02.05.2014
Was nun? Wie weiter? Ich weiß es nicht.
Jedes zu ihr Hinwollen ist ein ängstlich, weinendes Wollen.
Mama, mach dass es wieder gut ist, dass es sich wieder gut anfühlt. Ich will auch wieder artig sein.
Das heißt wohl, ich kann da noch nicht als Erwachsener hin. Solange das so ist, spüre ich Widerwillen so kindlich den Kontakt herzustellen. Und da kommen wir zu einer anderen Stimme.
Ich habe sie im Stich gelassen. Ich habe sie zurückgelassen. Ich fühle mich schuldig.
Ich nehme an, das ist die Stimme des Jugendlichen, aus der Zeit als meine Eltern sich trennten (um später wieder zusammen zu finden) und es meiner Mutter sehr schlecht ging. Anscheinend begann ab da mein Gefühl, sich um sie kümmern zu müssen, damit sie nicht so traurig und alleine ist.
Wie es aussieht, hat diese Situation alle vergangenen Altersstufen gleichzeitig nach oben gespült. Es ist, als ob ich in zwei Filmen gleichzeitig sitze. Ein Doppelstreifen, wo sich die Spuren gerade arg vermischen und nicht immer unterscheidbar ist, was ist damals, was ist heute.
Ach, Mama… wie gern hätte ich das alles gut ist. Wie sehr wünsche ich mir eine Einheit (Kinderwunsch?)
04.05.2014
Puhhh… ich bin wieder mehr hier. Tag für Tag wird es ruhiger und klarer in mir. Meine Gedanken werden ruhiger und lassen mich auch mal wieder etwas von meinem Körper und der Welt wahrnehmen.
Mutti hat vor zwei Tagen angerufen, um zu fragen, wie es mir geht. Einfach so ruft sie an. Ich bin irritiert. Das ist nicht das womit ich gerechnet habe. Keine verletzten Gefühle, kein schmeißen mit Stühlen nach mir, keine Trauer. Als ich sie fragte, wie es ihr mit unserem Gespräch gegangen ist, war ihr Antwort: „Eigentlich ganz gut.“ Und sie wäre sogar erleichtert gewesen, weil sie befürchtet hatte, dass ich mich wegen einer ganz anderen Sache bei ihr beschweren wollte. Was??? Ich vermute einfach mal, dass sie die tiefgehende Bedeutung meiner Erkenntnisse nicht erfassen konnte. Ist vielleicht auch nicht wichtig (ich spüre Resignation beim Schreiben dieses Satzes [ich vielleicht doch wichtig]). Was hat sie sich aus unserem Gespräch gezogen? Das sagt sie mir. Sie wisse nun, dass sie mehr darauf aufpassen muss, mein „Nein“ zu akzeptieren und aufmerksamer sein will, wenn sie spürt, dass mir etwas nicht passt.
Warum freue ich mich nicht darüber? Ist doch eigentlich schön. So Rücksichtnahme und so. Aber Nein! Darum geht es nicht. Das war nicht mein Anliegen. Ich hatte gar kein Anliegen an sie. Ich wollte nicht, dass sie jetzt irgendwas macht. Außer vielleicht wütend sein, traurig sein, verletzt sein, irgendetwas sein… weil sie etwas verliert, von dem sie glaubt, es gehabt zu haben. Das hätte ich erwartet und verdient. Das hätte ich verdient! Vielleicht kommt das auch noch. Vielleicht kann meine Mutter erst spüren worum es geht, wenn ich mich danach verhalte. Und vielleicht hängt auch meine Mutter in dem Muster, ich muss mich anpassen, ich muss es anderen (meiner Tochter) recht machen, damit sie mich lieb hat. Irgendwie frustriert mich das.
Ich habe den Eindruck, jetzt wird überhaupt erst sichtbar, wie die Qualität, die Beschaffenheit dieser Beziehung ist. Ihr Kern wird sichtbar. Da spüre ich momentan, dass ich gar keine Lust habe auf Telefonate, auf Besuche bei ihnen, auf gemeinsame Aktivitäten, auf Gespräche. Ich habe keine Lust mir ihre Sachen anzuhören, ihre Gedanken, ihre Sorgen usw.. Ich war bisher alle ein bis zwei Wochen bei meinen Eltern oder mit meiner Mutter alleine unterwegs. Und das, um mir stetig Zuwendung zu holen, das Gefühl zu erneuern wichtig und geliebt zu sein. Ich fühle mich wieder traurig. Da spüre ich ganz deutlich, dass sie nicht da ist, dass sie nicht da war. Das ist die Beschaffenheit unserer Beziehung! Sie existiert nicht! Das ist der Ausgangspunkt… Ich habe keine Ahnung wie es weiter gehen wird. Aber das wird es… irgendwie weitergehen.