Das sind sie…

…die Dinge die mich am Laufen halten. Das war mir noch gar nicht so bewusst.

Alltags-Skills

Alltags-Skills

Schön, das mal so im Gesamten zu sehen. Gut zu wissen, was ich brauche, um einigermaßen im Gleichgewicht zu sein. Einiges hat sich erst im letzten Jahr gefunden. Wie das Café, wo ich mich tatsächlich auch alleine sehr wohl fühlen und in indirekter Gesellschaft fühlen kann. Auch das ich Verbindung zu zwei weiteren Menschen aufgebaut habe und wir uns nun gelegentlich in Gemeinschaft zu dritt oder viert treffen, ist neu. Das ich nun 5 Gruppen zur Auswahl habe, die ich besuchen kann, wenn mir nach ist, ist neu. Das ich bei Unruhezuständen zu Hause weiß, dass es hilft einfach loszulaufen oder ins Einkaufscenter zu fahren oder zum nächst größeren Bahnhof, ist ebenso neu.

Wenn ich von dieser Liste etwas weglasse, was immer wieder auch passiert, weil ich mich nicht durchgängig mit mir im Kontakt befinde, wird es unangenehm und das in ganz unterschiedlicher Ausprägung.

Das etwas unangenehm ist, ich im Ungleichgewicht bin, unruhig, angespannt, bemerke ich ziemlich direkt. Dass es daran liegt, dass etwas von dieser Liste nicht ausreichend bedient ist, ist mir ziemlich oft nicht bewusst. Ich stoße dann eher zufällig darauf und habe den Aha-Moment im Nachgang. Deshalb finde ich es ganz gut, dass mir heute der Impuls kam, das mal schriftlich festzuhalten.

Die Auswirkungen, wenn ich etwas davon weglasse, sind sehr unterschiedlich. Das kann ganz harmlos und minimal sein, wie bei den letzten drei Punkten.

Das kann aber auch richtig unangenehm werden, was eher die ersten Punkte auf der Liste betrifft.

Ich habe z.B. ich den letzten Wochen nicht mehr so oft meinen Bauch massiert und seit drei Tagen wieder damit angefangen, weil mein Darm total hart geworden ist, auch an Stellen weh tut und ich ernährungstechnisch noch sensibler geworden bin (begünstigt auch durch das nicht mehr stattfindende Yoga und die Medikamente).

Und heute am dritten Tag, bin ich etwas tiefer in die Verspannung gekommen und auch in eine Verbindung mit meinem Unterbauch, Teilspannung hat sich gelöst und sich in einem starken Weinen entladen. Dazu kam von dort die Rückmeldung:

„Ich bin einsam. Es tut mir weh, wenn du dich trennst.“

Ich war überrascht, hab ich mich doch selbst gar nicht einsam gefühlt. Und wer ist denn da jetzt überhaupt einsam, mein Darm oder mein inneres Kind? Auch war ich verwirrt, weil ich mit so etwas gar nicht gerechnet habe. Dann hab ich mich schuldig gefühlt. Es tat mir leid, dass ich da anscheinend für verantwortlich war. Dann hab ich diskutiert, das abgewehrt. Woher sollte ich den wissen, dass ich mich da von etwas getrennt habe. Ich hab das gar nicht mitbekommen. Und am Ende, habe ich den Schluss gezogen, dass damit anscheinend die Bauchmassage gemeint war, der Kontakt zum Unterbauch, dass ich den habe schleifen lassen. Und wenn ich ehrlich bin und noch mal in den Tag gestern hinein fühle, wo es mir nicht so gut ging, dann hatte ich da schon einen Impuls, dass ich mich mal hinsetzen müsste, um nach Innen-unten zu fühlen. Ich habe es nicht gemacht, warum auch immer.

Danach ging es mir viel besser. Ich fühlte mich vollständiger, emotional und körperlich.

So, oder so ähnlich läuft es in verschiedenen Varianten öfters ab. Im Nachhinein bin ich oft schlauer.

Eine deutliche Lücke spüre ich bei dem Punkt ‚kreativ sein‘. Da ist eine leere Stelle in mir, die immer wieder fordert, dass ich sie fülle, wenn andere Beschäftigungen nicht mehr möglich sind, weil der Kopf  überanstrengt ist. Und ich weiß so oft nicht wie. So viel Verstand/Kontrolle/Bewertung im Weg.  Ich habe gestern versucht, aus dem Kinder-Innen Wünsche fürs Jahr zu malen. Schriftlich hab ich die schon. Das war gar nicht schwierig. Freies Malen zuzulassen, ist hingegen schwer. Es gab Sekundenmomente wo es kam und ich lächelte, um sofort wieder in Bewertung und Kontrolle zu fallen und daraus ergebend sehr anspannt und angestrengt zu sein. Naja, ein Versuch darf so sein.

Kinderwünsche

Kinderwünsche

Zum Thema des Gleichgewichts wurde mir bei der Auflistung der Skills deutlich, wie viel Zeit ich für diese Dinge reservieren muss und dass da wirklich nicht mehr so viel übrig bleibt. Ich kann von mir einfach gar nicht erwarten, wie ‚die Anderen‘ am ’normalen‘ Arbeitsleben teilzunehmen. Das ist unrealistisch und sogar selbstschädigend.

Es tut immer wieder aufs Neue gut, sich von Schuld zu befreien. Das ist so wichtig.

Ich bin nicht schuld daran, dass ich so bin wie ich bin, dass ich so funktioniere, wie ich funktioniere!

Ich habe ein Recht für mich zu sorgen und damit Leid, Stress, Anspannung, Schmerz zu lindern!

Über und Unter

Eine Aussage meiner Ärztin ist in mir hängen geblieben. Sie malte mit ihren Händen einen großen Kreis um ihren Kopf. Da oben sei es übermäßig ausgeprägt. Wortgenau weiß ich es nicht mehr. Doch demgegenüber sei es in anderen Bereichen unterentwickelt. Ich musste erst mal schlucken, ob der Wortwahl. Unterentwickelt. Ich bin unterentwickelt. Die Kränkung war dann doch schnell überwunden, doch diese Aussage arbeitete in mir.

Im Grunde hat sie recht, auch wenn ich mit der Wortwahl nicht zufrieden bin.

Mein Geist ist überentwickelt im Verhältnis zum Rest. Ich bleibe auf der theoretischen Ebene hängen. Mein Handeln, mein gelebtes Alltags-Ich ist dahingegen unterentwickelt.
Das interessante ist (und vielleicht wird es hier etwas klarer), dass ich meine Defizite, meine Einschränkungen, meine Herausforderungen schwer wahrnehmen kann. Ich kann mich im Alltags-Ich schwer greifen. Und das macht vielleicht auch Sinn, ist geradezu logisch, wenn die Theorie so weit weg davon ist und ich in dieser Theorie, weil sie überentwickelt ist, eher verankert bin.

So laufe ich also durch die Welt und weiß z.B. ziemlich viel über Ernährung, finde mich da sehr bewandert. Der Grund liegt darin, dass ich selbst damit einige Schwierigkeiten habe und mich deshalb dazu belesen habe. Wenn sich nun jemand mit mir über gesunde und ausgewogene Ernährung unterhält, unterhält er sich mit meinem wissenden Geist und bekommt wahrscheinlich den Eindruck, dass ich da auch in meinem privaten Leben voll den Durchblick habe.

Dieses Beispiel passt so gut, weil ich vor zwei Tagen zum ersten Mal mit Herrn Helfer darüber gesprochen habe. Über meine Ernährung und was daran schwer ist. Den Anlass dazu geben meine momentane körperliche Kraftlosigkeit, Schwächegefühle, zitternde Muskeln und Kreislaufprobleme. Die Ursachen sind schon erfasst. Es ist erstens zu wenig Substanz (53 kg) als Ausgangsbasis vorhanden und zweitens, wird zu wenig Energie zugeführt, um dem erhöhten Energieverbrauch (Arbeit) gerecht zu werden.
Ich habe es bisher noch nie in Worte gefasst und die Auffälligkeiten oder Hindernisse in einem Gespräch zusammen geholt. Sie verstreuten sich bisher am Rande meines Wahrnehmungsfeldes und ich kümmerte mich nicht allzu sehr darum. Gesammelt kam da folgendes zusammen, wobei nicht alle Erscheinungen immer gleichzeitig und durchgängig auftreten, sondern auch hin und her schwanken und sich abwechseln:
Mir ist oft übel. Manchmal ohne eine sichtbare Verbindung zum Essen, manchmal einsetzend während des Essens, manchmal bei der Vorstellung zu essen, manchmal vor Hunger und manchmal (oder immer) aus psychosomatischen Gründen und manchmal kann ich den Grund nicht mehr lokalisieren.
In solchen Übelkeitsphasen verknüpft sich wohl Hunger/Essen mit Übelkeit, was die Lust am Essen killt und schon die Vorstellung Abwehr erzeugt.
Ich bekomme keine Idee, kein Gefühl mehr zum Essen. Weiß nicht was mein Körper will und brauch, was ich kochen soll, worauf ich Lust habe.
Ich stehe im Laden, schaue all die Dinge an, die vielleicht noch vor zwei Wochen ganz von selbst zu mir gesprochen haben – nimm mich mit, ich will gegessen werden, mit mir könnest du dies und das machen – und fühle nur noch Ablehnung und Übelkeit. Nichts scheint mehr zu passen. So kann ich nicht ausreichend einkaufen.
Die Sachen die ich doch eingekauft habe liegen dann zu Hause. Ich habe einen Knoten im Kopf, daraus ein Essen zu kochen, komme nicht ins Handeln. Wahrscheinlich weil immer noch das Gefühl dazu fehlt.
Manchmal koche ich trotzdem. Dann kann es sein, dass beim Essen wahrgenommen wird, dass es doch passt (welch Freude) oder mir wird wieder schlecht. Ich hebe es bis zum nächsten Tag auf. Dann kann es wieder sein, dass mir schlecht wird und ich schmeiße es weg (die Suche beginnt von neuen) oder es schmeckt plötzlich doch.
Hunger spüre ich die meiste Zeit. Das treibt mich auch an und es gibt keinen Tag wo ich gar nichts esse. Würde ich nicht aushalten. Frühstück (Müsli) geht immer. Wenn ich selbst nichts umgesetzt bekomme, versuche ich irgendetwas außerhalb zu essen. Häufig führt das auch zu Schwierigkeiten, wegen irgendwelcher Lebensmittelzusätze die ich nicht vertrage oder der alt bekannten Übelkeit.

Spaß macht das nicht. Der Vorgang des Essens hat sein Leben verloren, ist zur leeren Geste geworden, weil es eben sein muss. Und es ist aufgrund der Hindernisse nie genug.
Es gibt auch andere Phasen. Ich kenne mich ebenso lustvoll und genussvoll essen, mit Freude kochen, reich an Phantasie und Intuition.

Als Lehre aus der letzten Phase des Mangels hatte ich mir einige Vorräte angeschafft, damit ich etwas da habe, wo ich nicht nachdenken muss. Einfach rein in den Topf und essen. Hat einige Situationen überbrückt, aber ist nährstofftechnisch nicht gut in meinem Inneren angekommen. Der Widerstand gegen Fertigprodukte gestiegen.

Ja, nun waren diese Vorräte aufgebraucht, ich erkannte die Ursachen meiner körperlichen Beschwerden, sah auch, dass ich so nicht arbeiten gehen konnte und befand mich gleichzeitig in einem Antriebs-/Schwächeloch, wo mir der Gedanke einkaufen zu gehen unschaffbar vorkam und landete schwups in einem so richtigen tiefen, heftigem Verzweiflungsanfall, dass alles nie wieder gut werden würde, es keinen Ausweg gibt.
Das half mir wiederum mir Hilfe zu holen und mal jemandem von diesem Dilemma zu erzählen, was wiederum dazu führte, dass ich es überhaupt einmal in seiner Breite wahrnahm, aus meinem Übergeist heraus.

Der neue Plan ist – wenn kein Impuls (Gefühl) aus mir kommt, dann muss ich (Geist) eben alles vorgeben, unabhängig von Lust und Laune. Also habe ich mir zwei Rezepte heraus gesucht. Damit stand dann auch fest was ich einkaufen muss und die Hürde des Kochens wurde auch gemeistert. Einmal habe ich mich beim Kochen unterstützen lassen, was immer gut funktioniert.

Darum ging es ja eigentlich nicht, sondern um die Über- und Unterentwicklung in mir.

Über Sprache und Worte aus meinem Geist kann ich Anderen indirekt Fähigkeiten von mir vermitteln, die ich selbst jedoch nicht wirklich mit mir ausfüllen kann. Ich erspreche, erdenke eine Version von mir, die es so jedoch nicht handelnd gibt. Oft komme ich mir subtil vor wie ein Lügner, als würde ich Menschen täuschen, ihnen etwas vormachen und hab keine Ahnung warum. Das könnte der Grund dafür sein. Diese zwei Realitäten in mir, noch mehr getrennt, als vereint. Der Graben zwischen Wissen und Handeln/Sein.
Scham. An dieser Stelle. Vor anderen Menschen. Scham, wenn auch andere sehen, dass das was ich sage, noch lange nicht das ist was ich bin. Das ein Bild von mir zerbröselt, wenn hinter die Worte in mein Leben geschaut werden kann. „Ach, so hab ich dich gar nicht eingeschätzt.“ „Das hätte ich mir bei dir nicht vorstellen können.“ „Das passt gar nicht zu dir.“ „Gestern hast du noch das und das gesagt.“
Davor habe ich Angst. Vor solchen Reaktionen und dass man sich dann von mir abwendet.

Hach… ist das schwer. Ist das schwer mich so disharmonisch anzunehmen.
Ich sehe mich als bleistiftgezeichnete Karikatur, mit einer riesigen Weltkugel als Kopf (keine Ahnung warum gerade eine Weltkugel 😉 ), der auf Grund des Gewichts vor und zurück schwankt, schwer ihn zu halten. Darunter ein dünner Strichmännchenkörper mit durchgeknackstem Bein. Der Kopf kann den überforderten Körper nicht wahrnehmen, weil er zu groß ist, um nach unten zu schauen. Er plant dann Dinge, die nicht zum Rest passen und ist massiv enttäuscht über das empfundene Scheitern.
Mein Denken, Fühlen, Handeln läuft oft nicht synchron. Es entstehen Unstimmigkeiten. Das geht auf meine Kosten und auch auf Kosten anderer. Ich bemühe mich aus einer Einheit zu leben. Es gelingt mir nicht immer, sind doch die Startbedingungen schwierige.
Ich will mir verzeihen, wenn ich dadurch andere verletze und mich selbst. Es tut mir ernsthaft leid.

Der Verstand ist wichtig, der Verstand ist lebensnotwendig.

Ein Verstand losgelöst aus der Gesamtheit von Körper, Geist und Seele führt zum Ungleichgewicht, mit den unterschiedlichsten Auswirkungen.