Linderung verschaffen

Manchmal, wenn Sorgen kreisen, Zweifel den ganzen Raum einnehmen, Ängste gefangen halten.

Es eng wird im Kopf. Blind für die Welt und das JETZT. Not und Leiden entsteht und sich immer fester um mich schlingt,

Fällt mir die Mitgefühls-Meditation ein.


Möge mein Mitgefühl um mich sein.

Mögen alle Sorgen und Kummer Linderung erfahren.

Möge ich Frieden finden.


Und ich fange es an zu sprechen, leise in meinem Kopf oder laut, dass ich mich selbst hören kann.

Zu Hause, in der Bahn, im Wald. Wo es mir einfällt.

Wiederholung um Wiederholung. Drei mal, sechs mal oder länger.

Die Worte anpassen.

Und manchmal sehe ich zu wie sich dabei mein Körper entspannt, das Leiden tatsächlich Trost und Halt findet, mein Kopf ruhiger wird.

Und manchmal lassen mich die Sorgen tatsächlich los. Als wäre es genau das was sie gebraucht haben – ein Raum voller Mitgefühl. 💗

Tagebuchnotizen 17.11.-21.11.17

17.11.     Wenn ich davon ausgehe, dass das Viele-sein auch auf mich zutrifft, auch ohne Gedächtnislücken im Alltag, dann machen die Unterschiedlichkeiten in mir Sinn. Auch das fehlende Identitäts-/Einheitsgefühl. Und wenn ich es ok finden könnte, dass unterschiedliche Gedanken und Empfindungen in meinem Kopf sind und den Versuch aufgeben könnte, zu etwas eine Meinung, einen Gedanken, ein Gefühl zu haben, dann könnte es leichter und friedlicher werden in mir. Ich muss mich nicht mehr auf einen Nenner bringen. Unterschiedliches, Widersprüchliches darf nebeneinander existieren. Das wäre ja mal schön, wenn mir das gelingt es so zu sehen und anzunehmen.

19.11.     Der Teil der die Achtsamkeit schon morgens sehr ernst nimmt und damit Druck erzeugt: „Ich sehe dich und höre dir zu. Was sind deine Aufgaben?“ „Aufpassen. Für Ordnung sorgen. Hilfe holen.

Der betroffenen Teil schützt sich im Nebel, im Nicht-da sein, (Fr. B. kommt nicht wieder) damit der Schmerz nicht gefühlt wird. Zum ersten Mal kann ich das verstehen und finde es sinnvoll und gut.

21.11.     „Wo möchtest du jetzt sein, wo dein Schmerz gelindert ist?“ Bild: Unter den Flügeln einer großen Eule, Gesicht ins Federkleid gekuschelt, mit den Händen die weichen Federn fühlen, warm, umschlossen und gehalten. Schutz.

Ich brauche nichts und dann brauch ich’s doch

Da ist sie wieder, meine Bedürftigkeit. Und ich habs die Tage gar nicht mitbekommen.

Ihre (Wohnbetreuung) emotionale Distanz, lässt mich wieder Gefühle meiner Kindheit erleben – emotionale Einsamkeit, Schmerz, Gefühlstaubheit, wie Tod sein, Leere, Orientierungslosigkeit, Weltferne und diesmal auch etwas Wut.

Ich möchte sie am liebsten wegstoßen aus meinem Leben, damit ich mich nicht immer wieder so fühlen muss. Damit ich diese klebrige Bedürftigkeit loswerde und diesen Schmerz, der damit einher geht. Dieses Sehnen, wo ich ganz genau weiß, es ist umsonst, es ist alt, es wird nicht befriedigt, es wird nur weh tun.

Ich wechsel damit zwischen Ablehnung und Annahme hin und her.

Ich kann wahrnehmen, dass sie mir geholfen hat, dass ihre Hilfe praktisch sehr hilfreich war und ich dankbar dafür war. Ich verstehe, dass sie emotional so auftritt, wie es ihr möglich ist. Ich verstehe, dass sie nicht geben kann, was ich sehne, weil sie es nicht hat. Ich weiß, dass ich nichts fordern kann, was jemand nicht hat. Ich weiß, dass sie mich mit meinen Gefühlen nicht ablehnt. Ich kann wahrnehmen, dass sie aufgeschlossen und zugewandt ist.

Und trooootzdem… will ich sie schütteln und schütteln und laut anfahren, dass sie doch um Gottes willen mal etwas mitfühlen soll, anteilnehmen soll, betroffen sein soll, für mich sichtbar macht, wie schwer ich es gerade habe. grrrrrr

Ich hab mich echt wieder angezweifelt, weil ich es über sie nicht wahrnehmen konnte. Ist es vielleicht gar nicht schwer? Bilde ich mir das nur ein? Mache ich es selbst schwer? Bin ich schuld? Und diese ganze Tirade.

Ich habe das unterbrochen, wenn es mir aufgefallen ist, weil es nicht wahr ist.

Und ich dachte eigentlich auch, dass ich ihre Bestätigung nicht mehr brauche, weil ich selbst genug für mich da war. Und trotzdem spielte es sich ab, ohne dass mir das bewusst war. Erst jetzt, wo der Stress nachlässt, kommen die Gefühle.

Ich habe das heute meiner Psychiaterin anvertraut und gefragt, ob ich das immer und immer wieder so fühlen werde. Sie meint, wenn ich nach und nach meine unbewussten Erwartungen (emotionale Bestätigung/Versicherung) erkenne, nicht. Kein Wort von Emotionen, die da alle dran hängen und das man die durchleben muss usw. usf… Sie ist aber auch eine Kandidatin für die neutrale, nicht-betroffene Sichtweise.

Mir ist das noch ein Rätsel, wie das funktionieren soll, mit einem Menschen enger zusammen zu arbeiten/leben/sein und trotzdem ein Bedürfnis (oder mehrere) nicht befriedigt wird (werden), gut zusammen sein zu können, ohne das es immer wieder weh tut.

Mein Umgang ist momentan Abstand nehmen. Zeit und Raum, um das alles zu fühlen, ohne erneute Konfrontation. Es wird sich beruhigen und dann fühl ich mich im Kontakt auch wieder wohler oder werde wahrscheinlich kein Bedürfnis mehr haben, sie zu schütteln. 🙂 Aber wer weiß. Vielleicht kommt auch bald eine unmittelbare Konfrontation. 😉

Rückkehr zum Neuen

Ich habe mich gestern für Lehrer geöffnet. Ich habe gespürt, dass ich Hilfe bei der Rückkehr zu meiner Neuausrichtung brauche.

Heute Morgen hatte ich das übermächtige Bedürfnis nach eine Fernreikibehandlung. Ich habe es ernst genommen und sofort per Handy, vom Bett aus, angefragt, mit der inneren Beschwichtigung, dass finanziell dafür gesorgt werden wird, wenn ich den Wunsch so stark spüre.

Überraschender Weise war die Behandlung sofort möglich, so dass ich sie, noch im Bett liegend empfangen konnte. Es griff wunderbar ineinander.

Es löste sich ein großes Weinen. Ich fühlte meine eigene starke Belastung, meinen Wunsch es wieder leichter haben zu wollen. Ich erkannte meine eigenen großen Erwartungen und Forderungen an mich. Ich will so viel von mir und es zeichnet sich ab, dass mein Wollen vielleicht nicht zu erreichen ist. Autsch!

Dann entstand noch ein Schreibaustausch, der mir wieder Kraft gegeben hat und mich zurückgeführt hat, in meine verlorene Haltung, dass mit mir, egal was ist, wie es ist, was passiert, wie ich mich verhalte, wie ich fühle, richtig bin.

Ich bin richtig in dieser Welt, so wie ich bin! Und ich mache es richtig, so wie ich es mache!

Den Austausch möchte ich euch zur Verfügung stellen, weil ich glaube, dass diese Worte universell sind.

„Ich will so viel von mir und es kommt mir immer so wenig vor.

Du kannst nur tun was möglich ist und zu sehen, dass manches nicht geht, das kann sehr schmerzhaft sein. In solchen Situationen liebevoll für sich selbst zu sein, die Trauer und den Schmerz zu fühlen.

Jaaaa, das schmerzt. Stimmt.

Das ist immer wieder eine Herausforderung. Sei so gut wie möglich liebevoll für dich selbst da.
Ja wenn die Dinge nicht so laufen wie wir wollen, dann schmerzt es. Wir reagieren mit Wut oder Trauer oder Ohnmacht. Und all diese Gefühle dürfen da sein, sie gehören zum Leben dazu. Manchmal können wir das durchfühlen und dann kommen wir an den Punkt an dem wir aufgeben oder auch ja sagen können. Und dann können wir das was ist annehmen und dann kommt etwas ins fließen und wir bekommen neue Kraft und wir können wieder neu ja zum Leben sagen.
Das ist eine große Arbeit die du da immer wieder machst. Alle Achtung dafür!

Und das ist echt bei jedem so, also jeder fühlt so und es ist ganz normal?

Es gibt sicherlich Menschen, die das sehr intensiv erleben und die sind da ganz speziell gefordert und können dadurch sehr viel Selbstliebe lernen.
Die Erfahrung, dass nicht immer alles so läuft wie wir wollen und die Reaktion von, sich anstrengen und aufgeben, wütend sein, Ohnmacht zu spüren, die ist, glaube ich normal.
Viele Menschen drücken das auch weg, weil sie es nicht fühlen wollen oder weil sie es nicht gelernt haben zu fühlen. Aber gut geht es ihnen damit oft auch nicht.

Wow! Ich reagiere also ganz normal und bin nicht komisch, wenn ich so fühle.
Das bedeutet mir viel, was du gerade schreibst.

Dein Leben führt dich und du kannst dich ihm nur hingeben und es so leben, wie es für dich geht.
Jeder Mensch ist ganz einzigartig und du darfst so sein, wie du bist.
Und du darfst dich so lieben wie du bist.
Wir dürfen Alle Gefühle leben und annehmen, die Angenehmen und die Unangenehmen, alles gehört dazu.
Und Du darfst einfach sein, wie du bist.
Einzigartig und liebenswert.
Manchmal glücklich und manchmal tot unglücklich, wütend, ohnmächtig, vertagt und mutig und kraftvoll, traurig und kraftlos. Lebendig.
🙂
Du darfst es fühlen und du darfst für dich da sein. Liebevoll.“

Wenn du mir weh tust, vertraue ich dir nicht mehr

Es gibt diesen Satz in mir: Wenn ich dir vertraue und du mir dann weh tust, kann ich dir nicht mehr vertrauen.

Dieser Satz war in meiner Kindheit sehr wichtig. Es war wichtig, dass ich ihn gelernt habe. Es war wichtig, dass ich meiner Familie nicht mehr vertraut habe, um mich vor Schmerzen zu schützen.

OH, wie traurig ist das denn. L Es ist okay, darüber zu weinen. Viel habe ich da auf mich genommen, was in diesem Moment gefühlt werden kann/ darf.

Auslöser war der Termin gestern bei der Heilpraktikerin. Diesmal hat die Spritze zur Blutentnahme sehr weh getan. Das hat ausgereicht, um alte Erfahrungen zu aktivieren. Ich fing an zu Schwitzen und mein Körper kribbelte, mein ganzes Körperfeld war am wirbeln. Das Gefühl von Angst hatte ich nur ganz kurz am Anfang, als die Nadel schon saß.

Das Blut sollte als nächstes wieder über das Gesäß zurück gespritzt werden.

Ich erfahre diese Frau als so aufgeschlossen, allem gegenüber, so dass ich gut mitteilen konnte, dass was nicht stimmt und ich erst einmal wieder aufstehen muss, um das Gefühl von Kontrolle zurück zu bekommen. Unbewusst habe ich damit wieder gegen die Angst angekämpft. Ich wollte, dass es aufhört, sich beruhigt, damit wir das zu Ende bringen können. Das Kribbeln ebbte ab. Trotz Restanspannung, die ich ignorierte, sagte ich okay, wie könnten weiter machen.

Ich legte mich auf die Seite, mit dem Rücken zu ihr. Sie setzte die Spritze an und ich hatte das Gefühl, ich muss laut losschreien. Es war absolut unmöglich, diesen Stich zuzulassen. Eine dicke Wand stellte sich dazwischen. Wir brachen das Ganze ab und ich musste dieses unangenehme Gefühl aushalten, irgendwie nicht normal zu sein.

Der Anteil mit Unverständnis war vorne. Was das denn solle. Sei doch nur ein Piecks. Haben wir doch schon oft gemacht. Wie peinlich. Kann doch nicht sein, dass wir jetzt deswegen die ganze Behandlung abbrechen müssen. Wenn das bei einem richtigen Arzt passiert wäre. Wie soll das denn in der Zukunft laufen, wenn ich so zimperlich reagiere.

Erst heute Morgen fand ich den Weg zurück in Offenheit und Anerkennung für dieses Fühlen. Auch Erstaunen. Sooo sensibel bin ich? Krass! Soviel Angst habe ich? Krass!

Ich hätte Frau S. gerne da gehabt, damit sie mir sagen kann, wie ich jetzt damit umgehen soll. Wie soll ich mich verhalten? Keine Spritzen mehr? Was brauche ich? Wie muss es sein?

Daraus entwickelte sich über den Tag ein Gefühl für die Ursache. Viele abgespeicherte Schmerzen in meinem Körper, für die nie jemand da war. Ich hatte Phantomschmerzen in meinem Gesäß und das Gefühl, da hängen noch die Spritzen von den Heilpraktiker-Besuchen 2012 drin. Da wurde Vitamin B12 gespritzt und die Dritte hat so derbe scheiße weh getan. Heute weiß ich, dass er einen Nerv getroffen hat, was sich im Muskel nicht immer vermeiden lässt. Ich glaube, ich kapsle Schmerzen von meinem Körperbewusstsein ab, isoliere sie. Und dann hängen sie da an Ort und Stelle fest.

Orrrg, ich spüre sie gerade wieder, während ich das Schreibe und musste heute Morgen ganz doll weinen, als ich mir die Hände dort auflegte und bei den Wahrnehmungen blieb, sie zuließ. Hach, das Becken ist aber auch eine extrem empfindliche Gegend, finde ich.

Es zeigte sich dann der innere Satz von oben, denn ich korrigieren konnte. Ich kann der Heilpraktikerin immer noch vertrauen. Sie will mir nicht weh tun und ist offen für Wege des Ausprobierens. Ihr tat es auch sehr leid. Wir wollten ja eigentlich Stress abbauen und keinen Neuen erzeugen.

Die Wirklichkeit ist also diese: Spritzen können über einen begrenzten Zeitraum weh tun, tun es aber meistens nicht. Die Heilpraktikerin wollte mir nicht weh tun. Ich habe Angst vor Spritzen und Schmerzen und das darf sein/stattfinden. Ich hatte früher keinen Halt bei Schmerzen, kann aber heute versuchen mir welchen zu geben.

Ich habe mir überlegt, mein Schutz-Tuch mitzunehmen und mir das fest um die Hüfte zu wickeln, dass ich einen Halt spüre. Und was mir jetzt noch einfällt, ist, dass ich mit ihr abspreche, sofort zu sagen, wenn dieser krasse Nerv-getroffen-Schmerz kommt, weil dann kann man bestimmt die Spritze auch sofort wieder raus ziehen.

Darf man das? Darum bitten, dass die Spritze sofort wieder raus gezogen wird? Keine Schmerzen aushalten müssen? Der Gedanke ist gerade so dermaßen neu, dass ich nicht weiß, ob der überhaupt okay ist.

Ich frage doch tatsächlich, ob es okay ist, Schmerzen nicht aushalten zu müssen, wenn es möglich ist, sie zu beenden. Krass, oder?

Weiterentwicklung des Leids

Nachdem ich gestern meine Erkenntnisse zum Thema Leiden hatte und sie aufschrieb, hat sich einiges verändert. Wieder mal beeindruckend!

Zu jeden Bereich wo ich geschrieben hatte, dass ich das nicht fühlen kann, bekam ich ein Gefühl. Ich hatte wieder mehr Raum und konnte besser sehen wie es wirklich ist. War schon fast befreiend.

Ich schreibe ‚fast befreiend‘, weil die Energie des Leidens nicht weg ist. Sie kam zurück und ist immer mal wieder da. Meine Position dazu ist jedoch eine andere.

Ich konnte heute etwas hinein fühlen, mit dem Bewusstsein, dass es einen Ursprung haben muss. Ich kam in undefinierte Empfindungen von krank und alleine in einem Raum sein. Und ein Warten, dass es vorbei geht. Meine Mutter wartet, dass es vorbei geht, damit sie wieder ihren Dingen nachgehen kann.

Meine Gedanken dazu waren, dass ich als Kind in Krankheiten und Verletzungen zwar körperlich versorgt wurde, aber nicht emotional. Ich wurde versorgt und dann überließ man mich mir selbst. Am deutlichsten habe ich die Erinnerung in mir, wie ich wegen Krankheit im Bett liege und höre, wie mein Vater das Haus verlässt und die Haustür von außen abschließt. Es wird abgeschlossen, wenn keiner mehr in der Wohnung ist.

Diese Erfahrung sitzt.

Wenn also damals sehr oft mein Leiden emotional nicht versorgt wurde, mir nicht geholfen wurde, damit umzugehen, es zu lindern, dann hängt es vielleicht noch im Raum.

Als ich diese Zusammenhänge etwas ergründet hatte, tat es mir leid um mein kleines Ich und ich nahm mein Leid in den Arm. Es hat ein bisschen geweint. Weinen ist immer gut. Dann ist was angekommen und das berührt mich jedes Mal aufs Neue.

Schön und lindernd fand ich dann auch, als mir ein Text in die Hände fiel, der diesen Prozess genau aufgriff. Ich habe seit bestimmt einem halben Jahr die ‚Buddhismus aktuell – Ausgabe 4/2015‘ hier rumliegen und lese in ganz großen Abständen darin. Heute nahm ich sie mal wieder und las etwas über die Praxis des Selbstmitgefühls

„Die Absicht der Selbstmitgefühlspraxis kann man folgendermaßen zusammenfassen: Wir schenken uns Mitgefühl, nicht damit es uns besser geht, sondern weil es uns schlecht geht. (…) Wenn wir Leid erleben, ist Güte die einzige sinnvolle Antwort darauf. (…) Jegliche Praxis, die wir mit einer Absicht ausüben, Leid loszuwerden, ist zum Scheitern verurteilt, da wir sie nutzen, um unsere Erfahrungen zu manipulieren und uns der Realität, wie sie ist, zu widersetzen. Selbstmitgefühlspraxis bedeutet also, sich im Geiste selbst liebevoll in den Arm zu nehmen, das Leid anzuerkennen, verstehen zu wollen und sich zu trösten und zu ermutigen, so wie wir es für einen geliebten Menschen machen würden.“

Hach ja… buddhistische Texte spiegeln sehr oft meinen Weg, meine Erkenntnisse und meinen Umgang mit mir selbst wieder.

Und auf der nächsten Seite sprang mich noch ein Werbetext an, von einem Buch von Thich Nhat Hanh, wo stand: “ Der große Weisheitslehrer zeigt, wie wichtig es ist, nach den Wurzeln des Leids zu suchen, denn erst dann können wir Mitgefühl entwickeln (…).“

Es gibt ja verschiedene Wege mit sich zu arbeiten. Für mich zeigt sich sehr oft, mir von innen heraus zu begegnen. Zu Üben, alles da sein zu lassen, was gerade ist, damit nichts zu machen und mich mit dem Moment liebevoll zu verschmelzen. Wenn es zu letzterem kommt, ich es in mir aufnehmen kann, eintauche in eine Empfindung, ein Gefühl, eine Energie, dann geschieht oft von ganz alleine eine Veränderung dieser Empfindung, dieses Gefühls, dieser Energie oder was auch immer da ist. Das ist jedes Mal irgendwie magisch, wie ein kleines Wunder.

Ich weiß nicht, ob man mit diesen Formulierungen etwas anfangen kann.

Frohe Botschaften

Frohe Weihnachten.

Mal eine Sache, die ich seit ca. anderthalb Wochen schaffe.
Jeden Tag einmal raus, ob mit Ziel oder ohne Ziel. Soviel und so lange es eben geht und sei es nur eine Runde um den Block.
Gefühlt ist es das erste, was ich seit 2011 durchhalte (bisher) und mir zu Gute kommt.
Ich habe wohl immer meine Ziele zu hoch gesetzt.
Zaghaft erlaube ich mir etwas Stolz.
Verächtlich schaut etwas auf diese erbärmliche Leistung, die als Leistung nicht anerkannt werden kann. So tief bist du gesunken.

Ich habe herausgefunden, dass ich mich in einem Cafe in der Nähe in Gesellschaft fühlen kann. Ich bin da einfach, lausche dem Stimmengewirr, spüre die Menschen um mich herum, lasse mich von der heimeligen Atmosphäre tragen – lese, trinke, spüre, schaue, höre, esse, denke und bin nicht alleine. Das fühlt sich schön an.

Seit zwei Tagen spüre ich Inseln von Nähe und Mitgefühl zu mir. Ein Sein-Zustand, in dem jedes autoaggressive Verhalten unvorstellbar wird.
Da freue ich mich wirklich drüber. Es gibt mir Hoffnung, dass ich Anteile wiederfinden kann, die Vertrauen und liebevolle Selbstannahme üben.
Ich habe auch Angst, dass diese Inseln nichts über den weiteren Verlauf aussagen.

Die Symptom-Ausweglosigkeit, die ich fühle, bis in alle Ewigkeit erschöpft und wenig belastbar durch die Welt zu laufen, rückt ein Stück und lässt Platz für Möglichkeiten. Ja super…- Medikamente. Ganz tolle Sache.

Das Gefühl, versagt zu haben und schuld an den Symptomen zu sein, rückt ebenso ein Stück und lässt Raum für einen Prozess der Akzeptanz von Begrenzungen/Behinderungen, die meiner Person inne wohnen und der Erkenntnis, trotzdem wertvoll zu sein. Ist das so?

Aus dem Verlust der alten Ausrichtung – ein stetiges Arbeiten an der eigenen Person, um besser zu sein, fitter zu sein, leistungsfähiger zu sein – entwickelt sich eine neue Ausrichtung, auf der Grundlage, „mir darf es gut gehen“.
Auch wenn ich das noch überhaupt nicht fühlen kann.
Wiedereingliederung/Arbeit wird zurückgestellt und Ressourcenaktivierung (Bewegung, Tanzen, Singen, Gruppe/Gemeinschaft/mitteilen) an erste Stelle gesetzt, weil da ein großes Loch ist.

(Dass das Ausgraben von energiespenden Dingen in jede Richtung mit Angst besetzt ist, ist ein anderes Thema.)

Gott ist ein Gefühl

Zögere dies in Worte zu fassen. Worte können es nicht fassen. Sprache ist immer polar und trennend, damit lassen sich Einheitserfahrungen grundsätzlich nicht über Sprache vermitteln.

Vergesst alles was ihr euch zu diesen Worten denkt, was ihr euch vorstellt. Diese Worte sind nur mit dem Herzen zu fühlen. Vergesst alles war ihr euch unter dem Wort Gott vorstellt. Vergesst Formen, Bilder, Gedanken, Ideen, Geschichten. Gott ist ein Gefühl. Gott ist ein Zustand. Und wiederum auch nicht.
ER/SIE/ES hat mich berührt. Ich habe Gott erfahren, mitten in meinem Herzen, mitten in meinem ganzen Sein. Ich weine – es fehlen Worte. Ich versuche es mal mit Schmerz, Liebe, Dankbarkeit, Ehrlösung, Freude, Unendlichkeit, Mitgefühl. Alles zusammen und noch viel mehr.

So unerwartet. Ich schaute einen Film. Wie mir zum Ende klar wurde, eigentlich nicht den Film von dem mir jemand erzählte. Der Titel („Stigma“) viel mir nicht mehr ein und ich stolperte über „Dogma“ und verwechselte diese beiden Filme. „Dogma“ ist eine sehr flache Komödie, die, wie ich glaube den Film „Stigma“ etwas auf den Arm nimmt. Am Ende des Filmes, den ich eher nur halbaufmerksam schaute, da wie gesagt nicht sehr tiefgängig, erscheint Gott (Alanis Morissette) als Frau auf Erden, nimmt einen gefallenen Engel in den Arm und vergibt ihm, alles ohne Worte.
Mich berührte es so heftig, dass ich in Tränen ausbrach, völlig überrascht war und nichts verstand. Der Film war zu Ende, ich weinte weiter, fühlte mich tief im Herzen getroffen. Legte mir intuitiv den Song von Fayzen „Paradies“ auf und dann fühlte ich IHN/SIE/ES/MICH.

Ich fühle den Schmerz des Getrennt-seins in meinem Herzen, getrennt sein vom Leben, der Existenz, vom Ur-Grund, von Gott. Ich erkenne diesen Schmerz sofort in all meinen Beziehungserfahrungen wieder. Ich fühle die Ur-Trennung vom Sein, die in diesen Erfahrungen lediglich wiedergespiegelt ist. Ich fühle die Illusion dieser Trennung, da ich gleichzeitig Gott darum herum, durch mich hindurch, in mir spüre. Ich spüre das Lachen, das Lieben der Einheit. Fühle grenzenloses Ganz-sein, um das kleinere Getrennt-sein-Gefühl.

Und auf einmal fühle ich auch eine andere Botschaft, die andere Aussage hinter den Worten des Songs, fühle ich Gott in diesen Worten. Höre mit dem Herzen was mit ‚draußen‘ und ‚drinnen‘ gemeint ist. Fühle, wie sich meine Erfahrung in den Worten von ‚Paradies‘ und ‚Liebe, die sich in allen Spiegeln spiegelt‘ selbst wiederspiegelt.

So groß… so unglaublich groß und heil!

Mitgefühl

Mitgefühl. Was für eine heilsame Kraft. Ich schicke es von Herzen an all jene, die es in ihrer Kindheit nicht erfahren haben. Die nicht erfahren haben, wie sich Mitgefühl anfühlt und somit auch für sich selbst keines entwickeln konnten. Ich schreibe diese Worte mit Traurigkeit und einer Welle von Mitgefühl für mich und euch.

Ich lerne es gerade auch nur, weil ich es von anderen bekomme. Weil mir gezeigt wird, wie man es macht. Weil ich es fühlen kann, wie sie fühlen.

Die Worte meiner Therapeutin hallen immer noch schmerzhaft nach. Sie habe Mitgefühl. Warum wir das nicht sehen könnten. Vielleicht gibt es einen Unterschied zwischen ‚haben‘ und ‚zeigen‘.

Es muss einen Unterschied geben. Das Mitgefühl, welches ich heute für mich selbst habe, habe ich nicht von ihr gelernt. Wie Mitgefühl funktioniert haben mir andere Menschen gezeigt.

Ich lege mich mittags hin. War schon seit dem Morgen, trotz ausreichendem Schlaf sehr müde. Treibe im Halbschlaf. Will da unbedingt in diesem warmen, zeitlosen Raum bleiben, für immer. Meine volle Blase zwingt mich aufzustehen. Widerwillig tue ich das und hoffe nicht zu wach zu werden, um dann weiter liegen bleiben zu können. Pustekuchen.

Ich stehe mürrisch auf. Mir geht es irgendwie nicht gut. Kein Gefühl, nur Ernsthaftigkeit und Enge im Kopf. Mache erst ganz normal weiter, was ich vor hatte zu machen. Doch merke schnell, dass es nicht geht. Mit einer Kaffeetasse in der Hand, setze ich mich auf den Balkon und erinnere mich an, ja zu sagen, zu allem was ist. Ich breite mein Mitgefühl für mich selbst aus. Spüre, wie etwas in mir in Not ist. Gedanken in meinem Kopf. Nichts wird konkret. Doch das ist nicht wichtig. Ich nehme mein Notgefühl und meine Gedanken liebevoll in mein Herz, lasse es vom Mitgefühl umfließen. Und dann passiert es, was ich mir so oft in meiner Phantasie ersehnt habe, aber noch nie in der Wirklichkeit erlebt habe. Auch nicht als Kind! (diese Worte tun sehr weh)

Arme in die ich mich fallen lassen kann, die mich aufnehmen, umschließen und mich einladen zu sein. Nähe in der ich mich aufhalten kann, so wie ich gerade bin. Wortlosen Raum, ohne Fragen, ohne Wissen wollen. Da sein. In diesem Moment wo ich das fühle, werden meine ernsten Gedanken zu kleinen Gefühlen, die sich weinend in diesen Raum loslassen. Es ist egal woher und warum, auch wenn ich spüre, dass es etwas mit dem Therapieabschluss zu tun hat. Ich bin jetzt einfach nur für mich da.
Ich habe mich selbst in den Arm genommen!

Wie oft habe ich diesen Satz in den letzten drei Jahren gehört. Nimm dich selbst in den Arm. Nimm deine Gefühle in den Arm. Nimm deine Gedanken in den Arm. Gestern erst wieder.
Ja wie macht man das, wenn man nicht weiß, wie man das macht. Wenn man nicht erfahren hat, wie es sich anfühlt. Wenn man das Gefühl dazu, das Mitgefühl gar nicht kennt.

Ich bin sehr dankbar für all die Menschen die es mir gezeigt haben. Die Mitgefühl für mich hatten und es mich spüren ließen, damit es langsam, ganz langsam in tiefere Schichten sinken konnte. Ich bin dankbar für all die Menschen, die mich immer wieder dazu motiviert haben Mitgefühl für mich zu haben, die mich an meine eigenen Arme erinnerten, damit ich nicht aufhörte danach zu suchen. Ich bin so dankbar für dieses heutige Erlebnis und möchte allen da draußen Mut machen. Die Liebe die uns fehlte, liegt wie ein vergrabener Schatz in uns selbst. Es muss uns nur jemand zeigen, wie man die Schaufel bedient.

Meditationserfahrung I

Kaum sitze ich mit geschlossenen Augen im Schneidersitz fühlt sich alles mühsam an. Meine Wahrnehmung springt hin und her. Was spür ich im Körper, was spür ich in der Seele, was machen meine Gedanken? Es bleibt ein triften von einer Wahrnehmung zur nächsten, so dass ich das Gefühl habe eigentlich gar nichts richtig wahrzunehmen. Ich fange an zu ringen, will irgendwo bleiben, irgendetwas spüren, fokussieren. Ich bin angespannt. Es ist anstrengend. Mir fällt mein Suchen auf, nach angenehmen Erfahrungen die es beim Sitzen schon gab. Mir fällt meine Erwartung auf, dass das wieder so sein soll. Das ich doch das was ich schon mal gespürt habe, wieder spüren muss. Ich nehme die Frustration wahr, dass ich das nicht wiederfinde. Darauf folgt ein noch stärkeres Kämpfen, noch mehr Anstrengung. Darauf setze ich noch in strenger Tonlage die Anweisung damit aufzuhören. Dann erinnere ich mich an meine Affirmationen und das Ziel mit Mitgefühl nur Beobachter zu bleiben. Lande dann wieder bei meinem Körper. Wie fühlt der sich an? Was will ich gerade nicht haben? Ich spüre leichte Übelkeit und ein Gefühl mich übergessen zu haben. Meine Atmung ist verkrampft, wegen dieses Gefühls. Ich kann mit mir mitfühlen, dass das sehr unangenehm ist und ich es gerne anders hätte. Dann sage ich zu diesem Teil in mir: „du bist vollkommen in Liebe“. Ich fange sofort, für mich selbst überraschend an zu weinen. Ich kann diese unendlichen, anstrengenden Bemühungen dieses Teils in mir spüren. In meinen Schultern, in meinem Nacken ist alles hart und in Spannung. All das Wollen, Müssen, Suchen wie es gut ist, wie es richtig zu machen ist. Und das mit guter Absicht für mich (uns). Und immer wieder so aussichtlos, frustriert, gescheitert, resigniert, weil das Ziel nie erreicht wird. Wie kannst du mir glauben, dass du nicht mehr kämpfen brauchst? Wir müssen nichts sein. Wir sind schon! Es gibt nichts zu tun, außer zu sein was wir schon sind.