Du und Ich – Wir

Ich konnte mit dir eine Nähe zulassen, wie seit dem nie wieder und vorher niemals. Wir waren uns so nah, so offen wie man sich näher und offen nicht sein kann. Es gab kein ICH, es gab nur WIR.

Ich ließ zu viel zu, kannte keine Grenzen die es zu schützen galt. Wusste nichts von Grenzen in mir, von Rändern meines ICHs. Du konntest ein- und ausgehen in mir. Ich gab mich dir ganz und das mit Leidenschaft. Mein Herz war offen, solange, bis es zu sehr weh tat und es sich verschloss.
Ich begriff gar nichts.

Da war nur plötzlich diese Kälte in mir. Kälte und Leere. Kälte, Leere und Schuld. Ich konnte keine Berührung mehr von dir ertragen. Alles war zu viel, zu nah. Du warst zu viel, zu nah. Ich wollte nur noch weit weg von dir und gleichzeitig fühlte sich die Distanz an, als würde ich mir ein eigenes Stück meines Körpers herausreißen.
Ich verstand gar nichts.

Bis heute (bis zu diesem Moment) steht auf meinem Herzen Zutritt verboten. Beziehung unvorstellbar. Auch wenn es in den letzten 2-3 Jahren weicher geworden ist, langsam und stetig auftaut.

Ja und nun sitze ich hier und schaue mir alte Fotos von uns an. 6 Jahre sind vergangen. Die Bilder treffen mich, treffen auf mein weicher gewordenes Herz. Ich kann sie anschauen, ohne Widerstand, ohne sie wegklicken zu müssen, ohne Verlangen sie alle zu löschen. Fotos aus dem ersten gemeinsamen Jahr. Wir waren so glücklich. Hin und weg voneinander strahlen wir uns an. Ich war glücklich von oben bis unten, wie nie zuvor und niemals wieder. Niemals wieder so (dafür anders).

Wir gaben uns einander ganz, zeigten uns unsere hellsten und dunkelsten Ecken. Nichts blieb verborgen. Das Glück des totalen Gesehenwerdens. Schamgrenzen wurden gesprengt. Alles war okay. Wir waren bereit uns bedingungslos anzunehmen (zu Anfang). Wir vergrößerten uns gegenseitig, wuchsen aneinander zu ungeahnter Größe.

Diese Erinnerungen treffen heute auf mein aufgetautes Herz und ich begreife, was wir da miteinander hatten und was wir uns damit gleichzeitig angetan haben.
Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so über uns schreiben, nachdenken kann, uns erneut in mir zulassen kann. Ich hatte es mir auch nicht vorgenommen. Es tut weh und ist schön – dass ich das was war nicht mehr abwehren muss. Unverarbeiteter Schmerz der sich nun bewegen darf – 6 Jahre später!

Verschmelzung. Wir versuchten beide unsere Urwunde zu heilen, aneinander zurück in die totale Einheit zu flüchten – ins Heil-Sein. Ganz sein durch den anderen. Vollständig sein, weil du da bist und nur deswegen.

Mein Herz, noch weit offen, war deinen großen Gefühlen völlig erlegen. Ungebremst schlugen sie mit voller Wucht, wie die Brandung an den Fels, durch mich hindurch. Nur war ich kein Fels. Du ergossest dich über das Land in mir. Flutetest alles. Trugst Land ab, risst Stücke von mir aus meinem Grund und trugst sie fort. Liebe, Vergötterung, Eifersucht, Zorn, Vorwürfe, Angst, Ekel, Habsucht, Hingabe, Macht, Lust, Schmerz, Freude. Alles ganz und total. Ich taumelte darin hin und her, ritt mit deinen Gefühlen (vielleicht weil meine zu weit weg und zu leise waren) bis ich keine Kraft mehr hatte, bis ich erstarrte. Die einzige Möglichkeit zu entrinnen. Kalt und leer werden. Ich verstand gar nichts.

Verschmelzung. Der Tod.
So kann es nie wieder sein. Und trotzdem sitze ich hier und verzehre mich danach. Eine Sehnsucht – so tief! Sie lässt mich weinen, weiß ich doch, dass sie das Verlorene markiert und nicht das, was es zu finden gilt.

Als Ausdruck verzehre ich mich nach all den Helfer-Menschen und Herzen-Menschen um mich herum. Laut ruft es – sei da für mich, genau jetzt! Sei nah! Lass mich deine Haut spüren! Ich halte es nicht länger ohne aus.

Abhängigkeiten

Seit Anfang des Jahres 2009 keine abhängige Partnerschaft mehr.

Seit dem 01.04.2009 keinen eigenen Fernseher.

Seit Mitte 2009 kein intensives Computerspielen mehr.

Im Jahr 2009 das letzte Mal Kokain, Speed, Pilze, Ecstasy usw. konsumiert.

Im Mai 2011 das letzte Mal THC konsumiert.

Am 19.05.2014 die letzte Zigarette geraucht.

Am 11.10.2014 die letzte Flasche Alkohol getrunken.

Am 31.10.2014 das letzte Red-Bull.

Verliebtheit

Verliebtheit ist eine Illusion. Verliebt-füllen ist ein Zustand, wo man von seinen Vorstellungen betrogen wird. Es ist eine Versuchung, eine Verlockung die dich auffordert, ihr zu folgen. Die dich blind macht, weich. Die dich, dich selbst vergessen lässt. Dir eine Zukunft vorgaukelt, voller Verheißung. Die Erfüllung deiner Sehnsüchte. Das Ankommen ans Ziel. Alles, alles fixiert sich so darauf, endlich anzukommen. Und dann ist da die Realität. Ist da der Tritt in den Magen, der Schmerz im Herz. Die Täuschung. Die Ent-täuschung. Nichts ist so wie du es dir gedacht hast. Nichts von dem ist eingetreten, was dich so verlockt hat.

Verliebt-sein, wenn du dich dem hingibst, lässt dich vergessen, wer du wirklich bist. Ich verachte es! Obwohl ich es selbst empfinde.

Ich habe zwar gesagt, ich könne mich nicht mehr verlieben. Wahrscheinlich habe ich dabei nur an meine zurückliegenden Erfahrungen mit Männern gedacht. Und wahrscheinlich meine ich damit, dass ich nicht mehr an das „für immer und ewig“ glaube. Das ich nicht mehr dieser Illusion vertraue. Mich ihr nicht mehr hingeben kann.

Trotzdem bin ich noch in der Lage mich zu verlieben. In Frauen. Was ganz neu war im letzten Jahr. Zwei Frauen. Dabei habe ich nicht an Beziehung gedacht. Nicht an Sexualität. Sondern an Nähe. Gesehen werden. Echt sein können. Innigkeit. Vertrauen. Sicherheit. Bedingungslosigkeit. Keine Erwartungen. Keine Forderungen.

Doch hier durfte ich erfahren, dass MEIN Verliebt-sein mit Forderungen verknüpft war. Mit Erwartungen die nicht erfüllt wurden. Ich durfte hier auch erkennen, dass das was ich fühle, nicht automatisch das gleiche ist, was der andere fühlt. Das da nicht zwangsläufig eine Verschmelzung von beiden Seiten stattfindet. Und wenn ich absolute Verbindung und Nähe spürte, dass ich da ausschließlich mich selbst spürte und nicht das, was zwischen uns ist. Oh welch Wunder! 🙂 Das man manche Dinge erst so spät lernt.

Punktuell empfinde ich das auch gegenüber der Therapeutin, das Gefühl von Verliebt-sein. Das würde ich dann zusammenfassen als Gefühl hier etwas bekommen zu können, wonach ich mich sehne.

Das alles kommt gerade hoch, weil mich nach 5 Jahren der Abstinenz zum männlichem Geschlecht, einem regelrechtem Widerwillen, mich überhaupt irgendjemandem zuzuwenden, mich nun ein sanftes Gefühl von Interesse und Neugier zu einem Mann zieht. Welch Überraschung! Alles ist brandneu. Ich fühl mich, als würde ich das erste Mal in meinem Leben damit zu tun haben. Völlig ahnungslos, unsicher und unbeholfen. Es gehört mit zu den Dingen, die ich in meinem Leben noch nie ohne den Konsum von Drogen erlebt habe. Das macht alles so neu und anders. Und obwohl wir uns erst wenige Male gesehen haben, laufen bei mir schon ohne Ende Übertragungen und ich agiere mich ordentlich aus. Habe schon alle Gefühle durchlebt. Ihn herangezogen, ihn weggestoßen, ihn verachtet, ihn bewundert, ihm vertraut, ihm misstraut, mich ihm nah gefühlt, mich distanziert gefühlt, große Angst vor ihm gehabt, fast einen Panikanfall bekommen usw.. Und das alles, obwohl eigentlich noch gar nichts ist, außer eben Neugier und Interesse. Er wiederum hat mir eröffnet, sich in mich verliebt zu haben. Puh, eine echte Herausforderung mit all dem umzugehen, nach dem Chaos, immer wieder meine Mitte zu finden.

Es klingt merkwürdig, aber ich will mich um Gottes Willen nicht selbst verlieben. Ich verbinde das zu sehr mit mich selbst aufzugeben und meine Grenzen überschreiten zu lassen, weil ich sie nicht mehr spüre. Weil es wichtiger geworden ist, etwas zu bekommen, was ich so unbedingt brauche. Ich will das nicht mehr nach außen tragen. Ich will damit niemanden mehr belästigen. Ich will nicht mehr angepasst und Butter in der Hand des anderen sein. Ich will nicht mehr immer nur nachgeben. Ich will nicht mehr immer Kompromisse finden, die auf meine Kosten gehen. Ich will nicht mehr im Schatten eines Menschen stehen.

Ich lese hier total viel Ambivalenz.