Anders als gedacht

Ich habe mich dagegen entschieden.

Das ist das Ergebnis von zwei sehr aufwühlenden Tagen, nach dem Vorgespräch in der Klinik.

Das Ergebnis hat mich selbst völlig unerwartet heimgesucht und ich wollte es erst gar nicht glauben, naja, weil… all die Vorbereitungen, all die Ausrichtung darauf, all die informierten Mitmenschen und Einrichtungen und vor allem, hatte ich nicht einen einzigen Gedanken daran, dass es bei einem Vorgespräch und einer Besichtigung darum gehen könnte, dass man erst einmal einen Eindruck erhält und sich dann entscheidet. Ich hatte mich eigentlich die ganze Zeit schon entschieden, dass dort zu machen.

Vor Ort lief alles auch ganz gut. Das Gespräch fand ich sehr professionell. Ich fühlte mich gesehen, verstanden, ernst genommen und konnte mich so auch gut zeigen. Ich konnte mir die Station anschauen und hatte insgesamt keine Gefühle dagegen.

Die kamen dann erst in den zwei Tagen danach. Mal abgesehen davon, dass Altes getriggert worden ist und ich viel Verzweiflung und Angst gefühlt habe, viele Tränen vergossen wurden, lag ich aber am zweiten Tag morgens im Bett, durchlief mit meiner Aufmerksamkeit meinen Körper, um am Ende im Herzen zu landen und ohne Nachzudenken dort die Frage zu stellen, ob diese Entscheidung die richtige ist. Da taucht dieses Nein in meinem Kopf auf. Und als ich dieses Nein zu meinem Nein werden lasse, verursacht es ein unglaublich kraftvolles, starkes, sicheres Selbstgefühl.

Ich konnte es gar nicht glauben. War echt fassungslos und dann begann auch schon der Kampf meines Kopfes dagegen, weil naja, wie schon oben geschrieben und überhaupt, ich kann doch nicht plötzlich Nein sagen, wo ich doch die ganze Zeit Ja gesagt habe und wenn das nicht, was denn dann?… und so weiter.

Man kann sagen, dass ich nicht selbst zu dieser Entscheidung gekommen bin, durch nachdenken oder so, sondern das diese Entscheidung einfach in mir da war und ich mir den Tag lang erarbeiten durfte, was die Gründe dafür waren, damit auch mein Verstand es akzeptieren konnte. Das war sehr anstrengend, aber hat sich gelohnt.

Und obwohl es wirklich sehr dramatisch war, von heftigem Verzweiflungsweinen und nicht enden wollenden Gedankenstürmen, die immer wieder von vorne anfingen, das Gefühl in Frage zu stellen und mich völlig zu lähmen, ist es mir gelungen, immer wieder dazu Abstand zu finden, mich zu beruhigen, abzulenken, erst die wichtigen Dinge des Tages zu machen, um mich dann über Körper- und Yogaübungen noch mehr ins Jetzt-Bewusstsein zu holen und dabei kam dann auch diese Klarheit, die ich so liebe. Wo keine Fragen mehr sind, weil alle Antworten da sind, nur eben nicht im Kopf und am Ende ist da dieser Frieden, dieses Eins-sein mit den Dingen.

Aus dem Eins-sein heraus, ist der Grund für diesen Sinneswandel

  1. es ist nicht die richtige Zeit dafür (weil seit Neujahr eine Veränderung stattgefunden hat und es darum geht, das Neue zu pflegen und wachsen zu lassen)
  2. es ist nicht der richtige Ort dafür (weil ich mich damit völlig überfordere, wenn ich weit weg von meinem vertrautem Umfeld bin und mir damit alles nehme, was mich stützt/hält)

Es fällt mir nicht leicht, diese Klarheit zu behalten. Aber schon viel leichter, als in der Vergangenheit. Ich kann es nicht unbedingt gut erklären, so dass Freunde meine Entscheidung anzweifeln, glauben, ich würde aus Angst absagen.

Hier wirkt es jetzt sehr klar, wie so oft, wenn ich für mich schreibe.

Ich erinnere mich jetzt erst, dass ich mich nicht rechtfertigen brauche, solange ich mir sicher bin. Übungsfeld, Übungsfeld, Übungsfeld.

Jetzt ist also diese Ausrichtung verschwunden und durch nichts Neues ersetzt. Ich habe keinen Impuls mich hier in der Stadt nach einer stationären oder auch ambulanten Therapie umzusehen. Der Impuls ist – gar nichts machen, alles so lassen wie es ist.

Es wurde sich Sorgen gemacht. Aber was willst du denn dann machen? Es war doch so schlimm im Dezember.

Da bin ich kein Traumtänzer mehr. Seit meiner letzten Krise im Herbst 2015 nicht mehr. Mir ist klar, bloß weil ich mich jetzt oft friedlich fühle und Schwankungen besser als je zuvor abfangen kann, heißt das nicht, dass ich psychisch stabil bin. Ich weiß, dass ich mich gerade nur sehr vor Auslösern schütze und diese trotzdem auftauchen können und dann genau die Traumasymptome wieder akut werden können.

Ja, das weiß ich und trotzdem fühle ich im Moment dazu keinen Handlungsdrang.

Ich fühle Vertrauen und habe das Universum gebeten, mir deutlich zu zeigen, wenn es wieder etwas zu tun geben sollte. Solange will ich ausruhen.

Und echt… puhhhh… ich merke wie nötig ich das habe. Und ich fange an es genießen zu können, viel Zeit für mich zu haben. Das ist etwas Besonderes. Keine Schuld. Kein Druck. Kein Antreiben.

Ich bin mit ganz basalen Dingen beschäftigt und spüre wie sehr ich das auch brauche und wie gut das tut. Mehrmals täglich meinen Rücken mit Wärmflaschen behandeln, gegen die Verspannungsschmerzen. Hab ich vorher nie gemacht. Ganz neu, ca. alle drei Tage ganz einfache Kräftigungsübungen für den Rücken. Da bin ich ganz stolz drauf, dass ich das alleine tatsächlich durchhalte. Es war einfach die Zeit. Mein Körper wollte das und hat da jedes Mal Lust drauf. Es tut mir noch viel stärker gut, als das wöchentliche Yoga zu dem ich nicht mehr gehe. Zeit haben, um fast täglich zu kochen. Und überhaupt Zeit, um bei allen Alltagstätigkeiten überhaupt keinen Stress zu empfinden, dass man sie noch irgendwie schaffen müsste, weil es sonst mit etwas anderem knapp wird. Dieser ganze Stress hat sich deutlich verringert.

Klar, mein Kopf sendet stetig noch alte Gedanken. Schon morgens – ich muss aufstehen, darf nicht so lange liegen. Quatsch! Warum nicht? Wenn es sich gut anfühlt. Dann irgendwann kommt immer der Punkt von ganz alleine, da will ich dann aufstehen. Ist so viel schöner!

Ich bin gespannt, wie es sich weiter entwickelt. Vielleicht ist ja schon morgen ein neuer Impuls da. 🙂

In die eigene Kraft kommen!

Verdammte scheiße, was schwirrt mir der Kopf. 🙂

Ein Impuls folgt dem nächsten. Und ich folge einem Impuls nach dem anderen. Nicht lange nachdenken, einfach machen. Und so läuft es und läuft es. Dinge ergeben sich, tauchen völlig unerwartet auf. Dinge entwickeln sich.

Ich habe Ängste. Ich traue es mir zu. Ich fühle viel, viel mehr Vertrauen, was es leichter macht, einfach zu tun. Keine Ahnung was dabei herauskommt. Aber es folgt fast immer ein Lachen aus meinem Herzen, wenn ich einem Impuls gefolgt bin. Es fühlt sich fantastisch an! Meine Seele singt. Endlich wird ihr mal zugehört und sie darf sich entfalten. Und ich staune und staune und staune! Mensch Sophie!? Was machst du für Sachen? Warum traust du dich plötzlich so viel? Dein Herz scheint sich auf der Waageschale, über den Verstand erhoben zu haben. Es wiegt schwerer. Es teilt sich laut und deutlich mit. Es schreit regelrecht. Die Impulse sind keine kleinen Regungen mehr am Rande. Sie sind laut und deutlich. Sie sind ICH. Das bin ICH! Mein Verstand ist in die zweite Reihe gerückt und scheint akzeptiert zu haben, dass er in meinem ICH nur eine Nebenrolle spielt, nur die Zuarbeit macht. Und die Aufgabe nimmt er sehr ernst. Schwer für mich die Mitte zu finden. Pausen zu finden. Kopfentspannung herzustellen. Unruhige Nächte. Nicht einschlafen können. Pläne schmieden. Unentwegt. Gedankenideen können nicht warten, müssen sofort zu Papier gebracht werden. Drehen schleifen.

Ich bleibe trotzdem im Vertrauen. Ich bekomme das hin. Dabei hilft mir meine Bewusstheit. Ich bekomme sehr viel von mir mit und will gut mit mir umgehen.

Die ersten Urlaubswochen der Therapie warnen ja eher dramatisch. Ohne Struktur ist für mich schlecht. Ich verliere den Halt. Das hat mich in eine Bewegung gebracht, mich zu kümmern, mir zu helfen. Ein sehr hilfreiches Muster. Um so schlechter es mir geht, was heißt, um so weniger ich mich aushalten kann, um so mehr gehe ich in Aktion, um dagegen irgendetwas zu unternehmen, was mich wiederum von mir ablenkt.

Daraus ergab sich. Kontaktaufnahme zu einer Tagesstätte, um übergangsweise dort einmal die Woche zu sein. Kontaktaufnahme beim Sozialpsychiatrischen Dienst, mit der Frage nach kurzfristiger Beschäftigungsmöglichkeit. Das hatte ein Beratungsgespräch zur Folge, zu meiner Insgesamtsituation, woraus der Antrag auf Einzelfallhilfe entstand (erste Mal Herzlachen). Dann war ich mit Antragstellen, Abgeben und Begutachten lassen terminlich beschäftigt.

Ich reduzierte die Medikamente. Das veränderte meine Stimmung grundsätzlich und dann ging es erst richtig los.

Spontane Kontaktaufnahme zur Reha-Ergotherapeutin, weil ich eine heftige Meditationserfahrung hatte. Sie begleitete mich telefonisch durch einen Reinkarnationsprozess. Tage später träumte ich extrem intensiv von ihr und mir und einer Energiearbeit, von der ich aufwachte. Wieder Impuls gefolgt, sie anzurufen und es zu erzählen. Mein Verstand tippte sich derweil an die Stirn, dass ich doch verrückt sei. Wir folgten meinem Traum, von ihr etwas lernen zu wollen (sie ist Lehrerin für Metaphysik) und sind für nächste Woche persönlich verabredet (mein Herz lachte sehr, sehr doll).

Ich schaute meine selbstgemalten Bilder an und war begeistert. Der Impuls sie ausstellen zu wollen. Mich zu zeigen. Kontaktaufnahme zu der Einrichtung, in der ich meine ambulante Suchttherapie 2010 gemacht hatte. Man ist begeistert von der Idee, muss nächste Woche noch die Chefin fragen (mein Herz lacht und lacht und lacht).

Seit über einer Woche Sehnsucht nach Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft die von ihrer Schöpferkraft und der Kraft des Herzen weiß, sich gegenseitig trägt und unterstützt. Personen tauchen dazu auf. Ich folge dem Impuls, ohne zu wissen was dabei heraus kommen soll und lade diese Menschen ein zusammen zu kommen (wieder viel Freude in mir).

Ich melde mich bei zwei Kursen in der Volkshochschule zum Singen an. Wenn ich schon nicht schreien kann, dann singe ich eben. Ich freue mich wahnsinnig drauf.

Ich lese ein Buch von Sabrina Fox. Bin so begeistert davon und folge dem Impuls, ihr das einfach zu schreiben. Sie hat mir sogar geantwortet. Noch mehr Freude.

Ich habe mich in die Gärtnerei bewegt und bin dort wieder angebunden.

Ich war in der Lage nach neuen Therapeuten im Internet zu suchen.

Diese Malaysia-Reise zieht mich magisch an. Da weiß ich noch nicht, ob sie nicht zu groß für mich ist, für meine aktuelle Situation.

Und dann stehe ich heute im Bioladen und schaue mir die Aushänge von Kunden an. Mein Blick bleibt hängen bei „Elternassistenz“. Eine Mutter sucht für ihr 10-monate altes Baby und sich eine Assistenz. Reiße die Nummer ab, fahre nach Hause und rufe sie an. Ohne lange zu überlegen. Es scheint eigentlich nicht zu passen, da sie 6 h pro Tag beim Sozialamt beantragt hat. Also eine richtige Anstellung. Aber mein Herz freut sich wieder einmal und ich staune und staune, dass ich mir das zutraue. Ich habe gar keine Erfahrungen mit Säuglingen und Kleinkindern. Aber ich habe furchtbar Lust sie zu sammeln. Die Mutter ist Rollstuhlfahrerin und wir waren uns gleich sympathisch. Na das werde ich mit meiner Ärztin besprechen. 6 Stunden sind zu Beginn sicher zu viel, aber vielleicht lässt sich eine Zwischenlösung finden. Egal. Kopf abstellen und einfach schauen, was sich machen lässt.

WOW! Schaut euch das an! Üblicherweise denke ich lange über Dinge nach, bin zögerlich, unsicher, traue es mir nicht zu. Mache einen Schritt vor und dann wieder zurück. Und nun!

Das liegt auch an der Erdverbindung die ich täglich morgens in der Meditation herstelle. Das klappt so super. Ich fühle mich im Vertrauen mit dem Leben. Ich fühle die Sicherheit, dass es mich trägt, versorgt und liebt. Das Üben trägt Früchte.

DANKE!