Meditation und Trauma – ein guter Weg?

Die Zeitschrift „Buddhismus aktuell“, mit dem Titel „Erleuchtung“ (4/2017, S. 42) hat ein Interview mit der Traumaexpertin Prof. Dr. Luise Reddemann abgedruckt.

Leider nur gedruckt zu lesen und nicht online verfügbar.

Doris Iding führte das Interview.

Im Kern rät Frau Dr. Reddemann von achtsamkeitsbasierter Meditation (ob traditionell oder modern, wie MBSR), in der alles da sein darf, und reiner Atembeobachtung ab. Ihre Erfahrungen sind, dass diese Formen zu offen sind und so für den Betroffenen zu wenig kontrollierbar, was an die Oberfläche kommt.

Hingegen hat sie gute Erfahrungen mit fokusorientierter Meditation gemacht, z.B. der Liebenden Güte-Meditation (eine Youtube-Anleitung) oder dem Singen von Mantren – ein selbstausgedachtes Wort wiederholen oder vorgegebene Mantren (das singe ich oft vor mich hin 🙂 ).

Die Konzentration auf den atmenden Körper, wie das Heben und Senken des Brustkorb, wäre auch möglich.

Grundsätzlich wäre aber jeder Fall einzeln anzuschauen und zu prüfen, was geht und was nicht.

Sie thematisiert auch, dass es sein kann, das nur bestimmte Anteile die Meditation erleben und es anderen Anteilen nicht hilft.

Ich hätte hier gerne noch mehr geteilt, weil ich es ganz spannend fand. Mehr geht nur gerade nicht. Bleibt nur, das Heft selbst zu kaufen, wer mehr wissen will. 🙂

Ja-Atmung

Ich probiere seit ein paar Tagen mit einer neuen Atemübung herum.

Die kam zu mir über einen Beitrag eines Blogs zum Thema Hochsensibilität. Im Speziellen gings da um die Selbstannahme. Hier der Link zum Original-Text. Unter Schritt 1 findet man die Atemübung beschrieben.

Bei der Übung geht es darum, bei der Einatmung in den Nabel oder die Füße zu spüren  (ich nehm den Bauchnabel) und bei der Ausatmung ein JA in das gesamte Sein zu schicken.

Das ist gar nicht so einfach, aber ziemlich spannend was passiert.

Ich denke zusätzlich zum Hinspüren, auch das Wort Nabel beim einatmen. Also im Geiste im Wechsel, Nabel – Ja – Nabel – Ja… usw..

Ne ziemlich komplexe Sache, dann dazu auch noch die Körperempfindungen zu finden und zurückzukehren, wenn es wegzieht. Und es zieht ordentlich weg.

Wenn es sich annähert, kommen meist Tränen. Und wenn dann Nabel und JA und Körper sogar zu einem werden, gibts es auch sowas wie Ruhe, Stille und Frieden.

Bisher noch nicht so richtig für mich. 😉

Kreativität, BEW und Langeweile

Das Buch „Der Weg des Künstlers“ (Julia Cameron) liegt jetzt vor mir. Gebraucht für 4,95 € ergattert. Aaach, schon wieder so ein Buch, so ein Thema was Ernsthaftigkeit verlangt. Ich glaub, ich sende das stetig ins Universum und wenns dann zu mir kommt, naja dann, dann, naja dann… genau das.

Zögern. Winden. Schaff ich nicht. Betrifft mich nicht. Bei mir wirds nicht klappen. Brauch ich gar nicht versuchen. Und will ich das überhaupt? Und ist es das wirklich? Und ist das jetzt wirklich wichtig? Und darf ich das wirklich wichtig machen? Und darf ich das jetzt echt mal so richtig ernst nehmen, was meine Seele will? Das geht doch nicht, das kann doch nicht sein, das darf doch nicht sein! Oh Gott! Nein, nein. Nur mal so ein wenig drin stöbern und dann weglegen.

Bin auf Seite 52 und die Werkzeuge sind schon vorgestellt. Und naja, ich lese noch weiter, denke ich und ich habe auch schon überlegt, wie ich die Aufgabe, jeden Morgen 3 Seiten über irgendetwas schreiben, in meinen Alltag integrieren kann, neben den anderen wichtigen Dinge, wie Klopfen und Gymnastik/Achtsamkeit, ohne Stress zu bekommen. Stress ist zu vermeiden, sonst wird das nichts.

Viele Erfahrungen der letzten Monate deuten darauf hin, dass genau so etwas ne super Sache für mich wäre. Ich schrieb im Januar darüber, dass ich in meinem Leben eine Kreativitätslücke empfinde. Mir fehlt Ausdrucksmöglichkeit. Ich bin sehr kopflastig und brauche dringend einen Ausgleich. Vielleicht nehmen dann auch meine Augenschmerzen und Kopfschmerzen ab.


Für das Betreute Einzelwohnen muss ich meine private Altersvorsorge auflösen und einsetzen. Das Amt hat meinen Antrag deshalb abgelehnt. Fand das ziemlich schnell okay. Ich investiere in mich, dass bin ich mir wert. Da so ne Hilfe ziemlich teuer ist und ich nun auch die Haushaltshilfe davon bezahlen muss, ist die Kohle eh in ca. 2-3 Monaten weg und ich kann wieder einen Antrag beim Amt stellen. Viel Papierkram, aber ich muss es nun nicht mehr alleine tun.

Den anfänglichen Wunsch auf Wechsel der Betreuung habe ich überstanden. Das waren noch mal eine ganze Woche Hochanspannung und sehr schwer auszuhaltende Gefühle. Ich bin stolz auf mich, ich bin nicht eingeknickt und bin bei meinem Gefühl geblieben, dass da was nicht passt. Jetzt passt es besser. Sie ist nicht wie Fr. S.. Aber Fr. S. gibt es glaube ich nur einmal auf der Welt. Da kommt nichts mehr ran. Das ist okay so. Ich fühle mich recht klar darin, was ich brauche und ich denke, darin finde ich gute Unterstützung.

Ich würde gerne die ganze Zeit so klar bleiben, aber es ist mit Verstrickungen, Verwirrungen, Verschmelzungen zu rechnen, wenn der Kontakt näher wird. Meine Muster. o.O


Was gibt es noch? Mir ist immer wieder langweilig. Es gibt keine Struktur durch Arbeit mehr. Es gibt lediglich meine tägliche Erinnerung an das Üben und Suchen von ausgerichtet-sein. Und das führt mich oft in die Aktionslosigkeit oder in einfache Tätigkeiten des Alltags (hab seit 3 Monaten geschafft wieder selbst zu saugen – juchuuu). Es wird dadurch ruhiger, aber auch irgendwie langweiliger. Ich sag ja, die Kreativität muss her. Das ist eine super Übung zum Ausrichten.

Die Auswirkung dieser häufigen Zentrierung, körperlich, geistig spüre ich ganz deutlich. Das ist ein heilsamer Weg und einer der auch besser mit wenig Ablenkung von außen umsetzbar ist. Ich tanze mit meinen Gedanken schnell woanders hin.

Aber es ist ein harter Weg. Ein Weg der es verlangt, ernst genommen zu werden, trotz Langeweile, Widerstand, Unmut, Jammern, schillernden Idee, die was anderes Wollen.

Ich bin gerade echt von mir beeindruckt. Ein bisschen. Ich würde sagen, ich bin gerade oft diszipliniert.

Heute

Aufgehellte Stimmung. Vorfreude auf die Arbeit draußen. Freundlicher Umgang mit dem treibenden Anteil, am Morgen möglich. Ich nehme wahr, dass es da jemand ganz eilig hat. Lachen.

Wunsch besprochen, den Arbeitsbereich vom Innenhof in die freie Gärtnerei wechseln zu wollen, wegen des Stresses sich beobachtet zu fühlen. Kein Problem. Löwenzahn für die Tiere gesammelt. Zulassen können, auf dem Gärtnereigelände zu sitzen, nichts zu machen, auszuruhen und den Gesprächen zu lauschen. Kurze entspannte Kontakte entstehen. Anspannung niedrig. Radieschen geerntet und mitnehmen dürfen.

Brennnesselsud (wird jetzt echt mit drei ’n‘ geschrieben) angesetzt zum düngen und gegen Blattläuse.

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Von der bewussten Krafteinteilung der letzten Tage profitiert und so Vorgekochtes zum Mittag essen können.

Mülltütenversuch läuft.

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Frieden fühlen, während ich auf meinem Balkon sitze. Dankbarkeitstränen.

Erledigungsgedankenspirale bemerken und bewusst auf die Couch legen und durch das verstärkte achtsame Sitzen die Tage vorher, leichter Aufmerksamkeit auf den Raum und Körper lenken können. Bewusste Entscheidungen gegen weitere Erledigungen treffen und Chill-Out am PC einleiten.

Ommm ❤ 🙂

Handeln aus Liebe oder im Erziehungscamp

Ich bin vom Konstrukt des Inneren Kindes, zum Konstrukt des Egos gewechselt (überwiegend, nicht ausschließlich). Da lässt sich aktuell mehr mit fassen, was ich in mir erlebe. Kindliches Fühlen und Denken ist ein Teil des Egos.

Jedes Fühlen, Denken und Handeln, welches sich aus inneren Vorstellungen und gemachten Erfahrungen gründet, ist für mich das Ego. Es ist meine gewachsene Persönlichkeit. Es sind meine Glaubenssätze. Es sind meine Ängste. Es sind meine Freuden. Es sind alle Bewertungen. Usw.. Es ist alles, was als Reaktion auf äußere und innere Reize geschieht.

Der Buddhismus würde das wohl mit dem ‚Bedingten Entstehen‘ erklären.

In meinem Verständnis hat jeder dieses Ego und braucht es auch, um agieren zu können, um Erfahrungen sammeln zu können, um sich in der materiellen Welt bewegen zu können.

Ein Ego verschwindet nicht, aber es kann sich weiter entwickeln. (Vielleicht verschwindet es dann auch für ganz Ausgewählte.)

Ich bin seit dieser Woche mehr im Kontakt damit, in jedem Moment zu erkennen, wo reagiere, denke, fühle ich aus dem Ego und zu sortieren, an welchen Stellen die ich dort erkenne, ist es Zeit sich weiterzuentwickeln, loszulassen, neues zu lernen.

Das ist ganz schön umfassend, eine Tagesbeschäftigung, besonders im zwischenmenschlichen Miteinander. Es erfordert echt viel Aufmerksamkeit und Achtsamkeit und ist nicht leicht, wenn Trubel um einen herum ist.

In der Übersetzung der inneren Elternschaft, komme ich mir vor, als wäre ich als Eltern in einem Trainingsprogramm (Dauer unbestimmt), wo sich alles konsequenter, zielgerichteter, aufmerksamer, um die Begleitung des Kindes dreht.

Heute auf Arbeit hatte ich eine herausstechende Situation.

Ich saß vor dem Laden, machte eine Pause und genoss die Sonne. Ich war ganz bei mir und entspannt. Ein Kollege setzte sich neben mich. Die innere Reaktion war ein zusammenziehen und –krampfen. Ich fühlte Unruhe und Unsicherheit und den Wunsch weg zu gehen. Mein Ego meldete ‚Bedrohung‘.

Es ist für mich nichts Neues, das in mir etwas so reagiert. Hier habe ich den Wunsch mich weiterzuentwickeln, vor allem, weil ich das Thema hinreichend durchforscht, durchfühlt und erkannt habe. Es sind leere Muster geworden.

Mir kam das Bild von lauter kleinen, jungen Hunden, die in mir sitzen und bei entsprechenden Auslösern nach außen springen, sich vor mich stellen, knurren, bellen, Schwanz einziehen, Distanz oder Barrieren zu mir schaffen, um mich zu beschützen. Ich ziehe sie ganz behutsam, vorsichtig, aber konsequent an ihrer Leine wieder zu mir zurück und setze sie auf meinen Schoß. Ich vermittle ihnen damit: „So nicht!“, „Hier spielt die Musik“, „Bei mir bleiben“ und „Alles ist gut.“ Manche benötigen nur ein zurückziehen, manche brauchen noch das liebevolle Streicheln auf meinem Schoß, manche müssen erst noch in ihrer Reaktion verstanden werden, um sich zu beruhigen.

Da sind wirklich viele Hunde! Man, hab ich mir ja was vorgenommen. 🙂

Ich denke an Umerziehung, obwohl ich das Wort nicht mag. In der Heilsitzung wurde mir gesagt, ich solle mehr mein Ego kontrollieren. An dem Wort habe ich noch mehr herum gewürgt. Ich wählte dann ‚korrigieren‘. Diese Worte sind alle negativ besetzt, doch im Endeffekt ist es das.

Ich kontrolliere mit dem Hintergrund von Erfahrungen, Wissen und Erkenntnissen, was für meine Entwicklung förderlich und was hinderlich ist. Ich begleite mich und gebe immer wieder kleine Impulse für die Richtung, wo es hingehen soll. Das wichtigste dabei scheint mir die Verbindung zum Herzen. Ohne die intuitive Weisheit/Wahrheit des Herzens, werden die Worte ‚Erziehung‘, ‚Kontrolle‘, ‚Korrektur‘ zu machtausübenden Egoanwandlungen, gegen mich selbst gerichtet.

Ja, das ist das Zentrum des Handelns. Handeln aus Liebe.

 

Nachtrag:

Komme gerade vom Yoga. Es wird so super bewusst, auch dort. Meine Nachbarin macht während der Übungen geräuschvolle Gefühlsbekundungen. Ich (mein Ego) reagiere innerlich genervt und denke: „die will doch nur Aufmerksamkeit“ und fühle eine Bedrohung, dann selbst nicht genügend zu bekommen. Zurück gezogen auf meinen Schoß, weg von der Nachbarin, umarme ich dieses Denken/Fühlen in mir, erkenne alten Mangel und fühle im Herzen, das dieser heute nicht mehr nötig ist.

Energie und Lehrer und Glaube und so

Das wollte ich schon immer mal zusammenfassen, mit welchen energetischen Dingen und welcher Art von Bewusstseinsarbeit ich so am Tag und in meinem aktuellen Leben beschäftigt bin. Ab und an taucht die Frage auf, ob es zu viel ist, ob sich Energien auch gegenseitig stören können, nicht miteinander harmonisieren. Manchmal spüre ich ganz deutlich, wenn ich etwas weglassen muss, damit sich etwas anderes in Ruhe integrieren kann. Bei den feineren Schwingungen weiß ich nicht so genau, ob ich störende Einflüsse mitbekommen würde.
Ich habe auf der Messe für „Spiritualität und Heilen“ einen Heiler danach gefragt. Er sagte, dass sich definitiv Energien auch gegenseitig stören können.

Beinahe täglich bin ich mit folgenden Sachen beschäftigt:
• Meditation (vipassana)
• Morgens im Bett ein Lächeln ins Gesicht und ins Herz bringen und Dinge aufzählen für die ich dankbar bin
• AuraSoma
• energetisiertes Wasser
• Beten (Bitten und Danken/ Verbindung mit oben und unten/Affirmationen)
• Körper beim Duschen achtsam wahrnehmen, mit der Vorstellung weißes Licht fließt an mir herab und spült alles ‚Dunkle‘ fort
• Reiki Selbstbehandlung
• Achtsamkeit im Alltag – Hier und Jetzt-Übungen – Lächeln – Dankbarkeit
• Segnung der Mahlzeiten

Unregelmäßig unterstütze ich mich mit:
• Ätherischen Ölen
• Yoga
• Gesegneter Runenstein
• Erzengel Michael-Energie unterwegs zum Schutz
• Reiki Fernbehandlung
• Engelgebete unterwegs für Unterstützung in konkreten Situationen
• Verbindung mit den Elementen – Bäumen – Sonne – Wind – Natur – Erde
• Glasdiamant mit EE Michael-Energie
• Energetische Massage
• Energieübertragungen durch andere
• Engeltarotkarten

Und auf der Messe bin ich nun noch in Kontakt mit Mantras gekommen und einen Edelsteinanhänger und hab gerade definitiv das Gefühl, das ist zu viel.

Dann ist mir auch aufgefallen, dass ich momentan drei sehr unterschiedliche ‚Lehrer‘ an meiner Seite habe. Erst mal ist das total schön, dass es Menschen gibt, die ich in dieser Position annehmen kann, also auch aufsuchen würde, mich anvertrauen kann und ihrer Lebenserfahrung und Meinung vertraue (wenn ich auch lernen musste, dass ich auch hier immer prüfen muss, ob die Aussagen auch für mich und mein Leben zutreffen – was nicht immer der Fall ist).

Alle drei kommen aus verschiedenen Richtungen, decken ganz unterschiedliche Themen mit ihrer Lebenserfahrung ab und vermitteln dadurch auch sehr unterschiedliche Weltbilder. Ich springe da hin und her. Zum Thema Meditation frage ich einen ‚Lehrer‘, zum Thema Reiki + daraus entstehende spirituelle Entwicklung einen anderen ‚Lehrer‘ (noch neu) und zum Thema Umgang mit Emotionen + Energien wieder eine andere ‚Lehrerin‘.

Einerseits finde ich das sehr stimmig, weil Situationen eben sehr unterschiedlich sind, andererseits prallen die dahinter liegenden Glaubenssysteme in mir aufeinander und ich habe wiederholt gesagt bekommen, dass es sinnvoll ist, sich irgendwann für eines zu entscheiden, einen Weg zu gehen. Klingt wirklich sinnvoll. Finde ich aber extrem schwierig – mich festlegen. Am meisten zieht mich der klare, neutrale Weg des Buddhas an. Aber mich darauf festzulegen, da bekomme ich Widerstände. Passen Energiearbeit und Buddha zusammen? Passen Naturwesen und Buddha zusammen? Passen Vorstellungen und Leerheit zusammen? Eigentlich nicht und doch wiederum schon.

Das ist für mich eine riesige Herausforderung der Leerheit hinter allem zu begegnen. Zum Beispiel zu erkennen, dass jeder religiöse/spirituelle Glaube an ‚Etwas‘ ein Konstrukt des Verstandes ist. Dahinter geschaut, weiß ich gar nichts. Ich kann entscheiden woran ich glaube. Glaube ist austauschbar. Das zu erfahren, nimmt mir den Halt, nimmt mir die Orientierung die er mir gab/gibt. Wenn ich an das Eine glauben kann, wie an das Andere, wenn das Eine dann ebenso wahr ist, wie das Anderen und beides trotzdem gleichzeitig eine Illusion, jaaa… da verliere ich doch glatt die Lust – alles wird beliebig und befremdend.

Ich fühle mich etwas zwischen den Dingen verloren – treibend. Ich hoffe, dass meine Gefühle und Empfindungen als Richtschnur ausreichen.

Reflexion zur Meditation

Meditation ist gleich Absichtslosigkeit und Schauen. Ich setze mich auf das Kissen. Ich brauche die Absicht mich auf das Kissen zu setzen. Ich wähle den Atem als Meditationsobjekt. Diese Wahl ist ebenso eine Absicht. Verlasse ich das Meditationsobjekt, braucht es die Absicht, zu ihm zurück zu kehren. Die Fokussierung braucht Absicht. Ohne geht es also nicht. Mich hinzusetzen, um absichtslos da zu sein und zu schauen, ist Absicht. Die Absicht bildet der Verstand, der Geist. So weit, so klar.

Was genau passiert bei mir? Ich setze mich also hin, um Atem zu schauen. Dann gibt es zwei Möglichkeiten die passieren. Die erste ist, dass sich plötzlich meine Absicht den Atem zu schauen verändert und ich ein anderes Meditationsobjekt wähle, welches erwartungsgemäß für mich stärker zu fühlen ist oder ich in diesem Moment als wichtiger erachte. Die zweite Variante ist, dass während des Atem-Schauens Empfindungen entstehen, die den Atem überlappen und meine Aufmerksamkeit wegziehen. Kurz gesagt, es fehlt die Disziplin zurückzukehren oder die Bewusstheit, den Wechsel überhaupt zu erkennen. Eindeutig.
Die Disziplin wird schnell besiegt von der Verspieltheit, die mit den Dingen fließt, neugierig ist, gerne ausprobiert und Neues entdeckt. Die sich lieber ein Stöckchen anschaut, welches sie in den Fluss wirft und beobachtet was passiert, als starr einen Stein im Wasser zu fixieren. Ich mache aus der Meditation eine kreative Spielwiese. Meine Aufmerksamkeit folgt dabei den Dingen die leicht für mich sind. Das betrifft den feinstofflichen Bereich der Energien und Emotionen, eben alles was nicht stofflich ist. Ich verbreitere, trainiere damit einen Wahrnehmungskanal, der eh schon gut vorhanden ist. Vertiefe und verfeinere ihn. So erst mal nichts Schlimmes.
Doch es fehlt etwas, die stoffliche Seite des Seins. Wie so oft geht es um die gesunde Balance.

Die Anfangsabsicht, Atem zu schauen ist schon mal nicht schlecht. Atem wird spürbar durch die Berührung der Luft mit dem inneren Körper oder die Bewegungen des Körpers, um zu atmen. Da wird es für mich schon schwer. Dieser Wahrnehmungskanal ist ein kaum sichtbarer Trampelpfad. Hier wäre es also viel wichtiger, den Kanal durch Training zu verbreitern. Er hat es nötig.
Heißt für mich, es ist nicht mehr leicht und fließend, sondern anstrengend. Anstrengend das Gefühl des Atems erst mal zu finden und dann auch zu halten. Wie wenn ich versuche am Ufer eines strömenden Flusses, im Wasser einen festen Punkt zu fixieren. Der Blick gleitet ab.
Mein Verstand lockt mich mit Argumenten in die andere Richtung. „Meditation soll doch nicht anstrengend sein. Sie soll leicht gehen. Wenn wir also Atem nicht finden, dann nehmen wir etwas was wir fühlen KÖNNEN.“ Und schwups, bin ich im anderen Kanal. Hier fühlt es sich besser an. Hier werde ich nicht frustriert.
Frustration… Frustration entsteht, wenn ich nicht erreiche was ich will. Heißt, ich habe eine Vorstellung davon, wie es sein soll, wo ich hin will. Ja klar, die Anfangsabsicht. Ich will Atem schauen, kann Atem aber nicht schauen, weil Atem nicht fühlbar ist. Und nun? Wechsel ich das Meditationsobjekt. Eigentlich auch sinnvoll. Aber wohin wechsel ich? Ich sollte im Bereich der stofflichen Körperwahrnehmungen bleiben und dort ein neues Objekt suchen.

Die stetige Änderung meiner Absicht kann ich auch außerhalb der Meditation finden. Auf der Reha fragte man mich regelmäßig, mindestens drei Mal nach meinen Zielen. Jedes Mal erzählte ich etwas anderes und war überzeugt, dass es das jetzt ist. Änderten sich die aktuellen Umstände, die Erfahrungen, änderte sich auch mein Ziel. Man sagte mir auch, dass dieses Verhalten Teil der Diagnose sei, also Teil meiner Persönlichkeit.
Es ist insgesamt für mich schwierig, meine Aufmerksamkeit, meine Fokussierung länger bei einer Sache zu halten, ohne mich ablenken zu lassen.

Etwas anderes ist mir in den letzten Tagen noch aufgefallen, was mir Unbehagen bereitet und nicht gerne angeschaut werden will.
Nach dem letzten Meditationserlebnis legte ich sicherheitshalber eine Pause ein und ich schaute mir meine äußere Welt genauer an. Wie ist mein Leben? Wie fühlt es sich an? Es machte sich eine riesige Unzufriedenheit breit. Ich war frustriert. Es gefiel mir nicht, was ich da sah. Es gab nichts Attraktives. Es ist leer und sinnlos.
Wieder erkenne ich, dass etwas fehlt. In der Meditation war es der Körper, im Leben ist es der Ort an dem ich mich einbringen kann, mich entfalten kann, mich wohl und sinnvoll fühle. Ganz klar ziehe ich mir meine positiven Erlebnisse aus den spirituellen, nicht-stofflichen Erfahrungen. Die stoffliche Welt fühlt sich dagegen nicht gut an.
Flucht. Ich flüchte vor dem Unangenehmen, Anstrengendem, Schwierigen. Suchtverlagerung fällt mir dazu ein. Eindeutig. Meditation als Sucht. Unangenehm mir das einzugestehen. Und tatsächlich nach 3 Tagen Pause ist die Anziehungskraft meines Kissens so groß und mit so verheißungsvollen Gefühlen besetzt, dass ich nachgebe. Das einfach nur sitzen zu dürfen und nichts tun zu müssen, als fließen mit dem was ist, tut viel wohler, als das was ich da draußen in meinem Leben sehe und tue.
Und auch der anfängliche große Widerstand, mir dieses Thema überhaupt mal näher anzuschauen und mir einzugestehen, dass es Nachteile bergen könnte, ist ein deutliches Zeichen von Sucht.
Gut das ich das sehen kann! Es macht mich wacher und vorsichtiger.

Die Unzufriedenheit ließ mich auch ein paar Dinge in Angriff nehmen, damit arbeitstechnisch mal etwas in die Gänge kommt.

Das war eine sehr produktive Auseinandersetzung! 🙂