Das eigene Potenzial

Ein geborenes Menschenwesen braucht Menschen, um in der Verbindung zu Gott zu bleiben, mit der es natürlicherweise auf die Welt kommt.

Ohne die Hilfe von Menschen, verliert es diese Verbindung.

Gott beinhaltet das Potenzial jedes Einzelnen. Ohne Verbindung dorthin, kann das Potenzial nicht abgeschöpft werden.

Doch das Potenzial ist nicht verloren, auch wenn der Zugang dorthin unterbrochen wurde.

Erwachsen, kann es wieder gefunden werden, wenn nach und nach der Schmerz über diesen Verlust verarbeitet wird.

Das ist ein sehr langer und auch sehr schwieriger Prozess. Vertrauen muss sich erst wieder aufbauen, dass es da wirklich etwas gibt. Diese Verbindung zu Gott, zum eigenen Potenzial möchte erst nach und nach kennengelernt werden.

Mit all den Fragen, die erst mit dem Kennenlernen, mit der Erfahrung selbst, beantwortet werden können.

Wo warst du?

Warum warst du nicht da?

Warum hast du mich alleine gelassen, obwohl es zu schwer für mich war?

Kann ich dir da noch vertrauen?

Wer/was bist du?

Bist du sicher?

Kannst du mich wirklich halten?

Gibt es da wirklich noch mehr Möglichkeiten, als mein kleines, enges Leben?

Bleibst du? Oder gehst du wieder?

Und wo geht die Reise hin, mit dir an meiner Seite?

Danke, das du auf mich gewartet hast. Ich verneige mich vor diesem Mysterium.

Tagebuchnotizen 17.11.-21.11.17

17.11.     Wenn ich davon ausgehe, dass das Viele-sein auch auf mich zutrifft, auch ohne Gedächtnislücken im Alltag, dann machen die Unterschiedlichkeiten in mir Sinn. Auch das fehlende Identitäts-/Einheitsgefühl. Und wenn ich es ok finden könnte, dass unterschiedliche Gedanken und Empfindungen in meinem Kopf sind und den Versuch aufgeben könnte, zu etwas eine Meinung, einen Gedanken, ein Gefühl zu haben, dann könnte es leichter und friedlicher werden in mir. Ich muss mich nicht mehr auf einen Nenner bringen. Unterschiedliches, Widersprüchliches darf nebeneinander existieren. Das wäre ja mal schön, wenn mir das gelingt es so zu sehen und anzunehmen.

19.11.     Der Teil der die Achtsamkeit schon morgens sehr ernst nimmt und damit Druck erzeugt: „Ich sehe dich und höre dir zu. Was sind deine Aufgaben?“ „Aufpassen. Für Ordnung sorgen. Hilfe holen.

Der betroffenen Teil schützt sich im Nebel, im Nicht-da sein, (Fr. B. kommt nicht wieder) damit der Schmerz nicht gefühlt wird. Zum ersten Mal kann ich das verstehen und finde es sinnvoll und gut.

21.11.     „Wo möchtest du jetzt sein, wo dein Schmerz gelindert ist?“ Bild: Unter den Flügeln einer großen Eule, Gesicht ins Federkleid gekuschelt, mit den Händen die weichen Federn fühlen, warm, umschlossen und gehalten. Schutz.

Hass und Heilung

Das Meridianklopfen führt mich immer wieder zu meiner Selbstabwertung.

Ist das jetzt gut oder schlecht? Es ist wohl einfach. Nach all den Jahren ist es wohl nun die Zeit, dass das Weggucken nicht mehr funktioniert und ich diesen Teil von mir anerkennen muss/will/darf.

Nachdem ich hier das erste Mal von meinem Hass geschrieben habe und die Tatsache, dass ich es mir vorher noch nie erlaubt habe, dieses Gefühl zu haben, geschweige denn auszusprechen, ist es nicht mehr ganz so heikel.

Ich habe ein paar Menschen schon davon erzählt, ausprobiert wie sich dieses Wort aus meinem Mund anfühlt. Wie es sich anfühlt, wenn ich jemandem laut sage: Ich hasse mich. Dieses Gefühl ist einfach da. Es fühlt sich sehr wahr an, auch wenn es ungewohnt ist. Ich rede mir nichts ein. Diese Schwingung ist in mir.

Heute hat es sich wieder in seiner ganzen Bandbreite gezeigt… wie ich wirklich fühle.

Ich kam nach Hause und mir ging es nicht gut. Ich wusste auch nicht was ist. Ablenken ging auch nicht mehr, weil meine Konzentration versagte. Mir tat der Kopf weh und von der Anspannung auch mein Nacken und meine Kiefermuskeln. Ich bemerkte, dass ich unter diesem Zustand anfing ins Leiden zu kommen, nichts mehr machen zu können und mich so schlecht zu fühlen. Dann fing ich an zu klopfen und ein Hass auf meine gesamte Situation entlud sich. Ein Hass auf meine Einschränkungen. Ein Hass, dass es immer so schwer war. Ein Hass, dass es mir so oft schlecht geht. Ein Hass auf meine Behinderungen und dass ich nicht machen konnte was ich wollte und wann ich wollte. Ich hasste, dass es so ist wie es ist. Ich spie diese Worte aus und habe es noch nie so ehrlich gemeint.

Bin ich erschrocken über mich? Ich weiß nicht. Suche das richtige Wort. So entlastend es ist, die Wahrheit auszusprechen, so bin ich doch auch… hmmm… enttäuscht? Ja.

Und da beginnt die Abwertungsspirale wieder von vorne. Weil ich Hass empfinde, kann ich kein guter Mensch sein usw. usf.. Wie soll ich meine Situation annehmen, wenn ich sie hasse. Ich geh mal davon aus, dass der Hass zur Krankheitsbewältigung als Teil dazu gehört. Alles andere frustriert mich zu sehr.

Jaja, verstehe schon. Ich sollte mich jetzt wirklich mal auf diese Sache konzentrieren und wie im EFT-Buch empfohlen, 2-3 Monate täglich diese massive Selbstwert-PU beklopfen. Sonst komme ich mit den anderen Themen nicht so weit, wenn da immer diese Abwertung reingrätscht.

Es war so verlockend, dieses freie, assoziative Klopfen und es sind dabei so spannende Dinge passiert.

Heute Morgen habe ich zum Beispiel eine 3-Jährige gefunden, die jemanden verloren hat und im Kleidchen zusammengekauert auf einem Platz hockte, voller erstarrter Angst und Panik und dann isoliert und nach innen gekehrt, nicht ansprechbar im Schock – wir haben ein bisschen zusammen gearbeitet. Es war nicht leicht, weil sie so gut wie gar nicht auf mich reagiert hat, es aufgrund ihres Zustand nicht konnte. Ich fragte sie, wie ich ihr helfen kann. Atmen – war das einzige Wort, also haben wir zusammen geatmet. Ich habe das innerlich sprechend begleitet. Ein und aus usw., beruhigende Worte gesprochen, bei mir die Thymusdrüse geklopft und ihr immer wieder gesagt, sie ist in Sicherheit. Dann konnte ich auch ihren Brustkorb klopfen. Vorher hatte sie keine Berührung zulassen können. Sie entspannte sich, kam in eine ausgestreckte, liegende Haltung, mit geschlossenen Augen und sprach immer noch kein Wort. Ich war unsicher, wie lange ich jetzt bei ihr bleiben sollte und sie klopfen sollte. Ich fragte sie und sie gab mir zu verstehen, dass sie einfach nur schlafen wollte. Ich deckte sie mit einer Decke zu und obwohl sie ruhig und entspannt wirkte, sagte ich ihr, dass ich morgen wieder kommen werde, weil ich nicht wusste, ob das jetzt ausreicht.

Das hat mich mitgerissen. Aber ich versuche nun den Empfehlungen zu folgen und es mehr systematisch anzugehen und zu Beginn weniger solche Ausflüge zu machen. Aber ich werde schon noch mal nach ihr schauen. Ich weiß aus meiner Biografie gar nichts von dieser Situation.

Das Hier

Meine Fresse, bin ich neben der Spur.

Natürlich innerlich. Äußerlich sieht man starke Erschöpfung.

Gehe nicht zum Zuverdienst. Alle Energie wird für DAS HIER gebraucht, mehr schaffe ich nicht.

Übermorgen ist der Abschiedstermin. Wir haben eben noch mal telefoniert, weil ich chaotisch und überfordert geworden bin. Wie nimmt man Abschied?

Wir werden vielleicht was gemeinsam spielen. (Voll albern.) Ich will es irgendwie schön haben und nicht so unmittelbar. Spiele machen mir Spaß. Immer wenn ich dahin denke, muss ich weinen. Verständlich.

Ich will es ganz, ganz schön haben. Es soll nicht betrübt und schwer sein.

Wollte Blumen auf den Tisch stellen und eine Kerze und einen Kuchen backen. Wird mir aber alles zu viel, zu anstrengend, auch emotional, mich damit zu beschäftigen.

Ich werde es auf mich zukommen lassen und sehen, was an dem Tag möglich ist, was ich aushalte und was eh unbewusst an Gefühle abgetrennt wird.

Ich habe Angst etwas falsch zu machen. Erwartungen nicht zu erfüllen. Was ist, wenn alle Gefühle abgeschnitten sind und ich gar nichts mehr dazu sagen kann und die Gelegenheit verpasse, endgültig?

Wir konnten Befürchtungen durch das Telefonat abgeben. Alles ist okay, so wie es dann kommt. Und später kann ich immer noch reagieren, per Post oder Besuch in der Geschäftsstelle.

Ich habe auch Angst vor dem Schmerz, dass er sich dort zeigt und gesehen wird, ich entgleise.

Tja, da kann ich allerdings nicht so viel machen, außer auch das auf mich zukommen zu lassen.

Ich versuche gerade zu kochen. Spüre ständige Wechsel in mir, weg zu sein und dann wieder da zu sein, ein Selbstgefühl zu haben und wieder keines zu haben, zeitlich orientiert zu sein und dann wieder nicht.

Dein Aufstieg

Ich muss mich um zwei kümmern. Um Dich und um mich.

Lege mir eine Decke um die Schultern, damit ich gehalten bin, wenn ich dir begegne.

Ich muss aufpassen, dass ich nicht mit dir verloren gehe.

Mit der Decke, Schreibzeug neben mir, Öl und dem Wissen/Bewusstsein, dass dies ein geplanter-ungeplanter Moment ist, wo ich mich entscheide dich anzuschauen, weil du eben schon da warst (und letzte Woche schon), zünde ich dir eine Kerze an.


 

Ich zünde Dir eine Kerze an, meine Liebe, die deinen Weg nach oben beleuchten soll.
Weil es das ist, was du mir gezeigt hast.

Du bist gestorben und in den Himmel aufgestiegen. 😥 😥 😥

Ich gehe nun mit dir dieses Stück Richtung Himmel. Begleite deinen Aufstieg.

Du bist jetzt bei den Engeln. Sie passen auf Dich auf. Bei ihnen geht es Dir gut.

Dort bist Du in Sicherheit.

Du bist jetzt im Himmel. Dort geht es Dir besser.

Für Dich <3

Für Dich ❤

Deine Erlösung.

Du bist dort damals gestorben.


 

Du bist deinen Weg schon längst gegangen. Das Leid hast du zurück gelassen.
Soll sich wer anderes drum kümmern. Ich zum Beispiel.

Wohin damit?
Kann ich es ebenso zurücklassen?

Du bist weg, aber ich bin noch da!


 

Ein bedürfnisloser Zustand.

weich
weit weg
wie auf Wolken

Wie passend. Ist es so wenn man tot ist, wenn die Seele gestorben ist?

da
nicht da

hier und
fort

verschwunden

Gar nicht so unangenehm.

still
friedlich
aufgehoben

Das bist Du.
Es ist gut, Dich in Sicherheit zu wissen!

Kann es hier dann weitergehen?
Wirst Du fehlen?
Brauche ich Dich?

Wie wird es ohne Dich sein?
Jetzt wo ich es weiß.

Du fehlst mir. 😦

Werd ich ohne Dich leben müssen?


 

Ich habe überlebt!

Jetzt kann ich damit etwas anfangen, mit dieser Aussage.


 

Am vorletzten Morgen im Krankenhausbett.

Dieser dunkle Zustand taucht wieder auf. Ein Gefühl tot zu sein.

Wie besprochen, lasse ich ihn diesmal zu, in der Vermutung, dass dies ein Wiedererleben ist von damals und mich nicht fürchten brauch.

In Bruchteilen von Sekunden verwandelt er sich und ich spüre wie ich ins Licht aufsteige. Plötzlich ist alles klar und die Wahrheit durchflutet mich, dass es mir den Atem raubt und ich sofort von dieser Empfindung zurückspringe und meine Tränen unter der Decke verstecke.

Ich bin gestorben – damals.

Meine Bettnachbarin reagiert auf mein Weinen, streckt ihre Hand in meine Richtung, ich ergreife sie und halte mich daran fest, während ich ihr weinend erzähle, was ich eben gefühlt habe.

Dann stehe ich auf, versuche Abstand zu finden.

Bis heute…

Ich denke, es ist alles gut, auch wenn es mir das Herz bricht.

 

 

Nähe, Schmerz und Distanz

Das Blog ist…

Arrrrg… ich will nicht immer ‚aktuell‘, ‚momentan‘, ‚zur Zeit‘, ‚gerade‘ schreiben, um kenntlich zu machen, dass das was ich schreibe lediglich für diesen Augenblick so ist und sich jederzeit wieder verändern kann und verändern tut. So! Hab ich das mal gesagt und versuche es loszulassen.

Das Schreiben hier verbindet mich. Ich fühle mich verbunden, wenn ich schreibe. Mit mir, mit anderen. Der Wunsch, verbunden zu sein ist riesig groß. Ich dürste jeden Tag danach.

Nicht einfach, wenn innere Verletzlichkeiten, offene Wunden reale Nähe nur begrenzt möglich machen.

Da ist es für mich auch schwer die Selbsthilfegruppen zu besuchen. Da geht fast nur noch die eine, weil sie so einen abgesteckten Rahmen und ganz klare inhaltliche Ablaufstrukturen hat. Das hält meine Emotionen etwas auf Distanz.

Auf Arbeit (Zuverdienst) geht es, weil ich jederzeit aus dem Kontakt gehen kann und mich meinen Aufgaben widme. Entstehen Gespräche, muss ich einem Blickkontakt ausweichen. Blickkontakt tut mir emotional dann weh, als würde derjenige direkt in mein offenes, wundes, verletztes Herz schauen. Nähe und Verbundenheit entstehen da nur sehr bedingt. Gehe ich also teil-hungrig nach Hause.

Nähe tut mir weh. Das heißt, der Kontakt mit Freunden tut mir automatisch auch weh. Nicht die Freunde selbst, aber sie bringen mich zu meinen Gefühlen. Ich war bisher noch nicht so weit, diesen Schmerz vor Freunden einfach zuzulassen, mich damit zu zeigen und ich weiß auch nicht, ob meine Freunde schon soweit sind, es wertschätzend (aus)halten zu können.

Also schreibe ich hier viel, um mich auf geschützte, etwas entferntere Art verbunden zu fühlen.

 

(…) Da ist ein gebrochenes Herz in mir. Wir haben nicht darüber gesprochen wie ich mit diesen Gefühlen umgehen kann. Ich nehme an wie mit allen – zulassen. (…)

Frau Helferin: „(…) Und die Trauer, das gebrochene Herz, zulassen ja, aber auch wieder loslassen. Vielleicht können Sie mit sich die Vereinbarung schließen, dass die Traurigkeit einen Platz in Ihrem Tag oder in Ihrer Woche bekommt. Einen zeitlichen Rahmen, in dem Sie sich bewusst Zeit dafür nehmen, indem Sie z.B. darüber schreiben, oder es malen, oder traurige Musik hören und es zulassen, dass Tränen kommen. Aber es dann wieder auch bewusst beenden, indem Sie sich aktiv mit etwas anderem beschäftigen. Raus gehen, Kontakt aufnehmen mit jemandem, eine andere Musik hören, die etwas anderes auslöst. (…)“

Ich weiß nicht, ob ich das so bewusst machen will, da eine Trennung. Ob das überhaupt geht. Ich kann schöne Dinge erleben und trotzdem dabei im Hintergrund die Verwundung spüren. Es ist okay so. Es ist nicht schlimm. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich es wegmachen muss, um es in einen späteren Zeitpunkt zu stecken. Das meint sie wahrscheinlich auch nicht. Eher, wenn ich jetzt Tag und Nacht tief drin stecken würde und mich gar nicht mehr daraus befreien kann. Nehme ich an.

Ich spüre eine Bereitschaft, mich einzulassen, auf diese Gefühle, auf ihre Existenz, auf ihre Entwicklung, einfach darauf, dass sie ein Teil von mir sind. Ich möchte mit ihnen verbunden sein, sie begleiten, ihnen helfen einen Platz in mir zu finden. Wow! Bin selbst beeindruckt von mir, dass ich dazu ein ‚Ja‘ finde. Dass ich den Schmerz willkommen heiße.

Heute Morgen im Bett habe ich diesen horizontalen Riss im Herzen gespürt, regelrecht physisch, ganz konkret auszumachen und ohne emotionale Entladung. Eher wie ein Zusammenziehen, wie wenn man sich kurz verbrannt hat und das Gesicht zu einem Zischen verzieht und die Hand auf die Stelle legt. So ungefähr.

Ich dachte an die letzte Stunde Körperarbeit vor 3 Tagen. Da wurde mir eine Hand auf den Rücken gelegt, in Höhe des Herzens und ich spürte wie nach vorne, also unten, weil ich lag, mein Herzfeld sich öffnete, jedoch geteilt. Also ein Strahl rechts und ein Strahl links. Da ist mir das mit dem Riss gar nicht eingefallen. Heute Morgen erst.

Das fand ich allerdings wirklich spannend, dass also eine alte emotionale Verletzung tatsächlich eine konkrete physische, feinstoffliche, dauerhafte Veränderung erzeugt.

Ich fragte da hinein, was helfen kann und sah, wie von innen, also innerhalb des Herzens (was in dem Bild übrigens immer so eine klassische Herzform hat ❤ ) etwas mit fester Substanz gegen drückte. Der Riss blieb, aber war verschlossen.

Dazu gedacht habe ich mir, dass vielleicht von Innen etwas Neues wächst – mir erschien das Neue in goldener Farbe – und das Alte ausfüllt und am Ende darüber hinauswächst. Es absorbiert.

Tragende Säulen

Wie kommt es eigentlich, dass, wenn eine Hauptsäule meiner Stabilität/Identität ins Wanken kommt, gleich auch andere Säulen mit in Frage gestellt werden?

Ich weiß, dass mich der Abschied von Frau Helferin gerade so richtig tief trifft (obwohl noch Zeit ist, sie aber für 4 Wochen nicht da ist). Da wird ganz Grundlegendes meiner Identität angegriffen. Das rüttelt so richtig an der Basis meines Selbstwertgefühls.

Und gleichzeitig stelle ich die Medikation in Frage und bin mir sicher, mein Bauchgefühl sagt mir gerade, mit dem Seroquel etwas runter zu gehen, weil ich bereit/stark genug bin alles zu halten.

Gerade stelle ich dieses Gefühl in Frage und bin mir nicht sicher, ob das eine so schlaue Idee, zu genau diesem Zeitpunkt ist.

Und eben fange ich auch noch an am Zuverdienst zu zweifeln, ob ich da richtig bin, dass ich ja mein Potenzial gar nicht entfalten kann (wenn ich mal wüsste, was überhaupt mein Potenzial ist…). Und das, wo es noch nicht so lange her ist, dass ich genau gespürt habe, dass es nichts zu verändern gibt und alles zur Ruhe kommen darf.

Ich habe so eine Ahnung, dass ich aufgrund der Belastung in dem Beziehungs-/Bindungsthema, unbewusst andere Baustellen aufmache, um… ja… um was eigentlich? Abzuwehren? Lieber die Krisen woanders haben, als in dem Bindungs-/Verlustthema? Keine Ahnung.

Im Zuverdienst war ich heute ständig in Diskussionen verwickelt, die ich gar nicht führen wollte, aber nicht anders konnte, als sie zu führen und mich aufzuregen und mich unverstanden zu fühlen und verletzt und angespannt und super erschöpft und und und. Ich hatte im Nachhinein das Gefühl, ich wollte irgendetwas von den Anderen, ohne zu wissen was es ist und habe gezehrt und gezogen und es trotzdem nicht bekommen.

Ich glaube, ich bin gerade super sensibel und angreifbar, was meinen Wert betrifft. Und ich suche im Außen nach der Bestätigung, dass ich immer noch okay bin, richtig bin.

Das könnte passen. Weil ich erinnere mich an meine erste therapeutische Trennung, die zum Supergau wurde und mein Leben seit dem ein anderes ist. Da habe ich mich auch völlig wertlos gefühlt, als würde mein Wert nur durch die Beziehung zur Therapeutin existieren.

Okay. Also was ist heute anders.

Ich habe einen kleinen, sehr wertvollen Freundeskreis aufgebaut. Diese Menschen sind da und bleiben auch erst einmal da. Wir konnten uns einige Wochen nicht sehen, weil ich keine Kraft für nahen Kontakt hatte, dafür auch zu verletzlich war. Aber ich kann sie fühlen, die ganze Zeit. Sie sind da! Ich bin nicht alleine!

Ich habe mit dem Zuverdienst einen Ort, wo ich auch in brüchigen, desolaten Zeiten hingehen kann. Das bleibt bestehen! Die Menschen dort, die Mitarbeiter sind für mich da!

Ich habe in der Kontakt- und Beratungsstelle die Möglichkeit, bei Überforderungs-/Krisensituationen psychologische Unterstützung zu bekommen. Die Menschen dort sind für mich da!

Ich bin also auch ohne Frau Helferin nicht alleine! Ich bin in Verbindung mit unterschiedlichen Menschen und Orten. Mein Leben existiert weiter und verschwindet nicht plötzlich!

Alles ist gut!!! Ich bin okay so wie ich bin, immer noch, auch mit all den aufsteigenden Gefühlen, Verwirrungen, Verirrungen, Kämpfen und Verzweiflungen!

Nähe V

Die ersten 2 Wochen ohne sie. Sie waren kaum in mir präsent, kaum da, kaum Thema. Erst ein paar Tage vor unserem Termin kam das Gefühl des Wartens und der Unruhe. Kamen die Unsicherheit und die Angst vor der Begegnung. Sie waren mir so fern. Ich spürte Widerstand, sie erneut in meine Nähe zu lassen.

So lief er denn auch ab, der Termin. Ich war mir so einigermaßen nah, doch sie spürte ich kaum. Ihren Augen ausweichend. Tieferen Gefühlne ausweichend, zurückdrängend. Eindeutig Schutzmodus. Altes Verhalten. Es machte mich traurig.

„Wenn sie jetzt gehen, kann es sein, das ich das Gefühl habe, das sie gar nicht da gewesen sind.“ „Oh, was können wir denn da machen“, sagt sie einladend und lächelnd. Ein Berührungsimpuls steigt auf und mit ihm blitzschnell die Angst davor. „Oaaahr nein, ich bekomme gerade Angst. Hat irgendwas mit Nähe zu tun. Ist schon okay so. Dann ist es halt heute so.“

Und schon waren sie für mich im Raum spürbar, ohne dass wir etwas Bewusstes dafür taten, einfach weil ausgesprochen wurde was war und sie darauf annehmend reagierten.

Seit dem sind sie mir nah, in diesem zweiten Zwei-Wochen-Rhythmus. So nah, dass mir auffällt, dass ich mehr Nähe zulassen kann, wenn sie nicht anwesend sind.

Ich schreibe ihnen immer wieder. Sie reagieren. Und ich fühle so viel Nähe, dass ich nun auch den Abschied mit all seinen Gefühlen fühlen kann. Immer wieder lese ich ihre Texte und fühle, was sie mit mir machen. Wie es wohl weitergehen wird? Wie das nächste Treffen sich anfühlen wird?

 

„Hallo Frau [Helferin], könnten wir noch mal telefonieren, heute oder morgen?“

„Ja klar, morgen habe ich gut Zeit. Passt es Ihnen ab 12:30/13:00? Lg“

„Okay. Vielleicht ist es dann auch nicht mehr nötig, wenn mich das Gespräch mit Frau [Psychiaterin] heute etwas beruhigt. Geb ich Bescheid drüber.“ „Guten Morgen. Ich denke wir brauchen nicht sprechen. Ich hatte am Mittwoch noch sehr viel Angst gespürt, auch in noch mehr neuen Bereichen und zusätzlich Angst bekommen, dass ich so viel Angst nicht schaffe auszuhalten. Dazu Wut darüber, dass sie mich damit alleine lassen. Die Wut konnte ich nicht erlauben, weil ich auch feststellte, dass ich klar komme damit. Das war ein heftiges Gerangel in mir. Fr. [Psychiaterin] hat etwas die reale Angst gemildert und ich konnte heute Morgen etwas von der Wut erlauben, als ich erkannte, dass sie alt ist und damit auch berechtigt. Puhhh :)“

„Oh wow.. Ja, das klingt nach etwas, was ganz groß geworden ist, wie sie es so mit sich rumgetragen haben.. Was sie beschreiben, wie es sich lösen konnte und was sie erkannt haben, wie sie das geschafft haben, freut mich sehr zu hören. Ich weiß, dass das grad sehr schwierig ist für sie. Und ich finde, sie machen das richtig gut. Lg und ein schönes Wochenende.“

„Sie werden mir fehlen, ihre Art wird mir fehlen, ihre Zuversicht, ihr an mich glauben, ihr Mut machen. ;( Meinen sie, sie könnten mir zum Abschied etwas schreiben, (woran ich mich festhalten kann)?
Mir fällt das mit dem Telefontermin schwer. Ich weiß nicht wie ich ihn nutzen soll, für welche Themen, ohne den Zeitrahmen zu sprengen. LG“

„Liebe Frau…, schön, dass sie das ausdrücken können.. Klar schreib ich ihnen. Das hätte ich sowieso gemacht.
Das mit dem Telefonkontakt war so gedacht, dass er sie in der Umsetzung der Dinge, die sie sich vorgenommen haben unterstützen soll. Weil es natürlich etwas anderes ist, wenn sie wissen, dass jemand nachfragt.. Dabei geht’s um die Themen Angst/Vermeidung und auch Grenzen wahrnehmen. Alles was „größer“ ist, geht am Telefon erfahrungsgemäß nicht gut und das würden wir dann besprechen, wenn wir uns sehen. Könne sie damit etwas anfangen? Lg“

„Das ist super. Mit so einer Orientierung habe ich gar nicht gerechnet. Damit kann ich sehr viel anfangen. Danke!“

„:-)“

 

Hach jaaa…

Das Böse in mir

Ich erinnere mich, da gab’s doch schon mal so etwas. Da habe ich doch schon einmal drüber geschrieben. Alles kehrt wieder und wird weiter bearbeiten, von einem neuen Standpunkt aus.

Überheblichkeit, Arroganz um mich nicht unsicher zu fühlen? Mich erfahrener, weiser, reifer fühlen, um mich über andere zu erheben, um mich nicht so klein zu fühlen?
Mich ungefragt als Lehrer aufführen, lehren wo niemand um Lehre gebeten hat. Der Wunsch, dass zu mir aufgeschaut wird, damit ich hinabschauen kann und mich größer fühle?
Macht ausüben. Unrecht ausüben. Durch meine Haltung. Die Größe, die Buddha-Natur jedes einzelnen nicht wahrnehmen. Die Richtigkeit jeder anderen Erfahrungen nicht anerkennen, würde sie mich doch in Frage stellen, mich mit meiner Selbstunsicherheit innerhalb dieser Beziehung konfrontieren.

Ich muss die ‚Kinderwelt‘ loslassen, die Vorstellung, dass alles ‚gut‘ wäre. Die Flucht in eine Welt, von Engeln behütet, in der, wenn ich mich nur stark genug auf mein Herz konzentriere, alles ‚dunkel‘ draußen bleibt.
Das ‚Böse‘ nicht verleugnen. Das ‚Böse‘ in mir. Zulassen. Fühlen. Verstehen. Mitgefühl auch für diese Seiten in mir, die letztendlich aus der Angst erwachsen. Das ‚Böse‘ entsteht im Grunde immer aus Angst.
Macht, Gier, Hass, Geltungsbedürfnis (alles in mir vorhanden) – im Ursprung Angst. Angst als ein Teil von mir. Der Gegenpol zur Liebe. Beides ist ein und dieselbe Energie.
Habsucht, Neid, Gewalt, Missbrauch – alles in unterschiedlicher Ausdrucksform (oft subtil oder nur im inneren verborgen) in mir vorhanden.
Es gibt das ‚Böse‘ in der Welt. Es gibt das ‚Böse‘ in mir. Alles ist Ausdruck dieser Welt, alles entspringt aus dem gleichen Stoff, der gleichen Quelle. Alles ist miteinander verbunden.
Gehässigkeit, Schadenfreude. All das finde ich auch in mir.

Es tut weh dort hinzuschauen. Es löst Selbstverurteilung aus. Wie schlecht bin ich. Verurteilung. Auch dieses ‚Böse‘ ist in mir. So viel Dunkelheit.

Und so viel Licht.

Ich stelle mir die ‚Quelle‘ als eine Kugel vor, die aus einem Nadelteppich besteht, wie diese Zimmerdekorationen, wo man z.B. seine Hand gegen die Nägel drückt und auf der Gegenseite dann die Form der Hand erscheint.
Jede erdenkliche Form bildet sich aufdieser Kugel ab – Häuser, Bäume, Gefühle, Menschen, Gedanken, Religionen, Kriege, Gemeinschaft, Liebe, Angst, Gewalttaten, Wetter, Planeten, Kometen, Sonnen – einfach alles. Die Formen empfinden sich selbst als getrennt voneinander, doch sind sie alle aus dem gleichen Material und alle über das Material miteinander verbunden. So ist alles was sich um mich herum abbildet, auch in mir vorhanden. Wenn ich mich nun hinsetze und mich ganz bewusst für dieses Material öffne, mich damit verbinde, erfahre ich auf noch direktere Art die Erscheinungen im Außen auch in mir. Nichts unterscheidet sich mehr voneinander. Alles ist eins. Irgendwie klingt das verrückt. Das ist doch tatsächlich das, wie ich es wahrnehme und erfahre. Unglaublich!

Da war viel Angst die Tage. Ich konnte ihr zuschauen, wie sie mich halsabwärts abtrennte von mir. Wie sie Gedanken-, Vorstellungstürme um meinen Kopf herum erschuf und das das Vertrauen nicht zu ihren Eigenschaften zählte.
Angst kontrolliert zu werden, selbst keine Kontrolle mehr zu haben. Angst vor dem Ungewissen, dem Unsichtbaren, dem Namenslosen, welches sich unbemerkt in mir einschleicht und von innen manipuliert, die Herrschaft übernimmt. Angst vor der Unberechenbarkeit des Lebens.
Ja. Kontrolle ist eine Illusion. Wenn ich mich dem Leben (der ‚Quelle‘) öffne, öffne ich mich ALLEM. Dass mir das angst macht, finde ich nun absolut nachvollziehbar.

All die ‚dunklen‘ Anteile in mir zulassen. Mit dem Herzen sehen. Vielleicht zeigt sich diese gewaltige, dahinterliegende Urangst. Ich bin bereit sie zu fühlen. Ich bin bereit mich in Beziehungen klein zu fühlen. Ich bin bereit mich in Beziehungen unsicher zu fühlen. Ich bin bereit mich zu zeigen. Ich bin bereit, dass meine panische Angst gesehen wird. Oh, da kommt mehr… ich bin bereit mich der Angst, der totalen Vernichtung zu stellen, sie zu fühlen. Vernichtungsangst scheint die Urangst zu sein.

Gott ist ein Gefühl

Zögere dies in Worte zu fassen. Worte können es nicht fassen. Sprache ist immer polar und trennend, damit lassen sich Einheitserfahrungen grundsätzlich nicht über Sprache vermitteln.

Vergesst alles was ihr euch zu diesen Worten denkt, was ihr euch vorstellt. Diese Worte sind nur mit dem Herzen zu fühlen. Vergesst alles war ihr euch unter dem Wort Gott vorstellt. Vergesst Formen, Bilder, Gedanken, Ideen, Geschichten. Gott ist ein Gefühl. Gott ist ein Zustand. Und wiederum auch nicht.
ER/SIE/ES hat mich berührt. Ich habe Gott erfahren, mitten in meinem Herzen, mitten in meinem ganzen Sein. Ich weine – es fehlen Worte. Ich versuche es mal mit Schmerz, Liebe, Dankbarkeit, Ehrlösung, Freude, Unendlichkeit, Mitgefühl. Alles zusammen und noch viel mehr.

So unerwartet. Ich schaute einen Film. Wie mir zum Ende klar wurde, eigentlich nicht den Film von dem mir jemand erzählte. Der Titel („Stigma“) viel mir nicht mehr ein und ich stolperte über „Dogma“ und verwechselte diese beiden Filme. „Dogma“ ist eine sehr flache Komödie, die, wie ich glaube den Film „Stigma“ etwas auf den Arm nimmt. Am Ende des Filmes, den ich eher nur halbaufmerksam schaute, da wie gesagt nicht sehr tiefgängig, erscheint Gott (Alanis Morissette) als Frau auf Erden, nimmt einen gefallenen Engel in den Arm und vergibt ihm, alles ohne Worte.
Mich berührte es so heftig, dass ich in Tränen ausbrach, völlig überrascht war und nichts verstand. Der Film war zu Ende, ich weinte weiter, fühlte mich tief im Herzen getroffen. Legte mir intuitiv den Song von Fayzen „Paradies“ auf und dann fühlte ich IHN/SIE/ES/MICH.

Ich fühle den Schmerz des Getrennt-seins in meinem Herzen, getrennt sein vom Leben, der Existenz, vom Ur-Grund, von Gott. Ich erkenne diesen Schmerz sofort in all meinen Beziehungserfahrungen wieder. Ich fühle die Ur-Trennung vom Sein, die in diesen Erfahrungen lediglich wiedergespiegelt ist. Ich fühle die Illusion dieser Trennung, da ich gleichzeitig Gott darum herum, durch mich hindurch, in mir spüre. Ich spüre das Lachen, das Lieben der Einheit. Fühle grenzenloses Ganz-sein, um das kleinere Getrennt-sein-Gefühl.

Und auf einmal fühle ich auch eine andere Botschaft, die andere Aussage hinter den Worten des Songs, fühle ich Gott in diesen Worten. Höre mit dem Herzen was mit ‚draußen‘ und ‚drinnen‘ gemeint ist. Fühle, wie sich meine Erfahrung in den Worten von ‚Paradies‘ und ‚Liebe, die sich in allen Spiegeln spiegelt‘ selbst wiederspiegelt.

So groß… so unglaublich groß und heil!