16.06.2018
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17.06.2018
Mail an die Wunsch-Therapeutin:
„Hallo Frau …,
bisher gab es keine weitere Info von der TK. Ich habe heute eine Anfrage per Mail, zum Stand der Dinge gestellt.
Ich war öfters in innerer Bedrängnis in letzter Zeit und habe mehrmals überlegt, ob ich mich schriftlich bei Ihnen entlasten kann. Habe es immer verworfen, 1. wegen dem Entstehen von Nähe und dann wird es doch nicht finanziert und 2. weil sie dafür nicht bezahlt werden, per Mail zu arbeiten.
Ich rahme es jetzt trotzdem kurz ein, weil, wenn wir arbeiten, dann gehört das genau da hin – die Elternbeziehung.
Es gab einen Auslöser, der meine Beziehung zu meinen Eltern aktuell in den Fokus gerückt hat und mir bewusst geworden ist, dass ich mich oft unwohl fühle, nach Begegnungen leide oder mir Begegnungen zu nah sind. Der Wunsch nach Abgrenzung, auf Distanz gehen und auch mit Verantwortung konfrontieren und auch die Erkenntnis, dass meine Eltern von damals die gleichen Menschen von heute sind (mein Verstand hat das irgendwie immer getrennt gehalten), haben Krisen ausgelöst. Ich war auch 10 Tage stationär zur Stabilisierung und habe momentan ein engmaschigeres Netz an BEW-Kontakten. Es ist gerade ein Drahtseilakt die inneren Bewegungen, Verschiebungen zuzulassen, Änderungen im Verhalten auszuprobieren und gleichzeitig mit der Angst (die riesige ist und sich manchmal Schock-nah anfühlt) klarzukommen und die Auseinandersetzung auch zu begrenzen und die grenzenlos zu werden.
Ja damit habe ich zur Zeit enorm zu tun.
Mit freundlichem Gruß
…“
Grüße aus der Klinik, zum Krisen-Klärungsaufenthalt.
Es läuft gut.
11.11. Wie eine Therapeutin sein müsste: viel Erfahrung + Ahnung von Trauma und Körperarbeit + großes Herz und Offenheit
Meine Gedanken leiden unter der Vorstellung, dass mir keine Liebe widerfährt, dabei erlebe ich sie jeden Tag. Sich nicht geliebt zu fühlen erzeugt ein riesengroßes Leid und Elend sein. Ich verstehe sie, die Gedanken, zeuge der Vergangenheit. Mir war gar nicht klar, wie schlimm sich das anfühlt, wenn einen keiner liebt. Wie ein Supergau auf geistiger/emotionaler Ebene.
Ich vermisse sie echt arg.
Ich habe das Gefühl, ich kann ohne diese Zuwendung gar nicht leben. Ich verstehe nicht, warum ich mich so fühle. Daran sind Gedanken geknüpft, nicht mehr leben zu wollen. Extreme Gefühlslage.
Krisentelefonat: Zuwendung zu brauchen ist ok, ist menschlich. Zu sehr darauf zu verzichten ist nicht gut. Sehr streng mit mir. Es alleine schaffen zu müssen. Vertretung ist dafür da, um Zuwendung zu geben. Kann dafür genutzt werden. Freundeskreis? Auf andere zugehen. Mich mehr zeigen. Wie kann Zuwendung im Freundeskreis ausgebaut werden? Ich darf es mir erlauben. War dabei in Muster zu rutschen, es mir zu verbieten.
Es wäre schön, wenn ich einen Freundeskreis hätte, der mich ebenso auffangen könnte, wie es das Betreute Wohnen tut. (Vorher noch nie diesen Gedanken gedacht)
12.11. Erst habe ich nur Hass wahrgenommen, als Druck, Dichte am Hinterkopf links. Dann Hass auf alles und jeden. Daraus wurde Hass auf jemanden, mit Glaubenssatz, dass das ganz schlimm sei, jemanden zu hassen und deshalb nicht liebenswert und verurteilt und große Angst vor dieser Empfindung. Es konnte kaum geglaubt werden, dass es ok ist so zu fühlen. Es gab kaum Zugang dazu, dass es Gründe gibt/gab, die dieses Gefühl ausgelöst haben. Dann wurde Hass auf die Ergo-Frau wahrgenommen, auf eine ausgebremste Art. Als ich nochmal einladend sagte, dass es einen Grund gibt für dieses Gefühl, es damit berechtigt ist, taucht ganz kurz heftiger emotionaler Schmerz auf. Da war mir klar, der Hass versucht die Person, die Ergo-Frau wegzustoßen, damit sie keine Gelegenheit hat, dieser Schmerz erneut auszulösen.
Sie wird auch zukünftig eher rational auf meine emotionale Seite reagieren, also ist weiterer Schmerz sehr wahrscheinlich. Das macht es nachvollziehbar, warum ich mich dort nicht mehr öffnen kann, kein Vertrauen fühle, aufgehoben zu sein. Und ich kann das nicht trennen, nur für den praktischen, tagesstrukturierenden Aspekt dorthin gehen und den emotionalen, Beziehungsaspekt außen vor lassen.
Dann werde ich mich wohl verabschieden.
13.11. Im Moment sieht es so aus, dass ich die Ergotherapie beenden werden, weil ich den Beziehungskonflikt nicht gelöst bekomme.
Text an Freunde.
„Hey ihr Lieben, ich lese euch, doch komme ich inhaltlich nicht ganz rein.
Hab sehr mit mir zu tun und dadurch wieder mal weniger Raum für Andere.
Bin zu Hause und wieder mal hat sich alles auf den Kopf gestellt und will losgelassen werden.
Werkstatt scheint zu große Belastung und Therapie scheint zu viel auszulösen und zu wenig Halt zu geben.
Es ist komplex und viel. Ich kann hier nur andeuten.
Die Angstempfindungen im freien Draußen und unter Menschen haben zugenommen und sich durch den stationären Aufenthalt nicht gebessert. Nur mein Selbstgefühl ist wieder greifbarer geworden, der Zerfall gestoppt.
Ich bin super eingeschränkt durch die Ängste und Erschöpfung und rutsche auch immer wieder in düstere Gedanken, mit Hang zur Abgabe der Verantwortung. Die Seite die das halten will, gibt es auch.
Die Unterstützung wird gerade hochgefahren und wieder steht Klinik im Raum.
Ich fühle mich am Ende eines Weges und suche das Vertrauen, das es in meinem Sinne weiter gehen wird, auch wenn ich da nichts sehe.
Ich denke öfter an euch. Fühl mich sehr unbeholfen mit meinem Zustand. Weiß nicht was an Kontakt überhaupt geht. Habs auf Station auch immer nur kurz ausgehalten, im Gespräch zu sein.
Trotzdem fehlt mir eure Nähe immer mal wieder. ❤“
Ich komme so langsam wieder zu mir.
Angst nimmt ab und Lebensfreude nimmt zu.
Zu solchen Empfindungen gibt es wieder zaghaften Zugang, während des Yogas – ich kann mein Vertrauen in dieses Leben legen.
Das sagt einiges aus. Wie es aussah in mir. Ohne dieses Vertrauen.
Es war schrecklich. Ich bin froh, dass es vorüber geht.
Ich hab Dinge wahrgenommen, die haben mich immer wieder erneut in Schockzustände gebracht, mal abgesehen vom Ausgangsauslöser in der Holzwerkstatt.
Wenn eine Tür auf ist, scheint es ein leichtes zu sein, dass auch sämtliche anderen Türen aufgehen.
Mein armes Gehirn, mein armer Körper.
Ostermontag spürte ich, dass die Phase vorüber war, aber mein Gehirn, mein Körper konnte das noch nicht erfassen. Ich schlief in Anspannung ein und wachte in Anspannung auf. So ging das die ganze Zeit.
Ich hatte Gedanken mit der Absicht mich zu vernichten, die so wirklich waren, dass ich in dem Moment glaubte, schon alleine durch den Gedanken wirklich vernichtet zu werden. Sehr gruselig war das!
Ostersonntag war ich so voller Leere und dem Gefühl nicht zu existieren und keinen Sinn in dieser Welt zu haben, das ich glaubte, wirklich nicht mehr zu existieren und mir die Augen aus dem Kopf geweint habe. Ich hatte überhaupt keine Vorstellung mehr davon, mich irgendwie bewegen zu können, geschweige aufzustehen, zu essen, zu laufen, da zu sein.
Wie froh ich bin, jeweils immer jemanden kontaktiert haben zu können.
Sonntag war es die Krisenstation. Die konnten zwar mit dem Thema inhaltlich nichts anfangen (ich ja auch nicht), aber ich stellte dann zumindest fest, dass ich aufstehen konnte und immer noch existierte und handeln konnte und ich war für einen Moment nicht mehr alleine damit.
Nicht alleine damit zu sein, ist schon eine echt hilfreiche Sache. Ich bin so dankbar für diese Wohnbetreuung und die verschiedenen Möglichkeiten Menschen erreichen zu können, ob per Mail, per SMS, per Whats-App oder Telefon. Das habe ich in dieser Phase regelmäßig genutzt, immer wenn ich mich überfordert fühlte.
Wie oft war ich haarscharf dran gewesen Medikamente zu missbrauchen, um einfach Ruhe zu haben. Einmal hat mich dieses Verlangen bis in einen Morgentraum verfolgt. Einer dieser Träume, wo ich schon so wach bin, dass ich meine Umgebung immer wieder wahrnehme, aber auch noch träume. Das war so richtig fies, weil ich in dem Traum eben auch in meinem Bett lag und Ecstasy-Pillen in meiner Kommode hatte, die ich dann auch nahm und auch schon die Wirkung spürte, was so gemein war, weil ich echt dachte es ist real, dadurch dass ich immer wieder auch wach war, im Bett liegend und trotzdem die Wirkung wie echt in meinem Körper gespürt habe. Dann bin ich aufgestanden (diesmal in echt), um wieder an die Kommode zu gehen und nachzulegen und hab dann erst mitbekommen, dass alles ein Traum war und ich da gar nichts habe und auch nichts genommen habe. Das war mal so richtig scheiße (und auch gut). Suchttrigger hoch zehn.
Gestern war ich bei U.. Körperarbeit. Seit dem geht es mir um einiges besser. Ich glaube, ohne Berührungen wäre ich echt aufgeschmissen… und auch ohne meine Gymnastik und bissel Yoga. Und ohne Akupressur-Klopfen. Damit habe ich mich durch diese Phase geschleppt.
Ohne Medikamenten-Missbrauch oder sonstigen Rückfall!
Ohne stationären Aufenthalt!
Und nur ein Miniatur-Ritzer im Arm.
Ich habe mir währenddessen so oft gewünscht, es würde alles einfach aufhören, jemand solle machen, dass es aufhört.
Mit Abstand sehe ich mal wieder, es konnte nicht früher aufhören und alle Menschen die beteiligt waren konnten nichts anderes tun, als dabei zu sein. Niemand hätte daran, am Ablauf etwas ändern können.
Das waren einfach zu viele bedrohliche Gefühle und Gedanken für mein System. Es musste blockieren, dicht machen, sich damit schützen und dann Tag für Tag immer eine kleine Ecke dieses riesen Berges ab-fühlen und erleben. Das passierte dann meist beim Klopfen.
Wenn das alles gleichzeitig gekommen wäre, wäre ich glaube ich verrückt geworden. Kein Wunder, dass meine Entspannungs-Werkzeuge nicht mehr funktioniert haben. Entspannung hieß ja fühlen und fühlen war gefährlich.
Nun steht erst einmal weiter Entspannung auf dem Programm und die schönen Seiten des Lebens stärken.
Mir fällt das unglaublich schwer, die Holzwerkstatt noch für ein paar Wochen zurückzustellen. Ich war da so geil drauf, endlich an einer Werkbank zu arbeiten und Werkzeuge zu haben. Ich sehe aber auch ein, dass Stabilisierung wichtiger ist und es sinnfrei ist, brüchig da hin zu gehen und viel schneller wieder ganz aufzubrechen.
Das Ganze ruht schon seit drei Wochen, nachdem ich beim vierten Besuch emotional entgleist bin, vor dem Termin und danach dann wieder.
Ich arbeite dort noch nicht. Die Wege dorthin dienen der Angstexposition. Ich bin einmal die Woche hin. Ich bin jedes Mal ein Stück weiter gekommen, trotz starker Ängste und Ansätzen von Panikattacken. Der Mensch der mich begleitete, half mir damit vor Ort umzugehen. Ich ging immer so weit, bis meine Wahrnehmung anfing sich aufgrund von Panik zu verändern. Dann regulierten wir das gemeinsam, auf die Art wie wir das abgesprochen hatte. Wahrnehmen, zulassen, atmen, Körperkontakt, stampfen, mit der Umgebung im Kontakt bleiben und so weiter. Die Welle nahm dann immer irgendwann ab, ich nahm wieder klarer war.
Diese Reaktion kam bei jedem Besuch etwas später. Erst vor der Eingangstür – danach sind wir noch in den Vorraum. Dann im Flur, nach dem Vorraum. Beim dritten Mal beim einmal in die Werkstatt treten und wieder zurück in den Flur. Dann konnte ich mich sogar nochmal ein paar Minuten im Werkraum aufhalten. Und beim vierten Mal gab es ein kurzes Gespräch mit dem Anleiter. Das war der Trigger. Ein männlicher Anleiter.
Also Umgebung geht mittlerweile klar. Männliche Arbeitskollegen scheinen auch klar zu gehen, weil ich Abstand halten kann. Männlicher Anleiter, auf den ich angewiesen bin, um alles erklärt zu bekommen, geht noch gar nicht klar.
Ergebnis offen.
Ich habe mir gedacht, wenn das mit den Menschen genauso ist, wie mit der Umgebung, dann war klar, dass mich das überfordert. Ins Haus bin ich ja auch ganz langsam, Schritt für Schritt. Also müsste ich mich auch an eine männliche Anleitung ganz langsam herantasten und nicht gleich Vollkontakt. So in der Art – erst aus der Entfernung sehen, im Umgang mit anderen erleben, an die Anwesenheit gewöhnen und dann erst in Kontakt treten.
Nur, wie soll das gehen? Ich kann mich in der Zeit schlecht selber anleiten.
Mal sehen, was daraus wird.
Ich bin jetzt gerade mal echt wütend!!!
Warum muss das denn so schwer sein? Warum komme ich nicht länger auf einen grünen Zweig?
Da sind diese Momente wie heute Morgen und auch in den letzten 2 Tagen, immer wieder, da bekomme ich wieder Luft, die Schwere weicht, Zuversicht und Lebenslust tauchen auf. Ich atme auf und denke, nun wird es leichter und jeden Tag ein Stück mehr Freiheit und Beweglichkeit.
Und dann rasselt es noch am gleichen Tag wieder nach unten und ich kämpfe dagegen an, Tabletten zu missbrauchen.
Ich glaube diese Bedarfsmedikation hat meine Suchtstrukturen wachgerüttelt. Ich bin sowas von schnell bei diesen Gedanken mich betäuben zu wollen, weil ich das Schwere nicht mehr aushalte. Dabei hab ich oft genug schon viel schwerere Zeiten ausgehalten.
Mir fällt es echt richtig schwer meine Stimmung in eine positive Richtung zu lenken, obwohl ich alle Werkzeuge dafür habe. Steht alles schön auf einem Blatt Papier.
Nur ist das wie in zäher Teermasse stehen, ich komme gedanklich nicht dahin, das konsequent anzuwenden. Da ist auch ein Widerstand und eine Wut, jemanden um Hilfe zu bitten.
So ist es ein Herumgestochere mal hier und mal da, immer wenns zu kippen droht.
Dann zieh ich mir z.B. wie vorhin ne Tarotkarte, weine über die Botschaft und schaffe es durch diese Ansage mich umzuziehen und einen Ausflug zu Burger King zu machen, um unter Leute und in Ablenkung zu kommen. Das überbrückt dann so 2 h, bis ich auf dem Rückweg im Wald an einem Baum sitze, weil ich mich so erschöpft fühle, um weiterzugehen und dort auch Linderung meines inneren Schmerzes suche und dort nur wieder in sehr konkreten Betäubungsphantasien lande. Dann deshalb wütend werde und energisch beschließe, dass ich es doch wohl mal schaffen werde mich abzulenken und plane den Balkon sauber zu machen. Zu Hause merke ich, dass ich viel zu erschöpft bin und mir auch der Fokus flöten geht, um das umzusetzen. Und wieder die Gedanken und die Not, das Leiden werden größer. Ich setze mich stattdessen in die Meditation, ungefähr 5 Minuten, um dann aufzuspringen, mich am Arm zu ritzen und mit dem Entschluss die Medikation in der verabredeten Menge des Bedarfs zu nehmen.
Es ist trotzdem Suchtverhalten finde ich. Und vielleicht bringt es auch gar nichts und vielleicht senkt das nur die Hemmschwelle zum Mißbrauchskonsum.
Ach fuck!!! Es kotzt mich echt an.
Trotzdem… Wut tut gut!
Und jetzt werde ich einen Film schauen, denke ich.
Ich habe eben diese neue Therapeutin angerufen, um ihr zu sagen, dass ich heute nicht komme, weil ich mich zu destabilisiert fühle, dass ich erst wieder komme, wenn ich stabiler bin.
Was für ne Leistung! Und das meine ich nicht sarkastisch.
Eigentlich denke ich nämlich, dass ich gerade in einer Krise eine Therapeutin brauche, die mir da raus hilft.
Nur habe ich gemerkt, trotz jammern und wütend sein, dass sie das gar nicht kann.
Erstens haben wir uns erst dreimal gesehen und sie weiß kaum etwas und zweitens bin ich nicht in der Lage gewesen, diese Krise zu verbalisieren und Hilflosigkeit sichtbar zu machen. Ganz im Gegenteil habe ich ständig wütend, mißtrauisch auf sie reagiert. Ich konnte es nicht anders.
Dadurch erzeugte sich nur weitere Not keine Hilfe zu bekommen und nicht gesehen zu werden.
Ich lass das mal jetzt. Und zwar aus Selbstfürsorge. Die eigentliche Sicherheit, das Vertrauen kommen eh von innen und können nur im Innen gefunden werden. Das Außen ist nur kurzfristig Zwischenlösung.
…Auszüge aus zwei Mails, die ich gestern und heute verschickt habe, weil mir ansonsten die Sprache und der Zusammenhang fehlt. Alles ein bissel viel zur Zeit. Ich war die letzte Woche ziemlich nah dran die Verantwortung für meine Selbstfürsorge abzugeben.
„Es ist gerade wieder so nötig, mich selbst zu halten, mit all dem Schweren.
Ich lieg hier im Bett und weine immer wieder. Nach zwei Tagen Bedarfsmedikation zum Schlafen und Abfangen der Krise, will ich heute mal auf die zusätzlichen Medikamente verzichten. Nun kann ich wie erwartet nicht schlafen, schwitze stark am ganzen Körper, besonders dem Becken und Beinen und hab Schwierigkeiten zu fühlen, was gefühlt werden will. Wie so oft große, unsagbar große Angst. Wie soll ich das halten?
Spüre schon mehr meinen Rücken und bekomme auch ein Gefühl, wenn ich imaginär eine Hand hinten aufs Becken lege, wie der Halt den ich bei uns gespürt habe. Aber ich kann mich darin nicht selbst fallen lassen. Es reicht nicht aus.
Wie gerne würde ich hier und jetzt Unterstützung dafür haben wollen.
Naja es wird vorübergehen.“
„Was habe ich heute gekämpft, mit meinen Gefühlen. Die Wut war so enorm und mir kaum möglich sie raus zulassen, bis ich dann nach verzweifelter Suche am Ende unter meiner Bettdecke gelandet bin, damit mich kein Nachbar hört und während des Klopfens verletzt, wütend unter vielen Tränen meinen Hass heraus gejammert habe und jemandem gedroht habe ihn umzubringen. Da musste ich mich nebenbei noch ständig beruhigen, dass man so fühlen darf und auch denken darf und das jetzt okay ist und berechtigt, bei so einem schlimmen Erlebnis. Auch wieder die Ambivalenz zwischen Liebe und Hass. Und viele andere Gefühle.
Und es hört nicht auf. Ich zieh mich gerade etwas zurück. Andere Menschen vor meinem Zorn schützen. Ich fühl mich ständig verletzt durch andere und alleine gelassen, obwohl dem ja nicht so ist. Ach man… das geht seit zwei Wochen so. Ich hoffe, das es sich bald stabilisieren kann.“
Ich mag mich so dramatisch nicht. Aber was bringt es. So bin ich auch.
Zu Beginn eine Inspiration durch meine Mutter, die diesen Film so lieb und bei mir unbedingt den Soundtrack hören wollte. Seit dem habe ich einen Ohrwurm, höre es täglich (wie jetzt) und singe in brünstig den Text dazu mit.
Muss ich mich schämen? 😉
Woaaar… Musik kann einem echt oft den Arsch retten.
Ich bin heute klarer im Kopf. So klar, dass ich etwas von gestern erzählen kann. Juchuuu… ich kann wieder breiter denken.
Ich habe mich heute Morgen gefragt, was ich in dieser elenden Phase eigentlich wieder lerne und bin in der Dauerschleife ‚Hilfe annehmen und Verantwortung übernehmen‘ hängen geblieben. Jaja… das Übliche. Diese Art von Gedanken helfen mir nicht mehr so. Egal.
Aber was ich beobachten kann, ist, dass ich mich nach jedem mich-ernst-nehmen und Unterstützung in Anspruch nehmen, besser gefühlt habe. Das hat Tropfen für Tropfen durch diese Zeit getragen. Mal kleine Tropfen – wie ein zusätzliches Telefonat mit der Wohnbetreuung, mal große Tropfen – wie ein begleiteter Ausflug in die Rettungsstelle, auch wenn es dann wieder nach Hause ging.
Ein großer Tropfen war ein verabredetes Telefonat mit der Krisenstation des Krankenhauses, wo Donnerstag alles belegt war.
Das war eine neue, nicht leichte Sache für mich, die ich auch in der Abschluss-Gruppenrunde des letzten Krisenaufenthaltes angesprochen habe – dass im Kontakt bleiben dürfen. Immer anrufen dürfen. Das konnte ich nicht so fühlen. Da musste es schon richtig übel sein, damit ich es tu und dann auch nur das eine Mal. Wenn es dann immer noch übel war, konnte ich kein zweites Mal anrufen.
Man, ich hole viel zu weit aus. Darum geht es gar nicht. Aber ich bin trotzdem stolz darauf, weil ich mich Freitag getraut habe dort anzurufen, um für Samstag ein Telefonat zu verabreden, weil nicht klar war, wie es sich entwickelt, ob ich mich aufnehmen lasse, sobald ein Platz frei wird.
Also Samstag der Anruf. Ich fange an zu erzählen, dass ich einen großen Teil in mir entdeckt habe, der aufgeben will. Stille. Besetztzeichen. Verbindung plötzlich abgebrochen.
Verwirrung, Verstörung, Fragen… Ein Zeichen?
Der Versuch erneut anzurufen. Immer besetzt. Versuche es 10 Minuten lang. Immer besetzt. Was soll ich jetzt machen? Rufe das Patiententelefon an. Besetzt. Rufe die Vermittlung an und lasse mich durchstellen. Kein Durchkommen.
Überlege, ob die Telefonanlage bei denen im Arsch ist. Gebe schon innerlich auf und sortiere es als Zeichen ein, dass mir dieser Tag zugetraut wird. Ich traue ihn mir auch zu.
Dann ein Anruf auf meinem Handy. Die Station. Sehr im Aufruhr. Haben schon die Rettungsleitstelle informiert, weil sie dachten, ich hätte mir was angetan. Ja logischer Gedanke, nach meinen einleitenden Worten.
Entwarnung. Bin noch da.
Sie hätten es auch die ganze Zeit auf meinem Telefon probiert und wären ebenso nicht durchgekommen. Na gut. Alles beruhigt sich. Ich erzähle von meinem Dialog mit dem Anteil der aufgeben will. Plötzlich wieder Stille. Auch die Verbindung an meinem Handy aus plötzlich abgebrochen. ???
Ich rufe die Nummer zurück, die mir von dem Anruf angezeigt wurde. Eine andere, als ich für die Station habe. Komme auch gleich durch. Verwirrung auf beiden Seiten. Die Nummer kennt sie nicht, die ich zurückgerufen habe. „Als würde jemand nicht wollen, dass wir sprechen“, sagt sie und noch etwas deutlicher hinterher, „man wird doch noch mal telefonieren dürfen“, so als würde sie sich direkt an jemanden wenden.
Dann können wir sprechen und es tat sehr gut.
Als würde jemand nicht wollen das wir sprechen. Das hing dann nach. Auch ihre energische Ansage. Das dockte irgendwo in mir an. Mischte sich da wer ein? Machte es mir jemand schwerer? Waren da Energien, die hier nichts zu suchen hatten?
Da war plötzlich Kraft und Aufbegehren.
Ich war danach auf den Weg zu meinen Eltern. Lief ein Stück eine Straße entlang, wo sonst kein Menschenbetrieb war und sprach laut und nachdrücklich die eventuelle Einmischungsenergie an. „Das ist meine Wohnung! Das ist mein Leben! Das ist meine Telefonleitung! Das sind meine Entscheidungen, wo ich mir Unterstützung hole! Ich entscheide das! Du hast hier nichts verloren! Such dir eine andere Spielstätte!“
Das erzeugte und verstärke mein Gefühl für mich (Ich) und brachte mich weiter weg von depressiven, schwachen Gedanken. Das ist die Energie an die ich mich seit dem versuche zu erinnern und immer wieder hinein zu bringen.
So helfen manchmal auch ganz merkwürdige Dinge.
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Das Ansinnen dieses Blogs ist es einerseits, buddhistische Meditation im Lichte der Geisteshaltung und Psychologie nicht nur des Buddhismus, sondern auch der unterschiedlichen mystischen Traditionen zu beleuchten; es sollen aber zum Anderen auch der Bereich „Alltag und Lebenswirklichkeit der Spiritualität“ erörtert werden. Ich freue mich sehr auf Eure Beiträge und Kommentare.