Für heute Halt gefunden

Mit einem Anruf beim Krisendienst.

Jemand hat mal meine Verzweiflung ausgehalten, sie zugelassen. Es tat gut sie herauszuschluchzen, dass ich mir den Arsch aufreiße und nichts zu helfen scheint.

Es tat gut eine Stimme zu hören, zu fühlen, ich bin nicht mehr alleine damit und zu wissen, diese Frau sitzt da heute bis in die Nacht und ich kann sie wieder erreichen.

Therapie I

Oh wow! Ich fühle mich so berührt! Positiv berührt.

Die zweite Therapiestunde heute hat mich im Nachgang tief bewegt.

Sie ist so aufmerksam. Nimmt meine Sorgen auf und meine Ängste. Bezieht sich darauf. Bietet praktische Lösungen an. Fragt nach. Erinnert sich.

So empfinde ich sie voll da, voll präsent und aufmerksam. Fast schon unheimlich.

Mit der Gardine im Zimmer hat sie das Ganze heute getoppt.

Ich fühle so viel Dankbarkeit darüber, dass ich mich schützen darf. Sie bringt mich überhaupt erst darauf. Ich nehme nur die Angst, Anspannung, unangenehme Empfindungen wahr und spreche das an. Ich würde alleine gar nicht darauf kommen, dass ich etwas tun darf, wir etwas am Rahmen verändern können, damit weniger Anspannung/Angst da ist.

Das fing mit dem kleinen Beistelltisch an. Da sagte ich nur, dass ich mich in Gesprächen besser fühle, wenn ein Tisch dazwischen ist. Sie bot sofort an, diesen kleinen Tisch zwischen uns zu stellen, was ich erst einmal ablehnen musste, weil ich so berührt und überfordert war mit ihrem Entgegenkommen.

Beim nächsten Termin war ich bereit das mal auszuprobieren. Und es fühlte sich so verdammt viel besser an. Jetzt stellt sie ihn immer extra um, wenn wir einen Termin haben und ich empfand so viel Dankbarkeit dafür.

Weiter ging’s mit den Pflanzen im Raum. In einer akuten Anspannung fiel mir die große Pflanze neben mir auf und sie tat mir voll gut, einfach beim anschauen. Sie stand nur ungünstig, um sie immer mal wieder von alleine im Gespräch zu sehen. Das erzählte ich und prompt stieg sie in die Überlegung ein, wo wir günstig Pflanzen hinstellen könnten, damit ich sie sehen kann. Echt krass! Ich hab mich da immer noch geziert. So viel Entgegenkommen hab ich noch nie vorher erlebt!

Nun stellt sie tatsächlich nicht nur den Tisch jedes Mal um, sondern auch eine kleine Pflanze, so dass ich sie neben ihr sehen kann. Unglaublich!

Und so ging es weiter!

Ich brachte ein paar Werkzeuge von zu Hause mit zum zeigen und überlegen, ob es für die Stunden gut ist. Sie bot an, dass ich Dinge da lassen könnte oder sie auch Dinge besorgen kann, die dann da sind. Da lassen kann ich noch nichts. Ich brauch das auch alles zu Hause.

Bei einem Buch („Resilienz“ von Matthew Johnstone, mit vielen Bildern) hab ich gemerkt, dass ich es nicht jedes Mal mittragen möchte und sagte heute ganz mutig, dass es schön wäre, wenn das hier sei. Kein Problem! Sie machte ein Foto, um es zu bestellen.

In der Stunde vor einer Woche, direkt nach dem stationären Aufenthalt erzählte ich ihr, dass mir richtig die Decke um meine Schultern fehlt, die ich auf Station immer in den Gruppen hatte. Sie ging sofort darauf ein, suchte provisorische Lösungen. Ich nahm dann meine Jacke. Von alleine wäre ich niemals in Aktion getreten. Heute gab es eine neue Decke! Und ein neues Kissen. Davon sprach ich auch einmal. Und dann war ich so ermutigt, dass ich spontan sagte, ich würde mir ein kleines Kissen wünschen, dieses sei zu groß zum vor dem Bauch festhalten. Wurde vermerkt!

Ich krieg mich hier beim Schreiben kaum ein vor Fassungslosigkeit, vor Freude, vor Dankbarkeit, vor Ungläubigkeit, vor Staunen, vor Bewunderung! Ich könnte Schreien! Ein positives Schreien. 🙂

Ich danke dem Herrn zutiefst, dass er mich bis zu dieser Stelle begleitet und geführt hat und ich danke mir selbst zutiefst, dass ich mich führen lassen habe, den Mut und die Kraft nie verloren habe. Dafür hat sich alles gelohnt!!!

Ach ja, die Gardine. Die Praxis liegt im ersten Stock. Heute nahm ich immer mal wieder Schatten vorm Fenster war. Die Fenster sind mit Sichtfolie geschützt. Menschen warteten dort ab und an. Das fühlte sich unheimlich an. Sofort kam der Vorschlag die Gardinen davor ziehen zu können. Ich dachte erst an dunkle, schwere Gardinen und fand das nicht gut. Doch dann entdeckte ich leichte, weiße Gardinen neben, hinter mir und zog sie ein Stück neben mich, vor das Fenster. Und siehe da, dass hat sich so unglaublich gut angefühlt, fast geborgen. Da wäre ich von selbst nie drauf gekommen, dass das helfen könnte, sich sogar so gut anfühlt. In Kombination mit einer kleinen Lampe, mit sanften, warmen Licht.

Mein eigener Beitrag zum sicherfühlen ist ein Seil, dass ich vor meinen Füßen im Halbkreis auslege. Das macht wirklich was aus. Und einen Stein hatte ich heute mit.

Diese ganze Kombination heute aus Decke über den Schultern, Seil um Füße, Tisch vor mir, Pflanze im Blick, auf dem Tischchen mein Stein, mein Buch, meine Notizen liegend, die Gardine zum Schutz in der Seite… ich hab mich schon fast sicher gefühlt und schon sehr aufgehoben.

So habe ich mir das immer gewünscht. Das meine Angst ernst genommen wird! Das man mir hilft, sie in Sicherheit zu bringen. Nur wusste ich selbst nicht wie und wäre nicht darauf gekommen, dass es über diese äußeren Dinge möglich ist.

Und ich habe heute auch zum ersten Mal Worte gefunden für diese Angst, die mich überall hin begleitet.

Schutzlos ausgeliefert.

Das ist mein Grundgefühl in menschlichen Begegnungen. Krass!

Ergotherapie

Ich bin noch ganz berührt von dem was heute im Ergotherapie-Termin geschehen ist.

Ich kam dort vernebelt und körperlos an und mit einer riesen Angst näher hinzuschauen, weil ich schon von zu Hause wusste, dass hinter dem Nebel nur noch mehr Angst wartet, Angst die so riesig ist, das sie mich die ganze letzte Woche wie noch nie an Menge, Tag für Tag dissoziieren ließ.

Seit der Entscheidung, im ambulanten Betreuten Wohnen, eine 4-wöchige Kontaktpause auszuprobieren. Sie ist jederzeit erreichbar, telefonisch und per Mail und auch Kontakte sind noch möglich, wenn ich es will. Nur ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr.

Seit dem spielt meine Gefühlswelt verrückt. Es ist extrem und scheinbar kann nicht alles gefühlt werden. Vor allem Angst. Todesangst. Angst die sich nach Wahnsinn anfühlt. Dann kommt Nebel in meinem Kopf. Das Gefühl, mit der Wahrnehmung rechtsseitig nicht da zu sein. Mich selbst nicht vollständig fühlen. Zähe, nebelige Gedanken. Schmerzen im Körper. Gestern tat mir mein rechter Fuß und mein rechtes Becken so weh, dass ich meinen Spaziergang auf die kleinste Runde reduzierte und froh war, wieder zu Hause zu sein. Mein Herz klopft immer mal wieder schnell, gepaart mit Schwindel und Kreislaufproblemen.

Angekommen in der Ergo, erzähle ich von der Angst hinzuschauen, dass ich das Fühlen nicht packe. Ich denke an die Entscheidung im BEW, will es erzählen, doch nur das dran denken, lässt die Panik schon nach vorne schießen, so dass ich es sein lasse. Mein Körper fängt an zu schwitzen, ein Gefühl von einem großen Energiefeld breitet sich um meinen Brustkorb aus. Das macht mir Angst.

Ich springe vom Stuhl auf, stelle mich weiter weg in den Raum. Suche in meinem Geist nach Lösungen, um nicht überwältigt zu werden. Erinnere mich an eine Körperhaltung, die mir schon in der Therapie geholfen hat und mir ein haltendes Gefühl gabt. Die rechte Hand auf die linke Seite vom Brustkorb gelegt (dort liegt auch der Selbstakzeptanzpunkt) und mit der linken Hand den rechten Oberarm umschloßen.

Und wow, ich spüre extrem stark die Reiki-Energie durch meine rechte Hand fließen. Alles ist aufgewühlt und bewegt sich in mir. Meine Beine schwitzen. Ich bekomme schwer Luft. Schwindel im Kopf. Bilder funktionieren nicht. Aber Dinge im Raum wahrnehmen. Die Uhrzeit. Der Stuhl. Der Raum, der sich um meinen Kopf auftut. Und ich rede und rede und rede, darüber was ich wahrnehme, was helfen könnte, dass ich immer noch nicht in meinen Körper komme. Der Hinweis kommt, ich müsste mich nicht selbst moderieren. Ich melde zurück, dass ich es doch muss. So höre ich meine Stimme, ein konstanter Klang der mir zeigt, ich bin noch hier und das Gefühl die Kontrolle zu behalten. Der Klang meiner eigenen Stimme. Ich brauche sie. Und das ist dann auch in Ordnung.

Meine Körperhaltung, die Reiki-Energie, das beobachten, benennen der Körperereignisse, die Dinge im Raum, ein Bergkristall in der Zimmerecke (den ich mir hole und halte), mein Reden bringen mich in einen Zustand, in dem es möglich ist, mich wieder hinzusetzen.

Ich spüre die Angst sehr deutlich in mir, ihre Größe. So groß, dass ich sie nicht sprechen lassen kann, ohne erneut überwältigt zu werden. Also höre ich ihren Satz nur in mir selbst, der sich immer wieder wiederholt: Ich habe Angst! Ich habe Angst! Ich habe so schreckliche Angst!

Meine Worte stolpern. Sätze werden verwaschen. Die Zunge schwer. Chaotische Energien im Kopf. Denken eng. Mein Körper zittert. Doch nun gehen Bilder. An dieser Stelle bitte ich um Unterstützung. Ich brauche Fragen, die ich mir dann selbst stellen kann, nach innen schicke. Zuerst die Suche nach einem angenehmen Körpergefühl. Ist nicht zu finden. Der ganze Körper meldet Gefahr. Überall hängt ein Warnschild – hier nicht weiter forschen. Dann die Frage, ob Sicherheit eine Farbe oder Form hat. Nichts kommt. Die Überlegung, ob es einen Ort gab, an dem ich mich sicher fühlte. Keine Erinnerung. Aber ich schicke die Frage nach einem ‚Wo kann Sicherheit sein?‘ nach innen.

Dann ein erstes Bild von einem großen, alten Tannenbaum. Ein Ort dazu, an dem ich ihn gesehen habe. Ich springe immer wieder raus und mit Hilfe von Fragen wieder rein. Die Beschaffenheit des Bodens kommt dazu, der dicke Baumstamm, Harz auf einem Stück Rinde in meiner Hand, die Freude am daran riechen, die Freude an den intensiven grünen Farben.

Für mich ist das das erste Mal, tiefer in ein Bild steigen zu können.

Nur hat es keinen Einfluss auf die Angst im Körper. Es sind wie zwei Orte. Ein Teil im Wald, entspannter, ruhiger, friedlicher und der andere Teil außerhalb des Bildes, im Körper, weiterhin in Angst.

Ich überlege diesen Teil mit ins Bild zu holen, um ihm vielleicht diesen Ort zeigen zu können. Es funktioniert. Diese Angst ist mit im Wald. Ich sehe das als ein kleines Bündel, dass ich links an meinen Oberkörper drücke, es festhalte, umschließe.

Dann passiert etwas, womit ich nicht gerechnet habe. Das Kleine sagt immer noch: Ich habe Angst! Aber diesmal fühle ich mich selbst dazu ganz anders. Ich sehe es in meinen Armen, wie es das sagt und fühlt und ich spüre, wie ich es halte, festhalte und mich dafür öffnen kann, es durchlasse. Ohne Worte vermittelt sich: Ja. Ich halte dich. Ich bin bei dir. Es ist ok.

Ich fühle diese Angst ganz anders, als wäre es okay, dass sie durch mich hindurch geht.

Das Kleine brauchte gar nicht den Wald! Ich brauchte ihn, um eine andere Haltung zu finden! Mehr Ruhe. Mehr Frieden. Mehr Sicherheit. Und mit diesem neuen Standpunkt konnte ich dann das Kleine halten. Das Kleine brauchte nur das! Nur mich!

Wahnsinn! Das hab ich so noch nie erlebt. Mit Angst gab es bisher keinen heilsamen Weg klarzukommen.

Der Körper fühlte sich dann an, als hätte er sich an dieser Stelle harmonisiert. Ruhe war eingekehrt.

Insgesamt war ich zwar immer noch nicht im Körper, konnte den Stuhl nicht spüren und mein Kopf fühlte sich an, als wäre ich gegen eine Wand gelaufen. Das war jedoch okay für mich, in Anbetracht der ganz neuen Situation im BEW, dass das nicht alles gleich zu lösen ist.

Es fühlt sich an wie der Versuch einer emotionalen Ablösung und erinnert mich an einen Entzug, mit heftigen Entzugssymptomen. Das wird ein Weilchen dauern, bis sich innerlich etwas Neues formiert hat.

Perspektiven-Verschiebung

War es früher für mich schwer auszuhalten, vor lauter Angst nicht die Wohnung verlassen zu können und empfand das als einschränkend,

kann ich heute die Schutzfunktion wahrnehmen, die das Zuhause bleiben bewirkt.

Weniger Stress, weniger zusätzliche Angst. Ein notwendiger Ruheraum, in dem ich mich sicher fühle, bis die Angst vor dem Draußen, vor den Menschen nachlässt.

Persönliches…

… aus meinem Tagebuch. Notizen im Laufe des Morgens.

Ich fühle mich in meinem eigenen Körper nicht in Sicherheit. Unter Menschen oder in dieser Welt.

Ich hatte schon von Anfang an Angst vor ihrer direktiven Art.

Ich fühle mich von vielen Sachen, Erlebnissen, Erinnerungen, Gefühlen abgeschnitten, wenn da diese Angst ist (Schutz).

Ich lerne, Angst im Körper zu halten, dafür da zu sein. Den Körper zu behalten.

Etwas Zugang zu meinen Ressourcen, zu meiner Wirksamkeit gefunden. Ich kann mir helfen. Hatte vorher das Vertrauen verloren. 

In Sicherheit gebracht. Bild. Wiese. Bach. Blauer Himmel. Alles glasklar, hell und licht durchflutet. Glasklares Wasser. Glasklare Luft. Rein. Weite. Nichts anderes. Farbe Rosa.

Was hält?

Ich bin aktuell unglaublich verletzlich und für alles empfindsam. Vieles lässt mein Herz erzittern. Vieles regt es, berührt es, schmerzt es, öffnet es. Schickt Träne um Träne, mal als kurzen Schluckauf, mal als eine große Welle, mal irgendwas dazwischen. Mal zurückgedrängt, mal offen frei raus, mal in abgehackten Portionen. Gerade heute zähle ich schon sechs dieser Momente.

Es zieht mich stark zum Feuer. Feuer als Schutz, als Wärme, als Geborgenheit, als Halt. Kerzenzeit hat angefangen. Es zieht mich zum orangefarbenen Licht. Es zieht mich zu Gerüchen. Besonders Orange, obwohl ich den Duft gar nicht hier habe und auch noch nie benutzt habe. Gerüche als Trost, als Orientierung, als Ankerpunkt.

Mein Schutzbedürfnis ist sehr groß. In der sicheren Höhle sein. Zurückziehen. Einhüllen. Warm halten. Mir nah sein.

Morgengedanke im Bett – Ich bin ein verletzlicher Mensch. Eine Feststellung. Eine Erkenntnis. Obwohl es rückblickend so offenkundig ist, dringt es erst jetzt als Gefühl in mein Herz. Okay – ich bin ein verletzlicher Mensch. Das ist wichtig zu wissen und anzuerkennen. Das hat Bedeutung für mich, wie ich mich in das Leben gebe, dass es an vielen Stellen Behutsamkeit braucht. Und auch Schutz und Abgrenzung.

Verletzlichkeit, Berührbarkeit, Empfindsamkeit – vielleicht sind das meine wahren Qualitäten.

Es bewegen sich so große Dinge.

Es geht um Abschied, um Endlichkeit, um Wut. Es geht um Anspannung, um beklemmende Angstgefühle, um Unruhe und Rastlosigkeit, um das Gefühl, um mich schlagen zu wollen. Es geht um Aushalten, um Annehmen und um radikales Akzeptieren. Es geht um Unveränderlichkeit, um Krieg, um Licht und um Schatten, um Demut. Es geht um die Sehnsucht, zurück in die Einheit zu wollen. Es geht um das alleine Klarkommen, um die Erkenntnis, dass nichts von Dauer ist, alles vergeht und nichts bleibt. Es geht um das Loslassen, um Raum und um Leere, um Sein. Es geht um Angst und um Angst und um Angst.

„Mir kommt gerade der Gedanke, wenn ich so viel loslasse, was hält mich dann eigentlich?“ „Ja, was hält sie?“ Schweigen. Spüren. „Wenn alles losgelassen ist, was ist dann noch da, was bleibt übrig? Das Leben selbst. Der Augenblick. Der Geruch des Tees der vor mir steht. Ich glaube, dass ist es was mich hält. (Und meine wiederkehrende Entscheidung hier sein zu wollen)“ „Das ist wichtig. Wenn sie erfahren würden, dass sie nur noch 20 Minuten zu leben hätten, dann gäbe es nur noch das, nur noch diesen Moment.“

Tröster

Ich habe festgestellt, dass dieser Teddy mir wirklich hilft.

2015_04_18 Teddy

Etwas schäme ich mich noch dafür. Scham beinhaltet Abwertung.

Sich mit einem Stofftier zu trösten, sich mit einem Stofftier sicherer zu fühlen, sich mit einem Stofftier verbunden zu fühlen und damit nicht mehr so alleine, das ist doch eine merkwürdige, kindliche Eigenart, bei der ich noch Angst vor dem abschätzigen Gelächter Anderer darüber habe.

Dass das funktioniert und gerade bei mir funktioniert, erstaunt mich selbst.

Ich war vor einer Woche für ein paar Tage weg. Ich packte meinen Koffer dafür. Es passte nicht alles hinein was ich gerne mitgenommen hätte. Doch der Teddy drängte sich mir auf. Es schien wichtig zu sein, ihn mitzunehmen. Dafür musste ich extra noch einen Beutel umhängen, wo er hinein kam. Dafür ließ ich mein heißgeliebtes Meditationskissen zurück. Es schien also wirklich, wirklich wichtig, obwohl mir der Sinn da noch nicht klar war. Und ich auch da schon im Hintergrund mich über mich selbst lächerlich machte. Ich nahm ihn trotzdem mit.

Und tatsächlich, im Reisebus war ich froh ihn versteckt in meinem Beutel auf meinem Schoß sitzen zu haben. Er gab mir das Gefühl, das da noch jemand ist, das ich nicht alleine bin. Ich hielt ihn im Arm, hielt mich an ihm fest. Er bot mir einen Fokus, einen Fixpunkt. Und auch die Tage am Reiseort bot er sich als Sicherheitspunkt an. Wir weinten zusammen und einmal frühstückte er sogar auf meinem Schoß mit mir zusammen, umhüllt mit einer Decke.

Also ich steh da jetzt öffentlich zu. Und damit stehe ich auch zu meinen Gefühlen, die manchmal so sind, dass sie solch ein Objekt tröstend finden. Gut, das sich da etwas gefunden hat.

Hilfen im Notfall

Habe mich heute damit beschäftigt eine Notfalltelefonliste und einen Notfallhandlungsplan zu erstellen, damit ich vorbereitet bin, wenn es kritisch wird – heißt, ich mich im Fühlen verliere.

Es fühlt sich gut an etwas in der Hand zu haben, worauf ich einfach zugreifen kann. Wo ich nichts suchen muss, mich nicht erinnern muss. Die Telefonnummern umfassen die Nummern von aktuellen Helfern und Krisenanlaufstellen. Eine davon in der Geldbörse und eine an meiner Pinnwand, gut sichtbar.

Es war auch ein gutes Gefühl mal alle Techniken der Vergangenheit aufzuschreiben. Ein Gefühl von Handlungsfähigkeit und dass da schon einiges vorhanden ist, was gut für die Selbstregulation funktioniert hat. Auch diese Liste ist nun in der Geldbörse und liegt vorerst sichtbar auf meinem Schreibtisch, damit es präsent bleibt.

Hilfen im Notfall

  • Körpermeridiane abklopfen
  • Yoga-Gleichgewichtsübungen
  • Kaltes Wasser/ Kühlakku
  • 5 Sinnesübungen
  • Duft-Öl
  • Rescuetropfen
  • Musik und Tanzen
  • Urlaubsimagination
  • Standortveränderung – aus dem Haus gehen/ um den Block laufen/ Bahn fahren
  • Krisentelefon anrufen (Lara, Station, Krisendienst)
  • Meditation – Atem hören, beobachten, in den Boden atmen
  • In den Wald gehen – Bäume umarmen
  • Beten – um Hilfe bitten, dankbar sein

Ich bin bereit! 🙂

Meditation mit meiner Angst

Ich sitze mit gekreuzten Beinen. Meine Hände haben sich intuitiv ihren Platz auf beiden Seiten meines Halses gesucht und verweilen dort die ganze Zeit in einiger Entfernung zur Haut.

„Hallo Angst! Ich lade dich ein zu mir zu kommen, in mein Herz.“

Ich fühle Raum und meine Herzenergie darin. Ich erspüre, dass die Angst Angst hat zu kommen. Gehe zurück zur Herzenergie und versuche mich liebevoll zu öffnen, für alles was da kommen mag.

„Willst du dich zeigen? Wie siehst du aus?“ (ich glaub irgendwie selbst nicht daran, dass da was passiert)

Der Raum wird heller. Am Rande meiner Wahrnehmung sehe ich wie aus den Augenwinkeln ein Wesen aus Nebel in tannenbaumartiger Form, ohne unteren und oberen Teil.

„Ich kann dein Gesicht nicht sehen.“

Die Form verschwindet. Alles wird noch heller. Ich fühle Angst. Ein flirrendes, vibrierendes Gefühl, furchtsam auf Abstand um meinen Körper herum. Ich verliere sie immer wieder und bemühe mich jedes Mal mich wieder zu öffnen.

Wo ist eigentlich mein Körper? Wo fühle ich die Angst im Körper? Das Angstgefühl verbindet sich mit einer pflaumengroßen Stelle in meinem Unterleib und ist nun von außen nach innen, zu mir gekommen. Dort zieht sich alles zusammen. Tränen steigen auf. Ich springe rein, raus, rein, raus. Das übliche. Nicht einfach, dabei zu bleiben. Doch habe ich heute etwas Liebevolles in mir, was es schafft, die Tür immer wieder einen Spalt aufzumachen. Ich lege intuitiv eine Hand auf meinen Nacken und die andere Hand auf die Stelle am Bauch, für Schutz und Beistand und lass mich in das Weinen und Wimmern nach vorne sinken. Die Empfindungen verändern sich stetig. Nach jedem raus und wieder rein, fühlt es sich etwas anders an. Im Detail nicht beschreibbar, aber als ob das Angstgefühl sich verwandeln würde. Ich komme in schnelle tiefe Atmung und kann mich langsam wieder aufrichten, bin wieder mehr da. Ich habe ein sehr starkes Schutzbedürfnis und schlinge deshalb meine Arme um meine Schulter, um mir Sicherheit zu geben. Das hilft tatsächlich und ich entspanne mich weiter. Ich spüre dann nach ein paar Minuten, dass das so erst mal in Ordnung ist und ich aufstehen kann. Und mir ist so, als ob da in mir ganz viel Dankbarkeit gefühlt wird, dafür, dass ich da gewesen bin. Da scheint etwas zusammengekommen zu sein, was sich für mich heilsam anfühlt.

Eine schöne Geschichte der Intuition

Termin beim Jobcenter abgehakt und nun stehe ich vor der Gebäudetür und überlege wohin mit mir. Nach Hause? Ist mir nicht nach, aber werd ich wohl landen, wenn mir morgens 9:30 Uhr nichts anderes einfällt. In den Wald? Weiß ich noch nicht. Ist die Frage, ob meine Kraft ausreicht, bis ich dort angekommen bin. Nach lange laufen, fühlt sich mein Körper noch nicht an.

Ich steige an meiner S-Bahnstation aus. In 5 Minuten könnte ich zu Hause sein. Ich scanne weitere Möglichkeiten durch. Wald? Brötchen holen für ein zweites Frühstück? Hund holen von Freundin und mit in den Wald nehmen? Keine Ahnung. Spaßeshalber bitte ich meine Intuition darum mich zu führen und spüre dabei in den Bauch und Beine.

Ich laufe. Ich laufe ganz natürlich geradeaus. Nicht nach rechts in Richtung Wohnung. Also doch in den Wald. Ich male es mir schon aus. An der nächsten Ampel wieder die Frage und das spüren. Oh, doch nicht über die Ampel, doch nicht den Wald? Es zieht nach rechts. Als dann nach ca. 100 m meine Beine mich doch auffordern die Straße zu überqueren, wird mein Verstand noch verwirrter. Das macht doch keinen Sinn, dieses Zickzack. Da hätte ich doch auch schon an der Ampel rüber gehen können. Auf der anderen Straßenseite zieht es weiter nach rechts. Nach ca. weiteren 100 m schaue ich nach links zwischen zwei Häuserblocks hindurch. Mein Blick bleibt an einem jungen Mann mit Hund kleben, der dort läuft. Ich wundere mich schon, warum ich ihn so lange anstarre, als ich just in diesem Moment hinter ihm einen Fuchs um die Ecke huschen sehe. Ah haaah! Da geht’s also hin. Ich in die Richtung wo der Fuchs verschwunden ist. Hoffentlich ist er nicht schon weg. Aber nein. Er steht auf einer kleinen Wiese zwischen den Häuserblocks, abseits der Straßen. Ich bleibe in einiger Entfernung stehen und beobachte ihn. Er hat es nicht eilig und scheint sich sicher zu fühlen. Kein Verstecken in Büschen, kein schnelles Weiterlaufen. Auf dem Rasen schnuppert er mal hierhin, mal dorthin, ziellos. Markiert mehrere Bäume, reckt die Nase in die Luft, schaut sich um, schaut mich an.

Ich lausche in die Verbindung zwischen ihm und mir. Dort spüre ich Alter und Weisheit. Dabei sieht er gar nicht so alt aus? Eher noch jung und etwas flauschig. Vielleicht spüre ich hier aber auch nicht das Alter des Fuchses, sondern durch ihn hindurch das Alter der Welt. Zeitlosigkeit. Ewigkeit. Er war schon vor uns da.

Das war eine schöne Erfahrung :).