Wie kommt es eigentlich, dass, wenn eine Hauptsäule meiner Stabilität/Identität ins Wanken kommt, gleich auch andere Säulen mit in Frage gestellt werden?
Ich weiß, dass mich der Abschied von Frau Helferin gerade so richtig tief trifft (obwohl noch Zeit ist, sie aber für 4 Wochen nicht da ist). Da wird ganz Grundlegendes meiner Identität angegriffen. Das rüttelt so richtig an der Basis meines Selbstwertgefühls.
Und gleichzeitig stelle ich die Medikation in Frage und bin mir sicher, mein Bauchgefühl sagt mir gerade, mit dem Seroquel etwas runter zu gehen, weil ich bereit/stark genug bin alles zu halten.
Gerade stelle ich dieses Gefühl in Frage und bin mir nicht sicher, ob das eine so schlaue Idee, zu genau diesem Zeitpunkt ist.
Und eben fange ich auch noch an am Zuverdienst zu zweifeln, ob ich da richtig bin, dass ich ja mein Potenzial gar nicht entfalten kann (wenn ich mal wüsste, was überhaupt mein Potenzial ist…). Und das, wo es noch nicht so lange her ist, dass ich genau gespürt habe, dass es nichts zu verändern gibt und alles zur Ruhe kommen darf.
Ich habe so eine Ahnung, dass ich aufgrund der Belastung in dem Beziehungs-/Bindungsthema, unbewusst andere Baustellen aufmache, um… ja… um was eigentlich? Abzuwehren? Lieber die Krisen woanders haben, als in dem Bindungs-/Verlustthema? Keine Ahnung.
Im Zuverdienst war ich heute ständig in Diskussionen verwickelt, die ich gar nicht führen wollte, aber nicht anders konnte, als sie zu führen und mich aufzuregen und mich unverstanden zu fühlen und verletzt und angespannt und super erschöpft und und und. Ich hatte im Nachhinein das Gefühl, ich wollte irgendetwas von den Anderen, ohne zu wissen was es ist und habe gezehrt und gezogen und es trotzdem nicht bekommen.
Ich glaube, ich bin gerade super sensibel und angreifbar, was meinen Wert betrifft. Und ich suche im Außen nach der Bestätigung, dass ich immer noch okay bin, richtig bin.
Das könnte passen. Weil ich erinnere mich an meine erste therapeutische Trennung, die zum Supergau wurde und mein Leben seit dem ein anderes ist. Da habe ich mich auch völlig wertlos gefühlt, als würde mein Wert nur durch die Beziehung zur Therapeutin existieren.
Okay. Also was ist heute anders.
Ich habe einen kleinen, sehr wertvollen Freundeskreis aufgebaut. Diese Menschen sind da und bleiben auch erst einmal da. Wir konnten uns einige Wochen nicht sehen, weil ich keine Kraft für nahen Kontakt hatte, dafür auch zu verletzlich war. Aber ich kann sie fühlen, die ganze Zeit. Sie sind da! Ich bin nicht alleine!
Ich habe mit dem Zuverdienst einen Ort, wo ich auch in brüchigen, desolaten Zeiten hingehen kann. Das bleibt bestehen! Die Menschen dort, die Mitarbeiter sind für mich da!
Ich habe in der Kontakt- und Beratungsstelle die Möglichkeit, bei Überforderungs-/Krisensituationen psychologische Unterstützung zu bekommen. Die Menschen dort sind für mich da!
Ich bin also auch ohne Frau Helferin nicht alleine! Ich bin in Verbindung mit unterschiedlichen Menschen und Orten. Mein Leben existiert weiter und verschwindet nicht plötzlich!
Alles ist gut!!! Ich bin okay so wie ich bin, immer noch, auch mit all den aufsteigenden Gefühlen, Verwirrungen, Verirrungen, Kämpfen und Verzweiflungen!