Wie kann es mit-einander gehen?

Mail an die Therapeutin.


Wenn ich erklären müsste, was eigentlich genau geschehen ist, würde ich heute sagen ‚ich habe an irgendeiner Stelle meinen inneren Raum verloren‘, was gleichzusetzen ist, mit ‚nicht mehr in Sicherheit sein‘.

Ich erkenne das als etwas, was in der Vergangenheit schon oft passiert ist, ich nur nie so benannt habe. Auch da hat nur Rückzug von Menschen und Reizen geholfen, damit sich meine Grenzen wieder bilden konnten.

Wenn das Therapiesetting dafür ein Trigger ist und es (bisher) keine Möglichkeit vor Ort gibt, meine Grenzen zu stabilisieren, sondern jede Begegnung ein erneuter Trigger ist, dann muss ich darüber nachdenken, wie es gelingen kann, dass

  • erstens, die Grenzen nicht so sehr einreißen, dass es ewig dauert bis sie wieder aufgestellt sind,
  • zweitens, ich genügend Zeit zwischen den Stunden habe, damit sie sich wieder aufbauen können,
  • und drittens, ich noch so viel Energie nach einer Stunde habe, das ich meine Bewältigungsstrategien auch anwenden kann, damit sich meine Grenzen wieder stabilisieren.

Die drei Punkte stehen in Wechselwirkung miteinander.

Festhalten kann ich, dass ich nach den Entscheidungen in der letzten Stunde (Anm.: nach 20 Minuten gehen und nächster Termin erst in zwei Wochen) eine sofortige innere Entlastung gespürt habe, wie endlich wieder Luft bekommen, nachdem ich fast ertrunken wäre. Und den Tag danach gab es kein zurückrutschen in den 1. Bereich. Zurzeit bin ich immer noch im 2. Bereich (kurze Momente auch in 3). Das beinhaltet auch, jeder kleinste Kontakt, sei es telefonisch oder per Mail verunsichert mich zutiefst, stellt sofort die innere Wertfrage (bin ich richtig, so wie ich mich verhalte?), so dass ich zu tun habe, nicht gleich in die nächste emotionale Krise zu rutschen. (Bisher gut gegangen)

(Anm.: 1. Bereich: nur existieren und irgendwie durch den Tag kommen; 2. Bereich: in der Wohnung bewegen können und wenige Dinge erledigen; 3. Bereich: außerhalb der Wohnung bewegen können und Kraft haben für schöne Sachen – ab hier beginnt Lebensqualität)

Ich denke über Intervall-Therapie nach. Ob das eine hilfreiche Option wäre. Müsste man ausprobieren, um das zu wissen.

Entweder 50 min dienstags, freitags und wieder dienstags. Dann zwei Wochen Pause oder gleich mit den Minuten runter.

Die Frequenz für kurze Zeit zu erhöhen würde dem entgegenkommen, dass sehr viel in mir passiert, wo ich nicht immer fähig bin, dass schriftlich aufzubereiten. Sie würden mehr von den Prozessen mitbekommen. Es könnte eher zu einer ‚Begleitung‘ kommen. Derzeit bin ich eher Einzelkämpfer. Ich sehe das allerdings nicht als Nachteil. Es stärkt mich, weil ich vieles alleine stemme und dabei mitbekommen, zu was ich fähig bin.

Ob wir eine Stunde 50 min oder 25 Minuten laufen lassen sollen, finde ich im Moment schwer zu entscheiden. Grundsätzlich kann ich jedoch davon ausgehen, dass ich dazu neige mich zu überschätzen und zu überfordern. Dann wäre es interessant ein 25 min-Intervall auszuprobieren. Das würde ebenso den ersten und dritten Punkt oben beachten. Ansonsten würde ich zur Orientierung sagen, wenn ich mich einigermaßen sicher fühle, gehen 50 Minuten problemlos, wenn nicht, reichen wohl 25 Minuten (solange ich vor Ort nichts am Sicherheitsgefühl ändern kann).

Da kommen dann Ihre Umstände ins Spiel. Sie meinten, dass das terminlich für Sie nicht gut zu legen ist und es für Sie auch keine Dauerlösung ist. Allerdings gehe ich hier mit meinen Ideen auch nicht von einer Dauerlösung aus. Ich hoffe/wünsche/sehne mich danach, dass es Entwicklung geben wird. Das wird man dann sehen.

Was sich für mich nicht günstig anfühlt, ist, im Wochenrhythmus zu bleiben und dann immer wieder zwei Wochen Pause zu machen. Da verliere ich mit den Prozessen den Anschluss an den Therapieraum und auch den Kontakt zu Ihnen. Gerade taucht allerdings auch ein Fragezeichen in mir auf, ob das wirklich so ist oder ich nur einer Idee von Therapie und in Beziehung-sein hinterher jage, die gar nicht nötig ist.

Ach, ich hab den Fokus verloren. Es ging ja für mich um die Frage, wie kann ich mich in diesem Therapiesetting in Sicherheit fühlen oder nur ertragbar viel Sicherheit verlieren. Und darauf bezog sich mein Gefühl von oben, was sich nicht günstig anfühlt.

Ich war die letzten Male so verwickelt und identifiziert mit dem Gefühl nicht in Sicherheit zu sein, dass ich damit auch gar nicht arbeiten konnte, es nicht beobachten, nicht mit etwas Abstand betrachten. Wenn das möglich wäre, wäre ich einen ganzen Schritt weiter. Dieses Gefühl von ‚Gefahr‘, ‚kein innerer Raum‘, ‚mich schützen müssen‘ vor mich auf den Tisch, als ein Kärtchen legen können. Es mal betrachten und im Körper beobachten zu können. Das wäre was! Ohne das, muss ich immer die physische Flucht ergreifen, weil der sichere Raum und Sie, als sichere Person darin gar nicht wahrgenommen werden können. Bei dem Wort „Sie, als sichere Person“, lachte allerdings etwas Ungläubiges in mir auf. Kann ich also noch nicht wahrnehmen, auch nicht von meiner sicheren Position hier zu Hause.

Wie denken Sie darüber?

(Ich bin ganz erstaunt über meine hier niedergeschriebenen, wohlsortierten Gedanken. Das sah vorher in meinem Kopf anders aus)

Gefühle wie ein nervöses Araber-Pferd? = Trauma?

Das ist das Bild, dem sich Marsha Linehan bedient, Entwicklerin der Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT), um die Gefühlswelt von Menschen mit der Diagnose Borderline zu beschreiben.

Wenn Menschen in ihrer Kindheit nicht gezeigt bekommen, wie sie mit dem nervösen Araber in sich umgehen können, lernen sie nicht ihre Gefühle anmutig zu tänzeln, sondern erleben das ständige ausbrechen, durchgehen und abgeworfen werden.

Meine Ärztin erzählte mir vor einigen Tagen erneut diese Geschichte, als ich ihr das Windows of Toleranz, nach Dami Charf beschrieb und meine Angst, die vor neuen Situation, immer über dieses Toleranzfenster hinaus schießt und ich die Tage danach, verständlicherweise in einem Energietief bin.

Ob diese Angst vergleichbar ist, mit der schwer zu händelnden Gefühlswelt der Borderline-Diagnose?

Keine Ahnung.

Ob DBT die Spitze der Angst senken kann, weil sie früher wahrgenommen werden kann und so auch früher reguliert werden kann?

Keine Ahnung. Ich glaube irgendwie nicht.

Das Nervensystem ist zum großen Teil unbewusst. Wenn ein Trigger kommt, dann reagiert es. Und das aus einem ganz bestimmten Grund. Eine alte Erfahrung, Erinnerung.

Ich glaube eher, dass DBT nur das ‚danach‘ erreicht. Wenn der Ausschlag passiert, dann zu regulieren.

Und das mache ich schon.

Meine Therapeutin ist keine DBT-Expertin, dafür Trauma-Erfahren. Sie sieht sie das unabhängig von mir, genauso.

Der Ausschlag passiert. Wie damit umgegangen wird, kann erlernt werden.

Ich bemerke immer mal wieder, dass meine Ärztin an ihre Erfahrungsgrenzen kommt und mir nicht helfen kann.

Therapie und Kontrollverlust

Ich würde gerne diese letzte Therapiestunde mit Worten greifen können. Die Einzelteile vernetzen. Das ganze Bild sehen.

Es geht gerade nicht.

Nach einem Weinkrampf, der aus der Erkenntnis rührte, dass ich das Leiden das ich fühle nicht verhindern kann. Nichts daran ändern kann.

Diese letzte Stunde hat Neues berührt und Neues in mein Bewusstsein gebracht.

Es hat irgendwas mit meinem ausgeprägten Bedürfnis nach Kontrolle und vor anderen nicht auffallen zu tun. Nicht-funktionieren darf nicht gesehen werden.

Das wurde in der Stunde durchbrochen und ich, mit meinem Kontrollbedürfnis leide darunter.

Es war nicht mehr möglich, über alles hinwegzulächeln. Es war nicht mehr möglich die Abwehr, Angst und Verzweiflung im Hintergrund zu halten.

Ich war gezwungen mich anders zu verhalten.

Das war die Hölle für mich!

Danach gab es trotzdem ganz viel Dankbarkeit von Innen, dass da Bedürfnisse von Abgrenzung und Distanz berücksichtigt, ernst genommen wurden.

Ich bin mir nicht sicher, ob das der innere Hauptaufregungsgrund ist, der hier etwas aus den Fugen bringt, aber es scheint das Schlimmste gewesen zu sein, dass ich unmöglich in der Lage war, mich ihr gegenüber in den Stuhl zu setzen, sondern stattdessen verzweifelt auf dem Boden zum sitzen kam.

Die Hände vors Gesicht geschlagen, weil so unaushaltbar, dort auf dem Boden zu sitzen. Wie auf einem Präsentierteller. Ich hätte mich am liebsten in Luft aufgelöst.

Gleichzeitig hat es sich dort viel sicherer angefühlt, als auf dem Sessel.

Im zwischenmenschlichen Alltag hätte ich mich nie solch einer Situation ausgesetzt. Wenn ich mich im Vorhinein einer Verabredung nicht sicher fühle und sie auch nicht so gestalten kann, dass Sicherheit eintritt, würde ich immer absagen.

Im Therapiesetting setze ich mich dem aus. Das ist sehr, sehr gruselig, extrem angstmachend und auch extrem mutig.

Fühlt sich an, als ob Muster aufbrechen wollen. Und Auf-Brechen fühlt sich erstmal scheiße an.

Kontrollverlust = Sterben.

Ich bin trotzdem zuversichtlich, dass es mich bereichert und auch befreit.

Wurmkiste, Mond und psychische Einschränkungen

Heute Nacht war ein besonderer Vollmond. Ein Super-Blut-Wolfsmond. Was das bedeutet, könnt ihr schön kurz gebündelt in dem Beitrag von Ἑρμῆς Bhakta lesen.

Besonders ist bisher heute für mich, dass ich relativ früh wach geworden bin (was alle möglichen Gründe haben kann) und den Gedanken hatte, ich könnte heute mal wieder joggen.

Ich gehe nur noch joggen (falls man 10-20 Minuten gehen-laufen um den Block überhaupt joggen nennen kann 😉 ), wenn es genau so läuft wie heute Morgen. Der Gedanke, die Lust kommt zu mir.

Das war jetzt ne ganze Zeit nicht mehr so und ein Zeichen von Belastung/Stress/Überforderung/Körper an seinen Grenzen.

Deshalb freut es mich, dass es nach Monaten Pause heute wieder kam. Da könnte ich mir denken, meine Nerven stabilisieren sich grundsätzlich etwas. Oder der Mond eben. 🙂


So, und dann der Wurmkistenbau gestern. 🙂

dav

Super simpel die Sache. 4 Eimer von nem Bratwurststand. Ein Ablaufhahn für ne Wassertonne vom Baumarkt. Mit nem Akkubohrer 6 mm Löcher in 3 Eimerböden bohren und in den Eimer ohne Löcher den Hahn einbauen. Fertig. 🙂

Diese Woche sammle ich noch Startmaterial. Zeitungspapier und Eierkarton. Bioabfall und da ich keinen Kaffee trinke, Kaffeesatz von anderen.

Die Würmer bekomme ich geschenkt, von jemand der schon einen Komposter hat. Die vermehren sich nämlich bei guter Haltung. Nach drei Monaten haben sie sich verdoppelt. 😀

Dann irgendwann noch etwas Verschönerungsarbeit am Wurmhotel.

Zum sozialen Aspekt: Die Bedingungen waren gut. Ich war der einzige Besucher. Wir waren also zu zweit und ein Mitbewohner, der aber nicht mitmachte.

Die Wohnung war zum wohlfühlen und inspirierend.

Das sich unterhalten war schwierig für mich. Da bekam ich die ersten Beschwerden. Nebel im Kopf, Körper nicht mehr spüren, Umgebung nicht mehr richtig wahrnehmen können.

Doch als wir mit dem ‚arbeiten‘ anfingen, besserte sich das sofort. Oh war ich dankbar dafür! Sonst hätte ich nach nur kurzer Zeit wieder gehen müssen.

Abspeichern: Nur Gespräche, sind zu stressig. Gemeinsam etwas tun, geht ganz gut.

Erschöpfung tauchte immer mal wieder auf. Ein Zeichen für mich, dass was nicht mehr gut läuft. Wenn ich dann pausiert habe, mich auf der Couch zurückgelehnt und im Raum umgeschaut, wurde es wieder besser.

Nach anderthalb Stunden, war es trotzdem genug und wir waren auch fertig.

Im Anschluss, auf dem Bahnhof und zu Hause Benommenheitsgefühl, wie, wenn ich erst wieder wach werden müsste und ganz woanders war.

Welche Gefühle das Beisammensein ausgelöst hatten, spürte ich dann erst in der Meditation – dem achtsamen Lauschen nach innen.

Da war es wieder, das Gefahren-/Bedrohungsgefühl. Es scheint nicht ohne zu gehen. Große Not und auch Entlastung wieder zu Hause in Sicherheit zu sein, lösten ein paar Tränen.

Heute Morgen spüre ich dann noch die andere Erschütterung, die solche Treffen auslösen. Maximale Selbst-Verunsicherung, bis in die Wurzeln. Eine riesen Angst vor Zurückweisung. Kein Gefühl mehr dafür, ob ich noch okay bin, so wie ich bin. Wow!

Kein Wunder, dass so Begegnungen für mich anstrengend sind und nur mit Vorsicht geplant werden, wenn sie sowas auslösen!

Im Moment habe ich das Gefühl, mich von all diesem schon wieder ganz gut erholt zu haben. 🙂


Welches Thema auch auftauchte und womit ich bisher sehr wenig zu tun hatte, waren Fragen zu meiner beruflichen/persönlichen Situation.

Mein Umfeld besteht überwiegend nur noch aus ebenfalls Betroffenen. Das macht ein ganz anderes Gefühl über Beschwerlichkeiten zu sprechen, als mit jemand der berufstätig ist.

Da ich vor vier Tagen eine ähnliche Situation mit jemand aus der Nachbarschaft hatte, die, wie ich finde, blöd gelaufen ist, ich nicht die richtigen Worte gefunden habe, hatte ich mir diesmal etwas Gedanken gemacht, was ich sagen möchte und was nicht.

Als es dann dazu kam, zu erklären, warum ich für meine Würmer evtl. nicht genügend Wurmfutter habe (zu wenig frische Lebensmittel zu Hause), beschrieb ich meine Einschränkungen lediglich als Erschöpfungs-Syndrom, welches mein Einkaufsverhalten beeinflusst.

Das wurde verstanden. War mit einem Psychologiestudium aber vielleicht auch zu erwarten. /-)

Es kamen noch Fragen nach Burn-Out, ob die Erschöpfung psychisch oder physisch bedingt ist und das ließ sich alles gut beantworten.

Kein Burn-Out, da man sich davon eher erholt. Bei mir chronisch. Psychischer Stress erzeugt physische Erschöpfung. Ich lerne damit zu leben.

Und damit war die Sache geklärt. 🙂 Hat sich gut angefühlt für mich!

Weitere Entwicklung des Akupressurklopfens zur Selbstheilung

Ich bin seit ein paar Tagen am überlegen, wie ich mit dem Klopfen weiter umgehen soll, weil mir auffiel, dass keine Verbesserung mehr eintrat, sondern sogar eine wahrnehmbare Verschlechterung der Symptome. Ich fühlte mich desolater über den Tag, als an Tagen ohne Klopfen.

Durch Beiträge von Klopf-Trainern beim Online-Kongress dieses Jahres, wurde ich an einige Dinge erinnert, die ich irgendwann weggelassen hatte.

Das war einmal das Klopfen der Gamut-Serie zwischen den Klopfrunden, bei Trauma-Themen, um die linke und rechte Hirnhälfte miteinander zu verknüpfen.

Der Gamut-Punkt liegt auf der Handaußenfläche zwischen kleinem Finger und Ringfinger. Bei mir kann ich da an der linken Hand eine richtige kleine Kuhle, zwischen den beiden Knochen die in die Finger übergehen, spüren.

Dort wird nach einer Klopfrunde geklopft, dabei die Augen geschlossen, geöffnet, gerollt nach links und nach rechts, von 1 bis 5 gezählt, eine Melodie gesummt und nochmal von 1 bis 5 gezählt.

Und tatsächlich tat und tut mir das richtig gut. Ich spüre, dass ich mehr da bin beim Klopfen, wenn ich das zwischen den Runden mache.

Dann hatte ich für mich selbst die Bewertung des Stresswertes des unangenehmen Gefühls von 1 bis 10 mittlerweile weggelassen. Es reichte zu beobachten, hoher Stresswert und nach der vierten Runde fast kein Stresswert mehr.

Da der Stress nun aber blieb, hab ich das auch wieder eingeführt am Anfang und nach jeder Runde zu bewerten wie hoch die Belastung noch ist.

Und auch das war eine richtig gute Idee. Weil einmal bekam ich dadurch auch noch mal mehr Abstand zum Gefühl, konnte es mehr beobachten, anstatt vereinnahmt zu werden und zusätzlich fand ich heraus, dass die Themen sich vermischten und konnte gegenwirken.

Ich klopfte z.B. ein belastendes Gefühl das den Wert 9 hatte und sich in der Magengegend befand und fand heraus, dass das mit dem Zahnarzttermin vom Vortag zu tun hatte. In der dritten Runde war der Wert bei 1 und in der vierten Runde stieg er plötzlich wieder an auf 5-7. Erst durch den Anstieg fiel mir auf, dass nun die rechte Beckenseite betroffen war und ein ganz anderes Gefühl präsent geworden war. Ich hörte hier auf, um mich nicht zu überlasten und baute das mit in den Abschluss ein. „Für mich bist du vollkommen ok so, auch wenn der Panikwert wieder steigt und wir das heute nicht gelöst bekommen.“

Das hätte ich ohne das Bewerten nicht mitbekommen. Es macht für mich Sinn immer nur ein Thema am Tag zu klopfen, um nicht zu viel aufzuwühlen.

Soweit. Also Gamutpunkt und Stresswert. Und trotzdem reicht das noch nicht in jedem Fall, um gut geerdet in den Tag zu kommen, auch mit Klopfen.

Deshalb bleibe ich im Anschluss noch im Bett liegen, mache die Schmetterlingsübung (Arme über Kreuz vor der Brust und abwechselnd linke, rechte Schulter mit der flachen Hand klopfen) und singe dabei mein persönliches beruhigendes Mantra. Dabei merke ich, wie nah oder fern ich vom Körper bin und mich langsam wieder annähere. Und das kann dann auch so aufwühlend sein, dass ich daran noch anschließe mich überkreuz an den Armen zu halten, mich für Reiki zu öffnen und so das Fließen und Gehaltensein zu spüren.

Heute, zwei Tage nach dem Erlebnis von oben, wo noch ein zweites Gefühl auftauchte, klopfte ich wieder das vorherrschende belastende Gefühl. Ein Leiden. Daraus wurde Schwere und dann Panik, lokalisiert am linken Hinterkopf.

Es erinnerte mich an die Panikempfindung die ich da nicht weitergeklopft hatte. Der Wert lag bei 7 und ich hatte ganz schöne Mühe mit dem Fokus bei diesem Gefühl zu bleiben, weil da so viel Angst davor war. Diesmal auch mit Beziehungsklopfen – „Ich bin bei dir und diesem hohem Panikwert. Ich bleibe bei dir, egal wie hoch oder niedrig dieser Panikwert ist.“

Es allgemein zu formulieren hilft mir Abstand zu halten, um es als Körperempfindung wahrnehmen zu können und nicht vom Gefühl überwältigt zu werden. Deshalb habe ich vermieden zu sagen – deine Panik, deine schreckliche Angst.

In der vierten Runde hatte sich der Wert nicht tiefer als 3 bis 5 entwickelt und ich spürte auch, dass längeres Klopfen eine Überlastung wäre. Also hörte ich auf.

Ich hatte auf alles geachtet, mich gut in den Körper geholt und trotzdem, nach meiner Morgenroutine und der folgenden Entspannungsphase war ich sehr weit weg von mir, hatte Schwierigkeiten mit den Sinnen wach zu werden und fühlte beim vorsichtigem in den Körper spüren, dass da viel Furcht vor diesem war und Furcht da zu sein.

Also wieder ein Klopfen, das mich in meiner Beweglichkeit mehr einschränkte, als sie mir zurückzugeben.

Und trotzdem denke ich, es ist alles gut.

Ich habe eine Vermutung. Und zwar denke ich an die Schichten einer Zwiebel und daran, dass es sein könnte, dass ich mittlerweile überwiegend an sehr tiefe Schichten stoße, weil die anderen schon abgetragen sind.

Traumapanik zu klopfen, ist, denke ich, eine herausfordernden Sache. Mir kommt es vor, als würde ich nun stetig bei genau dieser Panik landen. Eine Panik, die sich anfühlt wie wahnsinnig werden und völlig von Sinnen sein.

Wenn das so stimmt, dann stelle ich mir weiter vor, dass es Zeit und viele Annäherungen braucht, um diese geballte, abgespeicherte Energie ganz vorsichtig Stück für Stück zu entladen.

Und dann erinnere ich mich noch an eine Aussage von einem Klopf-Trainer, der von einer Nachwirkzeit von 3-4 Tagen sprach, bis sich alles wieder neu sortiert hat.

Also auch Pausen lassen ist ganz wichtig. So habe ich es intuitiv schon richtig gestaltet, nicht mehr jeden Tag zu klopfen.

Damit wäre die Verstärkung der Symptomatik völlig normal, weil ein seeehr schwieriges Thema berührt wird und das System zur Umstrukturierung angeregt wird.

Dazu kommt noch, dass mir die Einschränkung meiner Beweglichkeit viel stärker auffällt als früher, weil sie, so massiv, viel weniger geworden ist. Ich hätte es also vor einem Jahr gar nicht bemerkt, weil es da fast normal war.

Also – alles okay. 🙂

Entwicklung mit dem Akupressurklopfen

Ich klopfe nicht mehr jeden Morgen. Aus einem Gefühl heraus, dass dann zu viel aufgewühlt wird und es ausreicht nur noch jeden zweiten Tag zu klopfen.

Das heißt aber auch, dass die tägliche Gefühlslage in ihrem Ausmaß an Leid abgenommen hat. Ich kann es mir gönnen, die Klopfpausen. Leiden ist nicht mehr jeden Tag da.

Ab und zu kommt es sogar vor das ich Leiden zu Hause bemerke, mit der dazu typischen einhergehenden bleiernen Müdigkeit und Schwere, und ich alleine durch das einladende, bejahende hin Spüren den Auslöser erkenne und die dadurch ausgelöste Emotion, z.B. Wut, und sie sich im Körper bewegen lassen kann, alleine durch das erlauben. Das Leid verschwindet, die Müdigkeit hebt sich auch ohne geklopft zu haben! Wow!

Eine wirklich schöne Entwicklung!

Ich bin am Ende des zweiten Klopfjahres angekommen und das ich nicht mehr täglich klopfe, um Leid zu verringern und Gefühle zu regulieren, hat sich zirka nach 1 ¾ Jahr eingestellt. Natürlich mit Ausnahme in Krisenphasen.

Zurzeit findet der Online-Klopf-Kongress 2018 statt, veranstaltet von Michaela Thiede, mit vielen Interviews in denen man die unterschiedlichsten Einsatzgebiete für das Klopfen kennen lernen kann, jeweils zum ausprobieren mit Mit-Klopf-Runden. Er endet morgen am 29.07.2018. Es sind also nur noch wenige Interviews kostenlos für 24 h verfügbar. HIER kann man sich noch kostenlos anmelden – nur die E-Mail-Adresse ist nötig.

Ich habe mir die Interviews zum ersten Mal gekauft. Es gibt einen Sozialtarif (auf Anfrage). So kann ich mir alles ganz in Ruhe anhören, wenn es für mich passt und mich weiter inspirieren lassen und entwickeln.

Die Ausrichtung änderte sich bei mir über die Zeit. Habe ich zu Beginn nur die belastenden Gefühle geklopft, wechselte ich nach einem Jahr zum Klopfen der inneren, haltenden Beziehung für die belastenden Gefühle und nach einem weiterem dreiviertel Jahr schwenkte ich zum positiven Klopfen.

Hauptsächlich die Liebe zu allem was ich bin und was da ist und das Gefühl beschützt und in Sicherheit zu sein. Die widersprechenden Gedanken und Glaubenssätze tauchen dabei von ganz alleine auf und ich binde sie in die Liebe und den Schutz mit ein. Auch meine Verbindung zum Höchsten klopfe ich immer wieder und das ist seeehr wohltuend.

Das alles ist nicht statisch, sondern passt sich immer wieder an die aktuelle Befindlichkeit an.

Wer neugierig ist und mit dem Klopfen noch keine großen Erfahrungen gesammelt hat, dem empfehle ich die FAQ-Seite vom Klopf-Kongress. Dort werden verschiedene wichtige Fragen beantwortet, wie z.B. die Angst, dass etwas schlimmer werden könnte oder schlimmer geworden ist durch das Klopfen. Oder das vom alleine Klopfen abgeraten wird bei Schizophrenie, Psychosen und schweren Traumata!

Auch ohne Klopf-Kongress, kann man sich auf dem Blog von Michaela Thiede ganz wunderbar über alle möglichen Themen zum Klopfen informieren.

 

Traumageschenke?

Die Körperarbeit hat mir heute richtig gut getan. Mal den Blickwinkel ändern. Die Perspektive drehen.

Die Therapeutin drückte erneut ihr Erstaunen aus, wie viel ich wahrnehmen könnte und zeigte sich ganz begeistert.

Sie erzählte mir aus ihren Indienreisen, das sie dort mal einen Guru fragte, wieso es in Indien so viele erleuchtete Menschen gäbe und in Deutschland nicht. Der Guru meinte, dass in Deutschland die Erleuchteten in den Psychiatrien säßen. Sie stellte sich vor, dass, wenn ich in Indien leben würde, sie vielleicht zu mir kommen würde, und darum bitten würde, dass ich meine heilige Hand auf ihr Haupt lege.

Ich musste lachen. Eine schöne Geschichte.

Wir schauten uns an, wo meine hohe Wahrnehmungsfähigkeit auch etwas Gutes ist, neben dem Leiden, welches sie ebenso erzeugt. Mir fielen zwei Situationen ein, wo ich mich mit dieser Begabung wohl fühle.

Einmal unter Menschen, denen es auch so geht. Zum Beispiel zwei Freundinnen, wo ein Treff im Cafe schon zu Beginn ein paar Minuten benötigt gemeinsam einen guten Platz, an der richtigen Stelle, in der richtigen Position zu finden. Da können wir über uns lachen, wenn das dann etwas dauert, bis sich alle wohlfühlen und bestärken uns gegenseitig darin, für uns so sorgen zu dürfen. Da fühle ich mich ganz normal und genieße das jedes Mal, einfach so sein zu können. Da freue ich mich auch über Fragen wie: „Schau mal, ob sich die Decke gut für dich anfühlt. Hier liegt sonst auch noch eine andere.“

Die zweite Situation ist die andere, sehr unregelmäßige, weil kostenverursachende Körpertherapie bei U.. Da kann ich mich meist sehr fallen lassen und den sanften, feinfühligen Impulsen folgen, lernen ihnen zu vertrauen und die Heilerin in ihnen zu erkennen. Das ist jedes Mal sehr berührend und für mich immer noch, nach vielen Jahren wunder-voll.

Und jetzt für mich fällt mir noch die Natur ein. In der Natur, im Wald, am Wasser, auf Wiesen genieße ich meine Feinfühligkeit auch sehr und sie hilft mir dort Kraft zu tanken. Auch an Orten, die ruhig und mit einer guten Energie sind, breite ich meine Fühler gerne aus. Zum Beispiel in Räumen wo viel Holz ist oder wo viel meditiert wird. Räume die still sind und eine Geschichte erzählen, wie zum Beispiel in Kirchen.

Bei der Menge an Wahrnehmungen die ich im Körper beschrieb, musste die Therapeutin auch an eine Landschaft denken, in der sich ständig etwas verändert. Die Wolken treiben, dann kommt Sonne, dann weht der Wind, dann wird es still und das immer so fort. Und sie würde das voller Staunen beobachten. Wir konnten dann den Unterschied herausarbeiten, warum sie es so positiv erlebt und ich mich eher belastet und auch überfordert fühle.

Erstens, für mich ist es immer noch neu. Mein Verstand hat Angst davor, weil er es nicht kennt, nicht einschätzen kann, nicht weiß, was es bedeutet und wie er sich dazu verhalten soll (ja, immer noch, auch wenn schon einige Jahre ins Land gegangen sind).

Zweitens, meine traumatischen Erfahrungen haben eine zusätzliche Angst vor dem Körper und seinen Wahrnehmungen gesetzt. Dort bedeutet Körperwahrnehmungen = (immer noch) Gefahr.

Und drittens, kann ich meistens die Wahrnehmungen nicht von einem sicheren Ort heraus beobachten. Bildhaft: Sie, die Therapeutin sitzt in der Landschaft auf dem sicheren Boden und genießt den Anblick – ich bin in dem Bild die Landschaft selbst, bin mal Wolken, mal Sonne, mal Wind, mal ist mir heiß, mal bin ich nassgeregnet, mal mein Haar zerzaust, hin und her gerissen. Mir fehlt der Boden (ich arbeite daran), für all die Bewegungen.

Dieses Bild hilft mir, mich besser zu verstehen und Mitgefühl für meine immer noch vorhandenen, vielen Ängste zu empfinden.

Schön fand ich auch, als sie erzählte, dass diese hohe Wahrnehmung vielleicht als Folge der Traumatisierung, nun auch eine Begabung in sich trägt. So dass das ursprünglich Schmerzhafte auch zu einem Geschenk wird.

Noch habe ich da auch einen Denkknoten im Kopf und trotzdem gefällt mir diese Sichtweise sehr. Jetzt ist mir fast danach, mich bei meinen Eltern dafür zu bedanken. 😀

Traumatisierung oder Hochsensibilität?

Monika Richrath hat auf ihrem Hochsensibel-Blog einen Beitrag von Sandra Quedenbaum hochgeladen, welche aus ihren beruflichen Erfahrungen berichtet, wie sich Traumasensibilität von Hochsensibilität unterscheidet.

Diese Frage trage ich schon ganz lange mit mir herum und finde mich, nach dem Lesen des Beitrages, auf beiden Seiten wieder.

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