Meine Phantasie betrügt mich!

Mir ist schlecht. Und warum? Weil ich ein 216 g-Stück Sahnetorte gegessen habe. Ich hatte so eine Lust darauf. Nachts auch von geträumt. Und dann steh ich beim Bäcker und kann nicht anders als mir zwei Stücken dieser riesigen Torte zu kaufen. Man merke – zwei Stücken, nicht eins. Die Gier hat sich meiner bemächtigt und jeden Funken Verstand in die Flucht geschlagen.

Zu Hause setze ich mich voller Vorfreude an den Tisch und schlage zu. Die ersten Bissen sind genau das was ich erwartet habe – einfach wahnsinnig lecker. Und dann, lass mich lügen, vielleicht schon ab der vierten Gabel, reicht es mir eigentlich und der Genuss ist vorbei. Doch ich kann trotzdem nicht aufhören und zwing mir doch tatsächlich das ganze Stück rein. Vielleicht weil ich einerseits die Enttäuschung nicht wahr haben wollte, dass das Vergnügen so schnell vorbei war und anderseits die Alles-hat-Konsequenzen-Stimme in meinem Kopf, die sagt, du hast das so gewollt, also bring das nun auch zu Ende. Schön blöd. Wenn ich nur an das zweite Stück denke, was noch in der Küche steht, wird mir übel. Eigentlich muss ich das nicht mehr essen und auch da höre ich die Stimme in meinem Kopf, die mich dazu verpflichten will, auch für dieses Stück verantwortlich zu sein.

Da kenne ich noch ähnliche Geschichten. Als mich der Hieper nach Fleisch trieb. Ich weiß eigentlich, dass das meiste Fleisch qualitativ scheiße schmeckt und die Tiere leiden, doch das wird dann irgendwie ausgeblendet. Ich packe blind irgendeinen Mist in meinen Einkaufskorb. Fühle mich zu Hause bei der Zubereitung selbst wie ein Tier – Packung aufreißen, Pfanne erhitzen, Fleisch braten und es die ganze Zeit kaum erwarten können. Dann gieriges Essen und spätestens beim dritten Bissen wird mir auch hier schlecht, weil es eigentlich widerlich schmeckt. Der Rest landet dann im Müll.

Oder immer wieder diese romantische Vorstellung von einem heißen Bad. Wie man es im Fernsehen so oft sieht. Man kommt durchgefroren nach Hause und will sich stundenlang in der Badewanne entspannen. Kaum liege ich drin, finde ich es schnell unbequem und die Hitze ist auch nicht lange auszuhalten. Dann wasche ich mich frustriert und bin nach 15 Minuten wieder draußen.

Meine Phantasie betrügt mich!

Hallo Welt! Du darfst entdeckt werden.

Das Leben. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2013 und erreichen neue, unbekannte Welten. Logbucheintrag vom 31.07.2013:

Oh mein Gott, was passiert hier? Wo führt das alles hin? Diese Woche scheint im Stern der Hyperaktivität zu stehen. Teile erwachen in mir zum Leben, die nichts anderes wollen als entdecken und bewegen. Am liebsten die ganze Zeit lang. Immer wieder, immer wieder werde ich angetrieben. Raus, raus, ich will was entdecken, ich will was tun, was sehen. Oh, okay. Wie macht man das noch mal, dass Entdecken? Einfach los? So ohne Ziel? Puh, das geht doch nicht. Wohin denn? Gebe mir Mühe, meinem dynamischen kleinen Ich gerecht zu werden. Komme dabei auch an meine Grenzen. Erschöpfungsgrenzen. Verstandesgrenzen. Bemühe mich, als der Erwachsene die Mitte zu finden, zwischen Aktion und Pausen. Zwischen Expansion und Kontraktion. Nicht leicht. Gehe auch oft drüber, weil ich dieses Rennen so schwer stoppen kann. Fühlt sich ja auch verdammt gut an. So neu, so intensiv, so nach Leben. Dazu kommen intensive Gefühle von Freude und Liebe. Manchmal auch davon zu viel, dass es anstrengend wird, mein Herz überläuft. Ich musikhörend, malend weinen muss, weil alles so unglaublich schön ist, dass ich es kaum aushalte. Ich lächele ständig, auch ohne Grund. Laber Freunden ein Ohr ab, wie toll doch alles ist. Bin voll von weisen Sätzen über das Leben. Dann wieder die totalen Leere-, Erschöpfungsmomente. Macht auch Sinn. Wo soll die Energie für all das Fühlen und Bewegen her kommen. Diese Wechsel passieren mehrmals am Tag. Leben ist die Bewegung zwischen Expansion und Stille. Der Stille bedarf es, um die Erfahrungen der Expansion nach innen zu bringen, damit dann der Kreislauf wieder von vorne beginnen kann. Habe ich neulich erst gelesen und spiegelt sich gerade in meinen Erfahrungen wieder. Scheint also alles ganz normal zu sein.

Es kommt mir so vor, als würde ich an der Stelle wieder anfangen, wo ich als Kind aufgehört habe Kind zu sein. Mit einer Wucht holt mich alles ein, was so lange weggeschlossen war.

P1020724Heute Morgen wache ich schon mit einem Lächeln auf. Meine Träume verändern sich, werden lebendiger. Ich habe mich durch die Luft schleudern lassen, im Kreis herum und dann mich selbst ganz schnell gedreht, mit ausgestreckten Armen, wie eine Eisläuferin. Mit dieser Dynamik in mir erwache ich. Jemand will sofort los auf eine Wiese, um Rad schlag zu machen, Purzelbäume und Kopfstand. Darüber kann man doch nur lächeln, so früh am Morgen. Ich will diese Impulse ernst nehmen. Also aufgestanden. Platz freigeräumt. Isomatte ausgerollt und Purzelbaum gemacht. Rummms! Autsch! Okay… irgendwie passt jetzt mein Erlebnis nicht mit meiner Vorstellung zusammen. Das sah wahrscheinlich sehr ungeschmeidig aus und fühlte sich auch so an. 🙂

Kennt ihr das, dass in der Phantasie manche Dinge federleicht beherrscht werden und sich toll anfühlen und man real davon eigentlich nichts beherrscht? So geht es mir mit Inlinern, Schlittschuhlaufen, Motorradfahren und anscheinend auch mit Purzelbäumen.

Dann versuche ich noch einen Kopfstand, was mir nur angstnasse Hände einbringt. Doch es ist witzig sich so mit sich selbst treiben zu lassen. Hat mich sehr befriedigt und kann ich nur weiterempfehlen.