Projekt Windspiel

Ich bin so froh, dass ich diese kleine Ablenkung habe.

Zwischenzeitlich hing es, da keine Lösungen in Sicht.

Nun habe ich einen süßen, kleinen Handbohrer gefunden, womit man ganz kleine Löcher per Hand bohren kann (wie der Name schon sagt 😉 ), ganz ohne Strom.

Und das funktioniert tatsächlich. 🙂

Anstatt nun jeden Tag ein Stück Holz zu kleben, weil ich immer warten muss bis es getrocknet ist, hab ich einfach mal 23 oder so Löcher gebohrt, ne Schnur durchgezogen…

Das silberne Ding ist der Handbohrer.

… und mit der schon geklebten Seite verklebt.

Mal sehen, wie ich das noch in Form fixiere.

Das hat mir heute gut getan und auch der Besuch von Freunden.

Mir ging es vorher nicht so gut und auch ist mir komisch im Kopf und Gedanken, da ich vor zwei Tagen erneut das Antidepressivum um ein Milligramm angehoben habe. Und verdammtes Ding, es ist ja kaum zu fassen, aber ich merke das sowas von. Soviel zum Thema hochsensibel.

Es wird leichter

Ich traue mich kaum es wahrzunehmen. Aber es ist wirklich so. Es wird insgesamt leichter.

Was bin ich glücklich, froh, dankbar, freudig, erstaunt, ehrfürchtig darüber.

Seit Wochen scanne ich ab, woran das liegen mag. Warum jetzt?

Die Frage ist nicht ganz so wichtig, weil es immer so kommt wie es kommt. Trotzdem finde ich es interessant genauer hinzuschauen.

Ich benenne mal die einflussnehmenden Faktoren in der Reihenfolge wie sie mir aufgefallen sind. Am Ende greift jedoch alles ineinander und wirkt als Mosaik.

Das Akupressurklopfen war das Erste, was mir wirklich als Veränderung aufgefallen ist und das schon Ende des letzten Jahres. Ich klopfe seit ca. Juli 2016 beinahe täglich morgens bevor ich aufstehe. Ich bin körperlich dadurch eindeutig agiler geworden. Es fühlt sich für mich an, als würden die Energiebahnen freigeklopft und die Energie könne dadurch besser, freier fließen. Ich werde damit morgens gut munter, mal ganz davon abgesehen, dass ich damit oft ganz wunderbar Gefühle verarbeiten kann.

Die zweite ganz eindeutige Verbesserung meines Antriebs und Abnahme der Erschöpfung bemerkte ich Anfang Januar 2017, mit Beginn der Einnahme von Vitamin D und 6 Wochen nachdem ich das Antidepressivum von 5 mg auf 6 mg angehoben hatte.

Dann wirken definitiv die Erkenntnisse aus der Erforschung der Ich-Illusion. Seit dem haben sich meine negativen Gedanken gegen mich selbst deutlich reduziert, weil es einfach keinen Sinn mehr macht. Es führte auch dazu, dass ich die Klopfsätze teilweise entpersonalisiert habe, was sich wie ein Verstärker auf die Selbstannahme-Sätze auswirkt. ‚Voller Liebe für alles in mir‘ ist einfach viel deutlicher zu spüren, als ‚ich liebe und akzeptiere mich voll und ganz‘.

Das Ganze wird wöchentlich von Fernreiki durchtränkt, das mich für mich und der Welt gegenüber auch immer wieder weich werden lässt.

Dann kamen noch die monatlichen B-12-Spritzen hinzu. Nach der zweiten Spritze kann ich auch hier sagen, dass es sich auf meine Beweglichkeit auswirkt. Ich brauchte weniger Schlaf und alles ging noch einen Tick, wenn auch eher ein kleiner, leichter von der Hand. Mein Wert lag eigentlich im Normbereich, jedoch gibt es wohl neue Untersuchungen dazu, die den Wert höher ansetzen.

Durch den größeren Antrieb schaffe ich meinen Haushalt wieder komplett alleine, kann einkaufen gehen, schaffe es zur Ergo und auch noch in die Kontakt- und Beratungsstelle, wenn mir nach unter-Leute-sein ist. Ich schaffe es kontinuierlich mein Sportprogramm umzusetzen, wodurch ich mich geerdeter fühle und kaum mit Körperschmerzen zu tun habe. Daneben sehe ich ab und zu meine Freunde, habe wöchentliche Termine mit der Wohnbetreuung und trainiere wöchentlich den sehr angstbesetzten Weg zur Holzwerkstatt.

Durch das Aktiv-sein passieren im Durchschnitt derzeit einmal die Woche destabilisierende Momente, mit Panikattacken und Wiedererleben traumatischer Gefühle. Das verkrafte ich viel besser, teilweise sind die Stabilisierungszeiten enorm kurz geworden. Dienstag zum Beispiel war es ziemlich heftig und trotzdem war ich nach ca. 1 h, mit Unterstützung wieder vollständig hergestellt und hatte die Tage danach keine Auswirkungen, außer starke Erschöpfung, was bei Panik völlig angemessen ist, da extrem viel im Körper verbrannt wird. Sonst keine schwierigen Gefühle danach, keine schwierigen Träume. Sehr beeindruckend! Es gibt aber auch immer noch längerer Verarbeitungszeiten, von bis zu 1,5 Wochen.

Ganz wichtig sind auch die Auszeit-Tage, die ich nun meistens konsequent schaffe einzuhalten. Das ist der Mittwoch und meist auch der Samstag. An den Tagen versuche ich vom zielgerichteten, getriebenen Handeln auf im-Moment-sein und treiben lassen umzuschalten. Von Anspannung zu Entspannung. Nichts Müssen. Das bleibt auch ein Üben. Aber es geht immer besser. Überhaupt geht es auch für meinen Körper immer besser von Anspannung in Entspannung zu kommen.

So habe ich jetzt fast so etwas wie eine Struktur, angepasst an meine Möglichkeiten. Seit dem gab es auch keine Total-Zwangsausfall-Tage und wenn, dann liegen sie Mittwoch oder Samstag und ich erlaube sie mir und finde von dort aus wieder Energie für die nächsten Tage.

Ist das jetzt tatsächlich so etwas wie ein sich einstellendes Gleichgewicht?! Ich kann es kaum glauben, nach so vielen Jahren! 😀

Ich freue mich und bin mir trotzdem der Endlichkeit von allem bewusst.

Status

Belastbarkeit gering.

Stresstoleranz gering. Weinerlichkeit bei den kleinsten Anforderungen.

Schlafbedürfnis groß.

Aufmerksamkeit eng.

Traurigkeit/Niedergeschlagenheit allgegenwärtig.

Gutes im Blick behalten.


Das geht alles schon so lange. Werde morgen das Paroxetin anheben. Vielleicht bringt das was. Habe das noch nie ausprobiert.

Mein Ganztags-Job

Es ist gerade mal alles so richtig schön scheiße.

Ich hatte nicht auf dem Schirm gehabt, wie quälend es sein kann, Medikamente anzusetzen. Das die Symptome von Niedergeschlagenheit, Lebensmüdigkeit, Gefühlsleere erst einmal zunehmen. Das der Kopf nicht mehr richtig denken kann, aus Flimmern besteht, die Augen weh tun, die Zähne unangenehm kribbeln, der Körper schwitzt, die Muskeln steif werden und ich aussichtslos die Gefühle von Dankbarkeit und Freude in mir suche, was vorher noch ging.

Naja, ob sich das jetzt gelohnt hat, bleibt abzuwarten.

Durch sowas komme ich nicht alleine. Das geht gerade nur mit Anruf auf der Krisenstation oder bei einer Freundin, mich trösten lassen von der Heilpraktikerin, sogar mit Hand halten, was echt sehr geholfen hat, mit Kartenziehen und wiederholt gesagt bekommen – akzeptiere was ist, passe dich den Bedingungen an und vertraue – und mich von unterschiedlichsten Seiten erinnern lassen, dass das vorbei gehen wird und ich schon anderes geschafft habe.

Trotzdem kommt da immer wieder Angst, weil ich weiß, nur ein Tag hauptsächlich liegend, ruhend bringt mein Herz in der Leistung so runter, dass die nächsten größeren Anstrengungen mit Schwindel und Kreislaufproblemen starten. Und das immer wieder aufs Neue. Ich sehe, wie sich nichts aufbaut. Ich weiß, was ich tun muss, um Muskeln aufzubauen und trotzdem kann ich es zurzeit nicht tun. Und ich soll das akzeptieren, mich daran anpassen – arrrgh – das bringt mich zum heulen.

Ja und gleichzeitig erinnere ich mich an die Zeit 2012/13  herum, da war das ähnlich und noch viel schlimmer. Da konnte ich kaum noch Treppensteigen oder nur in Zeitlupe, weil mein Herz mir fast aus dem Körper sprang. Ich wurde in die waagerechte gezwungen und das über einige Monate hinweg. Und dann wurde es auch wieder besser und das nicht, weil ich mich in die Bewegung gezwungen habe, nicht durch mein eigenes aktives Tun. Ich kann aber auch nicht sagen, ob es besser wurde durch mein aktives Nicht-tun. Es wurde einfach besser, warum auch immer. Erst viel, viel später konnte ich erkennen, dass dies eine Zeit voller massiver Angst und Panik war, die ich nicht wahrnehmen konnte.

Ich weiß nicht, ob es da Parallelen gibt. Is auch schnurz.

Ich frage mich immer wieder, ob ich mir mehr Unterstützung, also TK oder Klinik holen soll. Da bekomme ich kein JA für. Also scheint es so zu gehen, von Moment zu Moment, immer einen Schritt nach dem anderen und immer schauen, was brauche ich jetzt, was kann jetzt helfen und lindern.

Heute Morgen war das eine Kerze auf dem Tisch, ein Duftstäbchen und Wiegenmusik, während ich mein Frühstück vorbereitete und aß. Das ist scheiße schwer, wenn ich nur noch wenig gute Gefühle hervorholen und halten kann. Aber irgendwie ging es. Die Musik macht es glaube ich gerade. Die zieht meine Aufmerksamkeit und meine Schwingung mit. Die hält mich hier. Nach dem Frühstücken ging nur noch das. Liegen und der Musik folgen oder weg dösen. Ohne Musik, ohne Ablenkung und Ausrichtung wird es sehr unangenehm in meinen Gedanken und in meiner Stimmung. Schnell ist alles hoffnungslos und die Anspannung steigt enorm.

Ich erkenne gefühlte tausendmal am Tag diese Gedanken und Gefühle, versuche sie anzuerkennen, etwas Weiches um sie zu legen und mich dann auf das JETZT zu konzentrieren, die Welt ran zu holen, die Zusammenhänge klar zu bekommen und mich an Hilfreiches zu erinnern. Ich versuche Tag für Tag meine Ängste aller Art zu erkennen und zu lindern, einen Halt bei Mutter-Erde zu finden, zu akzeptieren was ist und zu heulen darüber was nicht ist und zu suchen, was denn statt dessen ist. Immer wieder aufs Neue. Immer wieder und immer wieder. Jeden Gott verdammten Tag aufs Neue. Ich bin abends froh, wenn der Tag um ist und morgens eher nicht so begeistert, dass er wieder anfängt. Und dann geht es wieder von vorne los. Depression ist ein Ganztags-Job.

Mir geht es nicht besser – ich kann nur punktuell lindern – aber vielleicht würde es mir viel schlechter gehen, wenn ich das alles nicht tun würde. Nicht ‚vielleicht‘. Auf jeden Fall würde es mir viel schlechter gehen. Jetzt ist es schlimm und quälend. Ohne mein Zutun wäre es endlos schrecklich und ich wäre schon längst auf Station und hätte mir vorher wohl noch irgendwas Ungutes angetan.

Also läuft es wohl ganz gut. *mich zu einem lachen abringen*

schieflage

zeitlos. sehe nachrichten von mir, die gerade mal 3-7 tage alt sind und mir kommen diese sachen, die ich da schrieb, wie aus einer anderen zeit vor. erst so kurz her?

heute bin ich nicht ganz da. war morgens außer der reihe bei meiner psychiaterin. zähneknirschend, weil ich ihr momentan nicht vertraue, nicht weiß, ob ich dort sicher bin, ob sie mich noch verstehen kann, noch hinter mir steht und nicht ein nächstes wort, ein nächster satz mich weiter destabilisiert (so wie es mir gerade in fast jeder beziehung geht).

war trotzdem bei ihr, weil gestern wieder erstmalig gedanken kamen, dass es angenehmer wäre, nicht mehr da zu sein. und weil mir klar ist, dass ich diese verunsicherungen nur weiter verschleppe, wenn ich sie nicht anspreche. weglaufen ist sinnlos, aber schützt trotzdem eine weile.

es ist okay gelaufen. das heißt, ich habe sie weicher, zugewandter und rücksichtsvoll erlebt. mir sind keine weiteren einstellungen und meinungen von ihr um die ohren geflogen. sie hat zugehört und fragen gestellt. wir haben über die vorkommnisse gesprochen. ich konnte ihr alles erzählen, wie sich meine unsicherheiten und verlassenheitsgefühle zusammen setzen. wie ich was von ihr verstehe, wenn sie die dinge auf ihre art und weise sagt. was schwierig für mich ist. wie basal zerstörend sich das auf meinen selbstwert auswirken kann. sie glaubt, es diesmal verstanden zu haben. ich glaube das auch. das war gut.

und ich konnte endlich mal diesen ganzen berg verzweiflung, wegen all der instabilen beziehungen, wegen der daraus entstehenden unmöglichkeit, mich noch irgendwo entlasten zu können und sicher zu fühlen und wegen dem verlust der inneren beziehung zu fr. s., verbal abladen. ich konnte tränen zulassen. ich konnte vor mir selbst und ihr verbalisieren, dass ich es nicht alleine schaffe, wahrnehmungen und mein selbstgefühl stabil zu korrigieren.

es war diesmal ein hilfreiches gespräch. keine abwehrende reaktion von, sehen sie doch mal dies und jenes und ist es nicht doch auch so und so und alles ja nicht ganz so schlimm. nein, sie hat gehört, zugehört, zurückgespiegelt und in meinen worten und tränen und meinem sein erfasst und mich gefragt, ob es dann also so ist, dass ich regelmäßige unterstützung bräuchte. jaaaa! ich habe es mir nicht mehr getraut, dieses gefühl und diese einschätzung nach außen zu verbalisieren, aus angst, damit zurückgewiesen zu werden. jetzt musste es also anders herum laufen. jemand anderes sagt es, eine person mit ‚rang‘, dann erst darf es sein, ist es ‚richtig‘.

also ließ ich mir auch nochmal bestätigen, dass es eine sehr schwere phase ist, in der ich bin, in der ich auch anrecht auf regelmäßige unterstützung durch eine haushaltshilfe habe und das auch lebensmüde gedanken okay sind, da sein dürfen, ich sie nicht bekämpfen muss, ich nichts falsch gemacht habe und ich auch wöchentliche gespräche bei ihr haben kann und nicht absagen muss.

ich versuche anzuerkennen, dass ich diese bestätigungen von außen brauche und sie keine schwäche, im sinne von selbstabwertung, sind. ich versuche es… (und immer das selbstbild von eigenständigkeit und unabhängigkeit im hintergrund, das bröckelt und bröckelt…)

die schleusen waren so offen, dass ich mich in der praxis erst noch in ein leeres behandlungszimmer zurückziehen musste, um zu weinen und mir zeit zur beruhigung zu lassen, bevor ich mich in der lage sah, nach hause fahren zu können.

seit dem zeitlosigkeit, kontextlosigkeit.

ich habe mir erlaubt, ab heute wieder das paroxetin zu nehmen, nachdem ich eine klärungsphase, mit hilfe von kartenlegungen hatte. die botschaft war einerseits – du darfst dich ausruhen, du hast genug gearbeitet und andererseits – erwarte nicht zu viel. dazu kam ein sehr angenehmes gefühl, unabhängig von den karten, als ich innerlich nachfragte. ich bin nun also im reinen damit.

ich habe den mut gefunden, nochmal bei zwei verhaltenstherapeutinnen wegen eines therapieplatzes anzufragen. ergebnis noch offen.

freitag gutachtergespräch wegen des betreuten einzelwohnens.

grundstimmung ist stark wechselhaft von hoffnungslosigkeit bis seichte zuversicht, von misstrauen bis schwaches vertrauen, von innerer härte, abwertung bis nuancen von mitgefühl und anerkennung. gefühle von starker belastung sind sehr omnipräsent.

die suche nach dem tieferen sinn dessen, was mir hier wiederfährt, gestaltete sich erst sehr schwierig. was lernt man, wenn man aushält? das leben ist hart? das soll die lektion sein? stärke durch härte? durchhaltevermögen durch härte? nein. das überzeugte mich nicht.

um so mehr ich mich in richtung anerkennung für mich selbst bewegte und wahrnehmen, fühlen konnte, was ich trage, nicht was ich ertrage, sondern was ich trage und halte und leiste, umso klarer fühlte ich einen sinn.

anerkennung für mich selbst lernen! selbstannahme! und dann öffnete sich der blick auch auf glauben, demut und hingabe. das ist es was ich lernen kann.

(auch wenn es da grummelt im hintergrund – na toll, es soll lieber aufhören und wieder gut werden)

ich nutze jede erdenkliche hilfe und erhalte auch viel unerwartete hilfe. kleine ungeplante situationen. das kann ich nun wieder sehen. bin ich froh drum. musste mich darum aber aktiv bemühen. der blickwinkel kam nicht von alleine und bleibt auch nicht von alleine. ich darf hier auch noch mal meine tägliche leistung und arbeit würdigen, meine schieflage auszugleichen.

Unangenehme Überlegungen

„Hallo Frau T.,
ich schreibe Ihnen einfach mal eine Mail, damit ich das Gefühl habe mit irgendjemandem im Kontakt zu sein und mich darüber zu entlasten. Und die Infos gehören eh zu Ihnen.
Ja, okay, ich kann es jetzt auch zulassen zu sehen, dass die anfänglich große Erschöpfung in eine richtig schwere depressive Symptomatik gerutscht ist und dass ich das Gleiche so auch August/September 2015 erlebt habe, als ich ebenso das Paroxetin rausgenommen habe. Also ja, es könnte ein Zusammenhang bestehen, dass dies nicht eine Krise und Erschöpfung ist, die schneller vorübergeht, wie ich es Monat für Monat kenne, sondern deshalb zu etwas Größerem geworden ist, weil das Paroxetin raus ist.
Und trotzdem bin ich mir nicht sicher, weil ich die komplexen Auslöser wahrnehmen kann, die um einiges gehäufter in kurzer Zeit aufgetreten sind (wie auch im letzten Jahr) als sonst + keine Orientierungsmöglichkeit durch Betreuung + Grenzsetzung von Fr. S., als ich doch noch mal Orientierung suchte. Das ist eine besondere Situation, die es so noch nicht gab und ich könnte es auch gut nachvollziehen, wenn das der Grund für die Länge und Stärke der Symptome ist.
Das heißt, ich möchte es noch beobachten, obwohl ich mich selbst damit ziemlich verrückt finde, weil es ja sehr quälend ist und mich regelmäßig verzweifelt und ohnmächtig macht und unglaublich Kraft braucht, es alleine zu bewältigen. Aber trotzdem. Ich sehe Verbesserungen. Ich muss bisher nicht in die TK, wie beim letzten Mal, weil ich Strategien und Werkzeuge entwickelt habe, die das teils ersetzen. Mein Bewusstsein für die depressiven Mechanismen ist größer geworden. Ich schaffe es immer wieder umzulenken, einzuwirken.
Ich will das noch ein Weilchen aushalten und abwarten, ob sich das auf Dauer auswirkt. Wenn es über längere Zeit weiter jeden Tag so schwer und niedergeschlagen bleibt und meine Gedanken mich quälen, dann denke ich noch mal über die Option Paroxetin nach. Lieber wäre mir allerdings, mein Leben wäre so gestaltet, dass es mehr serotoninausschüttende Momente enthielte und ich wäre bewusster, was meine Leistungs- und Druckgedanken angeht. Ich glaube, da wäre schon vieles anders. Das schaffe ich jedoch nicht alleine beharrlich umzusetzen.
Freundliche Grüße“

Erfahrungsbericht

Das mit dem Schreiben und Denken ist gerade gar nicht so einfach.

Seit 4 Tagen nehme ich das Medikament Quetiapin (Seroquel), ein Neuroleptika.

Tja, was soll ich sagen… Es fühlt sich nicht schlecht an.

Erstaunt mich selbst, wo ich jahrelang sehr skeptisch gegenüber einer Medikation war und auch bisher von der Wirkweise einzelner ausprobierter Mittel (Citalopram 2 Wochen; Mirtazapin 6 Monate; Lyrica 3 Tage) nie überzeugt wurde.

Das Paroxetin, welches ich seit einem Jahr nehme, verhindert, dass mein Antrieb in schweren Zeiten nur noch am Boden klebt, mehr aber auch nicht. Ich müsste davon viel mehr nehmen, um Auswirkungen auf den emotionalen Bereich zu haben. Mehr vertrage ich aber aufgrund der Nebenwirkungen nicht.

Meine Psychiaterin erklärte mir das mit einer schlechten Verstoffwechselung, die ich wohl hätte. Mein Körper braucht viel, viel länger als üblich, um die Medikamente in seine Bestandteile zu zerlegen, deshalb entsteht so viel ‚Raum‘ für Nebenwirkungen, weil das Zeug ewig in mir herumschwimmt. Es könne sogar sein, dass es dann nicht mal zur Hauptwirkung kommt, weil es einfach zu lange dauert.

Na super, dachte ich und fügte diese Info zu der immer länger werdenden Liste an Überempfindlichkeiten/Beeinträchtigungen hinzu.
Allergisch gegen: Duschbadbestandteile, Katzenhaare, unzählige Pflanzenpollen (neuerdings bekomme ich schon Ausschlag, wenn ich bestimmte Pflanzen berühre), Sonnenstrahlung. Laktoseintolerant. Hefeunverträglichkeit. Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Infiziert mit dem HPV-Virus. Der Vollständigkeit halber erwähne ich auch, dass mir vier Zähne weniger mit ins Leben gegeben wurden, plus vier mussten als Kind gezogen werden, weil der Platz im Kiefer zu eng war.

So, und nun bin ich also auch ein Langsam-Verstoffwechsler.

Jetzt hab ich das mal schön hier breitgetreten. Eigentlich stört mich das alles gerade gar nicht. Ihr dürft mich trotzdem bemitleiden, wenn euch nach ist. 😉

Zurück zum Thema.

Also. Quetiapin. Gibt es als kleinste Einheit in 25 mg – Tabletten. Ohne Bruchrille. Absprache mit der Ärztin. „Nehmen sie 1/6 sechs Tage lang. Im Idealfall merken sie gar nichts und gehen dann auf ¼. „ Teile mal eine kleine Tablette, ohne Bruchrille in 6 einigermaßen gleich große Teile. Unmöglich. Sind wohl eher irgendwas zwischen 1/5 und ¼.

Wirkung: Ich kann super einschlafen damit. Sie machen müde. Tagsüber fühle ich mich auf eine angenehme Art und Weise benommen und auch müde. Was mich wirklich erstaunt, ist das Gefühl beschützt zu sein. Irgendwie ummantelt, aber positiv besetzt. Nicht abgeschnitten von mir, auch wenn ich öfters wegdrifte und nicht so bei der Sache bin.
Am ersten Tag lief ich durch den Wald und hatte dieses Gefühl von einer kuscheligen Pelzmütze um den Kopf. Ich konnte sie vor meinem inneren Auge richtig sehen. Ich fühle mich überhaupt nicht durch etwas fremdbestimmt, wie es bei den anderen Medis immer war.
Klar ist da noch die Mundtrockenheit, leichte Störungen im Sehen, Schwindel, bisschen flauer Magen, die Suche nach Sätzen und Wörtern. Damit bin ich irgendwie einverstanden. Denke auch, dass legt sich nach einiger Zeit.

Ich erwähne einfach mal noch, dass ich dieses Mal eine sehr offene, einlassende Haltung vor der Einnahme hatte. Ich nahm die Tabletten in die Hände, betrachtete sie als Freund und Helfer, als etwas was mir Gutes bringt. Ich segnete sie und bedankte mich für ihre Unterstützung.

Ich habe ja nichts zu verlieren. Wenn ich sie nicht vertrage oder sie als nicht hilfreich erlebe, kann ich sie wieder absetzen.

Momentan habe ich eher das Gefühl, sie unterstreichen/verstärken/unterstützen das Gefühl, dass eigentlich im Grunde alles in Ordnung ist.

Überblick verschaffen

Nach der Panik-Not-Überforderungs-Phase, bin ich direkt in eine mittelschwere depressive Phase gerutscht und bin es immer noch. Auch die längste seit letztem Jahr September.

Trotz allen Wissens und Verstehens und Gegenwirkens, muss ich erkennen, dass ich mich da nicht aus eigener Kraft herausholen kann. Das ist hart.

Die Positivpunkte die ich immer wieder setze, erreichen keine Tiefe mehr, schwenken das Ruder wenn, nur für Sekunden um. Sobald ich den Fokus darauf loslasse, rutsche ich sofort wieder in eine Schwere, Gedrücktheit, Ummantelung, Innenschau, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Schwäche. Ohne Ablenkung von außen, ist das ein in sich geschlossenes selbstverstärkendes System.

Ich habe gestern die Medikation schweren Herzens wieder hochgesetzt. Nach zweimaligem Auspendeln, ob das jetzt wirklich hilfreich ist.

Stimmt schon. Warum soll ich mich quälen. Ich versuche es als Unterstützung zu betrachten. Und trotzdem ist es mir auch zuwider, von etwas abhängig zu sein. Vor allem, weil ich immer noch im Hinterkopf eine Antwort von den Engeln auf meine Frage, wie lange ich sie noch nehmen soll, habe: „Immer.“ Das ist inakzeptabel. Momentan. Diesen Gedanken schiebe ich weg.

Mir drängt sich auch die Überlegung auf, ob die Reduzierung von vor ca. 2 Monaten zu diesen starken Tiefen des letzten Monats geführt hat. Ich sträube mich dagegen. Schuldgefühle tauchen auf. In zwei Tagen der Termin bei der Psychiaterin. Am liebsten Verschweigen wollen, damit sie keine Gelegenheit hat diesen Schluss zu ziehen.

Ich will mir selbst nichts vorwerfen. Auch die Reduzierung hatte ich mit ‚oben‘ abgesprochen. Wird schon alles seinen Sinn haben. Auslöser im Außen wären auch so gekommen, mit meinen entsprechenden emotionalen Reaktionen. Vielleicht wäre der Antrieb geblieben und die Freude nicht so dauerhaft verloren. Vielleicht. Vielleicht.

Vielleicht sollte ich mal eine Weile nicht beim erstbesten Gefühl reduzieren. Schadet ja nicht. Mit 6 mg fahre ich eigentlich ganz gut. Das müsste ich ein Weilchen aushalten. Fühlen tu ich damit noch ausreichend. Tiefgreifende Schädigungen sind bei so geringer Dosierung vielleicht auch nicht zu erwarten. Gut, die Orgasmusfähigkeit ist stark eingeschränkt. Das werde ich überleben.

Die letzten zwei Wochen waren wirklich hart. Durch die Antriebs- und Freudlosigkeit, habe ich den Anschluss an alles im Außen verloren (Arbeit, Freizeitsachen, Ordnung der Wohnung). Das tut mir überhaupt nicht gut, wie ich feststellen musste. Sinnlosigkeitsgefühle breiteten sich aus. Perspektiven die ich arbeitstechnisch gesehen hatte, brachen in sich zusammen. Ein Gefühl, wieder von vorne anzufangen. Ein Gefühl, auch in Zukunft alle paar Monate immer wieder aufs Neue von vorne anfangen zu müssen. Nie vorwärts zu kommen. War es das jetzt? Ist es das jetzt? Depressionstunnelblick.

Es sind weitere Auslöser dazugekommen, die zu meiner aktuellen Verfassung führen. Ich kann momentan keine Worte für finden. Muss aber immer wieder an die rückläufige Venus denken und den Artikel von Sabine Bends, auf den HeckenWicke in ihrem Beitrag zu rückläufigen Planeten hinwies.

Bei mir geht es um Bewusstwerdung meines Bindungstraumas und Reaktivierung frühkindlichem und überhaupt kindlichem Trennungsschmerz, Verlustangst, Abschiedsschmerz, tiefe Trauer. In dieser Art und Weise und Dimension sehr neu für mich. Ich hatte keine Ahnung, dass ich so auf Menschen reagieren kann, wenn ich zu ihnen eine Verbindung habe und sie aus meinem Leben gehen.

Nachtrag:

Ich überlege noch, dass die Medikamente eigentlich in den natürlichen Verlauf eingreifen. Was wäre, wenn ich weiter darauf vertraut hätte, dass sich die Psyche, der Geist, der Körper von selbst regulieren, dass dies eine Phase ist, die gebraucht wird und vorbei geht, wenn die Zeit gekommen ist, wenn alle Emotionen gefühlt wurden. Dann hätte ich noch anders sorgen müssen. Dann hätte ich mich nach mehr vorgegebener Struktur im Außen umschauen müssen, außerhalb von Arbeit. Was mich wieder darauf aufmerksam macht, dass Arbeit in meinem Leben schnell einen vordergründigen Stellenwert erhält und eine große Lücke entsteht, wenn sie nicht da ist. Ich hätte mir Ergotherapie verschreiben lassen können. Ich nutze schon die offenen Zeiten einer Kontakt- und Beratungsstelle. Ich hätte konkretere Tagesstruktur mit der Betreuung absprechen müssen, um mehr Verbindlichkeit herzustellen.

Naja, nun hab ich es anders gemacht. Vielleicht ist das alles nun nicht mehr nötig. Mal abwarten.

Daten

Ich führe seit einigen Monaten täglich eine Liste, in welcher ich meinen Tag bewerte. Die Diary-Card. Ist aus dem DBT-Programm und habe ich für mich ein wenig angepasst.

2015_06_15 Diary-Card

Ich finde das ziemlich spannend, weil es einen Blick ermöglicht, den ich sonst nicht habe. Ich habe die Daten in eine Exel-Tabelle übertragen und versuche verschiedene Parameter übereinander zu bringen. Zum Beispiel fände ich es spannend zu schauen, ob sich die Menstruation auf die Stimmung auswirkt oder auch der Mondzyklus. Ich weiß noch nicht, wie ich das grafisch in Exel umsetze. Bin da nicht so bewandert. Mal sehen.

Ich habe bisher die Werte für Freude und Antrieb in ein Diagramm gebracht. Das alleine war schon spannend, zu sehen wieviel Auf und Abs es gibt.

2015_06_15 Diagramm Antrieb

Ende April ist eine deutliche Veränderung im Gesamtbild erkennbar. Man glaubt es kaum, aber es ist die veränderte Medikation. Warum man es kaum glaubt, ist, weil ich lediglich um 1 mg Paroxetin (von 6 mg auf 7 mg), wo die übliche Anfangsdosis eigentlich bei 20 mg liegt, nach oben gegangen bin. So eine minimale Veränderung wirkt sich so deutlich aus. Ich finde das erstaunlich.

2015_06_15 Diagramm Antrieb 2

Ich selbst spüre diese Veränderung auch deutlich. Es gibt weniger Freudespitzen, was mir wirklich auch fehlt, dafür gibt es auch weniger Antriebstiefs. Die Stimmungswechsel sind auch weniger geworden. Wohl fühle ich mich damit nicht, weil die Gefühle trotzdem da sind, nur lediglich für mein Bewusstsein vernebelter. So fühle ich mich auch öfters, leicht vernebelt, wo ich nicht richtig weiß, was ist denn jetzt eigentlich los mit mir, wie geht es mir, wie fühle ich mich.

Auf den täglichen Alltag wirkt sich das eher gut aus. Ich kann kontinuierlicher an Dingen dran bleiben. Trotzdem juckt es mir schon seit 3 Wochen in den Fingern, wieder auf 6 mg zu gehen, weil ich nicht mehr so gut mit meinen Gefühlen sein kann, für mich zu wenig Zugang habe.

Morgen ist Neumond. Nach Neumond ist eine gute Zeit für Neubeginne aller Art. 🙂

Es wird

Es wird besser. Seit drei Tagen kann ich mich wieder an Träume erinnern, worauf ich drei Wochen verzichten musste. Der Wirkstoff der Tabletten scheint sich in die inneren Abläufe integriert zu haben. Die Einnahme habe ich auf den Abend verlegt, weil ich den Wirkbeginn stark und unangenehm spüre und ihn so mit Schlaf überbrücke. Meine Gedanken bleiben unbeständig, was auch eine gewisse Entlastung beinhaltet, weil ich mich nicht ewig an Dingen festhake. Das Gegenstück ist eine Art von Teilnahmslosigkeit. Ich gewöhne mich gerade daran und sehe es auch als Entlastung, nicht mehr so reizüberflutet zu sein. Auch das veränderte Fühlen kann ich besser annehmen. Wichtig war mir nur, dass ich überhaupt noch etwas fühle. Und das tue ich! Es ist anders und ich komme tatsächlich besser mit klar. Keine Selbstverletzungsgedanken mehr seit Einnahmebeginn und trotz heftiger Emotionen!

Heute in der Meditation kommt ein „ich-bin-da-Gefühl“ zu mir zurück. Gaaanz langsam und vorsichtig atmet es sich in mich hinein. Ich weine und lache vor… ja, vor was eigentlich? Rührung? Freude? Schmerz, über die Erkenntnis, wie weg ich war? So in der Art. Und heiße mich herzlich willkommen im Hier und Jetzt. Wie schön, im Anschluss einfach nur auf dem Boden zu liegen. Ganz da. Keine Unruhe. Kein Getrieben sein. Still. Keine Probleme im Kopf. Nichts zu tun, außer da sein. Mich in der Welt fühlen. Die Geräusche von draußen als Verbindung zu mir erleben. Alles im gleichen Raum. Ich glaub, dass hatte ich seit Rehabeginn verloren. Gut, das ich mir die letzten beiden Tage nichts vorgenommen hatte und das Unruhige, Rastlose einfach mal ausgehalten habe, um in die Ruhe zurück kommen zu können. Wäre ich weiter gehetzt, hätte sie sich nicht finden lassen.