Auf einen kleinen Zettel gekritzelt. Beschreibungen. Nicht die ersten dieser Art, aber doch schon eine Weile her, dass es so war.
„Fällt mir schwer mit meinem Bewusstsein hier zu bleiben, ohne Gegenüber. Konzentrieren und Handeln braucht viel Kraft. Körperschwach. Müde. Schnell überfordert. Keine Handlungsimpulse.“
Hab viel geschlafen. Mich oft wie in Trance gefühlt. Kaum Impulse mich zu bewegen. Versorgung mit Essen in diesem Zustand eine Herausforderung. Plötzlich ist wieder Brei interessant. Nur löffeln, schlucken. Alles andere zu anstrengend. Sehnsucht nach Badewanne. Sehnsucht nach Wasser – schweben – loslassen – umhüllt sein. Weinen unter der Dusche. Sonst wenig bis keine Gefühle. Viel Treiben – irgendwo weit weg. Viel liegen. Viel schlafen. Und ist jemand da zum reden, dann geht das, dann ist alles fast normal (außer das die Welt schwankt, als ich vor die Tür trete). War schon immer so. Kontakt stellt Bezug her.
Ich dachte an Regression. So kann ich es vielleicht nach außen erklären. Drehe den Begriff im Kopf hin und her. Regression. Zurückentwickeln. Eigentlich stimmt das nicht. Da bin nicht ICH, welche gerade zurückfällt. So fühlt es sich nicht an. Da ist ein Teil in mir, vielleicht ein frühkindlicher oder vorgeburtlicher Teil, der nach vorne gekommen ist. Der war und ist schon immer so. Das sind seine Merkmale. (Stelle ich mir zumindest vor.) Also ist es keine Regression. Ich kann sogar in diesem Zustand noch 2 Stunden im Laden stehen – freundlich auf Kunden reagieren und handeln (nervös und ängstlich sein). Meine Fähigkeiten sind also noch da. Auch wenn ohne Kunden und Kontakt jede Bewegung eine immense Anstrengung ist, die Müdigkeit mich wie Blei auf den Tresen drückt.
Hinzu kommen Momente von merkwürdigen Zeit-Raum-Erlebnissen.
Nach den 2 Stunden im Laden, falle ich zu Hause auf die Couch. Kann mich nicht mehr rühren. Mit geschlossenen Augen nehme ich den Raum war und es ist nicht mein zu Hause, welches ich wahrnehme, sondern immer noch der Laden. Als wenn ich in dem Moment wirklich ausgestreckt, auf den Rücken liegend auf dem Tresen liegen würde. Es ist keine Vorstellung, kein in Gedanken sein, sondern ich fühle tatsächlich anstatt meines Wohnzimmers, das andere Zimmer um mich herum. Unheimlich war das schon ein wenig.
An einem anderen Tag in dieser Woche, laufe ich zeitlos durch die Gegend und habe das Gefühl, nur noch ein Kopf zu sein. Ein schwebender Kopf, der durch den Raum gleitet – ohne Zeitbezug. Der Ortsbezug war noch vorhanden.
Ich schaue gerade mal, wann ich das letzte Mal so aus meinem Alltag rausgeflogen bin. Um den 13.06.. Hmmm… ist doch nicht so lange her. Und davor um den 21.05. herum. Das sind die sogenannten 1-Tage, die in der Diary-Card (aus dem DBT-Programm), in der Spalte für Antrieb mit 1 bewertet sind, was so viel bedeutet wie, dass nur noch Energie für Grundversorgung vorhanden.
Um den 1-Tag, gab es die 2-Tage. Ich muss vieles absagen, weil nur wenig Energie vorhanden ist, aber ich kann mich noch etwas bewegen. Und als hätte ich es geahnt oder anders gesagt, ich habe gefühlt, dass da eine schwere Woche auf mich zukommt und habe vorsorglich 2 Arbeitstage von 3en abgesagt (das viel mir gar nicht so schwer).
Wenn ich nun auf die vergangenen 5 Tage zurückschaue, habe ich mit der sehr wenigen Energie lauter schöne Dinge für mich getan. Ich war beim Friseur. Ich habe mir Barfußschuhe gekauft.
Und ich hatte eine Knabberfisch-/ Akupressurbehandlung, was wirklich sehr, sehr viel Freude gemacht hat und ich mich fühlte wie ein kleines aufgeregtes Kind, als die kleinen Fische an meinen Füßen knabberten.
Genau so fühlte es sich richtig an. Früher hätte ich die wenige Energie in die Arbeit gesteckt und hätte für mich nichts mehr übrig gehabt. So war viel Raum für Achtsamkeit und Selbstfürsorge.
Ich bin richtig stolz auf mich! 🙂