Rauhnächte 2018/2019

Die Rauhnächte. Ja.

Eben gelesen. Seit 2013 ist das mein Weihnachts-/Jahresübergangsritual. Hat nach und nach alles abgelöst. Oder war da, während ich mich nach und nach aus allen alten Familien-Ritualen rausgezogen habe.

Von Jahr zu Jahr hab ich sein gelassen, Treffen wahrzunehmen, die sich nicht mehr gut anfühlen, auf denen ich mich deplatziert fühle.

Zuerst die Feier bei der Familie meines Bruders.

Dann die große Familienfeier bei meiner Oma.

Und seit letztem Jahr der Besuch bei meinen Eltern.

Ich spürte Angst vor diesen Feiertagen. Weil auch diesmal das Ritual mit zwei Freunden wegfällt, da eine davon weggezogen ist.

Heute sitze ich hier und fühle mich zufrieden mit der Gestaltung, der vielen Zeit für mich, der Stressfreiheit ohne Weihnachtskonzept.

Ich mag diese Zeit! Die Zeit der Lichter. Kerzen. Der stillen Nächte. Der klaren Luft, wenn es richtig kalt ist. Die erhöhte Feinfühligkeit. Die Durchlässigkeit für geistige Themen. Räuchern.

Und ein Rauhnachtsritual! 🙂

Hier mein Ritual aus dem letzten Jahr.

Dieses Jahr etwas abgewandelt. Ins Herz spüren, mit der Frage nach Themen im Jahr 2019.

13 Themen auf 13 Zettel schreiben. Jede Nacht ein Thema ziehen und die entsprechende Zahl der Rauhnacht mit drauf schreiben.

Dann erhält man zum Ende ein kleines Orakel für 2019. Jede Zahl steht für den entsprechenden Monat des Jahres und welches Thema dort wirkt. Das 13. Zettelchen zeigt das Thema, welches das ganze Jahr wirkt.

Die erste Rauhnacht beginnt am 24.12., ab 24 Uhr und geht bis zum 25.12., 24 Uhr.

Kommt gut durch die Zeit! ❤

Update

Immer wenn der Gedanke auftaucht oder das Bedürfnis, etwas über mich zu schreiben, taucht daneben auch der große Unwichtigkeits-Gedanke auf.

Ein Gedanke der sagt, das ist alles nicht von Belang. Ich habe derzeit nichts Wichtiges zu sagen. Keine großen Erkenntnisse, keine tiefen Begebenheiten.

Dann ist das so. Dann schreibe ich, ohne wirklich etwas zu sagen zu haben.

Warum?

Weil es eine Gewohnheit ist, die ich mag, die mir ein gutes Gefühl gibt. Schon jetzt gerade in diesem Moment, wo ich diese Gedankengänge zu ‚Papier‘ bringe. Es ist eine Wohltat. Es fühlt sich an, als hätte ich etwas vollbracht, ein Tageswerk oder so. Es wirkt befriedigend. Es fühlt sich sinnvoll an.

Nun die belanglosen Sachen. 🙂

Ich stelle fest, die große, große Ressource ‚Wald-Kunst‘, ist leider nur etwas für die milden Jahreszeiten. Ich friere einfach zu schnell draußen und habe zu wenig Kondition und auch Interesse, mich viel zu bewegen, um warm zu bleiben. Wald-Kunst entsteht in der Besinnung, in der Ruhe, im Verweilen.

Überhaupt fällt im Winter die Möglichkeit länger draußen zu sein weg und damit auch ein Strukturpunkt.

Das ist schwierig. Macht schwierige Zeiten noch schwieriger. Da es keine Beschäftigung mehr gibt, muss wieder die Ergotherapie herhalten. Geht Anfang Januar los.

Dann gibt es noch die nächste Woche, zweimal wöchentlich Physiotherapie. Das strukturiert auch.

Zwecks positiver Erlebnisse, habe ich mir bei U. für Donnerstag eine ayurvedische Massage gebucht. Da bin ich sehr gespannt drauf und wünsche mir, mich entspannen zu können.

Der Betreuungsträger bietet Qi Gong an. Da bin ich dabei reinzuschnuppern, ob das in dem Rahmen etwas für mich ist. War einmal da, um den Anleiter kennenzulernen. Habe ein gutes Gefühl, dass ich es Montag wieder hinschaffe.

Habe es die Tage geschafft, trotz widerständiger Gefühle, den Kontakt zu drei Freunden, via WhatsUp aufrechtzuerhalten oder herzustellen. Das hat gute Gefühle ausgelöst (ich werde immer noch gemocht – man höre und staune) und mir geholfen, in den Tag zu starten. Auch ergab sich dadurch eine Verabredung für Freitag, die Freude auslöst, wenn denn die Niedergeschlagenheit es zulässt.

Weihnachten werde ich für mich sein. Das erste Mal. Es hat sich so ergeben. Es ist ungewohnt, aber es scheint auch okay zu sein. Meiner Mutter wird das nicht gefallen. Weihnachten soll niemand alleine sein, sagt sie. Doch alles was sich mir angeboten hat, fühlt sich nicht richtig an und ich bin nicht traurig darüber. Weihnachten ist für mich auch nicht ein Tag, sondern eine Zeit. Am 25. oder 26. werde ich dann wohl bei meinen Eltern sein und darauf freue ich mich.

In der Woche danach habe ich einen Termin bei M., um eine Grundreinigung, Klärung und Auffrischung meines Energiesystems durchführen zu lassen. Seit dieser Telefongeschichte, ist mir sehr danach. Ich habe ambivalente Gefühle, nach über 2 Jahren wieder zu ihr zu fahren. Ich habe Sorge, dass mich ihr Wesen wieder so vereinnahmt, ihre bedingungslose Annahme mich wieder so blind dafür macht, was ihres ist und nicht meines. Es steht auch das Gefühl im Raum, diesen Termin abzusagen. Ich möchte offen dafür sein und es auf mich zukommen lassen.

Das Thema Ich-Illusion ist seit gestern wieder aufgetaucht. Beim Stöbern im Forum zieht mich das Geschriebene total an. Alles kommt mir vertraut und wahr vor. Doch meine Gedanken schreien laut, dass ich dazu nicht in der Lage bin. Sie sagen, ich werde mich diesen Gefühlen nicht stellen können, ich werde vermeiden, ausweichen und mich von der Angst beherrschen lassen und dann werde ich enttäuscht sein und noch einen Grund haben, mich abzuwerten. Dann gibt es aber auch andere Gedanken, die vorschlagen es spielerischer zu betrachten, als eine Entdeckungsreise, bei der nichts erwartet wird und nirgendwo angekommen werden muss. Hach… ich weiß nicht. Vielleicht werde ich darüber, über meine Ambivalenz das Gespräch suchen.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen, das ich auch wieder mit Therapieplatz-Suche begonnen habe. Das ging ganz rasant. Dienstag bei der Psychotherapeutenkammer angerufen und zwei Nummern bekommen. Freitag, also gestern schon ein erstes Gespräch bei einer Frau gehabt. Das passt allerdings nicht. Im Januar habe ich dann das andere Gespräch. Ein Mann. Klang nett am Telefon. Ich habe mir nach dem Gespräch gestern allerdings die Frage gestellt, ob ich überhaupt der Typ bin, der Vertrauen und Beziehung lernt, in dem er sich einmal die Woche, zu einer festgelegten Zeit mit jemandem zusammensetzt und redet. Es fühlt sich befremdlich an. Unecht. Der Ort. Die Situation. Also auch hier Ambivalenz und der Gedanke, dass Therapie vielleicht nichts für mich ist.

Diese Woche und nächste Woche ist betreuungsfreie Zeit, was mir ganz recht ist. Diese Woche habe ich von mir aus den Termin abgesagt, nächste Woche hat sie Urlaub. Ich mag momentan nicht auf sie reagieren müssen.

So, dass zum aktuellen Stand. Doch ganz schön viel Bewegung, die ich gar nicht spüre.

Die Zeit ist reif

Meine Güte, fühle ich mich wohl gerade. So kann es auch gehen. Schön! Wusste gar nicht mehr wie es sich anfühlt, wenn alles zur Ruhe kommt, ich zur Ruhe komme.

Da waren die Pellkartoffeln mit Leinöl eben noch ein Wohlfühl-Topping. Hab ich auch schon ewig nicht mehr gegessen.

Heute ist mein freier Tag. Davon versuche ich zwei Stück die Woche einzuplanen. Erfahrungen haben mir gezeigt, dass ich das brauche, zum runterkommen, sortieren, nachfühlen, aufarbeiten, still werden, Gestautes abfühlen, starre Strukturen wieder weich machen. Diese Tage können alles beinhalten, es passiert dann das was passieren will/muss/kann/soll. Das kann super anstrengend sein, wenn die Ruhe es möglich macht, das Neues ins Bewusstsein kommt, was die vorangegangenen Tage berührt wurde. Das kann aber auch total schön sein, wenn die Ruhe es möglich macht, dass Jetzt und mein Selbst mehr zu spüren, der Moment Genuss erzeugt und ein planloses Treiben durch den Tag erlaubt, an den Dingen entlang wo Lust und Wollen entsteht.

Heute ist es schön! Heute fühle ich viel Zufriedenheit und etwas wie im Einklang sein.

Ich habe heute Vormittag auch einen kurzen, jedoch heftigen Stressmoment ziemlich schnell wieder in die Beruhigung bekommen, was mich auch freut.

Die Klinik hatte sich nämlich schon bei mir telefonisch gemeldet. Sie hätten ein leeres Bett und da ich angegeben hätte, auch kurzfristig anreisen zu können (war mir nicht bewusst), könnte ich Montag nächste Woche kommen.

Mal so auf die Schnelle, in einem Überrumpelungsmoment eine Entscheidung zu treffen, ist nicht meine Sache. Ich hatte mich auf 3-6 Monate Wartezeit eingestellt. Der Anruf kam total überraschend für mich. Ich sagte ihr, dass ich mit der Entscheidung überfordert sei. Es entstand etwas Luft zum Denken/Fühlen, als sie nach dem regulären Aufnahmetermin schaute. Es wäre zwar echt geil, gar keine Wartezeit zu haben, eine richtige Glückssache. Aber mir wurde auch klar, dass ich den Aufenthalt innerlich und äußerlich vorbereiten muss, um da gut orientiert und präpariert hin zu fahren und Frau Helferin ist gerade im Urlaub. Also habe ich abgelehnt. Da bin ich ja fast stolz drauf. Wieder eine klare Ansage gemacht, als holterdiepolter in eine neue Situation gestolpert.

Sie hat mich trotzdem als kurzfristigen Nachrücker vermerkt und ich hab mir überlegt, dass das ab dem 04.01. für mich gut möglich wäre. Regulär müsste ich 2 Monate warten. Find ich auch nicht so lang.

Seit dem Entschluss für die Klinik, fühle ich, wie sich innerlich alles ganz von selbst darauf zentriert, als wäre es das natürlichste, selbstverständlichste was jetzt als Nächstes kommt. Als hätten mich alle Krisen und Begegnungen mit dem Trauma in den letzten anderthalb Jahren auf diesen Moment vorbereitet. Genau so fühle ich mich – ziemlich gut vorbereitet. Ich habe eine ungefähre Ahnung davon, was auf mich zukommt und wie es sich anfühlen wird. Das macht es sehr unwahrscheinlich, dass mich die Ereignisse, wie damals wieder völlig überrennen.

Vor anderthalb Jahren hatte ich die Reha, wo mich Traumasymptome erstmalig in Masse unerwartet überrumpelt hatten und ich gar nicht wusste, was da eigentlich mit mir geschah. Da bekam ich auch die Diagnose komplexe posttraumatische Belastungsstörung. Dort empfahl man mir zum ersten Mal eine stationäre Traumatherapie. Das habe ich aus verschiedensten Gründen nicht in die Tat umgesetzt. Aus der Perspektive von heute, glaube ich auch zu sehen, dass es einfach noch nicht der geeignete Moment war. Ich habe gerade in den letzten Monaten, seit August so viel durchlebt und für Erfahrungen ein Bewusstsein gefunden, dass ich überhaupt mit diesem Wissen erst den Anmeldebogen für die Klinik richtig gut ausfüllen konnte.

Ich hatte damals nach der Reha schon Klinikrecherche betrieben und die Ergebnisse in einer Mappe dann beiseite gelegt und vergessen. Umso erfreuter und überraschter war ich, als ich diese Mappe jetzt wieder heraus kramte und feststellte, dass ich gar nichts mehr machen musste, außer den Bogen auszufüllen und ein Blatt Papier von meiner Psychiaterin ausfüllen zu lassen. Ich hatte mich damals schon auf zwei Kliniken festgelegt, mit beiden telefoniert und alle Anmeldemodalitäten in Erfahrung gebracht. Cool! Richtig cool!

Und nun geht das alles so ratzi fatzi und fließend. Die Zeit ist einfach reif.

Und da passt auch noch so schön dazu, dass ich die Entscheidung am 01.12. traf. Am 01.12. standen Mars und Lilith in exakter Konjunktion (falls man das so ausdrückt) und ich las dazu, dass es eine gute Zeit sei, eine radikale Entscheidung zu treffen und die Initiative zu ergreifen.

Das war es wirklich für mich, eine radikale Entscheidung. Ich hatte da vorher nicht großartig drüber nachgedacht. Das ergab sich tatsächlich erst an diesem Tag.

Also bin ich auch noch zusätzlich im Einklang mit den Planeten und Sternen. Wie toll! 😀

Ich freue mich auch auf die Weihnachtszeit. Ich freue mich auf viele Tage der Ruhe und des mit mir seins. Ich freue mich auf ein schönes gemeinsames Essen mit Freunden am Weihnachtstag. Ich freue mich, diesmal die Entscheidung getroffen zu haben, nicht an den Feiertagen meine Großfamilie zu besuchen. Ich freue mich auf die Rauhnächte, diese spezielle Zeitqualität. Das fühlt sich alles dieses Jahr so an, als würde ich ganz in meinem Sinne diese Zeit verbringen und keinen aufgesetzten Konventionen mehr folgen. Nochmal schön!

Familie

Ich weiß nicht, ob ihr es auch fühlen könnt. Die Tage, gestern und heute gehen mir direkt ins Herz. Nähe zu mir selbst und zu anderen, Sehnsucht nach Verbindung, Schmerz, Liebe, Frieden, Berührung.

Es ist verrückt. Da suche ich zu Weihnachten und überhaupt, den Abstand zu meiner Familie und nun sitze ich hier und habe Sehnsucht nach ihnen, nach ihrer Nähe.

Doch heute weiß ich auch, dass ich diese Nähe, so wie ich sie mir vorstelle dort nicht finden werde. Und ich weiß auch, dass ein Gefühl nicht unbedingt ein Verhalten fordert. Dass ich hier mit diesem Gefühl sitzen kann und mich mit meiner Familie verbinden kann, ohne bei ihnen zu sein. Dass ich mich mit ihren Seelen verbinden kann, die rein sind, egal was der Mensch daraus in seinem Leben macht.

Ja und genau das tue ich gerade. Ich fühle mich ihnen im Herzen nah.
Dort fühle ich Dankbarkeit, dass mir meine Eltern mein Leben geschenkt haben. Dort fühle ich Bruderliebe. Dort fühle ich das Band, welches uns alle miteinander verbindet, weil wir eine Familie sind. Egal wie der Einzelne sein Leben lebt. Dort sind wir zusammen. Dort liebe ich euch.

Danke, dass ich es so fühlen darf, wo vorher nichts war! Ich bin tief berührt!

Ich danke auch meinen Großeltern, dass sie meinen Eltern das Leben geschenkt haben.