Rollstuhl fahren lernen 

Analogie.

Vom Leistungssport in den Rollstuhl.

Bähmmm macht es! Vorstellungen krachen aufeinander. Weh tut es. Tiefe Kränkung der Seele. Soviel Ideen loslassen. Trauer. Der Gedanke, alles wäre nun am Ende. Da kommt nichts mehr. Nichts Großartiges, nichts von Bedeutung. Nicht so! Wut. Das Ego blutet. Tief die Wunde. Gedanken von scheitern, Wertlosigkeit, kaputt, nichts mehr zu machen – nur noch abzugeben. 

Daneben. 

Auch Rollstuhlfahrer können Leistungssport betreiben.

Nur nicht am Anfang. Da ist anderes dran. Da widmen sie sich voll und ganz den veränderten Lebensumständen und Trauer, Schmerz und Wut gehören dazu, makieren einen Wendepunkt.

Sie müssen zuerst lernen, wie man den Rollstuhl bedient. Brauchen Hilfe dabei, müssen sich schieben lassen oder ins Bett helfen lassen. Dinge wie Schotterwege, Schrägen und Stufen, die vorher nicht aufgefallen waren, werden zu Hürden. Sie brauchen Hilfe, solange bis die eigene Muskelkraft wächst, um auch Schrägen hinaufzukommen und zu lernen, welche Wege nun zu meiden sind und welche zu bewältigen. Sie müssen lernen, was sie unter diesen neuen Bedingungen brauchen und wie die Umgebung beschaffen sein muss, damit sie gut zurechtkommen. 

Das ist viel zu lernen. Sehr viel und braucht Zeit.

Und erst dann, erst dann, wenn das alles gelernt ist, dann wird es möglich weiter zu schauen.

Mein Rollstuhl ist die Angst und Erschöpfung. 

Mein Weg ist es, diesen Umstand in mein Leben und meinen Alltag zu integrieren. 

Bisher habe ich meinen Rollstuhl immer mal wieder verdrängt und hasserfüllt in die Ecke geworfen. Ich habe versucht so die Tür zu öffnen und normal in die Welt zu gehen und dabei auch noch Kunststückchen zu vollführen. 

Hat nicht funktioniert. 

Verletzlichkeit und Weiblichkeit

Das Leben verlangt mir zurzeit viel ab. Leicht ist es nicht, aber auch nicht mehr sooo schwer. Anders schwer, sagte ich neulich zu jemandem.

Oft ist keine Kapazität mehr, um noch Überblick zu finden. Das erzeugt hier Wortlosigkeit. Die Energie geht in die Erlebnisse des Tages und die Verarbeitung.

Eben blitzte ein roter Faden auf.

Ich hörte Musik. Sie berührte mich. Mir liefen Tränen. Ich spürte Weichheit und Verletzlichkeit. Das ist der rote Faden.

Erinnerte mich an den Text vom 8. April – Verletzlichkeit und Selbstannahme. Arbeitete danach wirklich mit dem Thema weiter und dann arbeitete das Thema, glaube ich mit mir weiter.

Ich habe das nur einmal ganz bewusst mit dem Akupressurklopfen angegangen. Ich erinnere mich noch, dass diese Verletzlichkeit so unglaublich groß war, ein Schmerz so riesig, dass ich das Gefühl hatte, daran zugrunde zu gehen. Deshalb schaute ich nicht mehr bewusst hin.

Mir scheint so, als habe das gereicht, um es mehr ins Bewusstsein zu rücken.

Ich merke gerade, dass ich es noch gar nicht in Worte fassen kann und die einzelnen Erlebnisse auch nicht greifen kann.

Nur taucht für mich auf, dass diese Verletzlichkeit noch viel mehr ist und ein überwiegend ungelebter Teil meiner Persönlichkeit und dass das im Alltag wirklich viele Schwierigkeiten erzeugt, weil sie oft herausbricht und ich dann überfordert bin.

Ich spüre in und hinter dieser Verletzlichkeit Sanftmut, Weichheit, Weiblichkeit, Sinnlichkeit, mein Frau-sein und lauter noch unergründete, leise Dinge. Da kommen mir gleich wieder die Tränen. Das ist was ganz Neues. So habe ich mich noch nie gefühlt und es ist schwer, mich dafür offen zu halten. Es macht mir Angst. Es fühlt sich so unbekannt an und bedrohlich. Bedrohlich, weil dort der ganze Schmerz der Vergangenheit liegt. Bedrohlich, weil ich mich dann ganz offen und ungeschützt fühle. Ich weiß noch gar nicht, wie ich mich mit meiner weiblichen Seite in der Welt schützen kann.

Ich föhnte neulich meine Haare so hin und her. Dadurch blieben sie auf der anderen Kopfhälfte liegen als sonst. Ganz überrascht schaute ich mich an, weil mir arg gefiel was ich da sah. Meine linke Gesichtshälfte war frei. Ich sah plötzlich die Frau in mir. Meine linke Gesichtshälfte scheint meine Weiblichkeit auszudrücken. Die Veränderung war so stark. Total faszinierend. Und ich konnte es aushalten und bin sogar so aus dem Haus gegangen. Eine Freundin konnte es auch gar nicht glauben, wie da etwas zum Vorschein kam, was mit den Haaren in die andere Richtung vorher nicht zu sehen war.

Also es nähern sich da weiter meine unterschiedlichen inneren Aspekte an. Auf der Spirale ein schon bekanntes Thema auf einer neuen Stufe.

Es zeigt sich die Wichtigkeit der Verbindung zwischen männlicher und weiblicher Seite ganz konkret bei den nächsten Schritten die anstehen. Vor ein paar Tagen ein (für mich) kleine Missachtung eines Gefühls, mit ungeahnten riesigen Konsequenzen am nächsten Tag. Kaum Spielraum mehr. Ich sag ja, ich habs mir ins Feld gezogen, nun will es auch gesehen werden. 😉

Es überlagern sich verschiedene Modelle, fällt mir auf. Die weibliche Seite könnte auch das innere Kind sein. Die Gefühle sortiere ich dort hinein. Auch die Intuition und Kreativität siedele ich dort an. Es ist so vielfältig. Eine umfang-/ facettenreiche Kraft.