Sooo! Neben den ganzen Herzeleid- und Dramageschichten, auch mal ein Blick auf ganz andere Entwicklungen.
Nämlich was schlussendlich aus meiner Allergiebehandlung entwachsen ist.
Vorab, die Allergiesymptome habe ich immer noch, aber dafür sind ganz andere Dinge geschehen.
Die letzte Übung dazu bestand aus dem täglichen Ritual, mich mit Mutter Natur zu verbinden. Das tat ich drei Wochen lang.
Ich stellte fest, dass ich mich nur mit ihr verbinden konnte, wenn auch mein Herz offen war. Was mir wiederum deutlich machte, wie oft mein Herz verschlossen war. Ich war echt erschrocken darüber. War ich wirklich so oft verschlossen? Ja, war ich.
Ich übte also fast mehr, täglich mein Herz zu öffnen. Das Verbinden mit Mutter Natur fühlte sich irgendwann an, als würde ich üben, mich mit dem Leben zu verbinden, so ganz grundsätzlich.
Das hat wahrnehmbare Auswirkungen. Ich trete seit dem wirklich offener in die Welt, vor allem offener in Kontakt. Mir war das erst gar nicht bewusst, bis mir dann auffiel, dass in der Kontakt- und Beratungsstelle plötzlich Menschen viel mehr meine Nähe suchten, auf mich zu kamen. Ich selbst hab mich sonst eher immer am Rand herumgedrückt. Freundlich, aber distanziert.
Ich aß dort mit anderen Mittag. Als alle fertig waren, plauderten wir so über die Tische hinweg, als sich plötzlich drei Menschen unabhängig voneinander um mich herum sammelten und jeder ein Gespräch mit mir führte, oder führen wollte, getrennt von den anderen. Das hat mich erst einmal überfordert, da drei Menschen wie eine Mauer um mich herum und jeder will was. Dann hat es mich erstaunt, weil das noch nie so war. Dann hat es mir auch geschmeichelt.
Die Überforderung geht einher mit Angst, dass ich dem Kontakt nicht gewachsen bin, das Menschen meine Grenzen überrennen.
Wohl auch der Grund, warum ich die letzten Jahre so viel im Rückzug war und in Kontakten eher distanziert aufgetreten bin. So nach dem unbewussten Motto, lieber die äußeren Grenzen ganz weit stecken, dann kann keine innere Grenze überschritten werden.
Nun gut, anscheinend verhalte ich mich nach dieser Übung anders und es stimmt, wenn ich genau hinschaue, wehre ich weniger ab und wende mich weniger ab, stelle mehr Blickkontakt her, fühle mich aufgeschlossener, trete herzlicher auf, verteile mehr Berührungen und fühle auch mehr Zuneigung und das Bedürfnis Menschen zu umarmen (jetzt nicht jeden 😉 ).
Meine alten Glaubensmuster hinken noch hinter her. „Oh Gott, oh Gott, die ganze Menschen die da kommen und so nah sind. Was wollen die denn alle? Ich will weglaufen.“ Da ist noch nicht angekommen, dass es gar nichts zu befürchten gibt. Das fühlt sich erst einmal auch paradox an. Nach vorne verhalte ich mich offen, einladend und im Inneren entsteht Angst und ein zurückweichen wollen. So ein bisschen hin und her jetzt oder viel hin und her.
Das hat sich ganz wunderbar in meiner letzten Körperarbeitssitzung gezeigt.
Sie: „Wollen deine Arme auch berührt werden?“
Ich, unsicher, ängstlich: „Ich weiß nicht so genau. Ich glaube schon. Aber ich weiß nicht, ob ich das eigentlich will.“
Sie legt ihre Hände auf meine Arme.
Ich, überrascht, unruhig: „Ahhh, ich kann dich spüren! Oh, bist du nah!
Sie, an meinen Armen: „Wie offen dein Körper die Berührung empfängt.“
Ich: „Wie fühlst du das?“
Sie: „Ich fühle ein großes ‚Ja‘, wenn ich dich berühre, wie eine weiche, grüne Wiese.“
Ich: „Oh, wie schön! Hmmm… mein Körper ist schon viel weiter als ich. Das erzeugt einen Konflikt, weil mein Verstand noch Angst hat. Deshalb die Kopfdruckschmerzen.“
Das hat auch die Qualität sichtbar zu werden. Ein heißes Eisen für mich. Da gibt es will Ringen in mir. Hier wird mir bewusst, wenn ich gesehen werde, erfordert das auch, das aushalten zu können, mich zeigen zu können.
Ich lernte vor ca. anderthalb Jahren Reiki und wende es die meiste Zeit bei mir selbst an.
In einer Meditation bekam ich den Impuls, Reiki zu verbreiten und in der Kontakt- und Beratungsstelle einen Aushang dazu zu machen.
Das Schöne an Impulsen in einer Meditation ist, dass ich da so verbunden bin mit allem, mit dem Höchsten, mit Vertrauen und Weisheit. Das fühlt sich dann immer alles sonnenklar und richtig an, ohne Zweifel oder Unsicherheiten. Ich bin dann Feuer und Flamme. Hatte bei der Gestaltung des Flyers viel Freude.
Ja, nun hängt der Flyer dort. Als ich ihn anbrachte, spürte ich, was das mit mir auf persönlicher Ebene macht. Ich zeige mich öffentlich. Ich bin nun für jeden sichtbar und ansprechbar und das macht mir Angst. Ich war seit dem zweimal dort und war nicht in der Lage, an die Infowand zu schauen und wahrzunehmen, dass da mein Zettel hängt. Die Angst möchte ihn am liebsten wieder abnehmen und flüstert mir die ganze Zeit ins Ohr, dass das eh eine blöde Idee war.
Ich will das aushalten. Ich will mich für diese noch unklaren Gefühle öffnen, ihnen Raum geben, damit sie sich weiterentwickeln können. Hat irgendwas mit Selbstabwertung zu tun.
Eine zweite so klare, brennende Idee entstand während eines Dösens auf der Couch. Sofort sprang ich auf, weil da so viel Kraft drin war und fing an einen Brief an die Reha-Klinik, Abteilung Psychosomatik zu schreiben, wo ich selbst vor einem Jahr Patientin war. Ich schrieb von Reiki, welche Bedeutung es für mein Leben hat und wie überzeugt ich davon bin, dass so etwas unbedingt in einen Klinikrahmen gehört. Ich komme mir jetzt noch ganz verrückt vor, wo ich es hier aufschreibe. Da schreibe ich einfach mal dem Chef einer Klinik einen Brief. Über die Konsequenzen will ich gar nicht nachdenken. Und ich hab mich auch noch für ein Gespräch angeboten. Oh Gott!
An dem geschützten Arbeitsplatz habe ich bisher an zwei Tagen für 3 Stunden Reinigungsarbeiten übernommen. Ich will aufstocken auf drei Tage, aber fand noch einen Tag Reinigung irgendwie langweilig und nicht so ganz meinem Potential entsprechend. Es gibt noch die Nähwerkstatt oder Kochen. Alles nicht mein Ding.
Dann ist da noch der Laden, der Secondhand-Kinderkleidung verkauft und die Produkte des Trägers. Das würde heißen, im Team arbeiten – nicht mehr alleine, mich abstimmen müssen – nicht mehr unabhängig arbeiten, festgelegte Aufgaben – viel weniger freies Einteilen der Tätigkeiten, Kundenkontakt, öffentlich sein – nicht mehr versteckt hinter dem Staubsauger. Und was sagt mein Herz? Ja, ich will das.
Zwei Stunden Probearbeiten hab ich schon hinter mir. Ich war reizüberflutet, hab mich ausgeliefert gefühlt und war schnell völlig überfordert. Ich hatte Angst vor den Kunden und den ganzen Tag und Folgetag noch Panik in mir drin, was auf Trigger deutet. Und was sagt mein Herz? Ja, ich will das weiter machen. Verrückt!
Und das alles als Folge einer Allergiebehandlung, damit ich eigentlich in die Gärtnerei kann. Das hat sich nun erledigt. Und ich fragte noch meine innere Führung, was es denn dann ist, wenn nicht die Gärtnerei. „Verkaufen.“ Nur dieses eine Wort. Hab ich gar nicht verstanden. Da habe ich noch nicht den Hauch eines Gedankens gehabt, mich für den Ladenbereich zu bewerben.
Soviel zum Thema Offenheit und in die Welt treten. Huijuijui…
Diese Metapher von einer Raupe die zum Schmetterling wird, ist doch weit verbreitet. Ob der Schmetterling, wenn er das erste Mal frei von dem Kokon ist, sich auch denkt:
„Ach du scheiße! Das ist mir zu heftig hier. Ich geh wieder zurück!“ 😉
Es ist echt irgendwie lustig dass wir beide fast zeitgleich einen Beitrag übers Gesehen werden veröffentlicht.
Ich finde das eine tolle Idee mit dem Reikiund dem Brief an die Klinik. Ich hab auch schon so „verrückte“ Sachen gemacht weil es mich in dem Moment einfach berührt hat und ich mich so verbunden fühlte, das musste ich dann mitteilen und sichtbar werden. Ich habe es danach aber nicht aushalten können und ganz schnell wieder abgespalten. Kenne diese Gedanken „blöde Idee“ usw. also nur zu gut.
Echt verblüffend wie sehr das Thema ist mit dem Gesehen werden, sich zeigen.
Ich hatte das bei mir lange nicht wahrgenommen, dass das überhaupt mein Problem ist. Hatte immer andere Diagnosen vorgeschoben aber mir war wenn dann nur durch Zufall geholfen. Ich hatte diese Ängste immer als „selbstverständlich“ angesehen bei mir.
Wenn ich jetzt zurück blicke, ist der viele Schmerz durchs „Unsichtbar sein“ schon sehr früh entstanden.
Danke fürs Teilen
❤
mein ‚unsichtbar sein‘ verorte ich auch im frühkindlichen bereich. ich hab mal darüber geschrieben. wenn eine mutter auf ihr kind nicht emotional reagieren kann, es in seinen emotionen nicht spiegeln kann, dann hat das enorme, sehr tiefgehende auswirkungen auf sehr viele psychische bereiche. von der eigenen emotionsregulierung, bis zum tief verankertem gefühl, nicht richtig zu sein. der spiegel fehlte, um sich selbst zu er/fassen, orientieren, zu erkennen.
Deine Überschrift kann ich nur so unterschreiben. 🙂
Letztens bekam ich auch gesagt (in einer Morphischen Feld Lesung), daß es einen großen Teil von mir gibt, der nicht gesehen werden will, und daß es darum jetzt gehen würde. Scheint also ein größeres Thema auch im Kollektiv zu sein, das jetzt gelöst werden will, da es jetzt so verstärkt bei so vielen Leuten aktuell wird.
Die Schmetterlingsgeschichte kenn ich als Witz:
Raupe (beim Anblick eines Schmetterlngs): „Mich kriegt ihr nie in eins von diesen Dingern!“ 🙂
Reiki in Kliniken gibt es übrigens schon – sooo abwegig ist der Gedanke gar nicht. Hier z.B. in einer Berliner Unfallklinik: http://www.onmeda.de/g-fit/reiki-behandlung-1164.html
Klicke, um auf Intview-Bendach.pdf zuzugreifen
Das mit der Herzöffnung und mit der Natur verbinden find ich toll! 🙂
liebe zarah,
danke für deinen kommentar!
diese klinik ist bisher die einzigste in deutschland, so weit ich weiß und ich habe dem brief an die reha-klinik eine kopie eines artikels dazu gelegt. es ist mir also bekannt.
ich finde den gedanken auch nicht abwegig. kam das so rüber? ich finde es eher abwegig, das ich, gefühlt kleines licht, an so eine große sache ran gehe.
*lach* das mit dem witz war mir nicht bekannt.
eine schönes wochenende dir!
Liebe Sophie,
ich glaub ich habe deine Bemerkung, wie verrückt du seist, dort hin wegen Reiki zu schreiben, so verstanden, als ob du es verrückt findest, weil du denkst, es sei so unorthodox. War nur als Ermutigung gemeint, daß es so seltsam schon gar nicht mehr ist. Es ist bei weitem nicht die einzige Klinik in Deutschland, googel einfach mal „Reiki in Klinik“, da findest du einiges. Mannheim, Frankfurt, Thüringen, Starnberger See …. waren nur ein paar, die ich auf Anhieb gefunden habe.. Der Reiki-Meister, der in dem Berliner Unfallkrankenhaus arbeitet, gibt sogar Kurse darüber, worauf man achten muß, wenn man Reiki in einer Klinik anbietet. Aber das sind natürlich erst die Anfänge; wenn du Reiki in Krankenhäuser bringen willst, gibt es noch jede Menge Betätigungsfelder. 😉
Daß du ein kleines Licht bist, glaub ich nicht … nur daß du dein Licht bis jetzt ncch dämpfst. Von wegen dem Gesehenwerden.
Wünsch dir auch ein wunderschönes Wochenende! 🙂
das ist schön zu lesen, dass es auch andernorts anwendung findet. danke für die info! wer weiß, vielleicht greife ich bald auf so ein kursangebot von hrn. bendach zu. 😉
ich glaube auch nicht, dass ich ein kleines licht bin. es fühlt sich nur manchmal so an. 😉