Ich war neugierig was passiert, wenn ich regelmäßig dieses Mantra praktiziere.
So richtig ernsthaft, nach der beschriebenen Anleitung dazu.
Als Absicht wählte ich, tiefes Vertrauen in das Leben wie es ist, zu finden.
Heute ist Tag 15. Ich führte währenddessen Notizbuch. Der kursive Text beschreibt unmittelbare Erfahrungen beim Singen, der normale Text Gedanken zwischendurch.
Ein Zwischenstand.
Tag 1
Vorfreude
Wenig Luft. Sschwer einzulassen, zuzulassen.
Traurigkeit und etwas Schmerzhaftes beim Singen
Tag 2
Mit zu wenig Luft fürs Singen beschäftigt.
Tag 3
Hab das Gefühl, ich komme über Hürden am Tag besser hinweg, zurück in den Moment.
Tag 4
Hitze im Wurzelchakra.
Tag 5
Dabei Gedanken an Familie und Oma verstorben. Misstrauen beim Singen und Wahrnehmen von Vertrauen im Singen. Tränen kommen beim zulassen und die Stimme sinkt zum ersten Mal in den Körper.
Bisher gepresst über Kehlkopf gesungen.
Tag 7
Jetzt wird es richtig heikel für mich, da meine Stimme den neuen Raum nimmt, dort aber lauter wackelige, schiefe Töne warten, die vor allem auch viel lauter sind. Oh Gott, mein Nachbar! Es geht nur mit einer Decke übergelegt und dann innerlich die schiefen Töne erlauben und direkt Ganesha widmen, was mich zum Lachen bringt.
Tag 8
Die Töne werden stabiler in dem neuen Raum. Ich trau mich schon ab und zu die Decke über dem Kopf weg zu lassen.
Wenn ich mich beim Singen ganz der Vorstellung an Ganesha abgebe, überkommt mich Freude.
Kann es sein, dass das Singen andere Werkzeuge ersetzt? Keine Meditation mehr gemacht und die Sportanteile nehmen auch ab.
Tag 9
Es hilft mir definitiv immer, ein emotionales Gleichgewicht wieder zu finden. Meine Stimmung hat sich danach immer verbessert. Und ich freue mich meistens auf das Singen. Manchmal macht es mir auch Angst, wenn ich befürchte, es holt irgendwelche schweren Emotionen herauf. Aber meist sind die dann eh schon da.
Heute zaghaft ohne Decke über dem Kopf. Aber laut singen traue ich mich nicht. Dafür mit Hingabe.
Tag 11
Gestern und heute fällt es mir schwer dran zu bleiben. Als würde etwas nicht die aktuelle Gefühlslage loslassen wollen oder nicht mehr daran glauben, dass es besser werden kann.
Trotzdem zumindest einmal gesungen. Gerade heute ist der Unterschied zu vorher signifikant.
Der Ton rutscht in den Bauch und es tauch wieder Vertrauen auf, wo vorher keines war. Ein Gefühl von ‚alles ist gut‘.
Meine Stimme ist im Alltag klarer und deutlicher geworden, weniger gepresst. Hab ich beim Anhören eigener Whats-App-Nachrichten bemerkt.
Ich denke immer noch viel beim Singen, wie es klingt, ob mich wer hört, ob es richtig ist, wie ich es mache, ob ich richtig atme usw..
Tag 12
Es ist interessant zu beobachten, dass mir das Singen aus dem Sinn rutscht. So geht es mir mit vielen Dingen die ich mir vornehme eine Zeit lang zu tun. Nach einer gewissen Zeit und vielleicht sind es sogar die hier beobachteten 10/11 Tage, denke ich nicht mehr daran.
Ich habe mir das immer so erklärt, dass es dann wohl einfach nicht mehr wichtig ist und meine Aufmerksamkeit sich wieder etwas sucht, das besser passt. Nun jedoch, kommt mir noch eine andere Idee.
Vielleicht gibt es so einen Punkt in einem Prozess, wo etwas Neues passieren könnte und diesen Punkt sabotiert mein Gehirn.
Ich würde das Singen tatsächlich sein lassen, wenn ich hier nicht Tagebuch darüber führen würde.
Also mache ich weiter und bin gespannt, was passiert. Vielleicht passiert auch gar nichts.
Mich der Angst stellen, falsch und laut zu singen. Jeden falschen Ton, jedes zu laut der höheren Kraft widmen und damit in Liebe hüllen.
Wie wäre es, wenn der Nachbar schimpft? Ist es schlimm, dass er 13 Minuten Gesang aushält, auch wenn es ihm nicht gefällt? Ich traue es ihm zu. Da gibt es wohl wesentlich Schlimmeres. Er wird es überleben. 😉
Tag 13
Anstatt Freude auf das Singen, herrscht Angst vor.
Heute vor allem Angst spüren. Es ist falsch zu Singen – gehört zu werden. Tränen kommen. Immer wieder darauf einlassen meinen eigenen Tönen zuzuhören, mit ihnen ok zu sein, vom Denken wegschwenken.
Zufall, dass gerade heute die Lautstärkeregelung nicht funktioniert, ich nicht lauter stellen kann, um meine Stimme zu übertönen? Wie eine Prüfung, ob ich es auch wirklich ernst meine. 🙂
Tag 15
Ups. Gestern habe ich nicht gesungen. Sonst zumindest noch einmal am Tag.
Vor zwei Tagen hatte ich eine heftige emotionale Erinnerung und war seit dem sehr unruhig und aktiv. Heute bin ich mir sicher, dass diese Aktivität von dieser Erinnerung abgelenkt hat und ich auch deshalb das Singen gestern ‚vergessen‘ habe. Und das ist gut so. Manchmal braucht es den Abstand, um neue Informationen auf passende Größe zu bringen und verarbeiten zu können.
Heute fing ich an zu lächeln, beim Gedanken gleich zu singen.
Ich merke, dass ich die Angst, gehört und verurteilt zu werden bekämpfen möchte, mich gegen sie stemme, weil sie immer noch da ist. Dann erinnere ich mich an ‚die Angst ist meine Beschützerin‘ und nehme sie beim Singen an die Hand. Ich bin für sie da und spüre ganz deutlich wie schwer das für sie ist, sich dieser Aufgabe zu stellen. Die Angst ist wirklich groß. Ich empfinde Mitgefühl.
Was kann im schlimmsten Fall passieren? Der Nachbar macht Gegenmusik, um mir zu zeigen, wie scheiße er das findet. Oder er äußert sich bei Gelegenheit verächtlich auf dem Balkon. Vorstellen tu ich mir, dass er mich hasst. Ist das realistisch? Ich würde am liebsten ne Umfrage machen, welche Gefühle und Gedanken andere Menschen bekommen, wenn sie ihre Nachbarn 13 Minuten, zweimal am Tag, schief und fremdartig singen hören würden.
Ich persönlich würde schmunzeln, vielleicht kurz die Augen verdrehen und denken ‚da ist es ja wieder‘. Vielleicht wäre ich auch neugierig. Aber wenn sich das über viele Tage wiederholt, würde ich wahrscheinlich irgendwann nicht mehr drüber nachdenken, es ignorieren.
Ob ich diese Nuss noch geknackt bekomme?
Nachtrag: passend und am gleichen Tag geschrieben, ein Beitrag zum Mondwechsel auf Godharmaspirit Blog.
Vielleicht mag der Nachbar ja Mantren genau so gerne und singt heimlich sogar mit 😉
liebe sofie, darüber habe ich echt auch nachgedacht. aber ich kann es mir so gar nicht vorstellen, was ich seit 9 jahren so von ihm mitbekomme. aber ich werds wohl trotzdem mal probieren, es so zu sehen. 😉
Manchmal sind es genau die, von denen man es nicht gedacht hätte und wenn nicht, dann schadet‘s ihm erst Recht nicht mit Sanftheit in Kontakt zu kommen.
Danke für deinen Blickwinkel. 🙂
EGestern war ich nicht online, heute sah ich als Erstes den Beitrag von Godharma – https://godharma.wordpress.com/2018/03/10/beschauliches/ -, dann deinen.
Om Gam Ganapataye Namaha ♬
Aaaah krass 😀
es wurde noch viel besser, ich erzähl das demnächst
Schön, dass du singst! ❤
[…] Die Erfahrungen von Tag 1 bis Tag 15, sowie Erläuterungen findest du hier. […]
Mantras und Rezitationen kannst Du auch mit Anderen praktizieren. Da entsteht eine gemeinsame Energie. viele Meditationsgruppen, z. B. Zen rezitieren gemeinsam. Und dann gibt es noch Mantra-Abende zum gemeinsamen singen.
Ja. Mantrasingen hab ich auch schon mal in einer Gruppe erlebt. Kann wunderschön sein. ❤
[…] über Erfahrungen mit regelmäßiger Mantra-Praxis — Leben im Wandel […]