Ergotherapie

Den kleinen Eisbären schützend und haltend im Ausschnitt herum tragen.

Da ist so viel Angst.

Gestern war Ergo. Es war sehr anstrengend. So angstvoll, gesehen zu werden. So anders zu sein.

Heute getraut, ihr eine in mir kreisende Frage zu schicken.

Hey …., ich muss das nochmal fragen, weils mir ständig durch den Kopf geht. Du findest mich jetzt nicht blöd, wie ich mich verhalten habe?“

Sie: „Nein, ich finde Dich doch nicht blöd. Mach Dir keine Gedanken. Es ist sehr interessant was da entsteht, finde ich. (…)“

Es wäre das erste Mal, dass sie so arbeitet. Dem Klienten den Raum und die Führung überlassen. Sie ’nur‘ als Halt und Zeuge. Auf der Liege hab ich noch nicht einmal gelegen. Doch kurze Berührungen fanden schon statt, immer begleitet mit viel Panik.

Ich lauf da viel im Raum herum.

Momentan geht’s hauptsächlich darum Angst wahrzunehmen, anzuschauen und in aushaltbare Bereiche zu regulieren. Skills vor anderen anwenden. Das fällt mir sooo schwer. Aber ich bin mutig. 🙂

Rollstuhl fahren lernen 

Analogie.

Vom Leistungssport in den Rollstuhl.

Bähmmm macht es! Vorstellungen krachen aufeinander. Weh tut es. Tiefe Kränkung der Seele. Soviel Ideen loslassen. Trauer. Der Gedanke, alles wäre nun am Ende. Da kommt nichts mehr. Nichts Großartiges, nichts von Bedeutung. Nicht so! Wut. Das Ego blutet. Tief die Wunde. Gedanken von scheitern, Wertlosigkeit, kaputt, nichts mehr zu machen – nur noch abzugeben. 

Daneben. 

Auch Rollstuhlfahrer können Leistungssport betreiben.

Nur nicht am Anfang. Da ist anderes dran. Da widmen sie sich voll und ganz den veränderten Lebensumständen und Trauer, Schmerz und Wut gehören dazu, makieren einen Wendepunkt.

Sie müssen zuerst lernen, wie man den Rollstuhl bedient. Brauchen Hilfe dabei, müssen sich schieben lassen oder ins Bett helfen lassen. Dinge wie Schotterwege, Schrägen und Stufen, die vorher nicht aufgefallen waren, werden zu Hürden. Sie brauchen Hilfe, solange bis die eigene Muskelkraft wächst, um auch Schrägen hinaufzukommen und zu lernen, welche Wege nun zu meiden sind und welche zu bewältigen. Sie müssen lernen, was sie unter diesen neuen Bedingungen brauchen und wie die Umgebung beschaffen sein muss, damit sie gut zurechtkommen. 

Das ist viel zu lernen. Sehr viel und braucht Zeit.

Und erst dann, erst dann, wenn das alles gelernt ist, dann wird es möglich weiter zu schauen.

Mein Rollstuhl ist die Angst und Erschöpfung. 

Mein Weg ist es, diesen Umstand in mein Leben und meinen Alltag zu integrieren. 

Bisher habe ich meinen Rollstuhl immer mal wieder verdrängt und hasserfüllt in die Ecke geworfen. Ich habe versucht so die Tür zu öffnen und normal in die Welt zu gehen und dabei auch noch Kunststückchen zu vollführen. 

Hat nicht funktioniert. 

Der Reiki-Effekt beim Zahnarzttermin

Es ist gut jetzt darüber zu schreiben. Da bekomme ich nämlich ein unerwartetes Begeisterungsgefühl. 🙂

Ich war im Nachhinein echt schwer beeindruckt von meinem Auftreten in der Praxis. Konnte es kaum fassen, wie ich mich verhalten hatte. Total souverän. Ich habe mich eins-ah selbst vertreten und ernst genommen und das mit einem Thema, worüber es mir eigentlich den Magen umdreht, wenn ich gezwungen bin, mich damit vor fremden Menschen öffentlich zu machen. Traumafolgestörung.

Nur hatte ich ja keine andere Möglichkeit, wenn ich dort behandelt werden wollte, weil es mir nicht (mehr) möglich ist, wie der Durchschnittspatient aufzutreten – also in den Behandlungsraum zu kommen, mich auf den Stuhl zu legen, die Untersuchung stattfinden zu lassen und wieder zu gehen.

(Ich hätte wirklich gerne, dass es so wäre und ich nicht jedem der mir näher kommt, meine Geschichte erklären muss)

Zuerst war ich enttäuscht, als ich doch auch schon vor dem Losgehen so starke Angst und Unruhe hatte, dass ich mich für die Medikation entschied. Ich dachte, na toll, da schwärme ich so von Reiki und dann bringt es gar nichts.

Es folgt eben oft nicht unseren Vorstellungen, was wir uns denken, wie es helfen soll. 😉

Ich hatte es dann vergessen.

Vor Ort war ich in Begleitung der Wohnbetreuung, was ne riesen Entlastung für mich war, weil es die Glaubhaftigkeit unterstrich.

Üblicherweise habe ich in so öffentlichen Situationen viele Abwertungs- und Schamgefühle, wenn das Nicht-funktionieren sichtbar wird. Auch gegenüber dem Unterstützer-Menschen. Dann kann es sein, dass ich mir nicht mehr mit meinen Werkzeugen helfe, weil ich mich zu sehr schäme, das Nicht-funktionieren verbergen muss.

Ab dem Moment wo wir gemeinsam vor der Praxistür standen, waren diese Gefühle kaum noch da.

Vor der Tür kam die erste Panikwelle und ich traute mich den Handkantenpunkt zu klopfen und laut zu sprechen: „Auch wenn ich Angst habe, darf ich mich in Sicherheit fühlen.“ Das half erstaunlicherweise schon nach zwei Mal sprechen und ich konnte meine Beine wieder spüren.

Die Anmeldung am Tresen war etwas schwierig. Ich sagte der Dame, dass ich erst einmal nur ein Gespräch führen möchte und erst dann entscheiden kann, ob eine Untersuchung stattfindet. Sie fragte nach den Gründen. Ich wollte das nur einmal erzählen, dann im Behandlungsraum. Das reichte ihr irgendwie nicht. Es sei so ungewöhnlich, deshalb frage sie und ich schmiss ein paar Brocken von ‚großer Angst‘ hin. Das fühlte sich nicht so gut an.

Aber im Behandlungszimmer ging es dann los. Das was ich noch vor ein paar Tagen als unmöglich ansah, es vor Fremden auszusprechen, sprach ich dann aus.

„Ich habe eine Traumafolgestörung, durch schlechte Erfahrungen mit Menschen. Deshalb ist es für mich sehr schwer mich auf diesen Stuhl zu legen, mich anfassen zu lassen und evtl. Schmerzen zu haben oder unangenehme Empfindungen. Das wird sich wahrscheinlich nicht wie bei ‚üblicher‘ Zahnarztangst über die Zeit legen, sondern immer Thema sein. Es kann bis zu Panikattacken gehen. Ich wünsche mir ein Miteinander wo man im Austausch ist, während der Behandlung und alles so behutsam und stressarm wie möglich abläuft, damit die Belastung nicht so groß wird. Wenn ich merke, dass Panik entsteht hebe ich die Hand, damit dann der Stuhl sofort hochgefahren werden kann und alle von mir weggehen, die Behandlung pausiert oder beendet werden muss.“

So ungefähr meine Worte.

Ich hatte mich zuerst seitlich auf die Zahnarztliege gesetzt, das dann aber schon nicht mehr ausgehalten, so dass ich aufgestanden bin und meine ‚Rede‘ im Stehen hielt, mit dieser typischen Stress-Geste, eine Hand am Kopf oder in den Haaren (erinnert mich immer ans Haare raufen), mit der bangen Erwartung, ob das denn alles für die Ärztin auch okay ist.

Ich konnte spüren, wie ernst ich meine Worte nahm, wie ernst ich mich selbst nahm und wie das Ganze dann auch von der Zahnärztin ernstgenommen wurde.

Dann ging es, dass ich mich hinsetzen konnte. Stille entstand. Sie füllte sie nicht, ließ mir Zeit/Raum, was ich echt gut fand. Ich fragte sie, ob das alles für sie in Ordnung sei. Sei es.

Und dann habe ich sie und die Assistentin doch echt gefragt, ob es okay sei, wenn sie uns (die Begleitung, die am Rand auf einem Stuhl saß und mich) nochmal alleine lassen könnten, damit ich mich etwas beruhigen kann. Das wäre mir normalerweise total dreist vorgekommen, jemandem in seiner eigenen Praxis zu bitten, den Raum zu verlassen. Das kam so intuitiv und fühlte sich völlig stimmig an. Sie haben etwas irritiert reagiert, aber auch sehr aufgeschlossen und ließen uns alleine.

Ich konnte nämlich nach meiner ‚Rede‘ gar nichts mehr spüren, ob jetzt eine Behandlung geht oder nicht und brauchte einen geschützteren Raum, um mir wieder näher zu kommen.

Als sie dann raus waren, brachen der ganze Stress und die Angst dieser Situation, mich so offenbart zu haben, mich so verletzlich und mit meinen wunden Punkten gezeigt zu haben, aus mir heraus. Ich konnte es zulassen, dass sich diese heftige muskuläre Anspannung in Bewegungen entlud. Häufiger halte ich die nämlich instinktiv fest, um sie zu verbergen.

Bin also etwas rumgehüpft, herumgelaufen und habe die Arme geschüttelt und fassungslose Laute von mir gegeben, so wie ‚ahhhh‘ und ‚oh Gott, was habe ich getan‘. 🙂 Jetzt kann ich drüber lachen.

Und dann habe ich von ganz alleine ein lautes Selbstgespräch angefangen, neben der Einnahme der Rescue-Tropfen, das Einatmen des Zypressen-Öls und des Klopfens der Schlüsselbeinpunkte.

Dieses Gespräch mit mir Selbst, kann ich nicht wiedergeben, aber es war ein Gespräch mit dem betroffenen Anteil, der voller Panik war. Es war ihn finden, es war Annahme, es war Beruhigung, es war Korrektur der Wirklichkeit und das vor der Begleiter-Person, die alles mit zustimmenden ‚ja’s‘ und ‚richtig‘ und ‚genau‘ unterstützte.

Das brachte mich dahin, dass ich spürte, dass die Vorstellung einer Untersuchung einen lauten Überforderungsschrei auslöste. Das hatte ich vorher nicht wahrnehmen können.

Ich entschied mich deshalb gegen die Untersuchung.

Es war nicht ganz so leicht, dass als etwas Gutes einzuordnen, etwas was Selbstfürsorge ist, anstatt Scheitern. Doch die Entscheidung fühlte sich gut und richtig an.

Wir sagten Bescheid und die Ärztin kam wieder herein.

Was ich toll fand, dass sie von sich aus vorschlug, die Termine immer vor der Mittagspause oder zum Ende zu legen, um der besonderen Situation (ihre Worte) entgegen zu kommen. Dann wäre kein Zeitdruck und Platz für Pausen.

Sie fragte auch, ob der Raum okay sei, sie hätte noch einen Anderen.

Das ist der Grund, warum ich mich dort richtig fühle. Sie fühlt sich mit verantwortlich, die Situation gut zu gestalten. Da war ich richtig beeindruckt von und zutiefst dankbar. Ich legte sogar die Hände vor der Brust zusammen und bedankte mich sehr ehrlich. Eine Geste, die ich ebenso in der Öffentlichkeit üblicherweise unterdrücke.

Jetzt habe ich hier so wahnsinnig viel geschrieben. 🙂

Warum ging’s?

Der Reiki-Effekt. Das fiel mir dann wieder vor der Tür ein. Da kam das große Aha-Erlebnis. DAS was hier eben passiert ist, ist der Reiki-Effekt gewesen. 🙂

Nicht keine Angst mehr zu haben, sondern auch in einer extremen Situation gut für sich sorgen zu können. Dabei hat es mich unterstützt. Danke! ❤

 

 

Um mal irgendetwas zu greifen…

…Auszüge aus zwei Mails, die ich gestern und heute verschickt habe, weil mir ansonsten die Sprache und der Zusammenhang fehlt. Alles ein bissel viel zur Zeit. Ich war die letzte Woche ziemlich nah dran die Verantwortung für meine Selbstfürsorge abzugeben.

 

„Es ist gerade wieder so nötig, mich selbst zu halten, mit all dem Schweren.

Ich lieg hier im Bett und weine immer wieder. Nach zwei Tagen Bedarfsmedikation zum Schlafen und Abfangen der Krise, will ich heute mal auf die zusätzlichen Medikamente verzichten. Nun kann ich wie erwartet nicht schlafen, schwitze stark am ganzen Körper, besonders dem Becken und Beinen und hab Schwierigkeiten zu fühlen, was gefühlt werden will. Wie so oft große, unsagbar große Angst. Wie soll ich das halten?

Spüre schon mehr meinen Rücken und bekomme auch ein Gefühl, wenn ich imaginär eine Hand hinten aufs Becken lege, wie der Halt den ich bei uns gespürt habe. Aber ich kann mich darin nicht selbst fallen lassen. Es reicht nicht aus.

Wie gerne würde ich hier und jetzt Unterstützung dafür haben wollen.

Naja es wird vorübergehen.“

 

„Was habe ich heute gekämpft, mit meinen Gefühlen. Die Wut war so enorm und mir kaum möglich sie raus zulassen, bis ich dann nach verzweifelter Suche am Ende unter meiner Bettdecke gelandet bin, damit mich kein Nachbar hört und während des Klopfens verletzt, wütend unter vielen Tränen meinen Hass heraus gejammert habe und jemandem gedroht habe ihn umzubringen. Da musste ich mich nebenbei noch ständig beruhigen, dass man so fühlen darf und auch denken darf und das jetzt okay ist und berechtigt, bei so einem schlimmen Erlebnis. Auch wieder die Ambivalenz zwischen Liebe und Hass. Und viele andere Gefühle.

Und es hört nicht auf. Ich zieh mich gerade etwas zurück. Andere Menschen vor meinem Zorn schützen. Ich fühl mich ständig verletzt durch andere und alleine gelassen, obwohl dem ja nicht so ist. Ach man… das geht seit zwei Wochen so. Ich hoffe, das es sich bald stabilisieren kann.“

 

Ich mag mich so dramatisch nicht. Aber was bringt es. So bin ich auch.

Bewusst-Sein

Heute hat mein Bewusstsein die Flucht gewählt und ich kann es nur zu gut verstehen.

Die letzten Tage waren sehr herausfordernd. Gefüllt mit Erinnerungen fühlen und halten und jeder Menge Fürsorge, um Begleiterscheinungen zu lindern, Ängstspiralen zu händeln und in Verbindung mit etwas Haltendem zu bleiben.

So viel Bewusstes-Sein. Ich war echt erstaunt. Ich habe alles verstanden und war bei mir und dem was geschah.

Dann geschah noch etwas und heute geschah noch etwas. Das war dann wohl das Ende der Bewusst-Seins-Kapazität.

Ich sitze hier mit schweren Augen und mein Fokus auf die Welt gleitet sofort ins Nirgendwo, wenn ich aufhöre, ihn zu fixieren. Zweimal tagsüber geschlafen und könnte es gleich wieder tun.

Neue Gefühlsbewältigungsstrategien tauchen auf, die ich mit der Osteopathie in Verbindung bringe, als würden die Energien nun veränderte Wege wählen.

Ein Telefonat, bei dem mein eigenes neues, ungewohntes Verhalten (aufgebrachtes Reagieren) einen inneren Schock verursachte. Der Schock fühlte sich nicht an wie ein Schock (Medikamente), aber die Reaktionen waren eindeutig, dass mein Gehirn seine Arbeitsweise verändert hatte. Ich musste erst einmal auflegen, fing an meine Augen zu kneifen (neu), den Kiefer immer wieder zu öffnen, wie Gähnen, aber ohne Gähnen (neu) und kurz beschleunigt zu atmen. Irgendwie war da ganz flach auch Angst zu spüren. Ich rief zurück. Augenkneifen blieb. Bewusstsein wollte immer wieder wegrutschen. Sprache fehlte teils im Kopf. Satzlücken. So, dass es auffiel. Mundöffnen kam nach dem Auflegen wieder (neu).

Ich ließ es trotzdem geschehen, dass die Haushaltshilfe 15 Minuten später kam. Vielleicht ließ ich es auch nicht geschehen, als eine Entscheidung, sondern ich konnte mich einfach nicht mehr verhalten.

Sie kam, sah und ging auf die Toilette. Wahrscheinlich nicht wegen mir, aber ich war froh darüber. Es war das zweite Mal, dass sie das genau im richtigen Moment tat. Zeit für mich, um zu erfassen, was ist gerade und wie sage ich ihr das.

Ich glaube, ich habe es ihr ziemlich gut erklärt und war wieder mal selbst davon überrascht. Ich staune öfter mal, wenn ich versuche anderen etwas zu sagen, wo ich der Meinung bin, dass kann jetzt niemand verstehen und dann höre ich mich ganz klar sprechen.

Ich staunte auch darüber, dass diese Situation wie sie war, so wenig Scham und Selbstabwertung auslöste. Vielleicht war sie nicht so besonders von außen, aber in meinem Normalzustand würde so etwas nie vorkommen. Ich hätte nicht noch mein Frühstücksmüsli vor mir auf dem Tisch gehabt. Ich hätte nicht noch meine Haushose angehabt, wo wir doch einkaufen gehen wollten (was bedeutet, mich umzuziehen zu müssen, während jemand ‚Fremdes‘ da ist). Ich hätte niemanden in meine Wohnung gelassen, solange ich keine ordentlichen Sätze sprechen kann, die Zunge wie Blei im Mund liegt, die Mundpartie schlaff, ohne Ausdruck. Ich hätte nicht zugelassen, dass jemand sieht, wie wenig Kontrolle ich noch über mein Denken und Handeln habe. Vielleicht war das im Vergleich immer noch ziemlich viel, was ich konnte. Für mich war das trotzdem ein ordentlicher Kontrollverlust und es war okay so.

Die Schwellen scheinen zu sinken, sich alles immer offener zu präsentieren. Hilfe kann innerlich mehr angenommen werden und Hilfebedürftigkeit darf mehr gesehen werden.

Ich bin so gottverdammt froh, dass ich um mich herum diese verschiedenen Unterstützungen habe. Ich wäre definitiv in einer heftigen Krise, wenn das nicht so wäre.

Alles was ich die letzten Tage getan habe, hat geholfen. Im Wald war es sogar möglich, mich völlig auf etwas anderes zu konzentrieren und alles zu vergessen. Mein Alltag war äußerlich fast normal. Eine riesige Veränderung, wenn ich das mit anderen Momenten vergleiche, in dem Unbewusstes bewusst wurde und so viel Leid mit sich brachte.

Es macht einen enormen Unterschied, wenn man versteht was passiert und fühlt, was man braucht (und das auch da ist).

Den einen Morgen lag mein Körper in angstverkrampfter Haltung, ich zitterte und weinte und mir war klar, dass das eine Intrusion ist, mein Körper die vergangene Bedrohung durchlebt. Dadurch konnte ich es zulassen, hatte eine annehmende, verständnisvolle Haltung dazu, weil ich Tage vorher gefühlt hatte, aus welcher Phase, mit welchen Erlebnissen diese Erfahrung zusammenhängt. Und ich wusste, dass es vorbei gehen wird. Ich kontaktierte jemanden schriftlich und entlastete mich, in dem ich teilte, was ich erlebte.

Ich hatte auch keine Hemmnisse mehr, die Bedarfsmedikation zu benutzen. Ich tat es nicht mehr, weil ich nicht mehr fühlen wollte, was passiert, sondern weil ich verstanden hatte, das mein Körper in einem Ausnahmezustand ist, mein Nervensystem dauerangespannt und wenn das länger geht, mein Körper für eine Pause und auch Schlaf dankbar ist.

Trotzdem hatte ich Angst, dass ich in eine Situation komme, wo ich mit allem was ich fühle überfordert bin und keine Hilfe da ist. Das erkannte ich erst beim Klopfen und gab mir wieder die Möglichkeit, meine Angst ernst zu nehmen und die kommenden Tage abzusichern.

Was wiederum zu heftigen inneren Reaktionen führte, als ich meine Bedürfnisse nach außen vertrat und ernst genommen wurde. Das kann ich nicht genauer erklären, ist jedoch der Grund, warum es heute mit dem Bewusst-Sein endete.

Spirituelle Ärztin

Tja, und da es mir immer noch zu schwer vorkommt, irgendetwas in Worte zu packen, was hier so passiert, wieder ein paar Fotos. 🙂

Obwohl… eine Sache kann ich berichten. Meine Kopfschmerzen. Es sind eigentlich keine richtigen Schmerzen, sondern ein fortwährender Druck und Spannung. Besonders die Stirn bis zu den Augen.

Ich hatte einen Termin bei einer Ärztin für Physiotherapie. Hat mich sehr beeindruckt, weil sie hochgradig spirituell zu  sein scheint. Das ganze Arztzimmer war gespickt mit heiligen Figuren und Formen aller möglichen spirituellen Richtungen. Ob die Blume des Lebens in den Chakrenfarben oder eine Buddhafigur oder Engelfigur oder oder oder. Es waren wirklich Unmengen von diesen Dingen. Im Warteraum gab es eine Patientenbibliothek, wo auch Bücher über das geistige Heilen und all diese Sachen drin standen. So etwas habe ich noch nie bei einem konventionell ausgebildeten Mediziner gesehen.

Sie arbeitet konkret am Gewebe, mit ganz sanften Berührungen (Osteopathie, CranioSacral-Therapie, Akupressur, Manuelle Therapie) und scheint auch das Feinstoffliche lesen zu können. Weil sie mir zu Beginn ihre Hände auf die Knie legte und einfach nur nachspürte und dann auf meine linke Brustkorbseite zeigte und sagte: „Dort fehlt etwas“.

Eine neue Information. Die gliedert sich gut in meine Versuche, mein System mit seinen Einschränkungen zu erfassen, ein. Ich habe auch das Gefühl, dass mir etwas fehlt, was ich selbst, aus mir selbst heraus nicht ausgleichen kann, sondern nur damit leben.

Ich stand an dem Tag zu sehr neben mir, um sie zu fragen, ob sie auch sieht, was da fehlt.

Nach der Behandlung setze ich meinen Fahrradhelm wieder auf, um nach Hause zu fahren und der drückte so stark, dass ich ihn vergrößern musste. Jetzt weiß ich nicht mehr, ob der schon vorher gedrückt hat, ich es nur noch nicht wahrgenommen habe oder erst danach. Jedenfalls sind meine Kopfschmerzen immer noch da und mein Kopf scheint also mehr Umfang bekommen zu haben. Das beunruhigt mich zeitweise sehr, vor allem, weil der nächste Termin erst in 9 Wochen ist.

Was für mich bei diesem Termin ein echter Erfolg war, war, dass ich es gleich zu Beginn geschafft habe, einem fremden Menschen vorher darüber zu informieren, dass ich eine Posttraumatische Belastungsstörung habe, aufgrund von Übergriffen durch Menschen in der Kindheit und das ich deshalb sehr empfindlich auf schnelle, unerwartete, schmerzhafte Berührungen reagiere. Diese Worte habe ich mir vorher zurechtgelegt, nachdem ich bei einem Arztbesuch davor einen kleinen Panikanfall bekam, als dieser plötzlich hinter mich trat, seine Hände auf meine Schultern legte, um nachzufüllen und von Spritzen sprach.

Ich bat sie diesmal gleich darum, mir jede Berührung anzukündigen und mir zu erklären, was genau sie da tut. Sie war sehr aufgeschlossen dafür und kannte auch die Arbeit von Peter Levine. Naja, vielleicht ist das jetzt auch bei einer Ärztin, die eh viel am Körper arbeitet sehr leicht gewesen, verstanden zu werden.

Egal. Ich habe vorher noch nie so offen darüber geredet. Das war gut für mich!

So, nun die Bilder. 🙂

Ärmlich bestückte Tiefkühlpizza.

Ärmlich bestückte Tiefkühlpizza.

 

Gepimpte Tiefkühlpizza. :D

Gepimpte Tiefkühlpizza. 😀

 

Tomaten-Paprika-Knoblauch-Salat, mit Paprika und Blüten der Kapuzinerkresse vom Balkon. :P

Tomaten-Paprika-Knoblauch-Salat, mit Paprika und Blüten der Kapuzinerkresse vom Balkon. 😛

geschafft

kann man jetzt zweideutig lesen… geschafft.

ich meine das erfolgreiche ‚geschafft‘. obwohl das psychische geschafft sein, auch immer noch thema ist.

die sozialarbeiterin eines pflegedienstes war heute morgen bei mir und hat mit mir die details des unterstützungsbedarfs besprochen. ich habe mich ganz viel getraut zu zeigen und zu sagen. war schwer und trotzdem leichter als gedacht.

sie hat mir dabei geholfen, indem sie gleich zu beginn die schwere und traurigkeit angesprochen hat, die diese situation für mich und meine nahen menschen wohl bedeuten mag. mir standen sofort die tränen in den augen. ja, ich hätte es mir anders gewünscht.

ich hatte immer noch mit den gedanken zu kämpfen, dass man meiner wohnung nicht ansieht, wie schwer alles ist, wie sehr ich in not komme und unter dem druck, alles schaffen zu müssen, leide.

das konnte ich ihr alles sagen.

vorhin kam dann der anruf, dass sie sich mit dem sozialpsychiatrischem dienst und der pflegeleitung abgesprochen habe und alles okay ginge. sie kommen dann nächste woche das erste mal, für eine stunde.

saugen, wischen, abwaschen, fensterputzen, zum einkaufen gefahren werden, bei bedarf wäsche waschen oder mahlzeiten für die woche mit mir besprechen und vorbereiten – dass alles macht jetzt jemand, wenn wir uns gut vertragen.

mit meiner mutter ist es ja nur teilweise gut gelaufen. mal konnte ich den lärm, die hektik und auch die grenzüberschreitungen nicht gut aushalten. gut, dass ich diese erfahrungen schon sammeln konnte und so auch gleich weitergeben.

wird jetzt ne testphase. ich habe keine ahnung wie es wird. jemand fremdes bewegt sich eigenständig in meiner wohnung und ich muss ihm die arbeit überlassen.

ohne ambivalenz geht es wohl nicht. von, ich will das nicht, bis, endlich entlastung und kraft für anderes nutzen können, ist alles dabei.

ich bin fast ein wenig überrascht, dass es dann doch so schnell ging und das ohne unterstützung durch meine ärztin. ihr war wahrscheinlich auch das modell nicht so bekannt. ich habe schon gehört, dass wenige menschen das in anspruch nehmen. hilfe zur pflege oder hilfe zum lebensunterhalt, nennt sich der topf vom sozialamt.

beim letzten termin hatte sie sich jedoch ganz anders präsentiert und von selbst nach der pflege gefragt, als sie meinen zustand erfasste.

hätten sich nicht in den letzten monaten ein paar hilfreiche sachen hier zuhause installiert, wäre die situation wieder so, dass ich in die tagesklinik gehen würde. aber es greift so einiges. darum bemühe ich mich jeden tag und jeder tag ist anders.

ich habe mir bei meiner ärztin mal solche fragen erlaubt, ob sie glaubt, dass es jemals besser wird, ob sie andere patienten hat, wo es besser geworden ist. ja, habe sie, zwar nicht so viele wo es so schwer ist, aber auch die haben eine stabilität erreicht, was bedeutet, ein paar mal 3 h die woche arbeiten und alles andere schaffen.

so klare aussagen habe ich noch nie bekommen. auch, dass ich zu den schweren fällen gehöre, habe ich noch nie so gesehen. mein bild von mir in meinem kopf ist immer wieder ein sehr gesundes, in dem ich alle fähigkeiten habe.

mir ist auch klar geworden, dass auch durch dieses bild von mir so viel reibung und spannung im alltag entsteht, wenn es ständig auf die wirklichkeit prallt, die anders aussieht. das betrifft auch mein bild von mir als sozialer mensch, wie ich zwischenmenschlich bin. die wirklichkeit der letzten wochen hat da ordentlich krach erzeugt.

es fällt mir anscheinend schwer mein selbstbild anzupassen, an das was ist. dadurch nehmen mich die menschen, die lediglich wenig kontakt haben, in kurzen gesprächen als uneingeschränkt wahr.

ich glaube, es ist diese widersprüchlichkeit/ambivalenz die ich in mir spüre, jetzt wo ein pflegedienst kommt. mein bild von mir beinhaltet eigenständige, fähige lebensführung. mein tatsächliches sein beinhaltet das aber nicht.

merkwürdig, das wahrzunehmen.

 

 

Update

Wieder Motivation erhalten, weiterhin zwei Tage die Woche im Zuverdienst – Hauswirtschaft zu bleiben. Ich gehe gerne hin. Wahrscheinlich, weil ich gerade dort alles schaffe. Die letzten beiden Tage war ich für 3,5 h da und brauchte kaum Pausen.

Ein Tag die Woche im Gartenprojekt – Arbeitstherapie. Ich war das letzte Mal 1,5 h da und steigere beim nächsten Mal auf 2,5 h.

Gerade funktioniert alles zusammen – Haushalt, Arbeit, Erholungspausen, Termine, Hobbys, emotionale Verarbeitung. Es half aber auch, dass Feiertage waren. Ich habe deutlich freie Tage in der Woche, zusätzlich zum Wochenende gebraucht. Bleibt abzuwarten, wie sich das ohne Feiertage gestaltet. Ich bin schon ziemlich erledigt, von all diesen Sachen. Umso wichtiger, wirklich, wirklich einen Tag in der Woche von allem komplett frei zu halten.

Ich spüre eine große Furcht davor, wieder an Energie einzubüßen und einen Widerstand, die Struktur dann aufzugeben, z.B. Arbeit abzusagen. Das wird erneut eine Herausforderung, wenn es passiert, obwohl es schon so oft passiert ist. Ich spüre Angst vor zu viel Zeit zu Hause, alleine mit mir.

Wenn ich in Bewegung bin, ist es eine Hürde für mich von der Aktion in die Entspannung zu kommen. Das muss ich ganz bewusst forcieren und mich dabei auch Unterstützen, mit kleinen Hilfsmitteln, sonst hört das innere Rennen nicht auf.

Andersherum geht es auch. Mich von der Bewegungslosigkeit in die Bewegung zu bringen ist oft schwer. Da hilft auch nur ein klares Bewusstsein, eine innere Ausrichtung und die Konsequenz sie zu verfolgen. Das Bewusstsein hilft im Idealfall auch zu erkennen, wann Ausrichtung verändert werden muss.

Ich fühle mich geduldiger und weicher mit mir.

Ich konnte mich besser mit Essen versorgen, was ich daran merke, dass ich weniger Ängste vor Hunger hatte und weniger Fresubin zum aufstocken gebraucht habe. Da bin ich besonders stolz drauf :), weil mich dieses Thema schon so lange gequält hat und es eine richtig große Verbesserung ist, die mich richtig groß entlastet. Das hängt aber wieder auch alles mit der eigenen Kraft zusammen, die mehr da ist. Ängste habe ich, wenn sie wieder schwindet. Klar, ich bin strukturierter und zielgerichteter, habe meine Essgewohnheiten angepasst. Jedoch wenn die Kraft fehlt, bringt das auch nichts.

Seit dem Termin beim Sozialamt (vor 3,5 Wochen), habe ich keine starken psychischen Einschränkungen mehr gehabt. Ich bin zwar letzte Woche einen Tag komplett ausgefallen, aber da hatte ich eher das Gefühl, dass das körperliche Gründe hatte. Mehr Bewegung verbraucht mehr Energie, die in meinem Muskelhaushalt noch nicht so zur Verfügung steht.

Es scheinen keine großen Auslöser meine Wege zu kreuzen.

Es gibt immer wieder kleinere Verwirrungen, Verweinungen, Verspannungen, Verunsicherungen, Verzweiflungen – wie ich finde, alles in regulierbaren Maßen. Ich komme da immer irgendwie durch und zurück in Klarheit. Das finde ich soooo beruhigend und macht mir Mut für die Zukunft. Klar, da ist auch wieder Angst, dass die große Sache hinter einer Ecke lauert, um mir die Beine wegzuhauen.

Ich habe den Begutachtungstermin vom MDK überlebt. Ich war dank Hilfe vom alten Pflegedienst super vorbereitet. Wie zu erwarten, wurde kein Pflegebedarf erkannt, da der Hilfebedarf nicht täglich, über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten auftritt, sondern einen Phasenverlauf hat.

Ich bin kurz vor Ende mit dem Ausfüllen des Antrags auf Eingliederungshilfe. Das nervt jedes Mal tierisch.

Donnerstag ist der Termin beim SpD, der die Begutachtung (wieder eine) einleitet. Und echt, ich habe so überhaupt keine Lust über die Einschränkungen zu sprechen, auch weil sie momentan kaum da sind und ich sie auch nicht wiederhaben will. Naja, muss ich durch.

Morgen habe ich ein Vorgespräch für eine Verhaltenstherapie. Ja, das hat sich dann auch noch aus meinem Bauchgefühl heraus ergeben, obwohl ich selbst super ambivalent, bis sogar widerständig war. Jetzt ist mir viel klarer, wofür es hilfreich wäre. Bedürftige Anteile haben sich zurückgezogen und es geht nicht mehr um „bitte retten sie mich“ oder „bitte machen sie das es aufhört“, sondern das Bedürfnis, nicht alles alleine schaffen zu müssen, der Wunsch nach Rückenstärkung für meinen Weg, den ich eh gehe und Unterstützung in die Selbstannahme und Selbstachtung zu finden.

Warum plötzlich so deutlich Verhaltenstherapie, sogar ohne spezielle Ausrichtung auf Trauma oder Schematherapie, lag an der Auswirkung der Beratung in einer Spezialambulanz für PTBS. Dort wurde mir gesagt, was mich ordentlich auf den Kopf gestellt hat und ich es aber schaffte mich wieder richtig herum hinzustellen, ich hätte keine PTBS. Die Kriterien wären nicht erfüllt. Ich würde nicht in ihr Therapiekonzept passen. Dazu sei es zu unkonkret und es schien sich an den fehlenden intrusiven Erinnerungen festzumachen. Intrusive Gefühle finden keine Beachtung. Kann ich irgendwie nach vollziehen, weil mit Gefühlen kann man schwer konkret arbeiten/aufarbeiten. Und meine Erinnerungsbilder sind tatsächlich nicht intrusiv gekommen, sondern durch Nachspüren erschienen. Ich habe es dann auch gecheckt, dass sie nicht gesagt hat, ich hätte keine Traumatisierung erlebt, sondern ich hätte keine typische Folgestörung. Na gut, egal. Im Gespräch habe ich eh gemerkt, dass ich Widerstände hatte in das Erlebte zu gehen. Ist wohl erst einmal genug mit Aufarbeitung. Ja auch viel passiert und bewegt. Die Empfehlung dort war dann die VT, mit Fokus – im Alltag stabilisieren, mit dem was da ist. Das passte gut zu meinem eigenen Gefühl und dazu ist wohl auch keine Spezialisierung nötig, sagte sie.

So what, mal sehen wie es sich weiter entwickelt.

Wo ich mir noch uneins bin, ist, ob BEW und VT nicht zu viel des Guten ist. Ich versuche meine Gedanken dazu immer ans Höhere abzugeben, mit der Bitte um klare Gefühle, welche Schritte die nächsten sind. Ich will weiterhin vertrauen üben, dass meine Intuition, mein Bauchgefühl die besten Führer sind.

Puhhh… das ist alles ganz schön viel, sehe ich gerade…

 

Leiden und jammern

Auf einer tieferen Ebene oder tief gesetzt ist ein Leiden in mir.

Ich leide oft an irgendetwas. Doch es scheint da gar nicht um die Dinge selbst zu gehen, an denen ich scheinbar leide, sondern die Dinge tippen dieses tief gesetzte Leiden an, holen es hervor, meist unbewusst.

Ich kann das gerade bei meiner Erkältung spüren, die ich seit drei Tagen habe.

Es ist eigentlich alles okay. Ja, ich bin erkältet und habe mal mehr, mal weniger Schmerzen im ganzen Körper, im Hals und im Kopf. Das ist nicht schön und auch belastend, vor allem wenn man schlafen möchte. Aber es geht vorbei, ist zeitlich begrenzt so eine Erkältung.

Aber genau das fühle ich gar nicht. Es steigt so viel Elend in mir auf, ein Elend das ganz vergisst, dass auch Linderung möglich ist. Ein Elend das ganz doll jammern will, gerade auch dann, wenn anderen Menschen davon erzählt wird. Ich könnte der ganzen Welt mein Leiden entgegen tragen, damit es auch jeder sieht. Ein Elend, dass riesig groß ist und kein Ende hat und sich auf mein ganzes Leben ausbreiten will. Dann wird es zu einem am Leben leiden, mit dem Wunsch sich zusammenzurollen, alle Verantwortung abzugeben und nicht mehr da sein wollen.

Wie wenig das mit der Wirklichkeit zu tun hat.

Ich pendel da so hin und her. Gehe ins Leiden, merke das, führe mich wieder raus, soweit das möglich ist.

Ich kümmere mich, trinke Erkältungs-Tees, gurgel Salzwasser, mache Halswickel, bade, schlafe, nutze Rotlicht und reibe mich ein.

Trotzdem kippe ich auf die Seite, dass alles nicht zu spüren und kein Ende zu sehen. Ich spüre nicht, dass immer noch alles gut ist. Ich reagiere mit viel mehr Angst darauf, dass kleine Strukturteile ausfallen, obwohl so viel auch noch stattfindet.

Ich fülle die Anträge für das Amt aus und reagiere nach ein paar Seiten mit Überforderung und kann nicht weiter machen. Ich reagiere beim Kartoffelschälen mit Überforderung und muss unterbrechen. Und ich kann das alles nicht verstehen und akzeptieren.

Ich habe noch nicht den Zugang gefunden, mich dafür, für dieses Leiden voll zu öffnen und es einfach auch da sein zu lassen, weil es seinen Grund und seine Berechtigung hat. Woher es auch immer kommt. Es ist deshalb vielleicht auch logisch, dass meine Selbstfürsorge als Gefühl nicht ankommt, wenn ich den Zugang zur anderen Seite noch versperre.

Ach Gott, ich will aber auch nicht immer leiden! Das ist echt nicht leicht.

In letzter Zeit hatte ich sehr, sehr oft das Gefühl von Leiden. Ich finde da nicht oft einen passenden Begriff, um es benennen und greifen zu können. Ist es Traurigkeit? Oder Schwermut? Niedergeschlagenheit? Als Empfindung passt oft das Gefühl bedrückt oder beschwert zu sein. Ein Gewicht, das auf meiner Seele liegt.

Ich schreibe oben so leichtfertig über Schmerzen die vorbei gehen. Vielleicht ist es aber gar nicht so leicht für mich, Schmerzen zu haben. Vielleicht ist das sogar ziemlich, ziemlich schlimm Schmerzen zu haben. Der Jammer-Bereich möchte jetzt alle Schmerzen aufzählen, um eine Bestätigung für die Schlimmheit zu bekommen. Darum geht es nicht wirklich.

Ja, ich glaube, das ist echt schlimm für mich und meine Aufmerksamkeit wird stark davon eingenommen, mit dem Warten, dass es endlich besser werden soll. Da findet kein Gedanke zu ‚begrenzt‘ und ‚hat ein Ende‘ einen Raum.

Ich habe schon am ersten Tag gedacht (oder gehofft?), dass es bestimmt nur so eine 1-Tages-Erkältung ist. Und davor habe ich noch gedacht, dass es bestimmt nur eine Reaktion auf die Pollenzunahme ist. Ich kann mich gar nicht darauf einrichten, dass das vielleicht ein paar Tage dauern wird.

Das ist auch das Schwierige an dem Planen von Struktur. Ich klammere an die Struktur, als würde es um Leben und Tod gehen. Das wiederum erhöht den inneren Druck. Ich fordere von mir, alles so weiter zu machen wie bisher, was wohl unangemessen ist und ein gelerntes Muster wiederholt, meine Grenzen zu überschreiten. Ah, vielleicht sind die Überforderungsgefühle auch deshalb größer geworden. Ein Erkenntnisblitz.

Ich kann aber auch verstehen, warum ich so an der Struktur festhalte. Sie war ein Erfolg die letzten zwei Wochen. Sie hat funktioniert und mich gehalten. Es ist schwer das loszulassen. Ich kann nicht fühlen, dass es um einen begrenzten Zeitraum geht, wo diese Struktur nicht ist und danach wieder da ist. Für mich ist das loslassen wieder ein Haltlos werden. Klar, dass das so viel Angst macht. Ich verstehe.

Krankheit → Strukturverlust außen → keine Struktur innen → Angst/Haltlosigkeit

Und die Struktur die ich mir ausgedacht habe, setzt ja genau an den Themen an, die bei Krankheit zusätzlich beeinträchtig oder verhindert werden, wie Schmerzen, Ordnung, Ernährung. Wo ich dadurch auch wieder näher an getriggerte Gefühle von Verzweiflung und Ohnmacht komme.

Hach, ist das alles kompliziert.

Hinzu kommt das Thema der Isolation. Das sollte ich mal mit bei meiner Basis beachten und versuchen sicher zu stellen, wenn es zum Bedarf kommt. Ich kann gut einige Tage alleine sein und nur oberflächliche Begegnungen haben. Doch in Situationen wie jetzt, im unfreiwilligen auf mich zurückgeworfen sein, wird es schwer aushaltbar, ja richtig bedrohlich, das niemand da ist. Deshalb fühlt es sich sehr wichtig an, heute zu einer Gruppe zu gehen, die ich sonst eher selten aufsuche.

Ach, und mir wird klar, dass ich meine Selbstfürsorge an Erwartungen geknüpft habe. Wenn ich das und das mache, dann muss es ja morgen besser oder weg sein. Blöd und enttäuschend, wenn es dann nicht so ist.

Als Idee kommt mir noch, mir vielleicht für Krankheit eine eigene Struktur zu überlegen. Z.B. morgens mit baden zu starten. Das hat die Tage immer gut getan, nach verkrampfter, verschwitzter Nacht.

Ich glaube, dass hier hat jetzt echt etwas Entlastung gebracht.

Feindverwechslung

Das Gespräch heute im Sozialamt. Es war ganz einfach und völlig unproblematisch.

Das persönliche Budget wird es nicht. Dazu müsste ich minutengenau meinen Hilfebedarf und die Hilfebereiche wissen. Dazu ist es bei mir zu schwankend und auch noch unklar, was sich entwickelt.

Sie brachte von sich aus ein, dass eine Pflegestation nötig wäre, für die Haushaltsdinge und eine Betreuungsform für die anderen Dinge, wo wir uns auf das Betreute Einzelwohnen einigten. Man könnte das so zusammen bastel, dass ich die Haushaltshilfe nur bei Bedarf einfordere, dass BEW müsste ich jedoch regelmäßig aufsuchen.

Einzelfallhilfe wäre nach Bedarf und Abruf möglich gewesen, aber mich schreckt gerade so ein aufsuchendes Zweiersetting ab.

Im BEW könnte sie prüfen, dass nur im Notfall jemand zu mir käme, sonst würde ich in die Trägereinrichtung gehen und könnte anstatt der Gespräche, auch an Angeboten teilnehmen. Find ich besser. Entgehe ich vielleicht einer erneuten Beziehungsdynamik und Symptomverstärkung. Das hebe ich mir lieber für eine Therapie auf.

Ich kam danach zu Hause an und hatte erst einmal nur Rauschen im Kopf. Mir blieb nichts anderes außer hinlegen und abwarten, was da passiert. Ich hörte ne Entspannungsaudio und es wurde etwas klarer im Kopf, so klar, dass ich aufstehen konnte und etwas tun.

Meine Mutter kam vorbei helfen. Ich redete fröhlich, obwohl ich mich nicht fröhlich fühlte. Ich erledigte Sachen um sie herum, brachte Flaschen weg, räumte auf. Nach außen wirkte ich lebendig, vielleicht ausgeglichen. Mein Funktioniermodus wenn jemand da ist. Ich kochte sogar noch was Einfaches.

Meine Mutter ging und mein Bewegungs- und Beschäftigungstrieb blieb, obwohl ich mich kaum noch konzentrieren konnte, mich ganz wirr fühlte und meine Beine immer müder wurden. Irgendwas ist los. Ich kenne diese getriebenen Zustände, obwohl überhaupt keine Kraft mehr da ist.

Ich legte mich vernünftigerweise hin und versuchte still zu bleiben, irgendetwas von – ich darf mich jetzt entspannen – zu fühlen und zu lauschen was los ist. Ich trieb weg. Ich hatte Schneidephantasien und da wurde mir klar, dass ich dissoziierte, mich ganz taub fühlte.

Ich war so hin und her gerissen. Mich zog es ins Nichts und ich wollte mich hingeben und ein Teil werte sich dagegen, wollte wach und da sein.

Zweiterer gewann. Ich stand auf und dachte, okay, dann versuche ich es mal nach Lehrbuch. Mache ich selten, weil es sich so künstlich anfühlt. Also, kaltes Wasser über die Hände. Zitronenöl für die Nase und den Kopf. Mit der Kopfkralle Gänsehaut verursachen. Beinmeridiane abklopfen. Auf Tennisbällen stehen.

Ich spürte wie meine Kopfenergie, ab Übergang Halswirbelsäule es schwer hatte sich mit meinem Körper zu verbinden.

Ich malte Mandala aus. Dabei fühlte ich das erste Mal etwas. Weinerlich. Überfordert fühlte es sich an.

Ich überlegte, ab wann es begonnen hatte.

Eigentlich schon im Gespräch beim Amt, als sie das Procedere aufzählte und ich auch noch vorher einen Antrag bei der Pflegekasse stellen müsste. Ab da begann das Rauschen im Kopf. Ich hörte alles, aber konnte mir die Informationen nicht merken und miteinander verknüpfen.

Brauchte ich jetzt Unterstützung um die ganzen Formulare auszufüllen? Das kann ich eigentlich gut alleine. Habe das in der Vergangenheit schon oft getan und fühle mich damit eigentlich nicht überfordert.

Es löste sich nicht.

Ich entschied mich, mich zum achtsamen Sitzen hinzusetzen und die Energien einfach machen zu lassen, mit der Erfahrung, dass da immer irgendwas bei rauskommt.

Ich verband mich zu Beginn mit dem Universum, mit Mutter Erde und mit den Engeln, bedankte mich bei ihnen und bat jeden von ihnen um Unterstützung, diese Sorgen/Ängste/Unruhe mit offenem Herzen zulassen und annehmen zu können und ein Vertrauen damit zu finden.

Dann übergab ich mich dem Moment, mit seinen Empfindungen, inneren und äußeren Bewegungen und Gedanken. Wieder entfernte Empfindungen von Überforderung und weinen und mein Nicht-verstehen. Körperbewegungen. Energieentladungen. Viel Gähnen. Und dann meine lautere innere Frage, woher das kommt.

Und plötzlich kann ich die Ursache fühlen, kann fühlen, dass Behörden – hier in diesem Fall in dreifacher Form, Sozialamt, Sozialpsychiatrischer Dienst, Krankenkasse/Pflegekasse – als Übermacht wahrgenommen wurden und schwupps war ich in der Vergangenheit, ohne dass ich es gemerkt hatte.

Jetzt scheint es etwas zusammengerückt. Mir geht es besser. Ich bin klarer im Kopf und fühle mich stärker.

Heute kann ich mich vertreten und fühle mein Recht!

Heute kann ich mich aus dem Opfergefühl heraus bewegen.

Und nicht jede Behörde ist der Feind, wie ich auch erfahren darf. 🙂