Traumageschenke?

Die Körperarbeit hat mir heute richtig gut getan. Mal den Blickwinkel ändern. Die Perspektive drehen.

Die Therapeutin drückte erneut ihr Erstaunen aus, wie viel ich wahrnehmen könnte und zeigte sich ganz begeistert.

Sie erzählte mir aus ihren Indienreisen, das sie dort mal einen Guru fragte, wieso es in Indien so viele erleuchtete Menschen gäbe und in Deutschland nicht. Der Guru meinte, dass in Deutschland die Erleuchteten in den Psychiatrien säßen. Sie stellte sich vor, dass, wenn ich in Indien leben würde, sie vielleicht zu mir kommen würde, und darum bitten würde, dass ich meine heilige Hand auf ihr Haupt lege.

Ich musste lachen. Eine schöne Geschichte.

Wir schauten uns an, wo meine hohe Wahrnehmungsfähigkeit auch etwas Gutes ist, neben dem Leiden, welches sie ebenso erzeugt. Mir fielen zwei Situationen ein, wo ich mich mit dieser Begabung wohl fühle.

Einmal unter Menschen, denen es auch so geht. Zum Beispiel zwei Freundinnen, wo ein Treff im Cafe schon zu Beginn ein paar Minuten benötigt gemeinsam einen guten Platz, an der richtigen Stelle, in der richtigen Position zu finden. Da können wir über uns lachen, wenn das dann etwas dauert, bis sich alle wohlfühlen und bestärken uns gegenseitig darin, für uns so sorgen zu dürfen. Da fühle ich mich ganz normal und genieße das jedes Mal, einfach so sein zu können. Da freue ich mich auch über Fragen wie: „Schau mal, ob sich die Decke gut für dich anfühlt. Hier liegt sonst auch noch eine andere.“

Die zweite Situation ist die andere, sehr unregelmäßige, weil kostenverursachende Körpertherapie bei U.. Da kann ich mich meist sehr fallen lassen und den sanften, feinfühligen Impulsen folgen, lernen ihnen zu vertrauen und die Heilerin in ihnen zu erkennen. Das ist jedes Mal sehr berührend und für mich immer noch, nach vielen Jahren wunder-voll.

Und jetzt für mich fällt mir noch die Natur ein. In der Natur, im Wald, am Wasser, auf Wiesen genieße ich meine Feinfühligkeit auch sehr und sie hilft mir dort Kraft zu tanken. Auch an Orten, die ruhig und mit einer guten Energie sind, breite ich meine Fühler gerne aus. Zum Beispiel in Räumen wo viel Holz ist oder wo viel meditiert wird. Räume die still sind und eine Geschichte erzählen, wie zum Beispiel in Kirchen.

Bei der Menge an Wahrnehmungen die ich im Körper beschrieb, musste die Therapeutin auch an eine Landschaft denken, in der sich ständig etwas verändert. Die Wolken treiben, dann kommt Sonne, dann weht der Wind, dann wird es still und das immer so fort. Und sie würde das voller Staunen beobachten. Wir konnten dann den Unterschied herausarbeiten, warum sie es so positiv erlebt und ich mich eher belastet und auch überfordert fühle.

Erstens, für mich ist es immer noch neu. Mein Verstand hat Angst davor, weil er es nicht kennt, nicht einschätzen kann, nicht weiß, was es bedeutet und wie er sich dazu verhalten soll (ja, immer noch, auch wenn schon einige Jahre ins Land gegangen sind).

Zweitens, meine traumatischen Erfahrungen haben eine zusätzliche Angst vor dem Körper und seinen Wahrnehmungen gesetzt. Dort bedeutet Körperwahrnehmungen = (immer noch) Gefahr.

Und drittens, kann ich meistens die Wahrnehmungen nicht von einem sicheren Ort heraus beobachten. Bildhaft: Sie, die Therapeutin sitzt in der Landschaft auf dem sicheren Boden und genießt den Anblick – ich bin in dem Bild die Landschaft selbst, bin mal Wolken, mal Sonne, mal Wind, mal ist mir heiß, mal bin ich nassgeregnet, mal mein Haar zerzaust, hin und her gerissen. Mir fehlt der Boden (ich arbeite daran), für all die Bewegungen.

Dieses Bild hilft mir, mich besser zu verstehen und Mitgefühl für meine immer noch vorhandenen, vielen Ängste zu empfinden.

Schön fand ich auch, als sie erzählte, dass diese hohe Wahrnehmung vielleicht als Folge der Traumatisierung, nun auch eine Begabung in sich trägt. So dass das ursprünglich Schmerzhafte auch zu einem Geschenk wird.

Noch habe ich da auch einen Denkknoten im Kopf und trotzdem gefällt mir diese Sichtweise sehr. Jetzt ist mir fast danach, mich bei meinen Eltern dafür zu bedanken. 😀

Verarbeitung der Körpertherapie in einer Mail

„Hey A.,

vorweg hoffe ich, du hattest ein paar entspannte Osterfeiertage.

Mich hat es noch ausgeknockt, nach unserem Termin. Deshalb schreibe ich. Mehr für mein eigenes Verständnis, um die Erlebnisse zu sortieren, in Zusammenhang zu bringen. Und auch, um es mit dir zu teilen.

Ich denke, wir haben letztes Mal irgendwo eine sehr tiefe Wunde meiner Seele berührt. Eine Wunde, die so früh gesetzt wurde, dass sie einen Teil meiner Identität ausmacht, in meine Persönlichkeit eingeflochten ist. Das habe ich heute so gespürt und diese Worte gefunden und es macht mich gerade traurig. Ich weine.

Ich weiß nicht genau worum es geht. Deutlich fühlte ich als Verursacher meinen Vater und ich bin mir relativ sicher, dass es auf der körperlichen Ebene passierte. Nicht sexuell. Ich kenne Erzählungen von erzwungenen Essen, bei einem anderen Kind, in dem es stark gedrückt wurde und vor Schreck den Mund aufmachte. Sowas in der Art. Vermutlich eben so früh, dass keine gesunden Körpergrenzen entstehen konnten und alles gleich Gefahr ist. Und keine konkreten Erinnerungen da sind.

Heute Morgen konnte ich diesen ‚Makel‘ zum ersten Mal so deutlich wahrnehmen, als einen sehr festen Bestandteil von mir. Ich muss schon wieder weinen. Es ist so unfair, dass mein System so stark beschädigt wurde, dass ich mich von Natur aus in meinem Körper nicht sicher fühle. Das war mir so noch nicht klar. Das es ganz früh passiert sein muss, um so zu werden. Ich dachte immer an spätere Ereignisse, wo ich eine Erinnerung habe. Aber das passte alles nicht. Es bleibt natürlich Spekulation.

Diese Verletzung habe ich heute Morgen als Empfindung auf der linken Seite am Hinterkopf ‚gesehen‘. Es war wie eine breite Furche, weißes Gewebe und ein deutliches Gefühl von ‚etwas ist in meiner Person/Seele/Identität kaputt gegangen‘.

Ich habe schon mal vorsichtig versucht, mich mit diesem ‚Makel‘ auch wunderschön zu finden. Ich kann es noch nicht glauben. Ich fühle mich eher wie ein Krüppel, entstellt und mich einer Erfahrung von natürlichem Sicherheitsgefühl beraubt. Es kommt mir heute auch aussichtslos vor, dass das jemals anders sein könnte. Das ist heute. Das wird sich sicherlich weiterentwickeln.

Okay… und wenn ich das jetzt mal so als Ausgangspunkt annehme, wird mir verständlicher, warum Berührung so speziell ist. Weil jede Berührung das Thema beinhaltet, mich mit ihr nicht sicher zu fühlen, einen Gewaltakt zu erwarten. So hat sich das auch angefühlt, ohne Grenze, wie ein Griff direkt, ungeschützt in mein Inneres. Und ich deshalb alles so langsam brauche, um

* die Reaktionen die folgt als Angst zu erkennen,

* mit dieser Angst zurechtzukommen, auszuhalten, wahrzunehmen, einzuordnen

* Zeit zu haben, die Berührung wahrzunehmen und die Situation in der ich bin und

* Zeit zu haben, die wahrgenommenen Berührung als ungefährlich bewerten zu können – die Motivation des Gegenübers zu prüfen (ihm zu vertrauen)

Das ist richtig, richtig viel, was da an Bewusstsein nötig ist.

Daraus ergibt sich als sinnvolles Vorgehen, wenn ich eine Berührung haben mag oder ihr zustimme, nur einen Berührungspunkt herzustellen, an einer ‚ungefährlichen Stelle‘ (die Herzgegend war schon zu viel Zusatzinput), um mich nicht zu überfordern und dann Zeit zu haben, damit zurecht zu kommen.

Wow! Ich bin gerade von der Produktivität dieser Mail beeindruckt. 🙂 Gedacht hatte ich es anders. Nun ist es das geworden. Ich fühle mich auch besser. 🙂

Dann bis zum nächsten Mal.

Mach‘s gut.

Sophie“

Cranio-Sacral-Sitzung

Was für eine Cranio-Sacral-Sitzung heute.

Wir haben uns das Ankommens-Gespräch gleich gespart, weil ich sofort anfangen musste zu weinen, mit den ständigen Worten in meinem Kopf „es ist zu viel“, „ich will sterben“.

Ich war vor 3 Monaten das letzte Mal bei ihr.

Noch neben der Liege sitzend, legte ich meinen Kopf auf die Liege, die Arme darum, um die Tränen zu verbergen.

U. setze sich dazu und legte behutsam ihre Hand auf meinen Rücken.

Aber erst als ich dann auf der Liege lag, konnte ich mich ganz abgeben und reden und fühlen, was da an großer Last in mir war. So hab ich ne dreiviertel Stunde geheult und gerotzt und gezetert, war verzweifelt, überfordert, traurig, wütend und voller Angst. Hab nen Kissen durch den Raum geworfen, mich gehasst und mich geliebt.

Und wenn U. mal ihre Hände von meinem Rücken nahm, kam ganz schnell „kannst du da bleiben?“.

So raus lassen geht nur bei U. und geht nur, wenn ich berührt werde.

Die ganzen Termine der letzten Wochen, durch Therapiesuche, neue BEW-Frau, neue Ergo-Körperarbeit, die immer wieder Altes triggerten, von „mich will keiner“, „mich sieht keiner“, „ich bin nicht wichtig“, „ich bin falsch“. Unausgedrückt, in mir gestapelt, so dass die depressiven Zustände sich vermehrten. Ich schaffe den Haushalt nicht mehr und fühle mich zunehmend unwohl in meiner Wohnung.

Durch die Medis aber so viel Abstand, dass es möglich war weiter zu funktionieren.

Ich bin deswegen so verdammt ambivalent, was die Medis betrifft. Und mir macht es auch sehr zu schaffen, dass mir anscheinend von den Medis die Haare ausfallen. Gruselig.

Es war mir nicht möglich, meine Gefühlswelt selbst so zu greifen, dass ich sie hätte vermitteln können und schon im Alltag Entlastung zu finden.

Zum Ende der Cranio-Stunde erlebe ich aber auch, dass Kraft in mir ist, mich all dem weiter zu stellen und vorwärts zu schreiten.

Ich bin auf dem richtigen Weg.

Vielleicht muss nur an der einen oder anderen Stelle der Zeitumfang etwas reduziert werden, um Überforderung zu vermeiden.

Mir ist dort auch mal wieder bewusst geworden, wie schwer es für mich ist Überforderung zu fühlen, wenn sie passiert. Überhaupt so etwas wie ein Stopp zu fühlen. Dazu erinnerte sich U. an eine frühere Sitzung, bei der wir in eine Stelle im Körper tiefer spürten. Sie meinte, die meisten Menschen reagieren irgendwann mit einem Stopp. Bei mir kam kein Stopp. Es gab keine Grenze. Sie konnte bis tief wahrnehmen und ganz auf dem Grund, war so viel Sehnsucht nach Kontakt, aber auch eine panische Angst.

Das beschreibt gut, wie ich mich fühle, wenn Nähe entsteht. Da ist keine Grenze, kein Stopp. Es geht sofort bis auf dem Grund und dort ist sofort panische Angst.

Ergotherapie

Den kleinen Eisbären schützend und haltend im Ausschnitt herum tragen.

Da ist so viel Angst.

Gestern war Ergo. Es war sehr anstrengend. So angstvoll, gesehen zu werden. So anders zu sein.

Heute getraut, ihr eine in mir kreisende Frage zu schicken.

Hey …., ich muss das nochmal fragen, weils mir ständig durch den Kopf geht. Du findest mich jetzt nicht blöd, wie ich mich verhalten habe?“

Sie: „Nein, ich finde Dich doch nicht blöd. Mach Dir keine Gedanken. Es ist sehr interessant was da entsteht, finde ich. (…)“

Es wäre das erste Mal, dass sie so arbeitet. Dem Klienten den Raum und die Führung überlassen. Sie ’nur‘ als Halt und Zeuge. Auf der Liege hab ich noch nicht einmal gelegen. Doch kurze Berührungen fanden schon statt, immer begleitet mit viel Panik.

Ich lauf da viel im Raum herum.

Momentan geht’s hauptsächlich darum Angst wahrzunehmen, anzuschauen und in aushaltbare Bereiche zu regulieren. Skills vor anderen anwenden. Das fällt mir sooo schwer. Aber ich bin mutig. 🙂

Tagebuchnotizen 02.12.-08.12.17

(Triggerwarnung)

02.12.17

Bedarfsmedis genommen, weil hohe Anspannung und ständiges Zucken der Beine und Becken im Bett.

Mein Körper fühlt sich noch nicht sicher. Der weiß noch nicht, dass ich ihn schützen kann und ich glaube selbst auch noch nicht richtig daran.

Ich muss Sex gehabt haben, den ich nicht wollte. Ich bin erschrocken, dass mein Körper sich so verzweifelt wehrt und ich davon nichts wusste. Bin paralysiert. Mal sehen was ich heute brauche. Wie kann das sein, dass ich davon nichts weiß? Warum habe ich das denn nicht gemerkt? Das belastet mich total, die Erkenntnis, dass nicht gemerkt zu haben.

03.12.17

Ständiges Erinnern, das sind die Symptome. Angst und Anspannung – nur noch nicht in einen Zusammenhang gebracht.

Der Körper fühlt und hält Not.

08.12.17

Zurzeit viele Körpererinnerungen – Flashbacks die bewusst werden. Not. Flucht. Angst. Eingefrorene Fluchtenergie. Das ist super! Weiterentwicklung aus der Schock-/Erstarrungsenergie. Gestern bei der neuen Ergotherapie – Körperarbeit. Im Sitzen nachgespürt, wie ich wegrennen will, wie meine Beine rennen und Energie ausstrahlen.

Eben habe ich realisiert… dort ist die Empfindung voller Not fliehen zu wollen („er wird irgendetwas machen und ich bin nicht sicher“)… hier ist der Raum und das Bett in dem ich liege… es ist vorbei. Ich freue mich.

Danke an die Körperarbeit

„Liebe U.,
ich bin sehr berührt von unserer Arbeit. Das Ineinandergreifen von dir und mir. Dass das immer wieder was möglich macht. Wie sehr du mir vertraust, wie viel Raum du mir geben kannst und wie sehr du damit dem Ganzen an sich vertraust. Ich glaube, das ist das Heilsamste an allem. Mein Vertrauen wächst Stück für Stück an deinem Vertrauen.

Und das passiert so nebenbei. Du forderst nichts. Du erwartest nichts. Du hast keinen Plan. Du nimmst einfach meines, lässt es da sein, lädst es ein da zu sein. Hältst es einfach oder gibst einen Impuls.

Deine Ideen, kannst du ebenso unbeeindruckt wieder fallen lässt, wenn sie nicht passen.

Das Ganze ist ein großes Geschenk für mich.
Alte Glaubensmuster bekommen null Nahrung, um sich bestätigt zu fühlen. Stattdessen passiert das Gegenteil. Und das wirkt. Es dauert lange, aber es wirkt.

Ein großes Danke für dein so-Sein. ❤ „

Gespräch mit Gott

Ich war heute bei der Körperarbeit…

So viel passiert…

Kopfschüttelnde, lächelnde Sprachlosigkeit. Ver-rückt, dachte ich danach.

Es ist zu frisch. Da fehlen viele Details, wegen Verarbeitungsstau.

Aber irgendwie lag ich dann da auf der linken Seite, mit einer Hand ein Taschentuch vorm Gesicht, die andere den Kopf haltend und klagte Gott an, wandte mich direkt laut sprechend an IHN/SIE/ES. Weinte sehr. War bitterlich enttäuscht. War wütend auf IHN/SIE/ES. Warum ER nicht da war. Warum ich so viel Angst fühlen musste und wo ER da gewesen war. Wie ich IHM so jemals wieder Vertrauen sollte. Wie das gehen sollte, mit so viel und so großer Angst, IHN trotzdem bei mir zu fühlen.

Es war so befreiend. Ich hatte gar keine Ahnung, dass das irgendwie Thema in mir war und ich wusste auch nicht, auf was sich das bezog, aber es wollte dringend raus und endlich war da etwas, wohin ich es richten konnte, was da blieb und sich all das anhörte. Am Ende blieb leichter Groll auf IHN und das war okay so, weil da plötzlich eine Beziehung war. Es gab ETWAS, wohin sich meine Wut, der Groll, all meine Gefühle richten konnten, ohne Gefahr.

U. hielt währenddessen meinen Rücken im Becken und auf Herz-Höhe und blieb sprachlich mit mir im Kontakt. Und da floss einiges an Energie durch ihre Hände.

Ver-rückt. Damit habe ich gar nicht gerechnet. Mein Verstand wollte sich immer einmischen und erklären, dass ich ja gar nicht an einen Gott glaubte, nicht im klassischen Sinne… blabla… 🙂

Ich fühle eine alles verbindende, übergeordnete, unpersönliche Kraft.

Aber wer weiß, auf welchen Ebenen ich da meine Beziehung zu etwas Höheren/Größerem/Leitenden geheilt habe, welche verschiedenen Leben dies betrifft.

Ich halte mich da mal mit meinem Kopf-blabla arg zurück. 😉 Weil eigentlich weiß ich gar nichts und fühle trotzdem ganz schön viel davon.

Ergibt das jetzt Sinn? Egal. 😀

Jedenfalls, als wir aufhörten, waren meine Beine immer noch weit weg, womit wir eigentlich angefangen hatten. Aber ich war so voller Energie im Becken und die wollte irgendwo hinfließen, (durch die Beine ging ja nicht) so dass ich einen Lach-/Freudeanfall bekam und schon Sorge hatte, mich nicht mehr ein zubekommen und blöd, irre grinsend und lachend in die Bahn steigen zu müssen. 😀 😀

Das hat sich GOTT 😉 sei Dank wieder gelegt.

Körperarbeit – Liebe und Schmerz

Ich möchte Auszüge eines E-Mail-Austausches aus den letzten Tagen teilen. Der hat sich aus einem Moment ergeben, wo ich von meinen Gefühlen und Empfindungen überfordert war und deshalb Kontakt gesucht habe.

Das war dann so ein instabiler Moment, wie im Beitrag „Wiedererleben und Stabilisierung“ erwähnt, wo meine eigenen Werkzeuge ’scheinbar‘ nicht mehr ausreichten, um mich zu fangen/halten.

Den Menschen den ich kontaktierte, kenne ich seit 2009 im Rahmen von Körperarbeit, in sehr unregelmäßigen Abständen (alle zwei Wochen, bis teilweise bis zu einem Jahr Pause), mit einer enormen Entwicklung. Wir hatten 4 Tage vorher einen Termin gehabt, in dem das Gefühl gehalten-zu-sein Raum finden konnte.

Ich:

Liebe …,
ich fühle mich nicht gut die Tage. Nach unserer Arbeit, an dem Tag hab ich mich noch sehr warm, angenehm eingehüllt gefühlt. Das muss mein Suchtgedächnis voll aktiviert haben, weil ich zu Hause nichts anderes wollte, als nie wieder aus diesem Zustand aufzuwachen und Beruhigungsmittel genommen habe, um mich sofort ins Bett legen zu können.
Klar, war ich dann am nächsten Tag ziemlich matschig und habe bis 14 Uhr im Bett verbracht.
Gestern Morgen habe ich dann gefühlt, nicht mehr in der Welt sein zu wollen, hier kein zu Hause zu fühlen. Sehr verzweifelt. Hat mich sehr betroffen, trotzdem Abstand, weil ich diese Gefühle schon kenne.
Und heute Morgen wird es schwieriger. Deshalb schreibe ich dir auch.
Ich fühle mich sehr fremd in dieser Welt die Tage. Alles Bekannte, Vertraute scheint weg zu sein oder ich nicht mehr hineinzukommen. Ich habe Angst. Gestern war eine Freundin da. Ich fühlte mich auch dort fremd in der Nähe. Außerhalb davon. Ich weiß gerade nicht wer ich bin. Ich fühle mich nicht, meine Haltungen, Werte, Aufgaben.
Ich habe Angst in nichts mehr hineinzufinden, alleine, orientierungslos und fremd zu bleiben. Ich habe Angst mich immer falsch zu fühlen, an Orten, unter Menschen, in diesem Leben. Ich fühle Angst, verloren zu gehen, keinen Halt mehr zu finden.
Ich kann heute schwerer mich erinnern und glauben, dass das eine Phase ist, die vorbei gehen wird. Ich habe das starke Gefühl, dass es danach nicht ins Bekannte zurück geht. Ich habe das Gefühl, alle Kontakte die ich habe zu verlieren.
Meine inneren Helfer haben mich schon darauf gebracht, heute Dinge zu tun, die mir sehr vertraut sind. Z.b. in den Wald hier gehen. Ich hoffe inbrünstig, dass der sich nicht auch fremd anfühlt.
Ich, ne Stunde später :):
Ich noch mal. 🙂
Was für ein hin und her. Eine Stunde später, nachdem ich mich aus meiner Starre geklopft habe und duschen war, ist es jetzt ganz anders.
Ich fühle wieder etwas von Vertrauen und einer Sicherheit, dass alles gut ist. 🙂
Also es wird wohl weitergehen und gut gehen.
Sie:

Es scheint, dass vertraute Dinge tun, Vertrauen in das Selbst wieder herstellen können.

Möglicherweise wurde während unserer Arbeit eine neue Saite angeschlagen, die aber noch mit „alten“ Gefühlen verknüpft ist.
Ich will es so erklären: sich warm und angenehm eingehüllt zu fühlen ist an sich ein schöner, menschlicher Zustand den wir eigentlich erstreben und uns ersehnen.
Dies kann aber auch mit Schutzlosigkeit und Schwäche (wenn ich mich entspanne und warm fühle, fahren meine Schutzschilde herunter und ich bin angreifbar),
Suchtgedanken (da will ich nie mehr weg, weil ich Angst habe nie mehr in diesen schönen Zustand zu kommen)
Langeweile (ich bin so auf Adrenalin, dass ich alles unter diesem Hormonlevel als öde empfinde) uvm. verbunden werden.

Ein Lehrer von mir sprach einmal im Unterricht über Glaubenssätze. Ein oft gelebter Glaubenssatz ist zum Beispiel: „Liebe muss weh tun. Wenn es kein Drama gibt, dann kann es keine echte Liebe sein“. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Liebe und Schmerz sind oft so untrennbar miteinander verknüpft, dass man Liebe ohne Schmerz als öde und langweilig oder gar nicht empfindet. Wie gelingt es und das Gefühl der Liebe davon zu trennen und es als das wahrzunehmen, was es eigentlich ist? Eine universelle Kraft, die alles zusammenhält. Unter anderem.

Du kannst den Weg des Vertrauens gehen, auch wenn er sich manchmal noch schwankend und unsicher anfühlt!
Und ich vertraue deinem inneren Helfer / Heiler! Absolut!

Ich:

mit diesem satz kann ich sehr gut etwas anfangen:

“Möglicherweise wurde während unserer Arbeit eine neue Saite angeschlagen, die aber noch mit „alten“ Gefühlen verknüpft ist.”

das habe ich später auch gedacht, ob das einfach wieder die gefühlslage von damals war. das ist mir schon öfters aufgefallen, dass neue gefühle, besonders wenn sie sehr neu sind, nochmal ganz stark die alten gefühle hervor holen. ging mir ja bei der wut auch so. danach hatte ich diese heftige angst in mir drin. und neulich, als ich verstärkt für hilfe und unterstützung gesorgt habe, ging es mir besonders elend, weil ich unterstützung doch nicht verdient habe. usw. usf.

und da ich ja immer was neues mache, neues erlebe, mich für neue räume öffne, fühle ich mich also auch sehr oft scheiße. da muss ich gerade drüber lachen, weil es so plausibel ist.

an dem abend erreichte es noch seinen zenit. der selbstverletzungsimpuls war enorm, wie schon lange nicht mehr. und es ist interessant, was du über die liebe und den schmerz schreibst, weil ich da so lag und sehr weinte und mich so unglaublich nach gehalten-sein, berührt werden, in den arm genommen werden sehnte, so dass es schmerzte + eben das verbot (selbstverletzung), solche bedürfnisse nicht haben zu dürfen und gleichzeitig habe ich aber gefühlt, dass ich dieses gefühl, berührt und gehalten zu sein in mir selbst wahrnehmen konnte. das war schon recht paradox, als ich erkannte, es ist ja da. ich brauche mich ‘nur’ für die wahrnehmung zu öffnen, sie zuzulassen. der schmerz war eigentlich nicht nötig, aber trotz der erkenntnis da.

vielleicht muss mein geist-körper-seele-system erst einmal die neuen gefühle, die da erfahren wurden realisieren und einbauen.

 

Nachklang

Gestern übermannte mich eine emotionale Erkenntnis, als ich beim morgendlichen Akupressur-Klopfen plötzlich eine bisher mir unbekannte, furchtbare Angst fühlte. Eine Angst davor ich selbst zu sein.

Notizen 15.09.2016

Es geht einfach nur darum. Meine Angst ich selbst zu sein. Im Außen ist gar nichts mehr. Es gilt nur noch diese Angst zu durchleben. Eine Erleuchtung. Eine Befreiung. Es wird nichts Großes passieren.

Das ist die Angst, die in jeder Begegnung auftaucht. Das ist die ständige Anspannung unter Sichtkontakt. Diese Angst ist es, die zwischen mir und wahrer Begegnung, echtem Kontakt steht. Ergänzung: Das ist die Angst, dich mich selbst innerlich teilt.

Dann hatte ich dieses Gefühl von „ich bin da“ in meinem Körper, in meinem Becken. Völlig selbstverständlich und neuartig und wunderschön. Klar und kraftvoll.

 

Seit dieser osteopathischen Behandlung klickert vieles in mir zusammen, an neue Stellen. Spannend.

Bei der Osteopathie, im speziellen der Cranio-Sacral-Therapie wird mit der rhythmischen Pulsation der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit gearbeitet, die ca. 8-12 Mal die Minute stattfindet. (Ich lächel darüber, dass das immer noch als Annahme bezeichnet wird, weil es keine wissenschaftlichen Beweise gibt – das Gefühl, die Wahrnehmung reicht nicht)

Die Behandlung zielt darauf, diesen natürlichen Rhythmus wieder anzuregen, dass er wieder ungehindert stattfinden kann.

Mir fallen dazu Wahrnehmungen aus meinen Meditationen ein, die ich versucht habe ins Bildhafte zu übersetzen.

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Zwei Varianten, um mein Gefühl zu erfassen, dass ich mich meistens nicht als etwas Ganzes, Einheitliches wahrnehme. In der Meditation kommt es mir wie unterschiedliche Ebenen vor, wie im ersten Bild und wenn ich Körperarbeit mache, dann fühlt es sich so an, als wenn meine Energielinie keine ist. Interessanterweise auch in drei Teilen.

Vielleicht spiegelt das die Unterbrechungen/Blockaden oder was auch immer in meiner Rückenmarksflüssigkeit wieder.

Ich bin gespannt, wie es sich fortsetzt.

Spiritueller Mensch

Ich mag es gerade die Stille in meiner Wohnung wahrzunehmen. Die Stille, die eigentlich keine ist, weil da der PC rauscht, die Tastatur klackert, Stimmen aus der Nachbarwohnung, Motorengeräusche von einem vorbeifliegendem Flugzeug. Es ist die Stille des Wahrnehmens, die Stille die entsteht, wenn die Gedanken zur Ruhe kommen und stattdessen wieder wahrgenommen werden kann. *tiefes ein- und ausatmen* Wie wohltuend. Wie entspannend.

Wie anstrengend so oft so viel zu denken. Wie ermüdend. Wie getrieben, wenn die Gedanken von ihrem steten Fluss zu einer Raserei wechseln. Nichts kann zu Ende gedacht werden. Jeder Reiz löst den nächsten Gedanken aus. Und im schwierigsten Fall fordert jeder Gedanke zu einer wieder neuen Handlung auf. Da laufe ich einmal durch die Wohnung und durch das was ich sehe und an was ich denke, kann ich bis zu 5, 10, 15 verschiedene Handlungsimpulse bekommen, ohne Zusammenhang und Sinnhaftigkeit. Das ist echt erschöpfend. Da passt doch irgendwie der Begriff Geistes-krank. Oder müsste man sagen Gedanken-krank oder Verstandes-krank?

Ich komme gerade aus der Meditation. Deshalb die Ruhe. Also ruhiger als vorher. Natürlich denke ich noch viel. Habe ich auch während der Meditation. Klare Gedanken. Darüber wollte ich eigentlich schreiben. Ich will eigentlich über so viel schreiben.

Wo fange ich an? Vielleicht was mir während der Meditation so als Erkenntnis kam.

Wenn ich so meine Übungen mache, wie das meditieren, die Körperarbeit oder auch das Hände-auflegen, dann bemerke ich, wie ich oft Klarheit und Orientierung finde. Ich weiß dann z.B. plötzlich, welche Worte ich wähle, um jemanden etwas zu sagen. Ich weiß dann überhaupt erst, worum es eigentlich bei dem Thema geht, was mein Anteil daran ist und wie ich das dann in Worte packe, die den anderen auch annehmen.

Das ist ein häufiges Alltagsthema bei mir. Ich will irgendwas nicht oder etwas anders oder muss jemandem etwas von mir sagen und ich habe keine Ahnung wie ich das machen soll, wie es angemessen ist. Meistens habe ich eine riesen Angst etwas falsch zu sagen oder falsch zu sein, mit unbedachten Worten jemanden zu verlieren oder von ihm zurückgewiesen zu werden und meine Gedanken dazu nehmen viel Raum ein.

Ich dachte eben beim Sitzen, dass das zwei Menschen sind. Wenn ich in Praktiken meine Energie anhebe, dann bin ich mehr der spirituelle Mensch. Im Alltag fällt dann meine Energie wieder ab und ich bin der, ich nenne es mal ‚persönliche‘ Mensch.

Als spiritueller Mensch bekomme ich mein Leben gut geregelt. Ich finde Lösungen, ich schaffe Klarheit, ich kann mich orientieren, ich sehe nächste Schritte, ich fühle was wahr für mich ist und was nicht, ich komme zur Ruhe, ich tanke Kraft.

Als ‚persönlicher‘ Mensch bekomme ich mein Leben nicht so gut auf die Reihe. Begegnungen, egal welcher Art bringen fast immer irgendeine Verwirrung mit sich.  Ich fühle mich dabei fast immer unsicher und habe viel Angst. Ich bin unklar und weiß oft nicht, was als nächstes zu tun ist. Ich fühle mich orientierungslos, unfähig und ratlos.

Ich möchte natürlich am liebsten immer in meinem spirituellen Zustand sein. Immer die richtigen Worte finden. Keine Fehler machen. Keine Konflikte. Und wenn, mich damit trotzdem sicher fühlen. Immer und zu jeder Zeit wissen, wann es wo lang geht, was als nächstes zu tun ist. Überhaupt mich mit mir selbst immer sicher fühlen. Kein Kopfkino. Keine sinnlosen Gedankenschleifen.

Hach jaaa… hier könnte die Realitätsflucht beginnen. Ich könnte jeden Kontakt vermeiden und mich in mein spirituelles Ich versenken und glauben, das bin ich.

Bin ich aber nicht.

Bin ich auch. Aber ich bin auch der Alltagsmensch, der Ahnungslose, der Überforderte, der Hilfesuchende, der Beziehungslegastheniker.

Ich könnte ja in jedem Gespräch, wenn ich unsicher werde, sagen: „Moment mal, ich muss eben ins Nebenzimmer und über diese Sache meditieren. Bin gleich wieder da.“ 😀

Eigentlich sind es nicht zwei Menschen. Es ist ein und der Selbe, nur in unterschiedlichen Energieniveaus.

Ich denke da an ein Video von Bodo Deletz, wo er zum mitmachen demonstriert, wie ein Gedanke sich von ganz alleine verändert, wenn man ihn mit seinem Bewusstsein ‚anhebt‘. Fand ich sehr spannend, das zu erleben. In dem Video will er natürlich seine Methode bewerben, weshalb es auch so lang ist. Ab Minute 2:10 beginnt er mit dem ‚Experiment‘, falls es jemanden interessiert.

Energie anheben ist keine große Zauberei, bei der man etwas ganz Spezielles tun muss (auch wenn Herr Deletz das in dem Video so tut), sondern sie geschieht durch Bewusst-sein oder auch Achtsamkeit.

Und das wünsche ich mir in Begegnungen. Dass ich es zulassen kann (immer mehr) mein Bewusstsein bei mir zu halten, während jemand anwesend ist. Das heißt auch, dass ich zulassen kann den Raum zu spüren, in dem Begegnung geschieht und meine Angst darin bewusst zu erleben, die diesem Da-sein immer voran geht.

Das würde dann heißen, dass ich mein spirituelles Sein in Beziehungen mit hineinnehme und nicht nur außerhalb lebe.

Ooooh, ich weiß nicht wann ich das kann. (hier steht nicht ‚ob‘ 🙂 )