Möglichkeiten und Begrenzungen

Diese Worte schrieb ich vor 4 Tagen.


Es fällt mir schwer die Möglichkeiten meines Lebens, als Möglichkeiten wahrzunehmen. Es wird in mir kommentiert mit: zu wenig, nicht genug, unbedeutend, nichts besonderes.

Es fällt mir schwer die Begrenzungen meines Lebens anzunehmen und wertzuschätzen. Es fällt mir schwer sie als ’normal‘ (in sich sinnvoll) und gegeben, als natürlich und wertvoll zu erleben. Sie schützen mich vor Erfahrungen die zu groß für mich wären (vermute ich).

Diese Grenzen erlebe ich derzeit wie der Feind, der mir alles zunichte macht, mir Dinge verwehrt, die ich haben will (denke zu brauchen). Diese Reibung zwischen meinen Vorstellungen und der fehlenden Möglichkeit sie umzusetzen macht mich wütend.

Es fällt mir schwer mich auf diesen Lebensmoment einzustellen und trotzdem geschieht es.

Ich erkenne den Widerstand gegen das was ist und das führt zur Öffnung und zum Einlassen auf das was ist, auch mit Grummeln und Grollen.

Wut gehört ganz natürlicherweise zu solchen (Anpassungs-)Prozessen dazu.


Vor 10 Tagen gab es einen Versuch, beim BEW-Träger ein Kreativangebot wahrzunehmen.

Das war meine letzte Notlösung, für diese schwere Zeit einen Ort zu finden, an dem ich mich ablenken kann und an Ressourcen anknüpfe, weil mir das zu Hause immer schwerer fiel.

Dieser Besuch, der in Begleitung stattfand, gestaltete sich so, dass ich ca. 20-25 Minuten vor der Tür nach einer inneren Lösung suchte, wie es mir möglich sein könnte, diesen Raum zu betreten. Bei der Vorstellung brach jedesmal Panik aus. Ich kam dann darauf, dass ich ein Ziel im Raum bräuchte, auf das ich mich fokussieren kann (Wasser in ein Glas eingießen und trinken), die Begleitung die Aufmerksamkeit der Menschen im Raum auf sich zieht und ich mir als Ausweg, dass sofortige Verlassen des Raumes vorstelle und draußen die jederzeit zur Verfügung stehende Sicherheit. Es lief so ab, ich betrat den Raum, goß mir Wasser ein, stellte mich etwas abseits, nippte am Wasser und nutze dabei die Gelegenheit den Raum mit den Menschen darin zu erfassen. Dann überschlug sich die Panik, ich ging schnell raus und setzte mich auf den Boden, schlug die Arme um mich, um der Panikwelle zu begegnen. Ich fing an zu weinen und war dann sehr verstört.

Das es sich so schwierig gestaltete, das konnte ich mir vorher nicht vorstellen. Ich sah nur meine alles ersehnte Lösung. Endlich ein Ort wo ich hingehen kann und mich auf meine Sachen konzentriere.

Der letzte Ausweg, die letzte schnelle Lösung erledigte sich damit. In meinem Grad der Erschöpfung und Fragilität, war es nicht der richtige Zeitpunkt für weitere Besuche und ein Angsttraining.


Gestern dann entfaltete sich in mir ein ganzes Verstehen, warum das so ein Schlag ins Gesicht war und die schon vorher vorhandene Lebensmüdigkeit sich vertiefte.

Es war das letzte Stück Weg das ich gehen konnte, bei meiner ursprünglichen Idee und Suche nach einer Holzwerkstatt.

2,5 Jahren habe ich dieses Ziel vor Augen gehabt, Energie  hinein gesteckt und mich durch diese Idee motivieren und inspirieren lassen. Es war eine Idee von meiner mittelfristigen Zukunft.

Diese Idee war, durch all die Hindernisse die mir begegneten, auf dieses Kreativangebot zusammen geschrumpft. Ich hatte immer etwas dagegen, trägerinterne Angebote wahrzunehmen, weil ich die Idee davon habe, dass das die niedrigste (letzte) Stufe ist und sich das entsprechende Klientel dort aufhält, von dem ich mich nicht in meinem Lebensmut runterziehen lassen wollte.

Nun blieb nur noch das. Nichts mehr mit Holzwerkstatt. Und diese Erkenntnis stürzte gestern auf mich ein. Es gibt diesen Ort nicht. Jede Suche führte nicht zum Erfolg. Einmal zog der Träger plötzlich um und hatte am neuen Standort zu wenig Plätze. Ein anderer Träger war mir zu niedrigschwellig, ich hätte nichts gelernt. Der nächste Träger wollte sich nicht mit meinen Ängsten auseinandersetzen, war also zu hochschwellig angelegt. Der nächste Träger war dann wegemäßig und kraftmäßig nicht mehr erreichbar für mich. Und die Idee einer Nachbarschaftswerkstatt ließ sich auch nicht realisieren. Die letzten Bemühungen dazu waren vor ein paar Wochen zwei Mails an die Volkshochschule vor Ort und eine Industriewerkstatt. Zu hohe Kosten.

Ich habe alles getan. Es nimmt jetzt sein Ende. Ich lasse diese Idee los. Entweder kommt die Werkstatt zu mir oder es gibt keine Werkstatt.

Was habe ich gewütet, geweint, war verzweifelt, resigniert und todtraurig. Loslassschmerzen. (Das ist nur ein Thema. Es gibt noch zwei andere die das auslösten)

Als ich das gestern denken konnte ‚es ist zu ende‘, tat sich gleichzeitig eine Tür ins Jetzt auf und ich spürte seichte Wellen von Freiheit. (leider nur gestern 😉 )


Jetzt gibt es also nur noch mich und der Tag und mein jeweiliges entscheiden, wie ich ihn gestalte. Keine Zukunftspläne mehr. Kein auf etwas hinarbeiten. Und mein Üben mich darauf einzulassen und zu vertrauen.

Ich brauche dich, ich brauch dich nicht

Auch wenn mein Herz voll ist von Trauer und Schmerzen und Wut, denke ich die ganze Zeit, dass es gut ist, dass ich alleine bin. Dass es mich weiter bringt. Sogar mehr, als wenn da jetzt jemand wäre. Es holt Gefühle ans Tageslicht, an die ich sonst nicht komme. Zu denen ich sonst keinen Kontakt bekommen könnte.

Ich denke an Worte wie ‚Transformation‘ und ‚kalter Entzug‘.

Habe ich mich noch drei Beiträge vorher dazu eingeladen neue Wege zu gehen, Wege auf denen ich niemanden mehr brauche. Auch dazu passen all die Gefühle.

Wenn ich von ‚brauchen‘ spreche, meine ich Abhängigkeit. Das es mir nur gut gehen kann, wenn da jemand ist.

Es ist also gut, dass das mit dem BEW gerade nicht so klappt. Es ist gut, dass gerade keine Therapie läuft. Und es ist vielleicht gut, dass mich eine Erkältung mit ihrer Schwäche dazu bringt Zeit mit mir zu verbringen.

Und gleichzeitig ist da enorm viel Angst und Zweifel, die das von der anderen Seite betrachten.

Es ist überhaupt nicht hilfreich in meinem eigenen Sumpf zu sitzen und zu schmoren. Es ist nicht hilfreich verletzlich und weinerlich durch die Welt zu laufen, nicht mehr belastbar zu sein. Es ist nicht hilfreich die Zeit nur noch mit mir zu verbringen. Es ist nicht hilfreich niemanden zum reden zu haben und alle großen Gefühle nur noch vor mir selbst zu erleben.

Es wäre gut, wenn noch ein Weilchen keiner da ist.

Es wäre gut, wenn bald jemand an meiner Seite wäre, der mich stärkt.

Ich will nicht alleine sein.                           

Ich will alleine sein. Alleine sein bringt mich mir näher und damit nach Hause.

Alleine sein bremst mich aus und erzeugt Handlungshemmnisse.

Ja nur für eine Zeit. Für genau die richtige Zeit. Für die Zeit, in der es besser ist nichts zu tun und mehr zu sein. Die Handlungen kommen wieder. Erinnere dich.

Auch wenn ich alleine bin? War da nicht immer einer, als das Handeln wieder anfing? Da war immer einer und dann konnte ich mich trauen.

Ja. Du hast recht. Handeln und Nicht-Handeln fanden immer statt, wenn da auch einer war. Wir wissen noch nicht wie es sein wird, wenn da keiner da ist. Das wissen wir nicht. Können wir noch nicht wissen, weil es noch nicht da war.

Ist das jetzt die Zeit? Ich habe Angst!

Ich weiß es nicht. Ich habe absolut keine Ahnung!

Der Impuls alles gehen zu lassen ist stärker, als an etwas festzuhalten. Im Augenblick ist das so. Ich weiß nicht wie es wird, wenn beide Personen im BEW nicht passen. Welcher Impuls dann da ist. Dranbleiben und wieder Kontakt mit der Geschäftsleitung aufnehmen oder loslassen. Das können wir nur abwarten, wenn es so weit ist.

Ich habe Angst!!!

Ja

Echt ätzend

Ich bin jetzt gerade mal echt wütend!!!

Warum muss das denn so schwer sein? Warum komme ich nicht länger auf einen grünen Zweig?

Da sind diese Momente wie heute Morgen und auch in den letzten 2 Tagen, immer wieder, da bekomme ich wieder Luft, die Schwere weicht, Zuversicht und Lebenslust tauchen auf. Ich atme auf und denke, nun wird es leichter und jeden Tag ein Stück mehr Freiheit und Beweglichkeit.

Und dann rasselt es noch am gleichen Tag wieder nach unten und ich kämpfe dagegen an, Tabletten zu missbrauchen.

Ich glaube diese Bedarfsmedikation hat meine Suchtstrukturen wachgerüttelt. Ich bin sowas von schnell bei diesen Gedanken mich betäuben zu wollen, weil ich das Schwere nicht mehr aushalte. Dabei hab ich oft genug schon viel schwerere Zeiten ausgehalten.

Mir fällt es echt richtig schwer meine Stimmung in eine positive Richtung zu lenken, obwohl ich alle Werkzeuge dafür habe. Steht alles schön auf einem Blatt Papier.

Nur ist das wie in zäher Teermasse stehen, ich komme gedanklich nicht dahin, das konsequent anzuwenden. Da ist auch ein Widerstand und eine Wut, jemanden um Hilfe zu bitten.

So ist es ein Herumgestochere mal hier und mal da, immer wenns zu kippen droht.

Dann zieh ich mir z.B. wie vorhin ne Tarotkarte, weine über die Botschaft und schaffe es durch diese Ansage mich umzuziehen und einen Ausflug zu Burger King zu machen, um unter Leute und in Ablenkung zu kommen. Das überbrückt dann so 2 h, bis ich auf dem Rückweg im Wald an einem Baum sitze, weil ich mich so erschöpft fühle, um weiterzugehen und dort auch Linderung meines inneren Schmerzes suche und dort nur wieder in sehr konkreten Betäubungsphantasien lande. Dann deshalb wütend werde und energisch beschließe, dass ich es doch wohl mal schaffen werde mich abzulenken und plane den Balkon sauber zu machen. Zu Hause merke ich, dass ich viel zu erschöpft bin und mir auch der Fokus flöten geht, um das umzusetzen. Und wieder die Gedanken und die Not, das Leiden werden größer. Ich setze mich stattdessen in die Meditation, ungefähr 5 Minuten, um dann aufzuspringen, mich am Arm zu ritzen und mit dem Entschluss die Medikation in der verabredeten Menge des Bedarfs zu nehmen.

Es ist trotzdem Suchtverhalten finde ich. Und vielleicht bringt es auch gar nichts und vielleicht senkt das nur die Hemmschwelle zum Mißbrauchskonsum.

Ach fuck!!! Es kotzt mich echt an.

Trotzdem… Wut tut gut!

Und jetzt werde ich einen Film schauen, denke ich.

Um mal irgendetwas zu greifen…

…Auszüge aus zwei Mails, die ich gestern und heute verschickt habe, weil mir ansonsten die Sprache und der Zusammenhang fehlt. Alles ein bissel viel zur Zeit. Ich war die letzte Woche ziemlich nah dran die Verantwortung für meine Selbstfürsorge abzugeben.

 

„Es ist gerade wieder so nötig, mich selbst zu halten, mit all dem Schweren.

Ich lieg hier im Bett und weine immer wieder. Nach zwei Tagen Bedarfsmedikation zum Schlafen und Abfangen der Krise, will ich heute mal auf die zusätzlichen Medikamente verzichten. Nun kann ich wie erwartet nicht schlafen, schwitze stark am ganzen Körper, besonders dem Becken und Beinen und hab Schwierigkeiten zu fühlen, was gefühlt werden will. Wie so oft große, unsagbar große Angst. Wie soll ich das halten?

Spüre schon mehr meinen Rücken und bekomme auch ein Gefühl, wenn ich imaginär eine Hand hinten aufs Becken lege, wie der Halt den ich bei uns gespürt habe. Aber ich kann mich darin nicht selbst fallen lassen. Es reicht nicht aus.

Wie gerne würde ich hier und jetzt Unterstützung dafür haben wollen.

Naja es wird vorübergehen.“

 

„Was habe ich heute gekämpft, mit meinen Gefühlen. Die Wut war so enorm und mir kaum möglich sie raus zulassen, bis ich dann nach verzweifelter Suche am Ende unter meiner Bettdecke gelandet bin, damit mich kein Nachbar hört und während des Klopfens verletzt, wütend unter vielen Tränen meinen Hass heraus gejammert habe und jemandem gedroht habe ihn umzubringen. Da musste ich mich nebenbei noch ständig beruhigen, dass man so fühlen darf und auch denken darf und das jetzt okay ist und berechtigt, bei so einem schlimmen Erlebnis. Auch wieder die Ambivalenz zwischen Liebe und Hass. Und viele andere Gefühle.

Und es hört nicht auf. Ich zieh mich gerade etwas zurück. Andere Menschen vor meinem Zorn schützen. Ich fühl mich ständig verletzt durch andere und alleine gelassen, obwohl dem ja nicht so ist. Ach man… das geht seit zwei Wochen so. Ich hoffe, das es sich bald stabilisieren kann.“

 

Ich mag mich so dramatisch nicht. Aber was bringt es. So bin ich auch.

Kraft der Zerstörung 

Ich schrieb schon mal an anderer Stelle davon. Mit dem Symbol der Gottheit Kali. Verlinke das später.

Eben erneuter Kontakt mit meinem Hass und Erkenntnisse. 

Kali ist die Kraft, der Hass, die Wut die mich zerstören lässt, Verachtung verteilt und Häme, Genuss an Grausamkeit.

Deshalb ist Kali auch die große Liebe, muss die große Liebe sein, so groß wie der Hass.

Der Raum der Liebe, worin die zerstörerische Kraft stattfinden kann und dort Kraft ist, ohne zu zerstören. 

Was sich in meinen Augen zu Beginn widersprochen hat – Zerstörung und Liebe in einer Gottheit – ergibt nun Sinn.

Hass und Liebe brauchen sich für ein Gleichgewicht. 

Umso mehr der Mensch hasst, umso mehr braucht er an Gefühl von Liebe. 

Unerwarteter Gefühlsausbruch

Ich und Wut. 

Eine noch ganz fremde, unvertraute, holprige Beziehung.

Darf sie sein? Wie darf sie sein?

Völlig am Verstand vorbei, erlebe ich mich plötzlich sehr, sehr aufgebracht, wegen einer Botschaft, greife mir eine Zeitung, beiße hinein und gebe verzehrte Wutlaute von mir.

Von mir selbst erschrocken, lege ich die Zeitung zurück, realisiere was ich getan habe und das da Menschen um mich sind.

Ahhh… ich werde zu einem Tier. 😀

Hoffentlich entwickelt sich das noch weiter. 

Und Gott sei Dank passierte das unter vertrauen Menschen.

Gespräch mit Gott

Ich war heute bei der Körperarbeit…

So viel passiert…

Kopfschüttelnde, lächelnde Sprachlosigkeit. Ver-rückt, dachte ich danach.

Es ist zu frisch. Da fehlen viele Details, wegen Verarbeitungsstau.

Aber irgendwie lag ich dann da auf der linken Seite, mit einer Hand ein Taschentuch vorm Gesicht, die andere den Kopf haltend und klagte Gott an, wandte mich direkt laut sprechend an IHN/SIE/ES. Weinte sehr. War bitterlich enttäuscht. War wütend auf IHN/SIE/ES. Warum ER nicht da war. Warum ich so viel Angst fühlen musste und wo ER da gewesen war. Wie ich IHM so jemals wieder Vertrauen sollte. Wie das gehen sollte, mit so viel und so großer Angst, IHN trotzdem bei mir zu fühlen.

Es war so befreiend. Ich hatte gar keine Ahnung, dass das irgendwie Thema in mir war und ich wusste auch nicht, auf was sich das bezog, aber es wollte dringend raus und endlich war da etwas, wohin ich es richten konnte, was da blieb und sich all das anhörte. Am Ende blieb leichter Groll auf IHN und das war okay so, weil da plötzlich eine Beziehung war. Es gab ETWAS, wohin sich meine Wut, der Groll, all meine Gefühle richten konnten, ohne Gefahr.

U. hielt währenddessen meinen Rücken im Becken und auf Herz-Höhe und blieb sprachlich mit mir im Kontakt. Und da floss einiges an Energie durch ihre Hände.

Ver-rückt. Damit habe ich gar nicht gerechnet. Mein Verstand wollte sich immer einmischen und erklären, dass ich ja gar nicht an einen Gott glaubte, nicht im klassischen Sinne… blabla… 🙂

Ich fühle eine alles verbindende, übergeordnete, unpersönliche Kraft.

Aber wer weiß, auf welchen Ebenen ich da meine Beziehung zu etwas Höheren/Größerem/Leitenden geheilt habe, welche verschiedenen Leben dies betrifft.

Ich halte mich da mal mit meinem Kopf-blabla arg zurück. 😉 Weil eigentlich weiß ich gar nichts und fühle trotzdem ganz schön viel davon.

Ergibt das jetzt Sinn? Egal. 😀

Jedenfalls, als wir aufhörten, waren meine Beine immer noch weit weg, womit wir eigentlich angefangen hatten. Aber ich war so voller Energie im Becken und die wollte irgendwo hinfließen, (durch die Beine ging ja nicht) so dass ich einen Lach-/Freudeanfall bekam und schon Sorge hatte, mich nicht mehr ein zubekommen und blöd, irre grinsend und lachend in die Bahn steigen zu müssen. 😀 😀

Das hat sich GOTT 😉 sei Dank wieder gelegt.

Ich brauche nichts und dann brauch ich’s doch

Da ist sie wieder, meine Bedürftigkeit. Und ich habs die Tage gar nicht mitbekommen.

Ihre (Wohnbetreuung) emotionale Distanz, lässt mich wieder Gefühle meiner Kindheit erleben – emotionale Einsamkeit, Schmerz, Gefühlstaubheit, wie Tod sein, Leere, Orientierungslosigkeit, Weltferne und diesmal auch etwas Wut.

Ich möchte sie am liebsten wegstoßen aus meinem Leben, damit ich mich nicht immer wieder so fühlen muss. Damit ich diese klebrige Bedürftigkeit loswerde und diesen Schmerz, der damit einher geht. Dieses Sehnen, wo ich ganz genau weiß, es ist umsonst, es ist alt, es wird nicht befriedigt, es wird nur weh tun.

Ich wechsel damit zwischen Ablehnung und Annahme hin und her.

Ich kann wahrnehmen, dass sie mir geholfen hat, dass ihre Hilfe praktisch sehr hilfreich war und ich dankbar dafür war. Ich verstehe, dass sie emotional so auftritt, wie es ihr möglich ist. Ich verstehe, dass sie nicht geben kann, was ich sehne, weil sie es nicht hat. Ich weiß, dass ich nichts fordern kann, was jemand nicht hat. Ich weiß, dass sie mich mit meinen Gefühlen nicht ablehnt. Ich kann wahrnehmen, dass sie aufgeschlossen und zugewandt ist.

Und trooootzdem… will ich sie schütteln und schütteln und laut anfahren, dass sie doch um Gottes willen mal etwas mitfühlen soll, anteilnehmen soll, betroffen sein soll, für mich sichtbar macht, wie schwer ich es gerade habe. grrrrrr

Ich hab mich echt wieder angezweifelt, weil ich es über sie nicht wahrnehmen konnte. Ist es vielleicht gar nicht schwer? Bilde ich mir das nur ein? Mache ich es selbst schwer? Bin ich schuld? Und diese ganze Tirade.

Ich habe das unterbrochen, wenn es mir aufgefallen ist, weil es nicht wahr ist.

Und ich dachte eigentlich auch, dass ich ihre Bestätigung nicht mehr brauche, weil ich selbst genug für mich da war. Und trotzdem spielte es sich ab, ohne dass mir das bewusst war. Erst jetzt, wo der Stress nachlässt, kommen die Gefühle.

Ich habe das heute meiner Psychiaterin anvertraut und gefragt, ob ich das immer und immer wieder so fühlen werde. Sie meint, wenn ich nach und nach meine unbewussten Erwartungen (emotionale Bestätigung/Versicherung) erkenne, nicht. Kein Wort von Emotionen, die da alle dran hängen und das man die durchleben muss usw. usf… Sie ist aber auch eine Kandidatin für die neutrale, nicht-betroffene Sichtweise.

Mir ist das noch ein Rätsel, wie das funktionieren soll, mit einem Menschen enger zusammen zu arbeiten/leben/sein und trotzdem ein Bedürfnis (oder mehrere) nicht befriedigt wird (werden), gut zusammen sein zu können, ohne das es immer wieder weh tut.

Mein Umgang ist momentan Abstand nehmen. Zeit und Raum, um das alles zu fühlen, ohne erneute Konfrontation. Es wird sich beruhigen und dann fühl ich mich im Kontakt auch wieder wohler oder werde wahrscheinlich kein Bedürfnis mehr haben, sie zu schütteln. 🙂 Aber wer weiß. Vielleicht kommt auch bald eine unmittelbare Konfrontation. 😉

Alte Muster

Ich sehe mich in mir, wie ich mir selbst den Rücken zukehre, mich von mir abwende, mir jede Aufmerksamkeit entziehe. (Wie meine Mutter es vielleicht tat, wenn ich nicht so war wie sie wollte?)

So gibt es keinen Grund mehr wach zu werden, aufzustehen, mir Pflege und Nahrung zukommen zu lassen, mich zu versorgen, mich um mich zu kümmern. Wozu denn? Für wenn denn?

Lähmende Niedergeschlagenheit. Kleine Wutwellen und Trotzmomente, wenn ich mir diese Aufmerksamkeit doch schenken will. Reibung an dem Gefühl ‚ich habe es nicht verdient‚, ‚ich bin es nicht wert‚, ‚ich habe mich nicht verdient‚.

So beginnt der Morgen.

Wie tief so etwas sitzt. Wie besitzergreifend es wirken kann. Wie schnell es zu dem großen Thema ‚Lebensberechtigung versagen‘ führt.

Ausgelöst durch eine Situation mit der Wohnbetreuung.

In diesem Moment riss etwas in mir auf und wenn ich nicht so starke Kontrollmechanismen gehabt hätte, wäre ich zu einem weinenden, flehenden, bettelnden Häufchen Elend zusammengefallen, um Vergebung winselnd.

Vulnerable Gefährdungspunkte. Voll erwischt.

Alte Muster… Ich bin ein schlechter, falscher Mensch. Ich hätte nicht so fühlen, denken, handeln dürfen. Bitte, bitte sage mir, wie ich es wieder gut machen kann, damit du mich nicht verlässt.

Aber da war ja erst einmal die Kontrolle. Ich saß schon eh nicht mehr am Tisch in meiner Küche, weil es schwierig geworden war. Ich stand an die Küchenzeile gelehnt. Überrascht von dem inneren Ausbruch, wurde sofort versucht, dass Weinen und Wimmern zurückzudrängen, zurück in diesen Riss. Ausdruck kontrollieren. Meine Stimme zittert trotzdem und meine Gesichtsmuskeln zucken. Der Blick krampfhaft von ihr weggedreht, zum Fenster hin (am liebsten ganz hinaus). Der Oberkörper mit den Armen fest umschlungen. Alles angespannt.

Ein Wortwechsel findet weiter statt. Ich kann nicht sagen, was genau passiert ist, aber das was passiert ist und sie nimmt es auch wahr. Vielleicht 5 Minuten und ich fühle nichts mehr von der inneren Überwältigung, setze mich wieder hin, bin verwirrt, aber trotzdem klar, lächle und mache Witze.

Sie kann es alles noch nicht einschätzen. Bietet an, dass Thema zu wechseln, doch ich bin noch drin und offen, weiter zu klären, Wahrnehmung zu klären.

Es folgten zwei Tage erschöpfender Getriebenheit. Ausruhen ging nicht. Maximal 10 Minuten angespannt auf der Couch und mich trieb es wieder hoch, hinein in Ablenkung. Ich spürte Angst, Angst zu fühlen, was da in mir aufgerissen war und hinter meiner Wand wartet.

Am dritten Tag ging dann gar nichts mehr (wie zu erwarten und Gott sei Dank). Da ich eh morgens nicht aufstehen konnte, fand ich den Mut meine diffuse Gefühlslage und gelähmte Verfassung zu beklopfen. Meine selbst erzeugte Wand brach ratzfatz auf und alles Zurückgedrängte flutete ins Licht, in mein Bewusstsein.

Notizen davon:

Sie wird mich hassen, weil ich etwas wollte, weil ich DAS wollte, was mir nicht zusteht. (verzweifelt)

– Verlust der Beziehung, Angst

– Glaubenssatz: ich darf keine Erwartungen, Bedürfnisse haben

– ich fühle mich schuldig dafür, dass ich Sehnsüchte habe

– ich fühle mich schrecklich, schwer, voller Schuld

Bitte verlasse mich nicht, ich liebe dich. Bitte, bitte geh nicht weg. Was soll ich tun? Es tut mir leid. Sag mir was ich tun soll. (absolute Unterwerfung, Selbstaufgabe der eigenen Bedürfnisse)

Ich bin schuldig. Ich mache alles falsch. Mich sollte es am besten gar nicht geben.

 

Es zeigte sich so offensichtlich, dass es hier gar nicht direkt um die aktuelle Situation ging (ich liebe die Betreuerin nicht), sondern um irgendetwas aus der Vergangenheit.

Der vierte und fünfte Tag zeigen, dass das Bewusstgewordene nun auch am Alltag bewusst ist. Es ist die ganze Zeit da. Es ist mein Geburtstag.

Freunde kommen. Ich kann mich nicht entspannen. Jedes Wort, jedes Tun fühlt sich falsch an. Ich fühle mich falsch an. Meine Freunde gehen. Ich bin unendlich traurig und weine mich mit meinen Wertlosigkeitsgefühlen in den Schlaf.

So geht es am nächsten Tag weiter.

Die Haushaltshilfe kommt. Ich weine. Und trotzdem tut es unglaublich gut, dass jemand da ist, auf einer eher unpersönlichen Ebene. Es tut gut aktiviert zu werden, durch Reden, Bewegen, gemeinsames Handeln. Sie fühlt auch wohltuend mit, was mir gut tut. Nur ihren Hilfevorschlägen schenke ich lieber keine Beachtung – mir THC in Tropfenform verschreiben zu lassen, wenn doch mein Kiffen damals auch geholfen hat, wenig zu fühlen. (Oh mein Gott!!! Was für ein Ratschlag! *Haare rauf* :D) Ich konnte drüber lachen.

Dieser Termin hatte echt den Tag gerettet. Ich konnte noch raus gehen und mir etwas Schönes gönnen, anstatt gelähmt weiter im Bett zu liegen.

Ich beobachte in diesem Verlauf eine Wiederholung (wie so oft) und erkenne auch hier Entwicklungen.

Ich bin in einer depressiven Phase und weiß schon nach nur ca. 6 Tagen, wie sie gekommen ist und was sich da inhaltlich abspielt. Abwertende Gedanken und Gefühle sind wie ein Grundton in meinem Sein, im Tagesverlauf mal stärker, mal schwächer vorne und doch gibt es auch noch andere Töne.

Wie der Moment, als ich im Blumenladen stehe und mich die Verkäuferin fragt, ob die Blumen für einen Geburtstag sind und ich mit dem Zeigefinger auf meine Brust tippe und freudig, stolz sage: „Ich habe Geburtstag. Die sind für mich.“ 🙂 Da freue ich mich noch jetzt drüber, über diesen kleinen Moment, der so viel ausdrückt, welchen Wert ich mir auch geben kann.

Mein Tagesrhythmus ist durch die morgendliche Antriebslosigkeit im Arsch. Dadurch schaffe ich kaum bis keine Übungen mehr. Es ist okay. Ich schaffe es mir den Druck zu nehmen und mich daran zu erinnern, dass es vorbei gehen wird und ich zurückkehren kann.

Späterer Gedanke: Ich glaube, dass die Wut die sich auf mich richtet oder so unklar herum streift, eigentlich die Wut ist, die zu meiner Mutter gehört. Nur darf das wohl noch nicht sein.

„Die zweite Stufe des Heilens: Wut“

Im Laufe des Heilprozesses kommt ein Punkt, an dem Sie die erste Stufe der Verdrängung nicht mehr aufrechterhalten können. Dann kommen höchstwahrscheinlich Gefühle wie Ärger, Wut, Neid und Groll hoch. Sie werden Fragen: ‚Warum ich? Warum nicht Johann Knüppel, der Alkoholiker ist und seine Frau schlägt?‘ Weil diese Art von Wut in jeder Hinsicht fehl am Platz ist, werden Sie sie wahrscheinlich ziemlich wahllos auf ihre Umgebung projizieren: Freunde, Familie, Heiler, Ärzte – keiner taugt etwas und alle tun das Falsche. Wenn Familienmitglieder die Wut abkriegen, dann werden sie mit Kummer , Tränen, Schuld und Scham reagieren und vielleicht sogar den weiteren Kontakt mit Ihnen meiden. Ertragen Sie es; es ist eine der Stufen.

Diese Wut ist gut zu verstehen, denn Sie müssen Ihre Lebensaktivitäten unterbrechen und sich mit Unabgeschlossenem befassen. Bei manchen wird es eine riesige Explosion geben (…), besonders dann, wenn Wut bisher nicht zugelassen wurde.

aus: Licht-Heilung, Der Prozess der Genesung auf allen Ebenen von Körper, Gefühl und Geist, Barbara Ann Brennan, 1994, S. 203-204