Für heute Halt gefunden

Mit einem Anruf beim Krisendienst.

Jemand hat mal meine Verzweiflung ausgehalten, sie zugelassen. Es tat gut sie herauszuschluchzen, dass ich mir den Arsch aufreiße und nichts zu helfen scheint.

Es tat gut eine Stimme zu hören, zu fühlen, ich bin nicht mehr alleine damit und zu wissen, diese Frau sitzt da heute bis in die Nacht und ich kann sie wieder erreichen.

Tagebuchnotizen 11.11.-13.11.17

11.11.     Wie eine Therapeutin sein müsste: viel Erfahrung + Ahnung von Trauma und Körperarbeit + großes Herz und Offenheit

Meine Gedanken leiden unter der Vorstellung, dass mir keine Liebe widerfährt, dabei erlebe ich sie jeden Tag. Sich nicht geliebt zu fühlen erzeugt ein riesengroßes Leid und Elend sein. Ich verstehe sie, die Gedanken, zeuge der Vergangenheit. Mir war gar nicht klar, wie schlimm sich das anfühlt, wenn einen keiner liebt. Wie ein Supergau auf geistiger/emotionaler Ebene.

Ich vermisse sie echt arg.

Ich habe das Gefühl, ich kann ohne diese Zuwendung gar nicht leben. Ich verstehe nicht, warum ich mich so fühle. Daran sind Gedanken geknüpft, nicht mehr leben zu wollen. Extreme Gefühlslage.

Krisentelefonat: Zuwendung zu brauchen ist ok, ist menschlich. Zu sehr darauf zu verzichten ist nicht gut. Sehr streng mit mir. Es alleine schaffen zu müssen. Vertretung ist dafür da, um Zuwendung zu geben. Kann dafür genutzt werden. Freundeskreis? Auf andere zugehen. Mich mehr zeigen. Wie kann Zuwendung im Freundeskreis ausgebaut werden? Ich darf es mir erlauben. War dabei in Muster zu rutschen, es mir zu verbieten.

Es wäre schön, wenn ich einen Freundeskreis hätte, der mich ebenso auffangen könnte, wie es das Betreute Wohnen tut. (Vorher noch nie diesen Gedanken gedacht)

12.11.    Erst habe ich nur Hass wahrgenommen, als Druck, Dichte am Hinterkopf links. Dann Hass auf alles und jeden. Daraus wurde Hass auf jemanden, mit Glaubenssatz, dass das ganz schlimm sei, jemanden zu hassen und deshalb nicht liebenswert und verurteilt und große Angst vor dieser Empfindung. Es konnte kaum geglaubt werden, dass es ok ist so zu fühlen. Es gab kaum Zugang dazu, dass es Gründe gibt/gab, die dieses Gefühl ausgelöst haben. Dann wurde Hass auf die Ergo-Frau wahrgenommen, auf eine ausgebremste Art. Als ich nochmal einladend sagte, dass es einen Grund gibt für dieses Gefühl, es damit berechtigt ist, taucht ganz kurz heftiger emotionaler Schmerz auf. Da war mir klar, der Hass versucht die Person, die Ergo-Frau wegzustoßen, damit sie keine Gelegenheit hat, dieser Schmerz erneut auszulösen.

Sie wird auch zukünftig eher rational auf meine emotionale Seite reagieren, also ist weiterer Schmerz sehr wahrscheinlich. Das macht es nachvollziehbar, warum ich mich dort nicht mehr öffnen kann, kein Vertrauen fühle, aufgehoben zu sein. Und ich kann das nicht trennen, nur für den praktischen, tagesstrukturierenden Aspekt dorthin gehen und den emotionalen, Beziehungsaspekt außen vor lassen.

Dann werde ich mich wohl verabschieden.

13.11.    Im Moment sieht es so aus, dass ich die Ergotherapie beenden werden, weil ich den Beziehungskonflikt nicht gelöst bekomme.

Hilfen im Notfall

Habe mich heute damit beschäftigt eine Notfalltelefonliste und einen Notfallhandlungsplan zu erstellen, damit ich vorbereitet bin, wenn es kritisch wird – heißt, ich mich im Fühlen verliere.

Es fühlt sich gut an etwas in der Hand zu haben, worauf ich einfach zugreifen kann. Wo ich nichts suchen muss, mich nicht erinnern muss. Die Telefonnummern umfassen die Nummern von aktuellen Helfern und Krisenanlaufstellen. Eine davon in der Geldbörse und eine an meiner Pinnwand, gut sichtbar.

Es war auch ein gutes Gefühl mal alle Techniken der Vergangenheit aufzuschreiben. Ein Gefühl von Handlungsfähigkeit und dass da schon einiges vorhanden ist, was gut für die Selbstregulation funktioniert hat. Auch diese Liste ist nun in der Geldbörse und liegt vorerst sichtbar auf meinem Schreibtisch, damit es präsent bleibt.

Hilfen im Notfall

  • Körpermeridiane abklopfen
  • Yoga-Gleichgewichtsübungen
  • Kaltes Wasser/ Kühlakku
  • 5 Sinnesübungen
  • Duft-Öl
  • Rescuetropfen
  • Musik und Tanzen
  • Urlaubsimagination
  • Standortveränderung – aus dem Haus gehen/ um den Block laufen/ Bahn fahren
  • Krisentelefon anrufen (Lara, Station, Krisendienst)
  • Meditation – Atem hören, beobachten, in den Boden atmen
  • In den Wald gehen – Bäume umarmen
  • Beten – um Hilfe bitten, dankbar sein

Ich bin bereit! 🙂

Neulich in der Krise

Mal so am Rande. Internetcafes sind anstrengend. Es ist zwar effektiver, zeitsparender, da ich nur die wichtigsten Dinge im Netz erledige. Doch das Artikelschreiben fehlt mir und das in Ruhe Beiträge von anderen Lesen, auch. Dafür ist es öffentlich zu unruhig.

Eine kleine lustige Anekdote will ich trotzdem festhalten.

Gestern arbeite ich für mich, sehr emotionsgeladen eine alte Erinnerung auf. Ich kann gut für mich sorgen. Habe mich selbst im Griff und in der Verantwortung. Rufe aus dieser Situation heraus, weinend eine sehr enge Freundin an. Bevor ich dazu komme, ihr zu sagen warum ich anrufe, reagiert sie auf meine Verfassung sehr mitfühlend, dass sie gerade leider keine Zeit hätte, heute den ganzen Tag nicht und dass sie mich doch daran erinnern sollte, in solchen Situationen den Krisendienst anzurufen. Ich muss anfangen zu lachen, weil ich sie fragen wollte, ob sie Zeit hätte mir in Gedanken etwas Liebe zu schicken, zur Unterstützung. (Ich glaube daran, dass das Beten, das bewusste positive Denken heilende Energien über Entfernungen überträgt)

Ich lache auch heute, einen Tag später noch darüber, weil ich mir vorstelle, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich den Krisendienst angerufen hätte und den völlig fremden Mitarbeiter am Telefon darum gebeten hätte, mir etwas Liebe zu schicken. 🙂