Traumageschenke?

Die Körperarbeit hat mir heute richtig gut getan. Mal den Blickwinkel ändern. Die Perspektive drehen.

Die Therapeutin drückte erneut ihr Erstaunen aus, wie viel ich wahrnehmen könnte und zeigte sich ganz begeistert.

Sie erzählte mir aus ihren Indienreisen, das sie dort mal einen Guru fragte, wieso es in Indien so viele erleuchtete Menschen gäbe und in Deutschland nicht. Der Guru meinte, dass in Deutschland die Erleuchteten in den Psychiatrien säßen. Sie stellte sich vor, dass, wenn ich in Indien leben würde, sie vielleicht zu mir kommen würde, und darum bitten würde, dass ich meine heilige Hand auf ihr Haupt lege.

Ich musste lachen. Eine schöne Geschichte.

Wir schauten uns an, wo meine hohe Wahrnehmungsfähigkeit auch etwas Gutes ist, neben dem Leiden, welches sie ebenso erzeugt. Mir fielen zwei Situationen ein, wo ich mich mit dieser Begabung wohl fühle.

Einmal unter Menschen, denen es auch so geht. Zum Beispiel zwei Freundinnen, wo ein Treff im Cafe schon zu Beginn ein paar Minuten benötigt gemeinsam einen guten Platz, an der richtigen Stelle, in der richtigen Position zu finden. Da können wir über uns lachen, wenn das dann etwas dauert, bis sich alle wohlfühlen und bestärken uns gegenseitig darin, für uns so sorgen zu dürfen. Da fühle ich mich ganz normal und genieße das jedes Mal, einfach so sein zu können. Da freue ich mich auch über Fragen wie: „Schau mal, ob sich die Decke gut für dich anfühlt. Hier liegt sonst auch noch eine andere.“

Die zweite Situation ist die andere, sehr unregelmäßige, weil kostenverursachende Körpertherapie bei U.. Da kann ich mich meist sehr fallen lassen und den sanften, feinfühligen Impulsen folgen, lernen ihnen zu vertrauen und die Heilerin in ihnen zu erkennen. Das ist jedes Mal sehr berührend und für mich immer noch, nach vielen Jahren wunder-voll.

Und jetzt für mich fällt mir noch die Natur ein. In der Natur, im Wald, am Wasser, auf Wiesen genieße ich meine Feinfühligkeit auch sehr und sie hilft mir dort Kraft zu tanken. Auch an Orten, die ruhig und mit einer guten Energie sind, breite ich meine Fühler gerne aus. Zum Beispiel in Räumen wo viel Holz ist oder wo viel meditiert wird. Räume die still sind und eine Geschichte erzählen, wie zum Beispiel in Kirchen.

Bei der Menge an Wahrnehmungen die ich im Körper beschrieb, musste die Therapeutin auch an eine Landschaft denken, in der sich ständig etwas verändert. Die Wolken treiben, dann kommt Sonne, dann weht der Wind, dann wird es still und das immer so fort. Und sie würde das voller Staunen beobachten. Wir konnten dann den Unterschied herausarbeiten, warum sie es so positiv erlebt und ich mich eher belastet und auch überfordert fühle.

Erstens, für mich ist es immer noch neu. Mein Verstand hat Angst davor, weil er es nicht kennt, nicht einschätzen kann, nicht weiß, was es bedeutet und wie er sich dazu verhalten soll (ja, immer noch, auch wenn schon einige Jahre ins Land gegangen sind).

Zweitens, meine traumatischen Erfahrungen haben eine zusätzliche Angst vor dem Körper und seinen Wahrnehmungen gesetzt. Dort bedeutet Körperwahrnehmungen = (immer noch) Gefahr.

Und drittens, kann ich meistens die Wahrnehmungen nicht von einem sicheren Ort heraus beobachten. Bildhaft: Sie, die Therapeutin sitzt in der Landschaft auf dem sicheren Boden und genießt den Anblick – ich bin in dem Bild die Landschaft selbst, bin mal Wolken, mal Sonne, mal Wind, mal ist mir heiß, mal bin ich nassgeregnet, mal mein Haar zerzaust, hin und her gerissen. Mir fehlt der Boden (ich arbeite daran), für all die Bewegungen.

Dieses Bild hilft mir, mich besser zu verstehen und Mitgefühl für meine immer noch vorhandenen, vielen Ängste zu empfinden.

Schön fand ich auch, als sie erzählte, dass diese hohe Wahrnehmung vielleicht als Folge der Traumatisierung, nun auch eine Begabung in sich trägt. So dass das ursprünglich Schmerzhafte auch zu einem Geschenk wird.

Noch habe ich da auch einen Denkknoten im Kopf und trotzdem gefällt mir diese Sichtweise sehr. Jetzt ist mir fast danach, mich bei meinen Eltern dafür zu bedanken. 😀

Spiritueller Mensch

Ich mag es gerade die Stille in meiner Wohnung wahrzunehmen. Die Stille, die eigentlich keine ist, weil da der PC rauscht, die Tastatur klackert, Stimmen aus der Nachbarwohnung, Motorengeräusche von einem vorbeifliegendem Flugzeug. Es ist die Stille des Wahrnehmens, die Stille die entsteht, wenn die Gedanken zur Ruhe kommen und stattdessen wieder wahrgenommen werden kann. *tiefes ein- und ausatmen* Wie wohltuend. Wie entspannend.

Wie anstrengend so oft so viel zu denken. Wie ermüdend. Wie getrieben, wenn die Gedanken von ihrem steten Fluss zu einer Raserei wechseln. Nichts kann zu Ende gedacht werden. Jeder Reiz löst den nächsten Gedanken aus. Und im schwierigsten Fall fordert jeder Gedanke zu einer wieder neuen Handlung auf. Da laufe ich einmal durch die Wohnung und durch das was ich sehe und an was ich denke, kann ich bis zu 5, 10, 15 verschiedene Handlungsimpulse bekommen, ohne Zusammenhang und Sinnhaftigkeit. Das ist echt erschöpfend. Da passt doch irgendwie der Begriff Geistes-krank. Oder müsste man sagen Gedanken-krank oder Verstandes-krank?

Ich komme gerade aus der Meditation. Deshalb die Ruhe. Also ruhiger als vorher. Natürlich denke ich noch viel. Habe ich auch während der Meditation. Klare Gedanken. Darüber wollte ich eigentlich schreiben. Ich will eigentlich über so viel schreiben.

Wo fange ich an? Vielleicht was mir während der Meditation so als Erkenntnis kam.

Wenn ich so meine Übungen mache, wie das meditieren, die Körperarbeit oder auch das Hände-auflegen, dann bemerke ich, wie ich oft Klarheit und Orientierung finde. Ich weiß dann z.B. plötzlich, welche Worte ich wähle, um jemanden etwas zu sagen. Ich weiß dann überhaupt erst, worum es eigentlich bei dem Thema geht, was mein Anteil daran ist und wie ich das dann in Worte packe, die den anderen auch annehmen.

Das ist ein häufiges Alltagsthema bei mir. Ich will irgendwas nicht oder etwas anders oder muss jemandem etwas von mir sagen und ich habe keine Ahnung wie ich das machen soll, wie es angemessen ist. Meistens habe ich eine riesen Angst etwas falsch zu sagen oder falsch zu sein, mit unbedachten Worten jemanden zu verlieren oder von ihm zurückgewiesen zu werden und meine Gedanken dazu nehmen viel Raum ein.

Ich dachte eben beim Sitzen, dass das zwei Menschen sind. Wenn ich in Praktiken meine Energie anhebe, dann bin ich mehr der spirituelle Mensch. Im Alltag fällt dann meine Energie wieder ab und ich bin der, ich nenne es mal ‚persönliche‘ Mensch.

Als spiritueller Mensch bekomme ich mein Leben gut geregelt. Ich finde Lösungen, ich schaffe Klarheit, ich kann mich orientieren, ich sehe nächste Schritte, ich fühle was wahr für mich ist und was nicht, ich komme zur Ruhe, ich tanke Kraft.

Als ‚persönlicher‘ Mensch bekomme ich mein Leben nicht so gut auf die Reihe. Begegnungen, egal welcher Art bringen fast immer irgendeine Verwirrung mit sich.  Ich fühle mich dabei fast immer unsicher und habe viel Angst. Ich bin unklar und weiß oft nicht, was als nächstes zu tun ist. Ich fühle mich orientierungslos, unfähig und ratlos.

Ich möchte natürlich am liebsten immer in meinem spirituellen Zustand sein. Immer die richtigen Worte finden. Keine Fehler machen. Keine Konflikte. Und wenn, mich damit trotzdem sicher fühlen. Immer und zu jeder Zeit wissen, wann es wo lang geht, was als nächstes zu tun ist. Überhaupt mich mit mir selbst immer sicher fühlen. Kein Kopfkino. Keine sinnlosen Gedankenschleifen.

Hach jaaa… hier könnte die Realitätsflucht beginnen. Ich könnte jeden Kontakt vermeiden und mich in mein spirituelles Ich versenken und glauben, das bin ich.

Bin ich aber nicht.

Bin ich auch. Aber ich bin auch der Alltagsmensch, der Ahnungslose, der Überforderte, der Hilfesuchende, der Beziehungslegastheniker.

Ich könnte ja in jedem Gespräch, wenn ich unsicher werde, sagen: „Moment mal, ich muss eben ins Nebenzimmer und über diese Sache meditieren. Bin gleich wieder da.“ 😀

Eigentlich sind es nicht zwei Menschen. Es ist ein und der Selbe, nur in unterschiedlichen Energieniveaus.

Ich denke da an ein Video von Bodo Deletz, wo er zum mitmachen demonstriert, wie ein Gedanke sich von ganz alleine verändert, wenn man ihn mit seinem Bewusstsein ‚anhebt‘. Fand ich sehr spannend, das zu erleben. In dem Video will er natürlich seine Methode bewerben, weshalb es auch so lang ist. Ab Minute 2:10 beginnt er mit dem ‚Experiment‘, falls es jemanden interessiert.

Energie anheben ist keine große Zauberei, bei der man etwas ganz Spezielles tun muss (auch wenn Herr Deletz das in dem Video so tut), sondern sie geschieht durch Bewusst-sein oder auch Achtsamkeit.

Und das wünsche ich mir in Begegnungen. Dass ich es zulassen kann (immer mehr) mein Bewusstsein bei mir zu halten, während jemand anwesend ist. Das heißt auch, dass ich zulassen kann den Raum zu spüren, in dem Begegnung geschieht und meine Angst darin bewusst zu erleben, die diesem Da-sein immer voran geht.

Das würde dann heißen, dass ich mein spirituelles Sein in Beziehungen mit hineinnehme und nicht nur außerhalb lebe.

Ooooh, ich weiß nicht wann ich das kann. (hier steht nicht ‚ob‘ 🙂 )

schieflage

zeitlos. sehe nachrichten von mir, die gerade mal 3-7 tage alt sind und mir kommen diese sachen, die ich da schrieb, wie aus einer anderen zeit vor. erst so kurz her?

heute bin ich nicht ganz da. war morgens außer der reihe bei meiner psychiaterin. zähneknirschend, weil ich ihr momentan nicht vertraue, nicht weiß, ob ich dort sicher bin, ob sie mich noch verstehen kann, noch hinter mir steht und nicht ein nächstes wort, ein nächster satz mich weiter destabilisiert (so wie es mir gerade in fast jeder beziehung geht).

war trotzdem bei ihr, weil gestern wieder erstmalig gedanken kamen, dass es angenehmer wäre, nicht mehr da zu sein. und weil mir klar ist, dass ich diese verunsicherungen nur weiter verschleppe, wenn ich sie nicht anspreche. weglaufen ist sinnlos, aber schützt trotzdem eine weile.

es ist okay gelaufen. das heißt, ich habe sie weicher, zugewandter und rücksichtsvoll erlebt. mir sind keine weiteren einstellungen und meinungen von ihr um die ohren geflogen. sie hat zugehört und fragen gestellt. wir haben über die vorkommnisse gesprochen. ich konnte ihr alles erzählen, wie sich meine unsicherheiten und verlassenheitsgefühle zusammen setzen. wie ich was von ihr verstehe, wenn sie die dinge auf ihre art und weise sagt. was schwierig für mich ist. wie basal zerstörend sich das auf meinen selbstwert auswirken kann. sie glaubt, es diesmal verstanden zu haben. ich glaube das auch. das war gut.

und ich konnte endlich mal diesen ganzen berg verzweiflung, wegen all der instabilen beziehungen, wegen der daraus entstehenden unmöglichkeit, mich noch irgendwo entlasten zu können und sicher zu fühlen und wegen dem verlust der inneren beziehung zu fr. s., verbal abladen. ich konnte tränen zulassen. ich konnte vor mir selbst und ihr verbalisieren, dass ich es nicht alleine schaffe, wahrnehmungen und mein selbstgefühl stabil zu korrigieren.

es war diesmal ein hilfreiches gespräch. keine abwehrende reaktion von, sehen sie doch mal dies und jenes und ist es nicht doch auch so und so und alles ja nicht ganz so schlimm. nein, sie hat gehört, zugehört, zurückgespiegelt und in meinen worten und tränen und meinem sein erfasst und mich gefragt, ob es dann also so ist, dass ich regelmäßige unterstützung bräuchte. jaaaa! ich habe es mir nicht mehr getraut, dieses gefühl und diese einschätzung nach außen zu verbalisieren, aus angst, damit zurückgewiesen zu werden. jetzt musste es also anders herum laufen. jemand anderes sagt es, eine person mit ‚rang‘, dann erst darf es sein, ist es ‚richtig‘.

also ließ ich mir auch nochmal bestätigen, dass es eine sehr schwere phase ist, in der ich bin, in der ich auch anrecht auf regelmäßige unterstützung durch eine haushaltshilfe habe und das auch lebensmüde gedanken okay sind, da sein dürfen, ich sie nicht bekämpfen muss, ich nichts falsch gemacht habe und ich auch wöchentliche gespräche bei ihr haben kann und nicht absagen muss.

ich versuche anzuerkennen, dass ich diese bestätigungen von außen brauche und sie keine schwäche, im sinne von selbstabwertung, sind. ich versuche es… (und immer das selbstbild von eigenständigkeit und unabhängigkeit im hintergrund, das bröckelt und bröckelt…)

die schleusen waren so offen, dass ich mich in der praxis erst noch in ein leeres behandlungszimmer zurückziehen musste, um zu weinen und mir zeit zur beruhigung zu lassen, bevor ich mich in der lage sah, nach hause fahren zu können.

seit dem zeitlosigkeit, kontextlosigkeit.

ich habe mir erlaubt, ab heute wieder das paroxetin zu nehmen, nachdem ich eine klärungsphase, mit hilfe von kartenlegungen hatte. die botschaft war einerseits – du darfst dich ausruhen, du hast genug gearbeitet und andererseits – erwarte nicht zu viel. dazu kam ein sehr angenehmes gefühl, unabhängig von den karten, als ich innerlich nachfragte. ich bin nun also im reinen damit.

ich habe den mut gefunden, nochmal bei zwei verhaltenstherapeutinnen wegen eines therapieplatzes anzufragen. ergebnis noch offen.

freitag gutachtergespräch wegen des betreuten einzelwohnens.

grundstimmung ist stark wechselhaft von hoffnungslosigkeit bis seichte zuversicht, von misstrauen bis schwaches vertrauen, von innerer härte, abwertung bis nuancen von mitgefühl und anerkennung. gefühle von starker belastung sind sehr omnipräsent.

die suche nach dem tieferen sinn dessen, was mir hier wiederfährt, gestaltete sich erst sehr schwierig. was lernt man, wenn man aushält? das leben ist hart? das soll die lektion sein? stärke durch härte? durchhaltevermögen durch härte? nein. das überzeugte mich nicht.

um so mehr ich mich in richtung anerkennung für mich selbst bewegte und wahrnehmen, fühlen konnte, was ich trage, nicht was ich ertrage, sondern was ich trage und halte und leiste, umso klarer fühlte ich einen sinn.

anerkennung für mich selbst lernen! selbstannahme! und dann öffnete sich der blick auch auf glauben, demut und hingabe. das ist es was ich lernen kann.

(auch wenn es da grummelt im hintergrund – na toll, es soll lieber aufhören und wieder gut werden)

ich nutze jede erdenkliche hilfe und erhalte auch viel unerwartete hilfe. kleine ungeplante situationen. das kann ich nun wieder sehen. bin ich froh drum. musste mich darum aber aktiv bemühen. der blickwinkel kam nicht von alleine und bleibt auch nicht von alleine. ich darf hier auch noch mal meine tägliche leistung und arbeit würdigen, meine schieflage auszugleichen.

Reflexion zur Meditation

Meditation ist gleich Absichtslosigkeit und Schauen. Ich setze mich auf das Kissen. Ich brauche die Absicht mich auf das Kissen zu setzen. Ich wähle den Atem als Meditationsobjekt. Diese Wahl ist ebenso eine Absicht. Verlasse ich das Meditationsobjekt, braucht es die Absicht, zu ihm zurück zu kehren. Die Fokussierung braucht Absicht. Ohne geht es also nicht. Mich hinzusetzen, um absichtslos da zu sein und zu schauen, ist Absicht. Die Absicht bildet der Verstand, der Geist. So weit, so klar.

Was genau passiert bei mir? Ich setze mich also hin, um Atem zu schauen. Dann gibt es zwei Möglichkeiten die passieren. Die erste ist, dass sich plötzlich meine Absicht den Atem zu schauen verändert und ich ein anderes Meditationsobjekt wähle, welches erwartungsgemäß für mich stärker zu fühlen ist oder ich in diesem Moment als wichtiger erachte. Die zweite Variante ist, dass während des Atem-Schauens Empfindungen entstehen, die den Atem überlappen und meine Aufmerksamkeit wegziehen. Kurz gesagt, es fehlt die Disziplin zurückzukehren oder die Bewusstheit, den Wechsel überhaupt zu erkennen. Eindeutig.
Die Disziplin wird schnell besiegt von der Verspieltheit, die mit den Dingen fließt, neugierig ist, gerne ausprobiert und Neues entdeckt. Die sich lieber ein Stöckchen anschaut, welches sie in den Fluss wirft und beobachtet was passiert, als starr einen Stein im Wasser zu fixieren. Ich mache aus der Meditation eine kreative Spielwiese. Meine Aufmerksamkeit folgt dabei den Dingen die leicht für mich sind. Das betrifft den feinstofflichen Bereich der Energien und Emotionen, eben alles was nicht stofflich ist. Ich verbreitere, trainiere damit einen Wahrnehmungskanal, der eh schon gut vorhanden ist. Vertiefe und verfeinere ihn. So erst mal nichts Schlimmes.
Doch es fehlt etwas, die stoffliche Seite des Seins. Wie so oft geht es um die gesunde Balance.

Die Anfangsabsicht, Atem zu schauen ist schon mal nicht schlecht. Atem wird spürbar durch die Berührung der Luft mit dem inneren Körper oder die Bewegungen des Körpers, um zu atmen. Da wird es für mich schon schwer. Dieser Wahrnehmungskanal ist ein kaum sichtbarer Trampelpfad. Hier wäre es also viel wichtiger, den Kanal durch Training zu verbreitern. Er hat es nötig.
Heißt für mich, es ist nicht mehr leicht und fließend, sondern anstrengend. Anstrengend das Gefühl des Atems erst mal zu finden und dann auch zu halten. Wie wenn ich versuche am Ufer eines strömenden Flusses, im Wasser einen festen Punkt zu fixieren. Der Blick gleitet ab.
Mein Verstand lockt mich mit Argumenten in die andere Richtung. „Meditation soll doch nicht anstrengend sein. Sie soll leicht gehen. Wenn wir also Atem nicht finden, dann nehmen wir etwas was wir fühlen KÖNNEN.“ Und schwups, bin ich im anderen Kanal. Hier fühlt es sich besser an. Hier werde ich nicht frustriert.
Frustration… Frustration entsteht, wenn ich nicht erreiche was ich will. Heißt, ich habe eine Vorstellung davon, wie es sein soll, wo ich hin will. Ja klar, die Anfangsabsicht. Ich will Atem schauen, kann Atem aber nicht schauen, weil Atem nicht fühlbar ist. Und nun? Wechsel ich das Meditationsobjekt. Eigentlich auch sinnvoll. Aber wohin wechsel ich? Ich sollte im Bereich der stofflichen Körperwahrnehmungen bleiben und dort ein neues Objekt suchen.

Die stetige Änderung meiner Absicht kann ich auch außerhalb der Meditation finden. Auf der Reha fragte man mich regelmäßig, mindestens drei Mal nach meinen Zielen. Jedes Mal erzählte ich etwas anderes und war überzeugt, dass es das jetzt ist. Änderten sich die aktuellen Umstände, die Erfahrungen, änderte sich auch mein Ziel. Man sagte mir auch, dass dieses Verhalten Teil der Diagnose sei, also Teil meiner Persönlichkeit.
Es ist insgesamt für mich schwierig, meine Aufmerksamkeit, meine Fokussierung länger bei einer Sache zu halten, ohne mich ablenken zu lassen.

Etwas anderes ist mir in den letzten Tagen noch aufgefallen, was mir Unbehagen bereitet und nicht gerne angeschaut werden will.
Nach dem letzten Meditationserlebnis legte ich sicherheitshalber eine Pause ein und ich schaute mir meine äußere Welt genauer an. Wie ist mein Leben? Wie fühlt es sich an? Es machte sich eine riesige Unzufriedenheit breit. Ich war frustriert. Es gefiel mir nicht, was ich da sah. Es gab nichts Attraktives. Es ist leer und sinnlos.
Wieder erkenne ich, dass etwas fehlt. In der Meditation war es der Körper, im Leben ist es der Ort an dem ich mich einbringen kann, mich entfalten kann, mich wohl und sinnvoll fühle. Ganz klar ziehe ich mir meine positiven Erlebnisse aus den spirituellen, nicht-stofflichen Erfahrungen. Die stoffliche Welt fühlt sich dagegen nicht gut an.
Flucht. Ich flüchte vor dem Unangenehmen, Anstrengendem, Schwierigen. Suchtverlagerung fällt mir dazu ein. Eindeutig. Meditation als Sucht. Unangenehm mir das einzugestehen. Und tatsächlich nach 3 Tagen Pause ist die Anziehungskraft meines Kissens so groß und mit so verheißungsvollen Gefühlen besetzt, dass ich nachgebe. Das einfach nur sitzen zu dürfen und nichts tun zu müssen, als fließen mit dem was ist, tut viel wohler, als das was ich da draußen in meinem Leben sehe und tue.
Und auch der anfängliche große Widerstand, mir dieses Thema überhaupt mal näher anzuschauen und mir einzugestehen, dass es Nachteile bergen könnte, ist ein deutliches Zeichen von Sucht.
Gut das ich das sehen kann! Es macht mich wacher und vorsichtiger.

Die Unzufriedenheit ließ mich auch ein paar Dinge in Angriff nehmen, damit arbeitstechnisch mal etwas in die Gänge kommt.

Das war eine sehr produktive Auseinandersetzung! 🙂

Von Traum und Wirklichkeit

Es ist echt abgefahren! Wie alles ist. Hänge zwischen den Welten von Traum und Wach. Oder welchen Welten auch immer. Den ganzen Tag lang will immer wieder ein Traumerleben von heute Nacht in mich rutschen. Ich kann nicht erkennen worum es da ging/geht. Und ich spreche nicht von einer Erinnerung, sondern von einem Erleben, als ob ich ins wirklich träumende Schlafen rutsche und das mitten im Wachsein. Sogar während des Lesens drängt es sich auf. Und im Moment des Merkens, verschwindet es wieder. Das hatte ich noch nie. Aus Ärztesicht würde man da mal wieder Derealisation oder sonste was zu sagen. Aber Leute, ganz ehrlich, mein Gefühl sagt mir, da geht es um mehr. Um Dinge, die nicht mehr von dieser greifbaren Welt sind. Gerade nach dem gestrigen Erlebnis in der Meditation. Ansonsten kann ich mir solch starke Symptomveränderungen, in so kurzer Zeit nicht erklären.
Ich saß vorhin an einem See. Über das Gefühl an meinen Füßen auf der Wasseroberfläche, zwitschte ich etwas mehr ins Jetzt und ’sah‘ und ‚fühlte‘ die Umgebung. Es war wunderschön! Obwohl es ein stinknormaler See ist, den ich schon ewig kenne. Klein, mitten in der Stadt. Nichts Besonderes. Und trotzdem sah ich ihn ganz anders, neu und unbekannt. Ich musste an malerische Postkartenmotive denken. Mit verwunschener Atmosphäre. Fremd und mystisch. Der Himmel spiegelte sich im Wasser und wirkte so echt, dass ich das sehr reale Gefühl hatte, meine Füße baumelten Richtung Himmel, in diese Weite hinein. Und alles fühlte sich so tief und schön an, auch fremd, neuartig. Immer wieder floss ein leichter Schmerz in mein Herz, der es nie erlaubte voll in dieses Fühlen einzutauchen.
Ich dachte mir, hier muss der Verstand eindeutig loslassen, sonst kommt Panik auf. Mir erschien die Angst von gestern auch nachvollziehbar. Es geht um so dermaßen neuartige Erfahrungen, die mit nichts Bekanntem zu vergleichen sind. Kein Wunder, dass der Verstand da erst mal mit extremer Angst reagiert. Und mit der Frage, was ist noch real? Bis wohin geht die Wirklichkeit? Kann ich da weitergehen, ohne das mir etwas passiert? Es ist im ganz wortwörtlichem Sinne die Bereitschaft notwendig den Verstand zu verlieren und dabei entspannt zu bleiben. 🙂
Als Vergleich viel mir die Schwerelosigkeit im Weltraum ein, wo es kein Unten und kein Oben gibt. Wenn ich mir vorstelle, dass erste Mal in solch einen Zustand zu kommen, bin ich mir sicher in Panik zu verfallen. Es gibt nur die Erfahrung von unten und oben, klare Verhältnisse und auf einmal gilt das nicht mehr und man hat das Gefühl zu fallen. Tut man aber nicht. Die Perspektive ist nur eine andere, eine weitere.
Okay, also entspannt bleiben und vorsichtshalber aber noch mal das Universum darum bitten, sehr deutliche Signale zu schicken, wenn hier doch etwas in eine sehr falsche Richtung läuft. Ansonsten bin ich bereit meine bisherige Vorstellung von der Wirklichkeit loszulassen und mit den Dingen zu fliessen.

Vielleicht ist das auch mein persönlicher Aufstiegsprozess und ich verschwinde in den nächsten Tagen in die 5. Dimension. 😀 Also wundert euch nicht, wenn keine Postings mehr kommen, ich kommuniziere dann astral mit euch. 😉

Bemühe dich nicht

Raus in den Tag und in die Sonne, fühle ich mich wie ein Maulwurf. Halb blind und kurzsichtig. Die Augen können die Helligkeit nicht ertragen, sind überfordert die Weite zu erfassen. Die viele Zeit in meinem eigenen dunklem Bau, in meinen inneren Räumen, macht das ‚normale‘ Sehen wohl überflüssig.

Meine Stimmung leidet. Wie mir schon vertraut, kämpfe ich erst dagegen an. Versuche den Blick ins Außen zu richten, bemühe mich meine Augen zu öffnen. Groll entsteht. So ist es nicht richtig. So sollte es nicht sein. Und überhaupt fühle ich mich heute gar nicht gut. Der Kopf drückt unangenehm, als hätte ich einen Kater. Meine Konzentration ist flüchtig und ich bin schnell erschöpft. Meine Augen schwer und wie schlaftrunken. Und irgendwie bin ich nicht da und fühle mich desorientiert. Da fällt es mir wieder ein. „Bemühe dich nicht“. Lass es so sein. Bemühe dich nicht in die Ferne zu schauen, bemühe dich nicht die Augen aufzubekommen. Bemühe dich nicht da zu sein. Suche nicht. Schau dir an, wie es gerade ist. Meine Stimmung hellt sich merklich auf und ich fühle mich wieder wohl in meiner Haut. Dann lauf ich halt mit gesenktem Blick. Dann bekomme ich halt nicht alles mit. Dann bin ich halt weg. Aus dieser Haltung nehme ich mehr wahr wie es gerade wirklich ist.

Ich ringe oft um Worte, um diese merkwürdige verzogene Art des Seins zu beschreiben. Heute wieder mal ein Versuch. Es macht mir kaum noch Angst. Neugier ist es eher, die mich es anschauen lässt.

Viele kleine Augenblicke die nicht zusammenfinden. Der Schwenk von einer Aufmerksamkeit zur nächsten zeigt mir, dass die Aufmerksamkeiten voneinander getrennt sind. Nicht an einem gemeinsamen Ort stattfinden. Ich schaue nach links in den Wald, erlebe ihn wie einen neuen Ort, an dem ich noch nie war. Ich schaue nach rechts in den Wald, das gleiche Gefühl. Und eine Lücke zwischen dem ersten Bild und dem Zweiten. Beide Bilder stehen nicht im Zusammenhang, werden nicht als Bilder von ein und demselben Ort erkannt. Als hätte man mich im Moment des Blickwechsels, an einem völlig anderen Ort positioniert. Ich liege auf der Wiese. Habe die Augen zu und bin in irgendeiner Gedankenwelt. Ich mache die Augen auf und auch hier das gleiche Gefühl, als wäre ich gerade aus einem Traum aufgewacht und muss neu schauen wo ich bin. Ich bleibe an einem Aushang stehen und lese ihn. Als ich mich löse und wieder um mich schaue, dass gleiche Gefühl. Ich war weg und bin wieder da. Dass das Lesen des Aushangs an dem gleichen Ort stattfindet, den ich jetzt sehe, kann nicht zusammengebracht werden.

Ziemlich schräg das Ganze.

Energieprozesse

Wow! Es ist echt mächtig was hier passiert. Ich will mal die energetische Seite dieser Woche festhalten.
Gerade eben beim wöchentlichen Yoga. Da kann ich dann immer gut vergleichen, von Woche zu Woche, wo ich stehe, mit meinem Körpergefühl, der Körperbeweglichkeit und dem Energieflussgefühl. Neu ist heute, dass ich schon bei der Anfangsübung, die nur Hände- und Armeausschütteln beinhaltet, spüre, wie die Energie anfängt zu fließen. Schon mein Gedanke daran, scheint mich sofort zu verbinden.

Da fällt mir auch eine kleine Situation von gestern ein. Ich legte einer Freundin die Hände auf ihr verstauchtes Fußgelenk. Ich war mit meiner eigenen Konzentration noch gar nicht richtig da, da spürte ich es schon fließen und nach ein, zwei Minuten durchdrang mich so ein kräftiger Schub, von oben nach unten, dass ich glaubte ihn gar nicht in seiner Ganzheit durchlassen zu können. Hab ich auch nicht. Meine Freundin spürte sofort ein Kribbeln in der verletzen Stelle, welches wanderte.

Zurück zum Yoga. Das starke Spüren blieb die ganze Zeit, ob nun Dehnungen oder Kräftigungsübungen. Zum ersten Mal knackte etwas in der Lendenwirbelsäule, die sonst immer fest und unbeweglich ist. Tut jetzt auch ein wenig weh. Beim „Schlafenden Tiger“, also der Tan-Dschon-Kräftigung, wurde ich in meinen Körper gezogen, so dass ich erkannte, dass ich diese starken energetischen Empfindungen anscheinend oft außerhalb meines Körpers erlebe. Ist nicht so richtig neu, aber war diesmal sehr klar wahrzunehmen. In der Abschlussmeditation hält sich auch dort die ganze Zeit das starke Gefühl mit einem energetischen Raum verbunden zu sein. Ich kann einzelne Energiepunkte in meinem Körper erspüren. Im Becken, im Bauch, im Zwerchfell (ein harter kleiner Ball), im Herzen (ein weiches Feld). Ich versuche Kontakt mit „Aman“ aufzunehmen. (Ich komme mir weiterhin komisch vor diesen Namen zu benutzen, überhaupt einen Namen zu benutzen.) Bedanke mich intuitiv für seine großartige Begleitung, bevor ich die Reiki-Einweihung gemacht habe. Plötzlich habe ich das Gefühl, mich von innen zu verdoppeln. Als würde sich etwas Zweites, Größeres über mich legen. Mit einem viel größerem energetischen Feld, welches nach außen gelb strahlt. Für mich ist es ganz natürlich, dass das wohl Aman ist. Es ist überwältigend, wie groß er sich anfühlt, wie aufgeladen und stark. Ich genieße ihn (es) und freue mich über seine Erscheinung. Sage ihm, dass ich schon Sorge hatte, er ist nicht mehr da, da ich fast nur noch mit Reiki in der klassischen Art arbeite. Ich stelle im wild lauter Fragen und bitte immer wieder darum, Antworten zu erhalten die ich hören oder sehen oder irgendetwas kann. Die Kommunikation lief bisher nur von meiner Seite, abgesehen von dem Namen den ich sah oder ein inneres Lachen. Ich tät so gerne Antworten in Sprache erhalten, damit ich sie verstehen kann. Ich frage, wie ich seine Kraft in die Arbeit mit Reiki einfließen lassen kann. Wie ich überhaupt das intuitive Arbeiten einfließen lassen kann. Ob das sinnvoll ist und wie ich das machen soll? Naja, ich bekomme keine Antworten. Ich bitte darum, ob er mich nicht an mein altes Heilerwissen aus vergangenen Leben anschließen kann. Dann wüsste ich auch, was zu tun sei. Auch da passiert nichts. Na gut, höre ich mal auf mit der Fragerei. Vielleicht kommt er auch gar nicht zum antworten, weil ich keine Pause lasse. Ich überlasse mich wieder ganz der Wahrnehmung. Und plötzlich verändert sich meine Wahrnehmung von dem Zimmer in dem ich sitze. Ich spüre einen anderen Raum. Meine Couch neben mir ist weg. Da ist viel Platz. Ich kann nur nach links ‚sehen‘. Ich versuche zu ertasten oder zu sehen wo ich bin, wie dieser Raum aussieht. Kann aber nicht mehr wahrnehmen, als das neben mir und anscheinend um mich herum viel Platz ist. Auch scheint der Boden durchsichtig oder nicht vorhanden. Spannend, sehr spannend. Das gab es noch nie. Dann bedanke ich mich bei Aman und bitte ihn, meinen Körper zu verlassen, damit ich noch ein wenig bei meiner Atmung bleiben kann. Tatsächlich normalisieren sich wieder alle Wahrnehmung von mir und dem Zimmer. Ich bin wieder da.

Diese starken Energien habe ich die letzten Tage immer so am Rande bemerkt. Vor allem über das Sehen, Fühlen von Räumen. Alles kam mir gedehnt, weit und groß vor. Ich denke, ich verschließe mich noch für sie. Ich traue mich nicht aus ihnen heraus im Alltag zu sein. Mich dort mit ihnen zu verbinden. Sie machen mir angst. Bei der Cranio-Sacral-Behandlung überwältigte mich ihre Stärke am Solarplexus-Chakra. Es wollte wachsen und wachsen und mich groß machen, aber es kam sofort Widerstand aus mir, der immer wiederholte, dass nicht zu wollen. Und direkt daran, kam dann die Angst aus dem damaligen Trauma. Vielleicht kann ich meine wahre Größe leben, wenn ich da durchgegangen bin. Wer weiß. Das wäre definitiv ein überwältigender Durchbruch!

Ich glaube, dass diese Entwicklung eng mit der täglichen Reiki-Eigenbehandlung im Zusammenhang steht. Das ist immerhin jeden Abend eine 40-minütige Übung im präsenten Sein. Hinzu eine kontinuierliche Verbindung und Bewegung der Energie. Vieles Unterschiedliches habe ich dabei schon erlebt. Zum Beispiel ist da auch das zukünftige Motiv für meine Reiki-Visitenkarten zu mir gekommen. 🙂 Spannend war auch, als ich die Absicht mit hineinnahm, Reiki in mein allgemeines Angstgefühl zu schicken. Meine Gedanken führten mich zu einer Erinnerung. Die Erinnerung wurde dreidimensional. Ich war mitten drin, auch mit dem Fühlen und alles war lichtdurchflutet. Erstaunlicherweise fühlte ich etwas ganz Neues, wie ich es bisher nicht erinnert hatte. Ich dachte in dieser Situation Ohnmachtsgefühle gehabt zu haben, aber genau das Gegenteil war der Fall. Ich war in einer sehr mächtigen, überlegenen Position. Diese Veränderung hat mir wiederum dabei geholfen, näher an mein vergrabenes Wutgefühl zu kommen. Ich sehe hier gerade die Parallele zu dem obigen Thema klein sein – groß sein.

Meditation mit meiner Angst

Ich sitze mit gekreuzten Beinen. Meine Hände haben sich intuitiv ihren Platz auf beiden Seiten meines Halses gesucht und verweilen dort die ganze Zeit in einiger Entfernung zur Haut.

„Hallo Angst! Ich lade dich ein zu mir zu kommen, in mein Herz.“

Ich fühle Raum und meine Herzenergie darin. Ich erspüre, dass die Angst Angst hat zu kommen. Gehe zurück zur Herzenergie und versuche mich liebevoll zu öffnen, für alles was da kommen mag.

„Willst du dich zeigen? Wie siehst du aus?“ (ich glaub irgendwie selbst nicht daran, dass da was passiert)

Der Raum wird heller. Am Rande meiner Wahrnehmung sehe ich wie aus den Augenwinkeln ein Wesen aus Nebel in tannenbaumartiger Form, ohne unteren und oberen Teil.

„Ich kann dein Gesicht nicht sehen.“

Die Form verschwindet. Alles wird noch heller. Ich fühle Angst. Ein flirrendes, vibrierendes Gefühl, furchtsam auf Abstand um meinen Körper herum. Ich verliere sie immer wieder und bemühe mich jedes Mal mich wieder zu öffnen.

Wo ist eigentlich mein Körper? Wo fühle ich die Angst im Körper? Das Angstgefühl verbindet sich mit einer pflaumengroßen Stelle in meinem Unterleib und ist nun von außen nach innen, zu mir gekommen. Dort zieht sich alles zusammen. Tränen steigen auf. Ich springe rein, raus, rein, raus. Das übliche. Nicht einfach, dabei zu bleiben. Doch habe ich heute etwas Liebevolles in mir, was es schafft, die Tür immer wieder einen Spalt aufzumachen. Ich lege intuitiv eine Hand auf meinen Nacken und die andere Hand auf die Stelle am Bauch, für Schutz und Beistand und lass mich in das Weinen und Wimmern nach vorne sinken. Die Empfindungen verändern sich stetig. Nach jedem raus und wieder rein, fühlt es sich etwas anders an. Im Detail nicht beschreibbar, aber als ob das Angstgefühl sich verwandeln würde. Ich komme in schnelle tiefe Atmung und kann mich langsam wieder aufrichten, bin wieder mehr da. Ich habe ein sehr starkes Schutzbedürfnis und schlinge deshalb meine Arme um meine Schulter, um mir Sicherheit zu geben. Das hilft tatsächlich und ich entspanne mich weiter. Ich spüre dann nach ein paar Minuten, dass das so erst mal in Ordnung ist und ich aufstehen kann. Und mir ist so, als ob da in mir ganz viel Dankbarkeit gefühlt wird, dafür, dass ich da gewesen bin. Da scheint etwas zusammengekommen zu sein, was sich für mich heilsam anfühlt.

Meditationserfahrungen IV

Ich sitze aufrecht auf einem Stuhl, beide Beine auf dem Boden und die Hände mit den Handflächen nach oben auf meinen Oberschenkeln. Ich nehme meine Gedanken wahr und versuche mit den Sätzen „Ich bin im Hier und Jetzt“ und „Ich bin in meinem Körper“ immer wieder in den gedankenfreien Moment und in ein Ich-im-Körper-Gefühl zu kommen. Das geht hin und her im Sekundentakt. Gefühl, Gedanke, Gefühl, Gedanke usw.. Dann versuche ich im Körpergefühl, aus dem Becken heraus eine Linie oder ähnliches in den Boden zu visualisieren. Mir fällt auf, dass die Visualisierung als ein unklares, sprunghaftes, instabiles Bild in meinem Kopf entsteht und gleichzeitig mein Gefühl zu mir verloren geht. Ich erkenne, dass solange ich nicht länger mein Ich-Körper-Gefühl halten kann, alles andere nur wenig, bis keinen Effekt hat. Und schon sind auch die 10 Minuten rum.

Weitere Gedanken dazu. Es kam öfters mal die Frage, wie ich den Meditiere. Ich konnte darauf nie so richtig antworten. Das liegt daran, dass ich nie einen gleichbleibenden Ablauf hatte und sich immer etwas änderte oder Neues passierte. Heute kann ich darin ganz gut meine Sprunghaftigkeit, neuen Dingen hinterher zu jagen und meine Ungeduld erkennen. Das Ergebnis ist, dass sich nie etwas wirklich fest in mir installieren konnte.

Die ersten Wahrnehmungsübungen erlebte ich im Rebalancing, einer Art Körperarbeit. Hier war oft Thema einfach wahrnehmen, dass ich nichts wahrnehme. In der Leere bleiben. Dieser Ansatz hat mich in die Richtung gebracht, anzunehmen wie es ist, da ich zu Beginn sehr emotional darauf reagiert habe, dass ich nur so wenig, bis gar nichts von meinem Körper fühle. Es hat mich sehr traurig und verzweifelt gemacht und mich in eine Anstrengung gebracht, ein Gefühl herstellen zu müssen. Hat natürlich nicht funktioniert. Jetzt wo die Selbstannahme gewachsen ist und ich weniger an mir herumzerre, finde ich es nicht so sinnvoll in die Leere zu fühlen. Vielleicht auch, weil es einfach eine nicht so leichte Übung ist. Es fällt mir leichter mit meiner Wahrnehmung bei etwas zu bleiben, was ich fühle, als etwas was ich nur am Rande oder gar nicht fühle.

Mit der sitzenden Meditation zu Hause habe ich Anfang des Jahres angefangen. Die begann damit, dass ich in alle drei Ebenen Körper, Gefühl, Verstand gespürt habe. Wie fühlt sich mein Körper gerade an? Wie sind meine Gedanken? In welcher Stimmung sitze ich gerade hier? Eine wirkliche Überraschung war dabei für mich, als ich feststellte, dass ich „dachte“ mir geht es schlecht, doch in meinem Gefühl im Herzen, war es dann gar nicht so. Das war meine erste Erfahrung, dass das Denken das Fühlen beeinflusst. Kopfgefühle sind für mich solche, die entstehen, wenn etwas geschieht, wie ich dachte oder etwas nicht geschieht, wie ich dachte. Herz-/Bauchgefühle sind einfach da, oft ohne spürbaren Grund.

Dann habe ich körperliche Empfindungen gesucht und versucht bei ihnen zu bleiben, in sie hinein zu gehen. Zwischen durch kam mir immer wieder der Gedanke, dass so viele Menschen mit dem Atem anfangen. Und nichts anderes machen, außer Atem beobachten oder vertiefen oder sanft machen. Doch immer wenn ich das probiert habe, habe ich sofort wahrgenommen, dass ich meinen Atem kontrolliere. Beobachten hieß gleichzeitig kontrollieren. Das war untrennbar miteinander verbunden. Auch wird mein Atem während der Meditation häufig so langsam und flach, dass ich ihn kaum bis gar nicht spüren kann. Manchmal kam es mir so vor, als müsste ich gar nicht mehr atmen und er würde gleich aussetzen. Deshalb habe ich ihn nie in den Fokus genommen und lieber machen lassen, was er machen will.

Relativ schnell kamen dann Energieempfindungen und starke Emotionen hinzu. Dadurch bin ich von der Körper/Verstand/Gefühl-Ausrichtung weg gekommen und startete mit dem Hinein fühlen in Energiezentren. Vor allem ins Herzzentrum. Und immer wenn etwas stark Fühlbares geschah, wechselte ich dorthin und versuchte da hinein loszulassen. Es gab viel Wollen und Suchen in dieser Phase.

Dann lenkte sich der Fokus auf meine Gedanken, die ja ständig im Wege waren und ich schaute sie mir an. Auch hier fand ich viel. Gefühle hinter Gedanken. Versteckte Lösungsansätze in den Gedanken. Verschwinden der Gedanken, weil ich sie mir anschaute.

Dann landete ich bei Erdungsübungen. Fokus nur nach unten. Auch hier entwickelte sich etwas. Wahrscheinlich wurde mir das zu langweilig und ich wechselte wieder in andere Bereiche. Bis ich dann ganz pausierte und nun wieder starte.

Vieles sehe ich klarer. Meditation ist „Nichts-tun“. Mit eine der schwersten Übungen für mich.

Meditation1Ich erkenne wie ich funktioniere und vorgegangen bin. Mit dem Verstand auf der Suche nach Gefühl. Von außen das Innen suchen. Ich habe auf diese Art und Weise auch vieles gefunden. Aber es blieb eine isolierte Wahrnehmung, ein isoliertes Gefühl, von mir losgelöst. Als Beispiel ein gefühlter körperlicher Schmerz in der Schulter. Meine Wahrnehmung war nur auf diese Stelle beschränkt und nicht fühlbar innerhalb meines ganzen Körpers, als Teil davon. Oder die Wahrnehmung des Energiefeldes im Wurzelchakra. Ich war gefühlt in diesem Zentrum. Ich war das Zentrum selbst. Es gab kein Ich, von dem dieses Feld Teil war. Oder die Visualisierung eines Bildes. Das Bild blieb immer nur in meinem Kopf, außerhalb meines Körpers. Die Erfahrung konnte sich so nur wenig, bis gar nicht in mein Selbst integrieren.

Meditation2Dann gab es eine Änderung. Ich weiß nicht mehr wie es dazu kam. Ich nahm anstatt von außen nach innen, von innen wahr. Da erfuhr ich an mir selbst den schon länger bekannten Ausspruch „du musst nichts suchen, weil alles schon da ist“. Total logisch eigentlich. Ich muss doch mit dem Kopf nichts suchen, was direkt unter ihm, um ihn herum eh die ganze Zeit da ist – im Körper. Aber nicht so leicht zu praktizieren.

Meditation3Nun gut… an dieser Stelle bin ich jetzt. Ich übe von Innen mein Selbst zu spüren. Das ist ein Gefühl von der Mitte meines Körpers ausgehend. Das meine ich auch mit Ich-Wahrnehmung. Es schließt bisher nicht meinen ganzen Körper mit ein. Versuche ich meine Füße mit in das Gefühl aufzunehmen, rutscht die ganze Wahrnehmung nach unten und dafür fehlt oben wieder mehr. Das Ganze ist ziemlich schwierig zu halten. Immer nur für Sekunden. Aber mehr zu machen als das, macht keinen Sinn, wie die Erfahrung mich lehrt.

Ganz Erfahrung sein

Wow. Was für ein beeindruckender Artikel von David Rotter. Er gibt genau wieder, was ich denke und fühle und glaube und hoffe und wünsche und übe. Hier ein kleiner Auszug.

„Was immer in uns auftaucht – seien es Gedanken, Gefühle, Ahnungen oder Wünsche – alles, was es braucht, ist die Fähigkeit, diese völlig wahrzunehmen, als das was sie sind. Die Erfahrung zu sein, ohne ihrem Zauber zu erliegen, oder uns davon zu trennen, ohne zu bewerten oder zu analysieren, ohne zu machen. Einfach zu sein, als reine Wahrnehmung, in absolut aufrichtiger Ehrlichkeit und absichtsloser Offenheit.

Wenn das gelingt, kommen die richtigen Worte, geschehen die richtigen Dinge, handeln wir automatisch im Einklang mit dem Leben um uns herum. Dazu müssen wir nicht wissen, nicht analysieren, nicht verstehen. Wir brauchen nur schauen, lauschen und spüren.“

http://den-weg-gehen.de/absolute-ehrlichkeit-und-absichtslose-offenheit

Da kommt mir nur eine Frage. Wenn ich die Erfahrung bin, wie passt das mit dem „Beobachter sein“ in der Meditation zusammen? In dem einen bin ich eins – die Erfahrung, in dem anderen bin ich zwei – die Erfahrung und der Beobachter der Erfahrung. Wenn ich das übertrage auf mein Modell des Inneren Kindes und eines seiner Emotionen, dann gibt es das Gefühl von Schmerz, welches aus einer frühen Zeit kommt. Bin ich nur die Erfahrung, nur der Schmerz, tauche ich dort ein, dann bin ich nur dieses Kind von damals. Zu diesem Schmerz, kann ich als mitfühlender Erwachsener (Beobachter) dazu treten, dabei bleiben und die Erfahrung halten. Ich kann es nicht besser ausdrücken. Beides habe ich in Ansätzen so erlebt. Nur in der emotionalen Erfahrung zu sein, fühlte sich nach verloren gehen an, den Boden verlieren, mich auflösen, aus dem Leben fallen. Mit der zweiten Instanz dabei, fühlte es sich heilsamer an, getragen, gehalten, trotzdem noch intensiver in der schmerzhaften Empfindung, tiefer gehender.

Diese zweite Instanz, dieser mitfühlende Erwachsene existiert noch gar nicht so lange in mir. Und es kommt mir so vor, als hätte ich ihn anfänglich aus meinem Verstand generiert und langsam fängt er an sich als Gefühl in mir zu manifestieren. Da gibt’s noch viel Entwicklungsbedarf, keine Frage.

Scheint es also Erfahrungen zu geben, bei denen es nicht sinnvoll ist, sie in ihrer Ganzheit zu sein? Vielleicht gibt es hier auch eine Unterscheidung zwischen Erfahrungen die aus der Vergangenheit gespeist sind und Erfahrungen die im Hier und Jetzt entstehen.