Mein Recht auf Selbstbestimmung

Neumond, wie passend, dachte ich heute, als ich den Schnuppertermin im Gartenbereich einer ambulanten Arbeitstherapie hinter mich gebracht hatte.

Vor ein paar Tagen teilte ich meinen Kollegen im Zuverdienst mit, dass ich das Gefühl habe, hier nicht mehr lange zu sein. Mir ist die Motivation verloren gegangen. Ich fühle mich sinnlos dort.

Neumond… mit etwas abschließen und etwas Neues beginnen. Wie passend.

Im letzten Jahr noch, passte der Gartenbereich gar nicht. Ich fühlte ein starkes Nein, obwohl es da sehr schön war. Jetzt geht alles ganz leicht, obwohl der Beginn erst einmal mit eintönigem Unkrautpflücken gefüllt sein wird. Ja, ja, ja – fühle ich.

Ich fühle ja, obwohl ich monatelang im Zuverdienst auf Sparflamme anwesend war oder gar nicht und ich nicht weiß, ob sich das fortsetzt.

Also – Montag ist der erste Arbeitstag, mit 2 h.

Es wird nicht leicht. Solche Termine wie heute sind auch nicht leicht.

Ein Glück, oder Wachstum, ich konnte von Anfang an gut vermitteln, wie ich es brauche, damit das Maß an Gefühlen für mich regulierbar bleibt und ich treffe auf offene, verständnisvolle Reaktionen.

Gestern Abend im Bett war es sehr verzweifelt, soviel Angst und Tränen vor diesem Termin heute. Neues ist immer wieder wahnsinnig schwer. Ich konnte mir bewusst machen und fühlen – ich bestimme den Fahrplan! Ich bin von niemandem abhängig, wenn es darum geht mich zu schützen, Grenzen zu bewahren. Ich kann jederzeit gehen! Ich bestimme wann ‚Stopp‘ ist! Niemand kann mich zu etwas zwingen.

Das beruhigte die Verzweiflung und ich habe mich in dem Gespräch mit der Anleiterin heute ganz frei erlebt, zu benennen, wenn etwas zu viel war und bin nach ca. 45 Minuten wieder gegangen.

Ich habe mit meiner Psychiaterin über meine Unterstützungsideen gesprochen und meine große Befürchtung ist eingetreten, dass ich nicht in der Lage war zu formulieren, aus welchen Situationen diese entstanden sind, meine Psychiaterin auch nicht nachgefragt hat, sondern Gedanken von Haushaltshilfe und Fahrten sofort abgewinkt wurden und mein Gefühl, anmaßend zu sein, damit verstärkt wurde.

Ich spürte, dass da was nicht richtig war und in mir eine Wand hochfuhr. Ich spürte ganz, ganz kurz einen Hauch von Wut und dann von Verzweiflung, benannte aber nur die Wand und konnte nicht weiter darauf eingehen, weil da keine Worte waren und ich nicht klar hatte, warum ich mich so fühlte. Das Gespräch lief weiter in Richtung Betreutes Einzelwohnen und das man mir nichts Abnehmen würde.

Der Tag lief weiter, ich ging abends ins Bett, stand morgens wieder auf und es gab keine weiteren Gedanken an das Gespräch. Für mich war das erledigt.

Ich setzte mich hin, zum morgendlichem achtsamen Sitzen. Ich saß und übte alle Regungen, Empfindungen, Wahrnehmungen da sein zu lassen. Ein Schluchzen stieg auf, dann ein etwas stärkeres Weinen und dann erst Gedanken und Gefühle aus dem Gespräch. Bitterböse Enttäuschung, verletzt sein, nicht gesehen und verstanden fühlen und plötzlich auch wieder mein Gefühl von Recht auf Unterstützung.

Und ich schrieb meiner Psychiaterin das erste Mal in 5 Jahren einen Brief.

Auszug: „Und das hat absolut so gar nichts mit Bequemlichkeit, Regressionswunsch oder dauerhafter Abgabe von Verantwortung zu tun.

Es geht ausschließlich um solche Momente, wo ich den Wunsch nach Erleichterung habe, weil ich mir selbst nicht mehr zu helfen weiß.

Ich hatte das Gefühl, dass Sie das so nicht erfasst hatten.

Ich fühle mich mit meinen Ideen immer noch im Recht und werde auch zukünftig Wege suchen, die in solchen Momenten gangbar sind, um Ausweglosigkeit und Unerträglichkeit zu beenden.

Ich fühle mich damit ähnlich wie jemand mit einer körperlichen Behinderung, z.B. einem fehlendem Bein, der ebenso Lösungen suchen würde, einen Rollstuhl, eine Prothese oder irgendwas, um nicht kriechen zu müssen!

Niemand ‚kriecht‘ gerne!

Das heißt, wenn meine Beine nicht laufen, auch wenn das psychosomatisch ist, will ich mich trotzdem bewegen können! Das heißt, wenn ich keine Körperkraft habe, um z.B. einen Staubsauger zu bedienen, will ich trotzdem einen sauberen Boden!

Hier geht es also auch um Ersetzen und natürlich nachdem ich alles getan habe, was ich tun konnte!“

Mama II

Seit gestern Abend fühle ich mich sehr klein. Klein, ängstlich und verletzbar.
Diese schweren Gefühle stoßen immer wieder in kurzen Wellen durch die angespannte Gedankenmauer. Viel Denken, panisch Denken, denken, ich müsste jetzt ganz dringend irgendetwas für mich tun, irgendeine Aktion starten, zeigen mir auf, dass ich starke Gefühle nicht loslassen kann, nicht fühlen kann. Was ich dann wahrnehme ist Unruhe, Anspannung, Selbstverletzungsgedanken, Verzweiflung, verkrampfter Körper, vor allem harter Unterbauch.

Ich mache Yoga. Das hilft dabei es durchzulassen, die Verkrampfung schubweise zu lösen, bevor sie sich wieder zusammenzieht. Ich muss immer wieder unterbrechen, weil ich so weinen muss. Ich fühle mich verloren. So unglaublich verloren. Wieder Zeit für Daumenlutschen, Kopf festhalten und zusammengerollt in einer Decke liegen, mit einem Kissen vor dem Bauch. Das Gefühl sitzt im Unterbauch. Im Sakral- und im Wurzelchakra.

Ich komme nicht mehr darum herum. Die Beziehung zu meiner Mutter will geklärt werden. Ich bin heute zum Essen eingeladen und wir hatten offen gelassen, ob ich meiner Mutter auch eine Reiki-Behandlung gebe.
Ich will weglaufen. Doch es geht nicht mehr. Ausweichen geht nicht mehr. Zu drängend ist es in mir, auszusprechen, wie ich mich in dieser Beziehung fühle. Diese Vorstellung löst wiederum extreme Angst auf. Alles wankt. Alles fühlt sich nach Zerbrechen an. Alles fühlt sich so an, als würde es zerstört werden und am Ende nichts mehr übrig bleiben. Und trotzdem drängt es mich, den Schritt zu gehen.

Ich rufe sie an, um das Mittag zuzusagen. Sie sagt auch noch, ich solle wirklich nur kommen, wenn ich auch will. Ja, ich will, sage ich. Sie weiß noch nicht, dass ich wegen des Gespräches will und nicht wegen des Essens. Aber stehe an einer Stelle für mich ein und sagte, dass das mit der Behandlung heute nicht passt.

Ich sitze im Bus. Immer wieder steigen Tränen auf. Ich bin gedanklich in dem Gespräch. Es fühlt sich alles unendlich traurig und schmerzhaft an. Ich habe Angst.

Blass, mit verweinten Augen und ungewaschenen Haaren stehe ich vor der Tür, die mein Vater öffnet. Ich kann nicht mehr so tun, als ob nichts wär (das kann ich wohl sonst sehr gut). Es ist mir ins Gesicht geschrieben. Das fängt mir einen Kommentar ein, dass ich wohl immer dünner werde.
Ich lege mich ab und gehe ins Zimmer wo meine Mutter am PC sitzt. Wir begrüßen uns. Ich würde am liebsten sofort losheulen. Sie sagt, dass es gleich Essen gibt und ich sage daraufhin mit zittriger Stimme, dass ich heute eigentlich nur da bin, um ihr etwas zu erzählen.

Nun ist es raus. Es gibt kein Weg zurück mehr. Ich spüre die Anspannung in der Luft. Sie sagt okay. Ich warte im Wohnzimmer. Bin unruhig. Laufe hin und her. Wechsle zwischen mit den Tränen kämpfen oder gar nichts fühlen. Sie kommt. Auch sie ist angespannt. „Mir ist schon ganz schlecht.“, sagt sie und hat Sorge, dass sie irgendwas falsch gemacht hat.

Ich kann erst mal gar nicht sitzen, laufe unruhig hin und her und starte damit, dass ich jetzt nichts erwarte, außer dass sie mir zuhört. Ich will einfach nur sprechen. Und dass sie so lange wartet, bis ich fertig bin.
Dann kann ich mich hinsetzen. Und schon mit den ersten Worten kann ich nichts mehr zurückhalten und ich weine meine Erkenntnisse und Gefühle heraus.

So in der Art, dass ich in unserer Beziehung so verständnisvoll bin, ihr alles recht machen möchte, möchte das sie sich wohlfühlt, damit sie mich lieb hat. Und wenn ich nicht so bin, ich denke, dass sie mich dann nicht mehr lieb hat. Das ich, seit dem ich Jugendliche war, dass bewusste Gefühl habe mich um sie kümmern zu müssen.

Sie steht auf, setzt sich neben mich und nimmt mich von der Seite in die Arme. Ich Kann es zulassen, weine noch mehr und sage: „Kann es sein, dass das das erste Mal ist, das du mich in die Arme nimmst?“ Sie: „Ich war immer so unsicher. Ich habe auch Zeit gebracht, um das zu lernen.“ Dann brauche ich wieder Abstand und bitte sie aufzuhören. Sie setzt sich zurück.

Ich rede weinend weiter, dass ich das alles bei unserem letzten Treffen zum ersten Mal gemerkt habe. Dass ich gemerkt habe, dass wir eigentlich nicht gut zueinander passen. Dass mir ihr Verhalten sehr weh tun. Dass ich mich nicht gesehen fühle. Aber wegen meiner Angst, nicht mehr geliebt zu werden, mich nicht abgrenzen konnte. Das es mir deshalb so schlecht ging. Und das ich so oft gemeinsamen Aktivitäten nur zustimme, weil ich von ihr geliebt werden will. Aber eigentlich passt es gar nicht. Es passt auch nicht, mal gemeinsam in den Urlaub zu fahren (wie sie mal vorschlug).

Sie: „Das erste was mir dazu einfällt ist, schade, dass du so fühlst. Das brauchst du gar nicht.“

Ich: „Sag das nicht. Ich weiß, dass ich es nicht brauche, aber ich fühle so. Sprich lieber von dir.“

Sie: „Bei mir ist das ganz anders.“

Sie kommt wieder zu mir und nimmt mich in den Arm. Ich kann es diesmal nicht mehr ganz annehmen, aber lasse es zu. Sie versichert mir, dass sie mich auch lieb hat, wenn ich mal klare Worte spreche. Dass sie das sogar will, dass ich sage, was ich denke. Ich bitte sie schneller, von mir abzulassen. Sie bleibt neben mir sitzen.

Ich, wieder weinend und mit einem Schuldgefühl: „Ich habe dir was vorgemacht. Ich habe uns was vor gemacht. Ich habe das auch geglaubt, dass wir gut zueinander passen, eine Freundschaft haben. Aber nun weiß ich gar nicht mehr was bleibt. Ich erzähle dir das glaube ich auch, damit du verstehst, warum ich vielleicht in nächster Zeit etwas Abstand suche und auch erst mal Behandlungen nicht in Frage kommen.“

Sie reagiert darauf verständnisvoll. Sie: „Und mein Verhalten nervt dich.“ (Bezug auf unser letztes Treffen)

Ich: „Nein! Es tut weh. Ich fühle mich nicht gesehen. Ich fühle es so, als würde ich nicht existieren. Es ist mehr als genervt sein. Ich sage nein, und du hörst einfach nicht auf. Ich fühle mich immer wie ein kleines Kind, was nicht in der Lage ist für sich selbst zu sorgen und ich schaffe es nicht, mich dann abzugrenzen.“

Sie: „Für mich war das nicht so (das ich für sie nicht existiere). Ich weiß, ich kann nicht loslassen. Das ist das, was mir auch auf Arbeit schon gesagt wurde und ich auch von Papa höre. Das habe ich Papa gar nicht erzählt. Ich habe immer noch ins Zimmer geschaut, um dir gute Nacht zu sagen (als ich mit 24 Jahren ausgezogen war).

Sie fängt an zu überlegen warum ich so fühle. Findet keinen Grund. Hat aber so eine Ahnung, dass das was sie gegeben hat damals nicht gereicht hat. Ich gehe nicht darauf ein. Es ist auch nicht wichtig, in dem Moment.

Ich bin alles losgeworden und werde ruhiger. Es bleibt bei mir, danach zu handeln, was ich fühle. Das kann mir keiner abnehmen. Das okay dafür, von meiner Mutter reicht nicht. Die Angst kommt aus mir. Ihr muss ich mich stellen. Mich verloren und ungeliebt zu fühlen kommt aus mir. Dem muss ich mich stellen.

Ich stehe alleine auf dem Balkon. Gleich die erste Übung. Ich fühle, dass ich lieber gehen möchte, nicht zum Essen bleiben will. Es ist so verdammt leicht, diese Gefühle zu übergehen. Argumente folgen, warum ich bleiben sollte. Ich teile meinen Eltern mit, dass ich gehe, dass es sich besser anfühlt. Es wird von beiden spürbar akzeptiert und angenommen(das erste Mal ohne Gegenworte? Ich weiß es nicht).

Wann habe ich mich das letzte Mal so vor meiner Mutter gezeigt? Vielleicht mit 15 Jahren, als meine Eltern für eine Weile getrennt lebten. Meine Mutter suchte ein Gespräch und fragte mich, wie für mich die Trennung ist, wie ich mich fühlte. Ich weinte sehr. Damals konnte sie mich noch nicht in den Arm nehmen. Ich blieb alleine mit meinen Gefühlen.

Neulich am Telefon

Okay. Einatmen… Ausatmen… Ruhig bleiben. Nicht hysterisch werden. Kein Grund sich fertig zu machen. Du schaffst das. Du musst nicht perfekt sein. Es muss nicht perfekt sein. Es darf unvollständig sein. Und du darfst aufhören, wenn es nicht mehr geht.

Post von meiner Versicherung, bei der ich Leistungen aus meiner Berufsunfähigkeitsversicherung beantragt habe. „Vielen Dank für die Beantwortung des Fragebogens.“

Das war der krasseste Fragebogen, den ich in all der Zeit ausgefüllt habe. So viele Details wollte noch niemand wissen und ich war froh, als ich das Ding endlich bewältigt hatte. Weiter im Brief. „Schildern Sie uns bitte ausführlich den Beginn, die Entwicklung und den Verlauf Ihrer Erkrankung.“

Oh mein Gott! Ich soll über 3 Jahre AUSFÜHRLICH schildern? Ich soll so etwas komplexes, vielschichtiges und auch nicht begreifbares wie eine psychische Erkrankung, über diese Länge der Zeit AUSFÜHRLICH schildern? Und mich an all die schrecklichen Momente erinnern? Wieder alles aufwühlen, präsent machen? Unmöglich! Ein kleiner innerer Zusammenbruch. Nach außen dringt nichts durch, außer das ich dieses Schreiben ein paar Tage konsequent ignoriere. Du musst da anrufen. Du musst ihnen sagen, dass das nicht möglich ist. Das darf ich nicht. Sie verlangen das von mir, also muss ich das machen. Nein, was nicht geht, das geht nicht.

Heute rufe ich an. Ich fühle mich etwas im Vertrauen und nutze diese Basis. Mein Ansprechpartner ist nicht da. Eine andere Angestellte nimmt sich meiner an. Meine Stimme zittert. Ich teile ihr mit, dass das so wie sie es verlangen für mich nicht möglich ist, mit den obigen Begründungen und mich das verzweifelt macht.

Ihre Reaktion: „Aber sie müssen doch in der Lage sein zu schildern, wie der Verlauf ihrer Erkrankung ist?“ Der Unterton ist eindeutig fordernd und verständnislos.

Ich bin fassungslos und traue mich sinngemäß zu sagen: „Wie kommen Sie darauf, dass ich das muss? Hatten Sie schon mal eine psychische Erkrankung, wo sie sich jeden Tag anders fühlen und das über lange Zeit, wo sie keine Worte haben für das was passiert?“

Sie wird etwas weicher im Ton. Ich solle es dann soweit versuchen, wie es geht und dazu schreiben, wenn ich etwas nicht beschreiben kann. Das Telefonat ist beendet.

Ich könnt heulen. Ich fühle mich nicht so, als hätte ich mich vertreten können. Und ich hab solche Widerstände, das alles noch mal formulieren zu müssen. Verdammte Sch…!

Was ist meine Lebensaufgabe?

Dieses Thema landet gerade wieder auf ganz unterschiedlichen Wegen auf meinem Tisch und veranlasst mich zum tieferen Ergründen. Meine Lebensaufgabe steht für mich in enger Verbindung mit der Findung meines beruflichen Weges.

Erst tauchte das Thema in meinen Gefühlen auf. Etwas will sich weiter bewegen, den aktuellen Zustand wieder verändern (Friedhofsgärtnerei), weitergehen, sich neuen Herausforderungen stellen.

Dann wurde es in der letzten Therapiestunde angesprochen – mein Suchen.

Gestern sah ich mir das Engelorakel für diese Woche an (http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=ylFYcdczCT4) und stolperte auch dort über das Thema der beruflichen Veränderung.

Heute griff ich mir spontan ein schon gelesenes Buch aus meinem Regal und sah auch hier die Frage nach der Lebensaufgabe.

„Was ist meine Lebensaufgabe?

Zu leben.

„Das ist alles?“

Das ist alles.

… Ich habe die Frage nach dem Sinn meines Lebens selbst hundertmal gestellt: an Channels, an Astrologen, an Schamanen, an Hellsichtige, an Freundinnen und Freunde. Ich habe in meinen Gebeten und Meditationen Gott gefragt und jeden Engel, der in meine Nähe kam. Ich weinte diesen Satz in den Sternenhimmel und ließ ihn tränenreich auf die heilige Erde sinken. Ich hoffte auf eine Richtung, eine Weisung, die sich einfach in einem Satz zusammenfügen lässt:

          „Deine Aufgabe ist es, mit Tieren zu kommunizieren.“

          „Deine Aufgabe ist es, kranken Kindern zu helfen.“

         

Doch es kam und kam einfach keine Antwort.“

(Erleuchtung, Sex und Coca-Cola; S. 223-225; Sabrina Fox)

Ja, genau so ist es. Lustig. Genau so fühlt es sich. Warum bekomme ich verdammt noch mal keine Antwort? Bevor ich dieses Buch in den Händen hatte, lauschte ich selbst mit dieser Frage nach meiner Lebensaufgabe in mein Innerstes. Als Antwort kam: mich Verbinden, mit allem in mir und allem was mich umgibt. Mir fiel eine Notiz ein, die ich 2011 während meines stationären Klinikaufenthaltes machte. Auch dort quälte mich schon die Frage nach dem Wohin, nach meiner Aufgabe. Auf dem Zettel steht: „Lebensaufgabe – Selbstverwirklichung, ohne mich in anderen zu verlieren und ohne andere zu verlieren.“ Ähnliches Thema, nur weiterhin unklar, wo mich das beruflich hinführt.

So viele Impulse gab es bisher.

* Einigen bin ich gefolgt und sie endeten im Nichts oder im Unmöglichen.

Dabei wollte ich an vergangenen positiven Gefühlen und Erfahrungen anknüpfen, die ich in der Erlebnispädagogik und in Outdoorurlauben hatte. Ich informierte mich zu Umschulungsmöglichkeiten und Ausbildungen als Wildnisführer oder Natur- und Umweltpädagogen. Kurz tauchte auch die Idee des Suchttherapeuten auf, da ich selbst betroffen bin und viele Erfahrungen mitbringe.

* Einigen bin ich gefolgt und sie zeigten mir, was es nicht ist.

Ich schnupperte kurz ehrenamtlich beim Naturschutzbund hinein.

* Einige entpuppten sich bei genauerer Betrachtung als etwas anderes, als ich dachte.

Z.B. meine Vision von einem eigenen Garten und dem Arbeiten im ökologischen Anbau. Ich stellte mir einfach vor, wie es wäre, wenn ich jetzt in diesem Moment einen Garten hätte. Was ich fühlte war maßlose Überforderung. Ich habe einen Balkon und beschloss, mich erst mal dort auszuprobieren. Später erkannte ich diese Vision als Metapher dafür, dass ich mich in meinem Inneren nach Freiheit und Selbstbestimmung sehne.

* Einigen Impulsen bin ich gefolgt und sie passten für eine gewisse Zeit und irgendwann dann nicht mehr.

So geht es mir gerade mit der ehrenamtlichen Arbeit in einer Friedhofsgärtnerei.

* Einige sind so unkonkret, dass ich ihnen nicht folgen kann.

Da fühlte ich erst: nicht mehr in der Sozialen Arbeit. Ich habe keine Lust mehr mich um andere zu kümmern, für andere die Verantwortung zu übernehmen. Überhaupt am liebsten kein Menschenkontakt. Seit einer Woche dreht es sich und ich spüre einen Zug zurück zum Zwischenmenschlichen und das Gefühl, etwas arbeiten zu wollen, wo ich mich mit meinem Herzen verbinden kann, mit meinen Sinnen und mit meinem Körper.

Reaktion auf meine letzte große Entscheidung: „Wenn sie jetzt kündigen und nach Werkstattmöglichkeiten schauen, mache ich mir Sorgen, wie das in ihrem Lebenslauf aussieht und ob es nicht ihren späteren Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt erschweren wird.“ Ja, möglich. Doch wo führen mich solche Gedanken, Ängste, Befürchtungen hin? Führen sie nicht weg vom aktuellen Moment und der Frage, was jetzt am dringendsten, am passendsten ist? Halten sie mich nicht in einer Angst gefangen, eine Angst die die Zukunft betrifft und die niemand vorhersehen kann? Ich habe die Stelle trotz dieses Einwands aufgegeben und sehr deutlich in den folgenden Wochen und Monaten gefühlt, dass das die richtige Entscheidung war. Auch wenn ich nicht leistungseingeschränkt gewesen wäre, war ich grundsätzlich im Herzen dort unglücklich. Es war nicht meins. Es hat nicht gepasst. Und nichts ist schlimmer als unglücklich zu sein. In dieser Situation waren mir alle kommenden längerfristigen Konsequenzen egal. Und im Herzen habe ich nicht an negative Konsequenzen geglaubt und fühle auch heute noch so etwas wie: Es wird schon alles gut gehen.

Es bleibt also unkonkret und das will ich mir erlauben. Ich will mir erlauben Erfahrungen zu sammeln, mich nicht festlegen zu müssen, auszuprobieren. Wie sonst soll es auch gehen? Ich will dem Fluss des Lebens vertrauen. Er wird mich schon führen. Tief eintrainiert ist eine andere Stimme. Eine Stimme die fordert sich mal langsam zu entscheiden, anzufangen wieder einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, Geld zu verdienen, nicht faul auf der Haut herum zu liegen und wünsch-dir-was zu praktizieren. Das sind die Stimmen in mir, das sind die Stimmen der Gesellschaft, das ist die Stimme des Systems. Und doch umgeben mich verschiedene Informationen und Rückmeldungen von außen und auch von innen, die mich in dem was ich tue bestätigen.

 „Die Krankheit ist ein Ausdruck Ihrer unerfüllten Sehnsucht. Benutzen Sie deswegen Ihre Krankheit zuallererst, um sich die Freiheit zu geben, das zu tun, was Sie schon immer tun wollten, derjenige zu sein, der Sie immer sein wollten, und sich in Ihrer tiefsten, weitesten und höchsten Wirklichkeit zum Ausdruck zu bringen.“ (Licht-Heilung; S. 40; Barbara Ann Brennan)

„Ich finde, du hast dir nun eine wunderbare Oase der Freiheit und Entwicklung geschaffen, in der Zeit für die ganzen Erfahrungen ist, die du jetzt machst.“ (E-Mail einer Freundin)

„Wer nicht in diese Welt zu passen scheint, ist nahe daran, sich selbst zu finden.“ Hermann Hesse

Puh, das war jetzt anstrengend und ich kann überhaupt nicht mehr erfassen, was ich hier gerade alles zusammengefügt habe. Nich schlümm… wird schon Sinn machen… 🙂