Oh wow! Ich fühle mich so berührt! Positiv berührt.
Die zweite Therapiestunde heute hat mich im Nachgang tief bewegt.
Sie ist so aufmerksam. Nimmt meine Sorgen auf und meine Ängste. Bezieht sich darauf. Bietet praktische Lösungen an. Fragt nach. Erinnert sich.
So empfinde ich sie voll da, voll präsent und aufmerksam. Fast schon unheimlich.
Mit der Gardine im Zimmer hat sie das Ganze heute getoppt.
Ich fühle so viel Dankbarkeit darüber, dass ich mich schützen darf. Sie bringt mich überhaupt erst darauf. Ich nehme nur die Angst, Anspannung, unangenehme Empfindungen wahr und spreche das an. Ich würde alleine gar nicht darauf kommen, dass ich etwas tun darf, wir etwas am Rahmen verändern können, damit weniger Anspannung/Angst da ist.
Das fing mit dem kleinen Beistelltisch an. Da sagte ich nur, dass ich mich in Gesprächen besser fühle, wenn ein Tisch dazwischen ist. Sie bot sofort an, diesen kleinen Tisch zwischen uns zu stellen, was ich erst einmal ablehnen musste, weil ich so berührt und überfordert war mit ihrem Entgegenkommen.
Beim nächsten Termin war ich bereit das mal auszuprobieren. Und es fühlte sich so verdammt viel besser an. Jetzt stellt sie ihn immer extra um, wenn wir einen Termin haben und ich empfand so viel Dankbarkeit dafür.
Weiter ging’s mit den Pflanzen im Raum. In einer akuten Anspannung fiel mir die große Pflanze neben mir auf und sie tat mir voll gut, einfach beim anschauen. Sie stand nur ungünstig, um sie immer mal wieder von alleine im Gespräch zu sehen. Das erzählte ich und prompt stieg sie in die Überlegung ein, wo wir günstig Pflanzen hinstellen könnten, damit ich sie sehen kann. Echt krass! Ich hab mich da immer noch geziert. So viel Entgegenkommen hab ich noch nie vorher erlebt!
Nun stellt sie tatsächlich nicht nur den Tisch jedes Mal um, sondern auch eine kleine Pflanze, so dass ich sie neben ihr sehen kann. Unglaublich!
Und so ging es weiter!
Ich brachte ein paar Werkzeuge von zu Hause mit zum zeigen und überlegen, ob es für die Stunden gut ist. Sie bot an, dass ich Dinge da lassen könnte oder sie auch Dinge besorgen kann, die dann da sind. Da lassen kann ich noch nichts. Ich brauch das auch alles zu Hause.
Bei einem Buch („Resilienz“ von Matthew Johnstone, mit vielen Bildern) hab ich gemerkt, dass ich es nicht jedes Mal mittragen möchte und sagte heute ganz mutig, dass es schön wäre, wenn das hier sei. Kein Problem! Sie machte ein Foto, um es zu bestellen.
In der Stunde vor einer Woche, direkt nach dem stationären Aufenthalt erzählte ich ihr, dass mir richtig die Decke um meine Schultern fehlt, die ich auf Station immer in den Gruppen hatte. Sie ging sofort darauf ein, suchte provisorische Lösungen. Ich nahm dann meine Jacke. Von alleine wäre ich niemals in Aktion getreten. Heute gab es eine neue Decke! Und ein neues Kissen. Davon sprach ich auch einmal. Und dann war ich so ermutigt, dass ich spontan sagte, ich würde mir ein kleines Kissen wünschen, dieses sei zu groß zum vor dem Bauch festhalten. Wurde vermerkt!
Ich krieg mich hier beim Schreiben kaum ein vor Fassungslosigkeit, vor Freude, vor Dankbarkeit, vor Ungläubigkeit, vor Staunen, vor Bewunderung! Ich könnte Schreien! Ein positives Schreien. 🙂
Ich danke dem Herrn zutiefst, dass er mich bis zu dieser Stelle begleitet und geführt hat und ich danke mir selbst zutiefst, dass ich mich führen lassen habe, den Mut und die Kraft nie verloren habe. Dafür hat sich alles gelohnt!!!
Ach ja, die Gardine. Die Praxis liegt im ersten Stock. Heute nahm ich immer mal wieder Schatten vorm Fenster war. Die Fenster sind mit Sichtfolie geschützt. Menschen warteten dort ab und an. Das fühlte sich unheimlich an. Sofort kam der Vorschlag die Gardinen davor ziehen zu können. Ich dachte erst an dunkle, schwere Gardinen und fand das nicht gut. Doch dann entdeckte ich leichte, weiße Gardinen neben, hinter mir und zog sie ein Stück neben mich, vor das Fenster. Und siehe da, dass hat sich so unglaublich gut angefühlt, fast geborgen. Da wäre ich von selbst nie drauf gekommen, dass das helfen könnte, sich sogar so gut anfühlt. In Kombination mit einer kleinen Lampe, mit sanften, warmen Licht.
Mein eigener Beitrag zum sicherfühlen ist ein Seil, dass ich vor meinen Füßen im Halbkreis auslege. Das macht wirklich was aus. Und einen Stein hatte ich heute mit.
Diese ganze Kombination heute aus Decke über den Schultern, Seil um Füße, Tisch vor mir, Pflanze im Blick, auf dem Tischchen mein Stein, mein Buch, meine Notizen liegend, die Gardine zum Schutz in der Seite… ich hab mich schon fast sicher gefühlt und schon sehr aufgehoben.
So habe ich mir das immer gewünscht. Das meine Angst ernst genommen wird! Das man mir hilft, sie in Sicherheit zu bringen. Nur wusste ich selbst nicht wie und wäre nicht darauf gekommen, dass es über diese äußeren Dinge möglich ist.
Und ich habe heute auch zum ersten Mal Worte gefunden für diese Angst, die mich überall hin begleitet.
Schutzlos ausgeliefert.
Das ist mein Grundgefühl in menschlichen Begegnungen. Krass!