Hass und Heilung

Das Meridianklopfen führt mich immer wieder zu meiner Selbstabwertung.

Ist das jetzt gut oder schlecht? Es ist wohl einfach. Nach all den Jahren ist es wohl nun die Zeit, dass das Weggucken nicht mehr funktioniert und ich diesen Teil von mir anerkennen muss/will/darf.

Nachdem ich hier das erste Mal von meinem Hass geschrieben habe und die Tatsache, dass ich es mir vorher noch nie erlaubt habe, dieses Gefühl zu haben, geschweige denn auszusprechen, ist es nicht mehr ganz so heikel.

Ich habe ein paar Menschen schon davon erzählt, ausprobiert wie sich dieses Wort aus meinem Mund anfühlt. Wie es sich anfühlt, wenn ich jemandem laut sage: Ich hasse mich. Dieses Gefühl ist einfach da. Es fühlt sich sehr wahr an, auch wenn es ungewohnt ist. Ich rede mir nichts ein. Diese Schwingung ist in mir.

Heute hat es sich wieder in seiner ganzen Bandbreite gezeigt… wie ich wirklich fühle.

Ich kam nach Hause und mir ging es nicht gut. Ich wusste auch nicht was ist. Ablenken ging auch nicht mehr, weil meine Konzentration versagte. Mir tat der Kopf weh und von der Anspannung auch mein Nacken und meine Kiefermuskeln. Ich bemerkte, dass ich unter diesem Zustand anfing ins Leiden zu kommen, nichts mehr machen zu können und mich so schlecht zu fühlen. Dann fing ich an zu klopfen und ein Hass auf meine gesamte Situation entlud sich. Ein Hass auf meine Einschränkungen. Ein Hass, dass es immer so schwer war. Ein Hass, dass es mir so oft schlecht geht. Ein Hass auf meine Behinderungen und dass ich nicht machen konnte was ich wollte und wann ich wollte. Ich hasste, dass es so ist wie es ist. Ich spie diese Worte aus und habe es noch nie so ehrlich gemeint.

Bin ich erschrocken über mich? Ich weiß nicht. Suche das richtige Wort. So entlastend es ist, die Wahrheit auszusprechen, so bin ich doch auch… hmmm… enttäuscht? Ja.

Und da beginnt die Abwertungsspirale wieder von vorne. Weil ich Hass empfinde, kann ich kein guter Mensch sein usw. usf.. Wie soll ich meine Situation annehmen, wenn ich sie hasse. Ich geh mal davon aus, dass der Hass zur Krankheitsbewältigung als Teil dazu gehört. Alles andere frustriert mich zu sehr.

Jaja, verstehe schon. Ich sollte mich jetzt wirklich mal auf diese Sache konzentrieren und wie im EFT-Buch empfohlen, 2-3 Monate täglich diese massive Selbstwert-PU beklopfen. Sonst komme ich mit den anderen Themen nicht so weit, wenn da immer diese Abwertung reingrätscht.

Es war so verlockend, dieses freie, assoziative Klopfen und es sind dabei so spannende Dinge passiert.

Heute Morgen habe ich zum Beispiel eine 3-Jährige gefunden, die jemanden verloren hat und im Kleidchen zusammengekauert auf einem Platz hockte, voller erstarrter Angst und Panik und dann isoliert und nach innen gekehrt, nicht ansprechbar im Schock – wir haben ein bisschen zusammen gearbeitet. Es war nicht leicht, weil sie so gut wie gar nicht auf mich reagiert hat, es aufgrund ihres Zustand nicht konnte. Ich fragte sie, wie ich ihr helfen kann. Atmen – war das einzige Wort, also haben wir zusammen geatmet. Ich habe das innerlich sprechend begleitet. Ein und aus usw., beruhigende Worte gesprochen, bei mir die Thymusdrüse geklopft und ihr immer wieder gesagt, sie ist in Sicherheit. Dann konnte ich auch ihren Brustkorb klopfen. Vorher hatte sie keine Berührung zulassen können. Sie entspannte sich, kam in eine ausgestreckte, liegende Haltung, mit geschlossenen Augen und sprach immer noch kein Wort. Ich war unsicher, wie lange ich jetzt bei ihr bleiben sollte und sie klopfen sollte. Ich fragte sie und sie gab mir zu verstehen, dass sie einfach nur schlafen wollte. Ich deckte sie mit einer Decke zu und obwohl sie ruhig und entspannt wirkte, sagte ich ihr, dass ich morgen wieder kommen werde, weil ich nicht wusste, ob das jetzt ausreicht.

Das hat mich mitgerissen. Aber ich versuche nun den Empfehlungen zu folgen und es mehr systematisch anzugehen und zu Beginn weniger solche Ausflüge zu machen. Aber ich werde schon noch mal nach ihr schauen. Ich weiß aus meiner Biografie gar nichts von dieser Situation.

Klopfen – PUs

Also das stößt bei mir auf Resonanz.

In dem E-Book „Einfach Selbstliebe finden“ von Monika Richrath (was es übrigens bald nicht mehr als E-Book, sondern nur noch als Buch gibt und dann deutlich gekürzt ist – also jetzt noch zugreifen, wen das Thema Hochsensibilität + EFT anspricht) spricht sie von PUs.

„Der Begriff ‚Psychische, psychologische oder psycho-energetische Umkehr (PU)‘ stammt von Roger Callahan. Gemeint ist damit eine Umkehrung im körpereigenen Energiesystem, die dafür sorgt, dass die Energie in die entgegengesetzte Richtung (entgegen dem Uhrzeigersinn) fließt. Eine PU sorgt dafür, dass wir unbewusst unsere Anstrengungen selbst sabotieren. Zum Beispiel wollen wir abnehmen, sind aber unbewusst davon überzeugt, dass es für uns nicht sicher ist abzunehmen, weil wir dann vielleicht als sexuelle Wesen wahrgenommen und behandelt werden könnten. (…) Eine PU ist immer eine Heilblockade.“ (S. 55-56)

Sie sagt, wenn massive PUs vorliegen, bewirkt das Klopfen nichts.

Man kann anhand von Sätzen einen PU-Check durchführen, wobei man beim Lesen der Sätze auf Gefühle wie Traurigkeit, Bitterkeit, innere Resonanz, Gewissheit etc. achten soll, die auf eine PU hinweisen.

Dann unterscheidet sie PU-Formen, was ich auch spannend finde. Es gibt die problemspezifische PU, die massive PU, die massive Selbstwert-PU, die tiefsitzende PU usw.. Da leuchteten bei mir schon alle Lampen auf.

Wenn man bei sich eine massive PU feststellt, was der Grundeinstellung, die Welt ist gegen mich entspricht und Menschen mit Süchten und chronischen Krankheiten betreffen kann, dann empfiehlt sie, alle 1-2 Stunden einen speziellen Punkt zu reiben und dazu 3 x den Satz „Ich liebe und akzeptiere mich voll und ganz mit all meinen Problemen und Einschränkungen“ zu sagen. Und das 2-3 Monate lang!!! (S. 57)

Sie nimmt das echt ernst! Finde ich gut. Im Gegensatz zu Herrn Franke aus der MET-Richtung, der einem so leicht verspricht, dass man in Nullkommanichts seine Ängste und seinen Stress verliert.

Ich habe heute Morgen wieder ein wenig mit MET herum probiert. Ich war akut gestresst, weil am Nachmittag ein Termin bei meiner Psychiaterin anstand. Ach was heißt gestresst. Ich war schon wieder kurz vor der Verzweiflung und wusste nicht so recht warum und auch nicht, ob ich den wahrnehmen soll oder ob mir das heute zu viel wird (wie mir die Tage so einige Sachen schnell zu viel werden).

Ich habe den Satz „Mein Stress wegen dem Termin“ geklopft. Der Stress wurde nicht so richtig kleiner, aber ich fand heraus, dass der Stress nicht durch den Termin kam, sondern, dass dieses mich_entscheiden_müssen, ob es heute gut ist hinzugehen, mich extrem stresste. Der Stress war nicht weg, aber ich hatte etwas Abstand dazu.

Dann ging ich dem starken Impuls nach und setzte mich zum achtsamen Sitzen hin. Da hat sich dann ein Weinen entladen und mir wurde klar, dass der Termin heute für mich zu viel ist und ich stattdessen Kraft für einen Einkauf habe.

Als ich aufstand und dachte, jetzt sei ja alles klar, fing der Stress wieder an, meine Gedanken kreisten wieder um die Frage, ob ich nicht doch zum Termin sollte. *augenroll* Die Antwort war doch klar, warum wieder die Frage, warum lässt mich das nicht los? Ich saß ratlos auf meiner Couch und verfolgte das Dilemma in mir. Der Termin war wohl auch für einen Teil von mir ganz wichtig, überlegte ich, unabhängig davon, dass ich ihn nun nicht wahrnehme. Ja und das war es dann, dann kam Traurigkeit. Klar, ein Teil von mir war ganz traurig, weil wir nicht hingingen und so lange dieses Gefühl nicht gefühlt werden konnte, kreiste es stattdessen um die Hingeh-Frage.

Das ging alles Mal etwas leichter, der innere Kontakt, die inneren Befindlichkeiten. Macht mich etwas traurig. Ich gehe davon aus, dass ist der Preis der Medikation. Dafür bin ich aber auch weniger überfordert mit all den feineren Wahrnehmungen.

Nachtrag: Das mit der Selbstsabotage passt wie die Faust aufs Auge zu meinen Erfahrungen, dass ich zu all meinen Gefühlen, Gedanken immer erst einmal JA sagen muss, bevor ich irgendwie anders mit ihnen weiter arbeiten kann. Ja, weil es da die PU – ich bin falsch – in mir gibt. Und die sitzt tiiiiiief. Und die unterwandert jedes Tun von mir und die ist eben nicht so einfach mal abzuschütteln, wegzumeditieren, aufzulösen, herauszutransformieren. Es ist ein fester Teil von mir, immer und stetig wirksam, auch wenn ich versuche eine andere Haltung darüber zu legen.