Psychische Erkrankung

Es ist viel passiert. Mir fällt es schwer zu denken, auf die Art, die ich schriftlich festhalten kann.

Eines der zwei Medikamente die ich nehme (Quetiapin), wurde in den letzten Wochen Schritt für Schritt angehoben, um eine antipsychotische Wirkung zu erzeugen.

Die gruseligen Erlebnisweisen haben fast aufgehört. Ich bin trotzdem noch nicht gerne draußen. Ziehe mich viel zurück. Schaue Serien-Marathon. Das lenkt mich erfolgreich ab.

Daneben habe ich nicht mit den unterstützenden Werkzeugen aufgehört, worauf ich stolz bin. Klopf-Akkupressur, Meditation, Gymnastik und Reiki begleiten mich weiterhin.

Der erste Teil des Tages ist oft schwer, niedergeschlagen, müde und antriebslos.

Plötzlich bekommen ich Fach-Erklärungen/Begriffe zu dem wie ich mich fühle, seit dem die Einordnung psychotische Symptome gefallen ist. Plus-Symptomatik/Minus-Symptomatik (viel Text). Vulnerabilitäts-Stress-Modell (Video).

Etwas was ich schon seit Jahren erlebe. Und davor aus meinem Studium und ehemaligem Berufsfeld kenne. Komisches Gefühl, alles von der anderen Seite, von der Betroffenen-Seite wieder zu erkennen.

Ich hatte mir das schon gedacht, als ich etwas über eine Borderline-Psychose gelesen hatte („Identitätsgrenzen des Ich“ – Josi Rom – dazu hab ich Januar 16 schon mal was geschrieben).

Ich denke viel darüber nach. Was das alles bedeutet. Meine Lebens-Aussichten. Meine nötigen Anpassungsleistungen. Die Frage, wie und ob Medikamente wirklich helfen. Welche Ziele noch realistisch sind. Wie ich jeden Tag für mich trotzdem als einen gelebten, erfolgreichen Tag empfinden kann.

Zur Zeit finde ich keinen Zugang mehr zum Thema „Liebe verbreiten“, was nicht bedeutet, dass mir dieses Gefühl abhanden gekommen ist. 🙂

„Nicht alles schlucken“

Nicht alles schlucken – Gefährliche Psychopharmaka

Ich hab das jetzt zu Ende geguckt und es war echt nicht leicht.

Ging nur in zwei Teilen, so sehr hat es mich berührt und bedrückt. Ein Film bei dem ich immer wieder tief durchatmen musste und auch geweint habe.

Da bin ich gerade froh um die leichte medikamentöse Dämpfung, die es nicht 100%-nah hat kommen lassen, sondern vielleicht nur so 80%-nah.

Es stiegen auch Erinnerungen aus meiner beruflichen Zeit als Sozialpädagogin auf, in der ich einige, Gott sei Dank nur wenige Erlebnisse mit Menschen in psychotischen Krisen hatte.

Auch eine Fixierung einer Klientin von mir. Es war schlimm. Diese Schreie und diese Hilflosigkeit und auch Schuld.

Daten

Ich führe seit einigen Monaten täglich eine Liste, in welcher ich meinen Tag bewerte. Die Diary-Card. Ist aus dem DBT-Programm und habe ich für mich ein wenig angepasst.

2015_06_15 Diary-Card

Ich finde das ziemlich spannend, weil es einen Blick ermöglicht, den ich sonst nicht habe. Ich habe die Daten in eine Exel-Tabelle übertragen und versuche verschiedene Parameter übereinander zu bringen. Zum Beispiel fände ich es spannend zu schauen, ob sich die Menstruation auf die Stimmung auswirkt oder auch der Mondzyklus. Ich weiß noch nicht, wie ich das grafisch in Exel umsetze. Bin da nicht so bewandert. Mal sehen.

Ich habe bisher die Werte für Freude und Antrieb in ein Diagramm gebracht. Das alleine war schon spannend, zu sehen wieviel Auf und Abs es gibt.

2015_06_15 Diagramm Antrieb

Ende April ist eine deutliche Veränderung im Gesamtbild erkennbar. Man glaubt es kaum, aber es ist die veränderte Medikation. Warum man es kaum glaubt, ist, weil ich lediglich um 1 mg Paroxetin (von 6 mg auf 7 mg), wo die übliche Anfangsdosis eigentlich bei 20 mg liegt, nach oben gegangen bin. So eine minimale Veränderung wirkt sich so deutlich aus. Ich finde das erstaunlich.

2015_06_15 Diagramm Antrieb 2

Ich selbst spüre diese Veränderung auch deutlich. Es gibt weniger Freudespitzen, was mir wirklich auch fehlt, dafür gibt es auch weniger Antriebstiefs. Die Stimmungswechsel sind auch weniger geworden. Wohl fühle ich mich damit nicht, weil die Gefühle trotzdem da sind, nur lediglich für mein Bewusstsein vernebelter. So fühle ich mich auch öfters, leicht vernebelt, wo ich nicht richtig weiß, was ist denn jetzt eigentlich los mit mir, wie geht es mir, wie fühle ich mich.

Auf den täglichen Alltag wirkt sich das eher gut aus. Ich kann kontinuierlicher an Dingen dran bleiben. Trotzdem juckt es mir schon seit 3 Wochen in den Fingern, wieder auf 6 mg zu gehen, weil ich nicht mehr so gut mit meinen Gefühlen sein kann, für mich zu wenig Zugang habe.

Morgen ist Neumond. Nach Neumond ist eine gute Zeit für Neubeginne aller Art. 🙂