mich wichtigen Themen auf Zetteln in einer Box und schicke mir regelmäßig Fern-Reiki in diese Box, zu diesen Themen. Das sind anstehende Termin, das sind Erlebnisse der Vergangenheit, dass sind innere Themen wie z.B. Ängste, Erdung, Rückgrat, in denen ich mir Stärkung wünsche. Das tut mir richtig, richtig gut. ❤

Ich kann mich mittlerweile auf meine sportliche Aktivierung verlassen, auch in schlechten Phasen habe ich es geschafft dran zu bleiben. Dann angepasst an das was geht und auch liebevoll vergebend, wenns nicht viel ist oder ein Tag gar nicht geht. Aber immer wieder den Faden aufgenommen. Ich will es nicht mehr missen. Das steht für mich mit dem Akupressurklopfen und der Medikation mit an vorderster Stelle zur Stabilisierung. Es schafft mir immer wieder Inseln der Orientierung, Beruhigung, Klärung.

Ja das ist doch ne ganze Menge. Und da sind bestimmt noch ein paar Aspekte nicht erwähnt.

Ich glaube, dass ich so erst mal ein Weilchen vor mich hinpuddeln werde, vielleicht mit nicht allzu vielen Blogbeiträgen.

Praxis ist angesagt. 🙂

Haushaltshilfe über das Sozialamt

So ein verdammter Scheiß-Dreck.

Bekomme ich gestern eine E-Mail von der Sozialarbeiterin des Pflegedienstes, dass Sozialamt habe sich bei ihr gemeldet und angekündigt die Bewilligung für die ‚Hilfe zur Pflege‘ abzulehnen, da keine Grundpflege (Pflege am Körper) geleistet wird, sondern nur Unterstützung im Haushalt. Ich solle mich nun an das Jobcenter wenden.

Was für ein Mist. Und warum hat man mir im Kontakt zum Amt das so vermittelt, als wäre das alles kein Problem? Grrrrrrr

Jetzt wälze ich Bücher  (die ich übrigen sehr empfehlen kann, weil sie Gesetzestexte in Alltagssprache vermitteln und super übersichtlich gestaltet sind – unten der Link) und lese das wirklich bestätigt. Es muss bei der ‚Hilfe zur Pflege‘ (§§61-66 SGB XII) zumindest ein kleiner Teil auch Grundpflege sein, auch wenn der hauswirtschaftliche Teil überwiegt.

Dann gibt es da noch die ‚Hilfe zur Weiterführung des Haushalts‘, nach §70 SGB XII, aber da lese ich so etwas wie „Für Einpersonenhaushalte kann die Hilfe nach einer Entscheidung des LSG (…) nur in Ausnahmefällen gewährt werden“ und Hilfen „sollen“ nur bekommen werden, wenn die „Weiterführung des Haushalts geboten ist“.  (Leitfaden – Sozialhilfe für Menschen mit Behinderungen und bei Pflegebedürftigkeit von A-Z/ Leitfaden – Alg II/Sozialhilfe von A-Z)

Bin ich ein Ausnahmefall? Keine Ahnung? Und was heißt „geboten“? Hier werden weder Kinder vernachlässigt, noch steht ein Wohnraumverlust an. Ich habe aber auch etwas von verhinderten stationären Aufenthalten gelesen und das tut die Hilfe auf jeden Fall. Die letzten Kurzaufenthalte hatten viel damit zu tun, dass ich es nicht mehr geschafft hatte, mich zu versorgen.

Vielleicht könnte das der Ausnahmefall sein.

Teile der Grundpflege fallen schon auch mal aus. Aber nicht in dem Maße, dass ich eine Intervention für nötig halte. Man könnte es trotzdem angeben, einfach weil es tatsächlich krankheitsbedingt zu Ausfällen kommt. Das wäre eine weitere Idee, um doch in die ‚Hilfe zur Pflege‘ zu kommen.

Warum steht da eigentlich nirgendwo was von Erhalt/Verbesserung der Lebensqualität?

Oooh man… das artet doch mehr in Stress aus, als ich gedacht habe.

Alte Muster

Ich sehe mich in mir, wie ich mir selbst den Rücken zukehre, mich von mir abwende, mir jede Aufmerksamkeit entziehe. (Wie meine Mutter es vielleicht tat, wenn ich nicht so war wie sie wollte?)

So gibt es keinen Grund mehr wach zu werden, aufzustehen, mir Pflege und Nahrung zukommen zu lassen, mich zu versorgen, mich um mich zu kümmern. Wozu denn? Für wenn denn?

Lähmende Niedergeschlagenheit. Kleine Wutwellen und Trotzmomente, wenn ich mir diese Aufmerksamkeit doch schenken will. Reibung an dem Gefühl ‚ich habe es nicht verdient‚, ‚ich bin es nicht wert‚, ‚ich habe mich nicht verdient‚.

So beginnt der Morgen.

Wie tief so etwas sitzt. Wie besitzergreifend es wirken kann. Wie schnell es zu dem großen Thema ‚Lebensberechtigung versagen‘ führt.

Ausgelöst durch eine Situation mit der Wohnbetreuung.

In diesem Moment riss etwas in mir auf und wenn ich nicht so starke Kontrollmechanismen gehabt hätte, wäre ich zu einem weinenden, flehenden, bettelnden Häufchen Elend zusammengefallen, um Vergebung winselnd.

Vulnerable Gefährdungspunkte. Voll erwischt.

Alte Muster… Ich bin ein schlechter, falscher Mensch. Ich hätte nicht so fühlen, denken, handeln dürfen. Bitte, bitte sage mir, wie ich es wieder gut machen kann, damit du mich nicht verlässt.

Aber da war ja erst einmal die Kontrolle. Ich saß schon eh nicht mehr am Tisch in meiner Küche, weil es schwierig geworden war. Ich stand an die Küchenzeile gelehnt. Überrascht von dem inneren Ausbruch, wurde sofort versucht, dass Weinen und Wimmern zurückzudrängen, zurück in diesen Riss. Ausdruck kontrollieren. Meine Stimme zittert trotzdem und meine Gesichtsmuskeln zucken. Der Blick krampfhaft von ihr weggedreht, zum Fenster hin (am liebsten ganz hinaus). Der Oberkörper mit den Armen fest umschlungen. Alles angespannt.

Ein Wortwechsel findet weiter statt. Ich kann nicht sagen, was genau passiert ist, aber das was passiert ist und sie nimmt es auch wahr. Vielleicht 5 Minuten und ich fühle nichts mehr von der inneren Überwältigung, setze mich wieder hin, bin verwirrt, aber trotzdem klar, lächle und mache Witze.

Sie kann es alles noch nicht einschätzen. Bietet an, dass Thema zu wechseln, doch ich bin noch drin und offen, weiter zu klären, Wahrnehmung zu klären.

Es folgten zwei Tage erschöpfender Getriebenheit. Ausruhen ging nicht. Maximal 10 Minuten angespannt auf der Couch und mich trieb es wieder hoch, hinein in Ablenkung. Ich spürte Angst, Angst zu fühlen, was da in mir aufgerissen war und hinter meiner Wand wartet.

Am dritten Tag ging dann gar nichts mehr (wie zu erwarten und Gott sei Dank). Da ich eh morgens nicht aufstehen konnte, fand ich den Mut meine diffuse Gefühlslage und gelähmte Verfassung zu beklopfen. Meine selbst erzeugte Wand brach ratzfatz auf und alles Zurückgedrängte flutete ins Licht, in mein Bewusstsein.

Notizen davon:

Sie wird mich hassen, weil ich etwas wollte, weil ich DAS wollte, was mir nicht zusteht. (verzweifelt)

– Verlust der Beziehung, Angst

– Glaubenssatz: ich darf keine Erwartungen, Bedürfnisse haben

– ich fühle mich schuldig dafür, dass ich Sehnsüchte habe

– ich fühle mich schrecklich, schwer, voller Schuld

Bitte verlasse mich nicht, ich liebe dich. Bitte, bitte geh nicht weg. Was soll ich tun? Es tut mir leid. Sag mir was ich tun soll. (absolute Unterwerfung, Selbstaufgabe der eigenen Bedürfnisse)

Ich bin schuldig. Ich mache alles falsch. Mich sollte es am besten gar nicht geben.

 

Es zeigte sich so offensichtlich, dass es hier gar nicht direkt um die aktuelle Situation ging (ich liebe die Betreuerin nicht), sondern um irgendetwas aus der Vergangenheit.

Der vierte und fünfte Tag zeigen, dass das Bewusstgewordene nun auch am Alltag bewusst ist. Es ist die ganze Zeit da. Es ist mein Geburtstag.

Freunde kommen. Ich kann mich nicht entspannen. Jedes Wort, jedes Tun fühlt sich falsch an. Ich fühle mich falsch an. Meine Freunde gehen. Ich bin unendlich traurig und weine mich mit meinen Wertlosigkeitsgefühlen in den Schlaf.

So geht es am nächsten Tag weiter.

Die Haushaltshilfe kommt. Ich weine. Und trotzdem tut es unglaublich gut, dass jemand da ist, auf einer eher unpersönlichen Ebene. Es tut gut aktiviert zu werden, durch Reden, Bewegen, gemeinsames Handeln. Sie fühlt auch wohltuend mit, was mir gut tut. Nur ihren Hilfevorschlägen schenke ich lieber keine Beachtung – mir THC in Tropfenform verschreiben zu lassen, wenn doch mein Kiffen damals auch geholfen hat, wenig zu fühlen. (Oh mein Gott!!! Was für ein Ratschlag! *Haare rauf* :D) Ich konnte drüber lachen.

Dieser Termin hatte echt den Tag gerettet. Ich konnte noch raus gehen und mir etwas Schönes gönnen, anstatt gelähmt weiter im Bett zu liegen.

Ich beobachte in diesem Verlauf eine Wiederholung (wie so oft) und erkenne auch hier Entwicklungen.

Ich bin in einer depressiven Phase und weiß schon nach nur ca. 6 Tagen, wie sie gekommen ist und was sich da inhaltlich abspielt. Abwertende Gedanken und Gefühle sind wie ein Grundton in meinem Sein, im Tagesverlauf mal stärker, mal schwächer vorne und doch gibt es auch noch andere Töne.

Wie der Moment, als ich im Blumenladen stehe und mich die Verkäuferin fragt, ob die Blumen für einen Geburtstag sind und ich mit dem Zeigefinger auf meine Brust tippe und freudig, stolz sage: „Ich habe Geburtstag. Die sind für mich.“ 🙂 Da freue ich mich noch jetzt drüber, über diesen kleinen Moment, der so viel ausdrückt, welchen Wert ich mir auch geben kann.

Mein Tagesrhythmus ist durch die morgendliche Antriebslosigkeit im Arsch. Dadurch schaffe ich kaum bis keine Übungen mehr. Es ist okay. Ich schaffe es mir den Druck zu nehmen und mich daran zu erinnern, dass es vorbei gehen wird und ich zurückkehren kann.

Späterer Gedanke: Ich glaube, dass die Wut die sich auf mich richtet oder so unklar herum streift, eigentlich die Wut ist, die zu meiner Mutter gehört. Nur darf das wohl noch nicht sein.

Ein schöner Moment

Saubere Fenster. Toll! 😀

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Heute hatte ich beim gemeinsamen Putzen echt Freude. Wie wohltuend. Schön, wenn sich Ordnung ausbreitet und der Blick wieder klar nach draußen ist. Hach, so was kann ich genießen.

Freudemomente. Sie tauchen wieder auf. Mal hier, mal dort.

Gestern habe ich es geschafft, mich an meine Verabredung mit mir zu halten und einen Bus, zu einem Termin zu benutzen, anstatt zu laufen. Da waren lange viele Ängste dran geknüpft, warum ich lieber immer gelaufen bin. Das war aber nicht immer gut, so dass ich zuletzt sogar nach dem Termin auf dem Gelände festsaß, weil ich meine Beine nicht mehr bewegen konnte. War ne schreckliche Situation, so hilflos zu sein.

Aber zurück zum Bus. So eine einfache Situation, war gestern total schön. Ich saß im Bus und konnte es richtig genießen gefahren zu werden, mit dem Wissen, dann auf jeden Fall auch den Rückweg gut zu schaffen. Ich bin stolz wie Bolle am Ziel ausgestiegen, mit einem Lächeln im Gesicht, weil ich das endlich mal so gemacht habe, wie es mir gut tut und auch noch alle Ängste aus dem Weg geräumt waren.

Freudemomente. Ich lerne sie wieder neu kennen. Sie bleiben noch nicht lange und sie nehmen nicht viel Raum ein. Zu lange war die Zeit der Dunkelheit, die die Art meines Denkens einschneidend verändert hat.

Zeit zum Umgewöhnen. Zeit zum Zeitlassen.

Zeit zum Nicht-Wissen was kommt und wie es wird.

Haushaltshilfe

Wow! 45 Minuten für Abwaschen, Wäsche aufhängen, Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch schälen und klein schneiden.

Alles Sachen, wo ich heute den ganzen Tag für gebraucht hätte, mit Pausen machen und innere mentale Hürden überwinden müssen.

Das entlastet mich so unglaublich. Jetzt sitze ich hier und weiß, ich muss heute nur noch die Kartoffelsuppe kochen und in den nächsten zwei Tagen einmal um die Ecke ein paar Sachen einkaufen. Ansonsten kein Druck etwas schaffen zu müssen und kein Kampf gegen Erschöpfung.

Ich darf es mir gut gehen lassen. Kann versuchen schöne Sachen zu machen, mit der Kraft die da ist.

Danke!!! ❤

schieflage

zeitlos. sehe nachrichten von mir, die gerade mal 3-7 tage alt sind und mir kommen diese sachen, die ich da schrieb, wie aus einer anderen zeit vor. erst so kurz her?

heute bin ich nicht ganz da. war morgens außer der reihe bei meiner psychiaterin. zähneknirschend, weil ich ihr momentan nicht vertraue, nicht weiß, ob ich dort sicher bin, ob sie mich noch verstehen kann, noch hinter mir steht und nicht ein nächstes wort, ein nächster satz mich weiter destabilisiert (so wie es mir gerade in fast jeder beziehung geht).

war trotzdem bei ihr, weil gestern wieder erstmalig gedanken kamen, dass es angenehmer wäre, nicht mehr da zu sein. und weil mir klar ist, dass ich diese verunsicherungen nur weiter verschleppe, wenn ich sie nicht anspreche. weglaufen ist sinnlos, aber schützt trotzdem eine weile.

es ist okay gelaufen. das heißt, ich habe sie weicher, zugewandter und rücksichtsvoll erlebt. mir sind keine weiteren einstellungen und meinungen von ihr um die ohren geflogen. sie hat zugehört und fragen gestellt. wir haben über die vorkommnisse gesprochen. ich konnte ihr alles erzählen, wie sich meine unsicherheiten und verlassenheitsgefühle zusammen setzen. wie ich was von ihr verstehe, wenn sie die dinge auf ihre art und weise sagt. was schwierig für mich ist. wie basal zerstörend sich das auf meinen selbstwert auswirken kann. sie glaubt, es diesmal verstanden zu haben. ich glaube das auch. das war gut.

und ich konnte endlich mal diesen ganzen berg verzweiflung, wegen all der instabilen beziehungen, wegen der daraus entstehenden unmöglichkeit, mich noch irgendwo entlasten zu können und sicher zu fühlen und wegen dem verlust der inneren beziehung zu fr. s., verbal abladen. ich konnte tränen zulassen. ich konnte vor mir selbst und ihr verbalisieren, dass ich es nicht alleine schaffe, wahrnehmungen und mein selbstgefühl stabil zu korrigieren.

es war diesmal ein hilfreiches gespräch. keine abwehrende reaktion von, sehen sie doch mal dies und jenes und ist es nicht doch auch so und so und alles ja nicht ganz so schlimm. nein, sie hat gehört, zugehört, zurückgespiegelt und in meinen worten und tränen und meinem sein erfasst und mich gefragt, ob es dann also so ist, dass ich regelmäßige unterstützung bräuchte. jaaaa! ich habe es mir nicht mehr getraut, dieses gefühl und diese einschätzung nach außen zu verbalisieren, aus angst, damit zurückgewiesen zu werden. jetzt musste es also anders herum laufen. jemand anderes sagt es, eine person mit ‚rang‘, dann erst darf es sein, ist es ‚richtig‘.

also ließ ich mir auch nochmal bestätigen, dass es eine sehr schwere phase ist, in der ich bin, in der ich auch anrecht auf regelmäßige unterstützung durch eine haushaltshilfe habe und das auch lebensmüde gedanken okay sind, da sein dürfen, ich sie nicht bekämpfen muss, ich nichts falsch gemacht habe und ich auch wöchentliche gespräche bei ihr haben kann und nicht absagen muss.

ich versuche anzuerkennen, dass ich diese bestätigungen von außen brauche und sie keine schwäche, im sinne von selbstabwertung, sind. ich versuche es… (und immer das selbstbild von eigenständigkeit und unabhängigkeit im hintergrund, das bröckelt und bröckelt…)

die schleusen waren so offen, dass ich mich in der praxis erst noch in ein leeres behandlungszimmer zurückziehen musste, um zu weinen und mir zeit zur beruhigung zu lassen, bevor ich mich in der lage sah, nach hause fahren zu können.

seit dem zeitlosigkeit, kontextlosigkeit.

ich habe mir erlaubt, ab heute wieder das paroxetin zu nehmen, nachdem ich eine klärungsphase, mit hilfe von kartenlegungen hatte. die botschaft war einerseits – du darfst dich ausruhen, du hast genug gearbeitet und andererseits – erwarte nicht zu viel. dazu kam ein sehr angenehmes gefühl, unabhängig von den karten, als ich innerlich nachfragte. ich bin nun also im reinen damit.

ich habe den mut gefunden, nochmal bei zwei verhaltenstherapeutinnen wegen eines therapieplatzes anzufragen. ergebnis noch offen.

freitag gutachtergespräch wegen des betreuten einzelwohnens.

grundstimmung ist stark wechselhaft von hoffnungslosigkeit bis seichte zuversicht, von misstrauen bis schwaches vertrauen, von innerer härte, abwertung bis nuancen von mitgefühl und anerkennung. gefühle von starker belastung sind sehr omnipräsent.

die suche nach dem tieferen sinn dessen, was mir hier wiederfährt, gestaltete sich erst sehr schwierig. was lernt man, wenn man aushält? das leben ist hart? das soll die lektion sein? stärke durch härte? durchhaltevermögen durch härte? nein. das überzeugte mich nicht.

um so mehr ich mich in richtung anerkennung für mich selbst bewegte und wahrnehmen, fühlen konnte, was ich trage, nicht was ich ertrage, sondern was ich trage und halte und leiste, umso klarer fühlte ich einen sinn.

anerkennung für mich selbst lernen! selbstannahme! und dann öffnete sich der blick auch auf glauben, demut und hingabe. das ist es was ich lernen kann.

(auch wenn es da grummelt im hintergrund – na toll, es soll lieber aufhören und wieder gut werden)

ich nutze jede erdenkliche hilfe und erhalte auch viel unerwartete hilfe. kleine ungeplante situationen. das kann ich nun wieder sehen. bin ich froh drum. musste mich darum aber aktiv bemühen. der blickwinkel kam nicht von alleine und bleibt auch nicht von alleine. ich darf hier auch noch mal meine tägliche leistung und arbeit würdigen, meine schieflage auszugleichen.

geschafft

kann man jetzt zweideutig lesen… geschafft.

ich meine das erfolgreiche ‚geschafft‘. obwohl das psychische geschafft sein, auch immer noch thema ist.

die sozialarbeiterin eines pflegedienstes war heute morgen bei mir und hat mit mir die details des unterstützungsbedarfs besprochen. ich habe mich ganz viel getraut zu zeigen und zu sagen. war schwer und trotzdem leichter als gedacht.

sie hat mir dabei geholfen, indem sie gleich zu beginn die schwere und traurigkeit angesprochen hat, die diese situation für mich und meine nahen menschen wohl bedeuten mag. mir standen sofort die tränen in den augen. ja, ich hätte es mir anders gewünscht.

ich hatte immer noch mit den gedanken zu kämpfen, dass man meiner wohnung nicht ansieht, wie schwer alles ist, wie sehr ich in not komme und unter dem druck, alles schaffen zu müssen, leide.

das konnte ich ihr alles sagen.

vorhin kam dann der anruf, dass sie sich mit dem sozialpsychiatrischem dienst und der pflegeleitung abgesprochen habe und alles okay ginge. sie kommen dann nächste woche das erste mal, für eine stunde.

saugen, wischen, abwaschen, fensterputzen, zum einkaufen gefahren werden, bei bedarf wäsche waschen oder mahlzeiten für die woche mit mir besprechen und vorbereiten – dass alles macht jetzt jemand, wenn wir uns gut vertragen.

mit meiner mutter ist es ja nur teilweise gut gelaufen. mal konnte ich den lärm, die hektik und auch die grenzüberschreitungen nicht gut aushalten. gut, dass ich diese erfahrungen schon sammeln konnte und so auch gleich weitergeben.

wird jetzt ne testphase. ich habe keine ahnung wie es wird. jemand fremdes bewegt sich eigenständig in meiner wohnung und ich muss ihm die arbeit überlassen.

ohne ambivalenz geht es wohl nicht. von, ich will das nicht, bis, endlich entlastung und kraft für anderes nutzen können, ist alles dabei.

ich bin fast ein wenig überrascht, dass es dann doch so schnell ging und das ohne unterstützung durch meine ärztin. ihr war wahrscheinlich auch das modell nicht so bekannt. ich habe schon gehört, dass wenige menschen das in anspruch nehmen. hilfe zur pflege oder hilfe zum lebensunterhalt, nennt sich der topf vom sozialamt.

beim letzten termin hatte sie sich jedoch ganz anders präsentiert und von selbst nach der pflege gefragt, als sie meinen zustand erfasste.

hätten sich nicht in den letzten monaten ein paar hilfreiche sachen hier zuhause installiert, wäre die situation wieder so, dass ich in die tagesklinik gehen würde. aber es greift so einiges. darum bemühe ich mich jeden tag und jeder tag ist anders.

ich habe mir bei meiner ärztin mal solche fragen erlaubt, ob sie glaubt, dass es jemals besser wird, ob sie andere patienten hat, wo es besser geworden ist. ja, habe sie, zwar nicht so viele wo es so schwer ist, aber auch die haben eine stabilität erreicht, was bedeutet, ein paar mal 3 h die woche arbeiten und alles andere schaffen.

so klare aussagen habe ich noch nie bekommen. auch, dass ich zu den schweren fällen gehöre, habe ich noch nie so gesehen. mein bild von mir in meinem kopf ist immer wieder ein sehr gesundes, in dem ich alle fähigkeiten habe.

mir ist auch klar geworden, dass auch durch dieses bild von mir so viel reibung und spannung im alltag entsteht, wenn es ständig auf die wirklichkeit prallt, die anders aussieht. das betrifft auch mein bild von mir als sozialer mensch, wie ich zwischenmenschlich bin. die wirklichkeit der letzten wochen hat da ordentlich krach erzeugt.

es fällt mir anscheinend schwer mein selbstbild anzupassen, an das was ist. dadurch nehmen mich die menschen, die lediglich wenig kontakt haben, in kurzen gesprächen als uneingeschränkt wahr.

ich glaube, es ist diese widersprüchlichkeit/ambivalenz die ich in mir spüre, jetzt wo ein pflegedienst kommt. mein bild von mir beinhaltet eigenständige, fähige lebensführung. mein tatsächliches sein beinhaltet das aber nicht.

merkwürdig, das wahrzunehmen.