In die eigene Kraft kommen!

Verdammte scheiße, was schwirrt mir der Kopf. 🙂

Ein Impuls folgt dem nächsten. Und ich folge einem Impuls nach dem anderen. Nicht lange nachdenken, einfach machen. Und so läuft es und läuft es. Dinge ergeben sich, tauchen völlig unerwartet auf. Dinge entwickeln sich.

Ich habe Ängste. Ich traue es mir zu. Ich fühle viel, viel mehr Vertrauen, was es leichter macht, einfach zu tun. Keine Ahnung was dabei herauskommt. Aber es folgt fast immer ein Lachen aus meinem Herzen, wenn ich einem Impuls gefolgt bin. Es fühlt sich fantastisch an! Meine Seele singt. Endlich wird ihr mal zugehört und sie darf sich entfalten. Und ich staune und staune und staune! Mensch Sophie!? Was machst du für Sachen? Warum traust du dich plötzlich so viel? Dein Herz scheint sich auf der Waageschale, über den Verstand erhoben zu haben. Es wiegt schwerer. Es teilt sich laut und deutlich mit. Es schreit regelrecht. Die Impulse sind keine kleinen Regungen mehr am Rande. Sie sind laut und deutlich. Sie sind ICH. Das bin ICH! Mein Verstand ist in die zweite Reihe gerückt und scheint akzeptiert zu haben, dass er in meinem ICH nur eine Nebenrolle spielt, nur die Zuarbeit macht. Und die Aufgabe nimmt er sehr ernst. Schwer für mich die Mitte zu finden. Pausen zu finden. Kopfentspannung herzustellen. Unruhige Nächte. Nicht einschlafen können. Pläne schmieden. Unentwegt. Gedankenideen können nicht warten, müssen sofort zu Papier gebracht werden. Drehen schleifen.

Ich bleibe trotzdem im Vertrauen. Ich bekomme das hin. Dabei hilft mir meine Bewusstheit. Ich bekomme sehr viel von mir mit und will gut mit mir umgehen.

Die ersten Urlaubswochen der Therapie warnen ja eher dramatisch. Ohne Struktur ist für mich schlecht. Ich verliere den Halt. Das hat mich in eine Bewegung gebracht, mich zu kümmern, mir zu helfen. Ein sehr hilfreiches Muster. Um so schlechter es mir geht, was heißt, um so weniger ich mich aushalten kann, um so mehr gehe ich in Aktion, um dagegen irgendetwas zu unternehmen, was mich wiederum von mir ablenkt.

Daraus ergab sich. Kontaktaufnahme zu einer Tagesstätte, um übergangsweise dort einmal die Woche zu sein. Kontaktaufnahme beim Sozialpsychiatrischen Dienst, mit der Frage nach kurzfristiger Beschäftigungsmöglichkeit. Das hatte ein Beratungsgespräch zur Folge, zu meiner Insgesamtsituation, woraus der Antrag auf Einzelfallhilfe entstand (erste Mal Herzlachen). Dann war ich mit Antragstellen, Abgeben und Begutachten lassen terminlich beschäftigt.

Ich reduzierte die Medikamente. Das veränderte meine Stimmung grundsätzlich und dann ging es erst richtig los.

Spontane Kontaktaufnahme zur Reha-Ergotherapeutin, weil ich eine heftige Meditationserfahrung hatte. Sie begleitete mich telefonisch durch einen Reinkarnationsprozess. Tage später träumte ich extrem intensiv von ihr und mir und einer Energiearbeit, von der ich aufwachte. Wieder Impuls gefolgt, sie anzurufen und es zu erzählen. Mein Verstand tippte sich derweil an die Stirn, dass ich doch verrückt sei. Wir folgten meinem Traum, von ihr etwas lernen zu wollen (sie ist Lehrerin für Metaphysik) und sind für nächste Woche persönlich verabredet (mein Herz lachte sehr, sehr doll).

Ich schaute meine selbstgemalten Bilder an und war begeistert. Der Impuls sie ausstellen zu wollen. Mich zu zeigen. Kontaktaufnahme zu der Einrichtung, in der ich meine ambulante Suchttherapie 2010 gemacht hatte. Man ist begeistert von der Idee, muss nächste Woche noch die Chefin fragen (mein Herz lacht und lacht und lacht).

Seit über einer Woche Sehnsucht nach Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft die von ihrer Schöpferkraft und der Kraft des Herzen weiß, sich gegenseitig trägt und unterstützt. Personen tauchen dazu auf. Ich folge dem Impuls, ohne zu wissen was dabei heraus kommen soll und lade diese Menschen ein zusammen zu kommen (wieder viel Freude in mir).

Ich melde mich bei zwei Kursen in der Volkshochschule zum Singen an. Wenn ich schon nicht schreien kann, dann singe ich eben. Ich freue mich wahnsinnig drauf.

Ich lese ein Buch von Sabrina Fox. Bin so begeistert davon und folge dem Impuls, ihr das einfach zu schreiben. Sie hat mir sogar geantwortet. Noch mehr Freude.

Ich habe mich in die Gärtnerei bewegt und bin dort wieder angebunden.

Ich war in der Lage nach neuen Therapeuten im Internet zu suchen.

Diese Malaysia-Reise zieht mich magisch an. Da weiß ich noch nicht, ob sie nicht zu groß für mich ist, für meine aktuelle Situation.

Und dann stehe ich heute im Bioladen und schaue mir die Aushänge von Kunden an. Mein Blick bleibt hängen bei „Elternassistenz“. Eine Mutter sucht für ihr 10-monate altes Baby und sich eine Assistenz. Reiße die Nummer ab, fahre nach Hause und rufe sie an. Ohne lange zu überlegen. Es scheint eigentlich nicht zu passen, da sie 6 h pro Tag beim Sozialamt beantragt hat. Also eine richtige Anstellung. Aber mein Herz freut sich wieder einmal und ich staune und staune, dass ich mir das zutraue. Ich habe gar keine Erfahrungen mit Säuglingen und Kleinkindern. Aber ich habe furchtbar Lust sie zu sammeln. Die Mutter ist Rollstuhlfahrerin und wir waren uns gleich sympathisch. Na das werde ich mit meiner Ärztin besprechen. 6 Stunden sind zu Beginn sicher zu viel, aber vielleicht lässt sich eine Zwischenlösung finden. Egal. Kopf abstellen und einfach schauen, was sich machen lässt.

WOW! Schaut euch das an! Üblicherweise denke ich lange über Dinge nach, bin zögerlich, unsicher, traue es mir nicht zu. Mache einen Schritt vor und dann wieder zurück. Und nun!

Das liegt auch an der Erdverbindung die ich täglich morgens in der Meditation herstelle. Das klappt so super. Ich fühle mich im Vertrauen mit dem Leben. Ich fühle die Sicherheit, dass es mich trägt, versorgt und liebt. Das Üben trägt Früchte.

DANKE!

Liebe oder vom Urgrund

Heute ist so ein Tag, an dem ich allzu deutlich spüre, dass meine zeitweilige Selbstsicherheit, mein Selbstvertrauen, so fest es sich auch anfühlen mag, ein Gerüst ist, was sich nur durch sich selbst hält und nicht aufgrund einer Verankerung mit dem festen Boden. Eine Böe und es klappt in sich zusammen.

So ein Tag, an dem mir die Tränen laufen, mit der Frage, habe ich in einem Jahr nichts erreicht? Stehe ich genau dort, wo ich auch letztes Jahr stand? Das kommt hoch, als ich auf dem Friedhof bin, in dem ich letztes Jahr ehrenamtlich gearbeitet hatte und überlege, ob ich wieder fragen soll, hier mithelfen zu können. Das Gefühl der Größe, der Stärke, das Gefühl etwas Besseres zu sein, zu etwas Besonderem bestimmt zu sein, fällt in sich zusammen und lässt mich wieder mal einen Blick auf meinen wirklichen Selbstwert werfen. Ich tue mir selbst weh, in dem ich mich für nichts und unfähig halte. Zu mehr bist du nicht fähig. Mehr hast du nicht drauf, als hier so niedere Tätigkeiten zu machen. Mich überraschen diese starken Gefühle. Mir war nicht bewusst, dass ich mich während ich hier damals arbeitete, die ganze Zeit als etwas Besseres gefühlt hatte, gegenüber den anderen Beschäftigten. Und nun bin ich wieder hier und denke, ich bin doch nichts Besseres, ich bin gescheitert, komme wieder angekrochen. Wie mitleiderregend.

Trotz der Bewusstheit von all diesem und dem Versuch mir meinen Wert zu versichern, egal was ich arbeite und wie oft ich irgendwo wieder auftauche, fühle ich mich klein und verloren. Ein klassischer Trigger im Außen, um meine Selbstabwertung aufs Tablett zu holen und mir meiner Überheblichkeit bewusst zu werden.

Das Verlangen nach irgendetwas ist enorm. Konditioniert klappere ich geistig Konsumgüter ab, ohne befriedigenden Erfolg. Ich erinnere mich, dass ich hinter dem letzen Verlangen, das Bedürfnis nach Verbindung gefunden hatte. Da ist es wieder, das Urbedürfnis nach Versicherung, nach Selbstversicherung. Bin ich richtig? Bin ich geliebt? Darf ich sein? Der Urgrund des menschlichen Seins. Wie soll ich es mir selbst geben, diese Versicherung? Wie soll auf der Basis des eigenen fehlenden Urgrundes, sich selbst haltende Verbindung entstehen. Wie will man ein Haus bauen, ohne Boden.

Diese Gedanken rattern durch mein Hirn, auf dem Fahrrad Richtung nach Hause. Und ich rufe, flehe innerlich Richtung Himmel, weil mir gar nichts anderes übrig bleibt, weil mir niemand anderes einfällt, der für diese Frage verantwortlich sein könnte: „Liebst du mich Leben?“
Zack… das geht ins Herz. Jetzt hier auch beim Schreiben. Weil ich ein JA fühle. Kein inneres JA, das aus einer Liebe zu mir selbst entsteht, sondern ein JA, welches von außen kommt. Das mich genau in diesem Moment mit all meinen schlechten Gefühlen und Gedanken liebt. Auch mein kleines, unfähiges und gescheitertes Fühlen. Auch mein Schwachsein. Kein Urteil, keine Bedingungen. Ich hätte auf meinem Fahrrad fast einen Heulanfall bekommen und versuchte so viel wie ich zulassen konnte, von diesem Gefühl aufzusaugen.

ICH WERDE BEDINGUNGSLOS GELIEBT! IMMER! Und ich kann darauf zugreifen. IMMER!

Und das ist nicht von einem Menschen abhängig, bei dem die ‚Gefahr‘ besteht, dass er wieder damit aufhört, aus welchen Gründen auch immer. Persönliche Befindlichkeiten, Abwesenheit, Tod usw..

Wenn nichts mehr bliebe

Dienstags. Selbsthilfegruppe. Ich habe den Schlüsseldienst. Bereite alles vor. Der Türöffner übernimmt auch die Anfangsmoderation. Wieder viele neue Leute da. Wieder wenig aus dem vertrauten Stammteam. Ich leite souverän den Beginn. Erkläre den Ablauf und die Regeln. Fühle mich gut dabei. Wichtig.
Rückblende. Gruppenbesuch vor der Reha. Neue, fremde Personen dominieren die Gruppe. Ich bin nervös, ängstlich, unruhig. Meine Stimme zittert. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Ich fühle mich nicht sicher, nicht entspannt.
Was für ein Unterschied!

Der Austausch beginnt. Ich fühle mich viel bedeutsamer als sonst, fähiger als sonst. Übernehme wie automatisch durchgängig eine zurückhaltende gruppenregulierende Rolle. Fühle mich verantwortlich zu jedem Beitrag etwas zu sagen.

Es kommt zu einem Zwischenfall. Über eine halbe Stunde verspätet platzen Leute in die Gruppe, wo gerade jemand sehr offen erzählt und kurz vorm Weinen ist. Intuitiv, ohne nachzudenken verweise ich sie mit kräftigen, direkten Worten wieder nach draußen. Sie sollen zur zweiten Halbzeit kommen, da es jetzt nicht geht. Spätestens hier, bin ich von mir selbst beeindruckt. Was ist heute los? Was passiert hier? Woher kommt die Selbstsicherheit?
Ja klar, es ist niemand da mit dem ich mich abgleichen muss, da die neuen Leute sich natürlich noch nicht für die Einhaltung der Regeln verantwortlich fühlen, liegt es an mir sie durchzusetzen. Aber wie leicht mir das fällt. Wie natürlich ich mich in dieser Rolle fühle. Erstaunlich. Das war das letzte Mal so in meinem alten Beruf als Sozialpädagogin. Das ist fast 4 Jahre her. Ob da etwas zu mir zurück findet?

Ich selbst erzähle von mir. Sage vorher, das ich keine Rückmeldungen wünsche und nur loswerden will. Jemand fühlt sich doch aufgefordert, mir Ratschläge zu geben. Ich bedanke mich dafür und mache deutlich, dass ich hier keine Ratschläge brauche, sie nicht nötig sind, da ich mit der Situation umgehen kann. Das muss ich dann noch ein zweites Mal tun, bis er es verstanden hat. Auch hier, ich fühle mich gut dabei. Klar. Vielleicht auch überlegen? Ich brauche von niemandem etwas.

Zweite Halbzeit. Die Nachzügler sind dazugekommen. Ich entschuldige mich für meinen Ton und erkläre noch mal mein Verhalten. Sie haben Verständnis.

Ich spüre während des Austausches, dass die Leute beim Sprechen meistens im Blickkontakt zu mir sind. Sie scheinen mich als Leitung zu sehen. Heute gefällt mir das. Es tut mir gut. Ich bin wichtig. Gleichzeitig ist es unangenehm, da unsere Gruppe keine Leitung hat und ich auf der gleichen Ebene stehe, wie alle anderen. Auf die Regeln zu achten und wenn nötig auch mal in den Ablauf einzugreifen, ist Aufgabe der ganzen Gruppe und verteilt sich normalerweise auch gut, wenn genügen Leute aus dem Stammteam da sind. Heute ist das anders.

Als ich über mich spreche, taucht ein Gefühl von Sinnlosigkeit auf. Ja, ich fühle mich aktuell sinnlos. Für was bin ich da? Ich habe meinen roten Faden verloren.
Da wird es auf einmal ganz logisch, warum ich mich so wohl fühle, mit dem Schlüsseldienst und ihn auch weiterhin übernehmen will. Es ist eine Aufgabe. Es ist Verantwortung. Es gibt mir das Gefühl wichtig zu sein. Gebraucht zu werden.

Kann es sein, dass ich mich auch sinnlos fühle, weil ich keine Therapie mehr besuche (Urlaubspause)? Heftig, welch hohen Stellenwert das in meinem Leben hat.

Ständig denke ich, ich weiß über mich Bescheid. Dann fühle ich doch anders. Mache ich mir ständig etwas vor? Wie gut kenne ich mich eigentlich?

Was bleibt eigentlich von mir übrig, wenn im Außen nichts mehr ist? Habe ich wirklich etwas erreicht? Kann ich meinen Wert, meinen Sinn halten ohne Therapie, ohne Arbeit, ohne Gruppe, ohne Meditation und all die Dinge, die mich bestätigen, versichern, orientieren? Kann ich es aus mir selbst heraus? Sinnvoll fühlen?
Muss ich dazu jetzt schon ‚Nein‘ sagen, da das Gefühl der Sinnlosigkeit ja da ist? Oder ist es ein ‚Ja‘ und ‚Nein‘, ein ‚Teilweise‘ geworden?
Ich denke, es ist ein ‚Teilweise‘ geworden. Ich hoffe es.