Tagebuchnotizen 17.11.-21.11.17

17.11.     Wenn ich davon ausgehe, dass das Viele-sein auch auf mich zutrifft, auch ohne Gedächtnislücken im Alltag, dann machen die Unterschiedlichkeiten in mir Sinn. Auch das fehlende Identitäts-/Einheitsgefühl. Und wenn ich es ok finden könnte, dass unterschiedliche Gedanken und Empfindungen in meinem Kopf sind und den Versuch aufgeben könnte, zu etwas eine Meinung, einen Gedanken, ein Gefühl zu haben, dann könnte es leichter und friedlicher werden in mir. Ich muss mich nicht mehr auf einen Nenner bringen. Unterschiedliches, Widersprüchliches darf nebeneinander existieren. Das wäre ja mal schön, wenn mir das gelingt es so zu sehen und anzunehmen.

19.11.     Der Teil der die Achtsamkeit schon morgens sehr ernst nimmt und damit Druck erzeugt: „Ich sehe dich und höre dir zu. Was sind deine Aufgaben?“ „Aufpassen. Für Ordnung sorgen. Hilfe holen.

Der betroffenen Teil schützt sich im Nebel, im Nicht-da sein, (Fr. B. kommt nicht wieder) damit der Schmerz nicht gefühlt wird. Zum ersten Mal kann ich das verstehen und finde es sinnvoll und gut.

21.11.     „Wo möchtest du jetzt sein, wo dein Schmerz gelindert ist?“ Bild: Unter den Flügeln einer großen Eule, Gesicht ins Federkleid gekuschelt, mit den Händen die weichen Federn fühlen, warm, umschlossen und gehalten. Schutz.

Jetzt ist es so (und morgen anders)

Ich fühle mich gerade überhaupt nicht gut. Aber was soll ich machen. Es ist wie es ist und wie es kommt (weiß niemand).

Solch ein Gedankengang empfinde ich als Fortschritt. Annahme. Demut. Ich habe getan, was sich nach Tun angefühlt hat. Habe gelassen, was sich nicht nach Tun angefühlt hat. Trotzdem geht es mir immer noch schlecht.

So ist das. Und das ist okay, auch wenn mir dieser Gedanke jetzt die Tränen in die Augen treibt.

Es ist aber gerade auch schwer, versuche ich mir ins Bewusstsein zu holen. Ja, es darf mir schlecht gehen. Was sich alles die Tage, die Woche gezeigt hat. Heut erst so klar im Kopf, um mich überhaupt hierher zu setzen und ein paar Worte sprechen zu lassen.

Freunde habe ich eingeladen. Ich gehe davon aus, dass das lindern wird. Ich hoffe es. Wenn nicht (wie letztes Mal), wird der Tag noch sehr traurig.

Dann ist das so. Dann füge ich mich.

(ich möchte fliegen)

Frohe Botschaften

Frohe Weihnachten.

Mal eine Sache, die ich seit ca. anderthalb Wochen schaffe.
Jeden Tag einmal raus, ob mit Ziel oder ohne Ziel. Soviel und so lange es eben geht und sei es nur eine Runde um den Block.
Gefühlt ist es das erste, was ich seit 2011 durchhalte (bisher) und mir zu Gute kommt.
Ich habe wohl immer meine Ziele zu hoch gesetzt.
Zaghaft erlaube ich mir etwas Stolz.
Verächtlich schaut etwas auf diese erbärmliche Leistung, die als Leistung nicht anerkannt werden kann. So tief bist du gesunken.

Ich habe herausgefunden, dass ich mich in einem Cafe in der Nähe in Gesellschaft fühlen kann. Ich bin da einfach, lausche dem Stimmengewirr, spüre die Menschen um mich herum, lasse mich von der heimeligen Atmosphäre tragen – lese, trinke, spüre, schaue, höre, esse, denke und bin nicht alleine. Das fühlt sich schön an.

Seit zwei Tagen spüre ich Inseln von Nähe und Mitgefühl zu mir. Ein Sein-Zustand, in dem jedes autoaggressive Verhalten unvorstellbar wird.
Da freue ich mich wirklich drüber. Es gibt mir Hoffnung, dass ich Anteile wiederfinden kann, die Vertrauen und liebevolle Selbstannahme üben.
Ich habe auch Angst, dass diese Inseln nichts über den weiteren Verlauf aussagen.

Die Symptom-Ausweglosigkeit, die ich fühle, bis in alle Ewigkeit erschöpft und wenig belastbar durch die Welt zu laufen, rückt ein Stück und lässt Platz für Möglichkeiten. Ja super…- Medikamente. Ganz tolle Sache.

Das Gefühl, versagt zu haben und schuld an den Symptomen zu sein, rückt ebenso ein Stück und lässt Raum für einen Prozess der Akzeptanz von Begrenzungen/Behinderungen, die meiner Person inne wohnen und der Erkenntnis, trotzdem wertvoll zu sein. Ist das so?

Aus dem Verlust der alten Ausrichtung – ein stetiges Arbeiten an der eigenen Person, um besser zu sein, fitter zu sein, leistungsfähiger zu sein – entwickelt sich eine neue Ausrichtung, auf der Grundlage, „mir darf es gut gehen“.
Auch wenn ich das noch überhaupt nicht fühlen kann.
Wiedereingliederung/Arbeit wird zurückgestellt und Ressourcenaktivierung (Bewegung, Tanzen, Singen, Gruppe/Gemeinschaft/mitteilen) an erste Stelle gesetzt, weil da ein großes Loch ist.

(Dass das Ausgraben von energiespenden Dingen in jede Richtung mit Angst besetzt ist, ist ein anderes Thema.)

Erkältungsmeditation

Nachts 1 Uhr. Wach liegen. Schmerzen.

Geschwollene, schmerzhafte Lymphknoten an beiden Seiten des Halses. Üben Druck aus auf den Unterkiefer, engen den Hals ein. Muskelschmerzen in den Kiefergelenken. Ziehen in den Kiefer oben und unten. Ziehen zu den Ohren. Rascheln im rechten Ohr. Schmerzhafte Muskelstränge an den Schläfen, zwischen den Augen. Zusammengezogene harte, schmerzhafte Muskeln am Nacken. Lassen nicht zu, dass der Kopf sich entspannen kann. Mein Kopf wie in einer Schraubzwinge. Leichtes Zittern im Kopf und im Körper. Geschwollene, brennende, lichtempfindliche Augen. Stetig kitzelnde, halb verschlossene Nase, mit regelmäßigem Niesreiz und Ausfluss. Schweres Atmen. Angestrengter Herzschlag. Muskelschmerzen in den Beckengelenken und inneren Oberschenkel. Heiße Füße und Hände. Schwitzen.

Widerwillige Gedanken. Schlechte-Laune-Gedanken, weil erwünschter Schlaf nicht erreicht werden kann. Weil alles so unangenehm ist. Den Ort der Gedanken ertasten. Wo ist die körperlich spürbare Energie dieses Zusammenziehens, dieser Abwehr? Auch um den Kopf herum. Löst sich beim Betasten auf.

Lächeln probieren. In die Situation lächeln. In die Symptome lächeln. In das Herz lächeln. Die Bettunterlage fühlen. Wo liegt mein Körper auf? Hinein fühlen. Hinein atmen. Hinein lächeln. Meinen Körper loben, wie toll er das alles hinbekommt. Zufrieden mit allem sein.

Ruhe, Wohlfühlen, Gelassenheit breiten sich aus und ich schlafe ein.

Anleitung zum Glücklich sein oder mein Umgang mit Trennungsschmerz

Mein aktueller Umgang mit Trennungsgefühlen, wenn ich alleine zu Hause bin:

• Lasse es zu! Lasse Weinen zu!
• Gehe ins Bad, schließe die Tür, lass evtl. Wasser laufen, damit dich die Nachbarn so wenig wie möglich weinen hören.
• Nimm die Bachblüten-Rescue-Tropfen für/gegen Traumata aller Art.
• Lege dich auf den Badwannenvorleger oder suche eine halbwegs angenehme Position, so gut das eben in einem Badezimmer, auf dem Boden geht.
• Sage laut oder in deinen Gedanken: „Diese Wunde darf jetzt heilen.“ Oder „Ich bin bereit es zu fühlen.“ Am besten wiederholst du das immer mal wieder.
• Suche im Körper das Gefühl. Wenn du es nicht findest, ist das egal, aber versuche so gut es geht in einem allgemeinem Körpergefühl/-bewusstsein zu bleiben! Es ist auch egal, wenn du das Gefühl nicht benennen kannst.
• Versuche ungehemmt zu Weinen und alles zu tun wonach dir ist und was aufsteigen will. Körperbewegungen, Geräusche, Atemveränderungen, Energiebewegungen. Wenn du etwas nicht zulassen kannst, sei verständnisvoll mit dir! Es ist okay so wie es ist! Zwinge dich zu nichts!
• Probiere Dinge aus, die dich trösten könnten. Kopf streicheln, Daumen in den Mund, schaukeln, umarmen.
• Liebe deine Situation und dich selbst. Sage zu deinen Gefühlen: „Ich bin da.“ „Es ist okay, wie du dich fühlst.“ Das sage am besten auch immer mal wieder.
• Komme immer wieder in dein Körpergefühl zurück, egal wie es aussieht! Sei es ein Fleck am Brustkorb, eine Fläche im Bauch, ein Raum in der Magengruppe. Nimm irgendetwas was du greifen kannst, was sich danach anfühlt, dass du da bist, einen Körper hast.
• Beschwere dich bei Gott, den Engeln oder sonst wem, dass du wieder mal nicht kapierst, warum das jetzt so heftig ist und woher es kommt und was es mit deiner Vergangenheit zu tun hat. Finde es ungerecht und gemein, dass trotz aller Arbeit an dir selbst, diese Gefühle weiterhin in dir Bestand haben.
• Bitte Gott, die Engel, Mutter-Erde und wer dir noch so einfällt darum, dir dabei zu helfen, damit umzugehen.
• Bitte Mutter-Erde darum, dir die Liebe und Geborgenheit zu geben, die du jetzt brauchst. Bitte darum, dass sie dich umhüllt, einbettet, aufnimmt in ihre Arme. Das sie dich hält und trägt. Versuche dir das vorzustellen, wie sich das anfühlen könnte.
• Komme immer wieder in dein Körpergefühl zurück. Sehr wichtig! Wenn nicht sogar das wichtigste.
• Freue dich, wenn du spürst, dass du dich langsam beruhigst. Bleibe noch liegen und genieße so lange wie möglich die nahen, warmen, verletzlichen Gefühle in dir und zu dir selbst.
• Bedanke dich beim Universum für diese Erfahrung.
• Verlasse das Bad und trinke ein Glas mit den Bachblütentropfen „Star of Bethlehem“ für/gegen Trennungstraumata.
• Tropfe zwei Tropfen des ätherischen Öls „Cypress“ auf deine Handfläche. Verteile sie mit drei Kreisen im Uhrzeigersinn, halte dir die Hände vor das Gesicht und atme zur Erdung mehrmals tief durch die Nase ein und durch den Mund aus.
• Mache dir Gedanken über den Auslöser. Gehe die letzten Stunden und Tage durch.
• Widme dich dann wieder dem, womit du vorher beschäftigt warst.

Ich bin ehrlich stolz auf mich, wenn ich das so lese und zurück denke. Früher habe ich viel mehr gekämpft, dagegen angekämpft, Gefühle zurückgedrängt. Habe mich überfordert gefühlt und viel hilfloser im Umgang. Ich war sehr streng mit mir, habe mir schnell Vorwürfe gemacht, wenn etwas nicht klappte wie es sollte. Oder ich bin in den Emotionen total verloren gegangen, habe ewig lange geweint und nicht zurückgefunden zu mir selbst. Heute dauert es viel kürzer. Gestern vielleicht 10-15 Minuten und danach bin ich wieder bei mir, fühle mich entlastet. Zwar nicht gut und auch sehr erschöpft, aber deutlich befreiter. Ich schleppe weniger mit.

Erinnert mich an meine zweite Gefühlslehrerin und was sie sagte. Gefühle wollen fließen. Sie wollen sich bewegen und wenn man sie lässt, dann können sie auch wieder gehen. Der Körper ist der Raum, in dem Gefühle stattfinden. Und wenn ich meinen Körper wahrnehme, dann verliere ich mich nicht in den Bewegungen des Gefühls. Umso weniger Widerstand ich gegen diese Bewegung habe, umso schneller ist sie vorüber. Hingegen der Widerstand die Bewegung hindert, sie staut, vergrößert, in andere Bereiche verzerrt.