Wie es zur Erschöpfung kommt

Ich habe das Wochenende wieder in  hochgradiger Erschöpfung verbracht, vor allem mentaler Erschöpfung, was heißt, kein Fokus konnte mehr gefasst werden, was zur Handlungsverminderung führt (beim Essen, bei der Körperpflege, bei Bewegungen insgesamt) und keine oder nur wenig Informationen konnten mehr aufgenommen werden, was neben dem körperlichem Fast-Stillstand auch zur geistigen Zwangspause führt (nichts lesen können, kein Film, nur bisschen Hörbuch).

Das muss man auch erst einmal aushalten, sich nicht mehr ablenken zu können.

Meine Gedanken rasten trotzdem weiter, hier hin, dort hin und immer wieder eine Aufforderung in die Aktion.

Ich kenne das. Das ordne ich zurzeit ganz direkt in die Schublade – psychische Erkrankung – ein. Durch eigene Anstrengungen nicht mehr zur Ruhe kommen zu können. Das geht nur auszusitzen und so lange es geht auszuhalten, nicht neue Informationen aufzunehmen – keinen sehen, keinen sprechen, keine neue Lektüre, keine neuen Themen über die nachgedacht werden kann. Das ist sehr schwer für mich.

Es gab mir jedoch die Möglichkeit, damit zu klopfen. Juchuuu! 😀 😉

Zwei neue Erkenntnisse/Erfahrungen sammelte ich dadurch. Wieder ganz unerwartet für mich.

Ich klopfte die Erschöpfung.

Dabei fand ich heraus, dass sie von meinen eigenen antreibenden Gedanken kommt und das nicht, weil ich mir keine Pausen gönne, sondern weil da Angst ist. Eine riesige scheißgroße Angst kam zum Vorschein. Ich war noch nie in der Lage, so einen Berg an Angst da sein zu lassen und mit meinem Selbst zu durchfühlen. Ich hatte Angst, wenn ich zum Stillstand komme, wenn Ruhe einkehrt, dass dann da dieser leere Raum entsteht, wo nur noch ich bin und ich mich dann in Luft auflöse. Dazu kamen zwei Erinnerungen (2010 und 2013), wo ich genau das gefühlt hatte und eine dritte viel mir noch später ein (2015). Und es stimmt, in diesen Situationen hatte ich wirklich eine riesen Angst mich ganz real in Luft aufzulösen und habe dagegen angekämpft, gegen die Angst, in dem ich versucht habe der Situation auszuweichen, sie zu verlassen.

Also ganz ehrlich, bevor ich bereit wäre mich in Luft aufzulösen, würde ich auch alles Erdenkliche tun, um nicht in diesen Moment zu kommen. 😉

Zurück zur Wirklichkeit. Da mir trotz der Angst bewusst war, dass ich mich nicht wirklich in Luft auflösen werde, ließ ich die Erinnerungen an dieses Gefühl zu. Da passierte nicht mehr so viel. Die Angst ging zurück und ich war mordsmäßig erschöpft und wie üblich verwirrt, nach solch gewaltigen Empfindungen.

Es ist so, als wäre eine Tsunamiwelle über einen hereingebrochen und wenn sie durch ist, lebt man noch, aber steht ziemlich verdattert, mit zerschlissener Kleidung am Strand herum und weiß erst einmal nicht, wo oben und unten ist und was der nächste Schritt sein soll.

Die zweite Begegnung mit meiner Erschöpfung durch meine Gedanken, führte mich zu einer Art Besessenheit es nun endlich richtig machen zu wollen, weil ich es wieder gut machen will, weil ich will das es mir besser geht. Durch diese Getriebenheit überfordere ich mich immer wieder selbst und treibe mich dadurch in die Erschöpfung.

Und ich hatte plötzlich eine Erinnerung an einen sehr bewegenden und prägenden Moment, in dem ich Mitte 2011 zum ersten Mal ein inneres Bild von meinem Inneren Kind hatte. Das sind Notizen von damals.

Ich bin gar nicht wirklich mit den Menschen verbunden. Es gibt kein ICH, was sich verbinden kann. Es gibt nur dieses fast verhungerte, nackte, nicht lebensfähige Kind.“ (in einer Sperrholzkiste in einem Keller; dreckig)

Ich erinnere mich sehr gut an diesen Moment. Nach dem Klopfen wurde mir klar, dass ich dort eine riesige Schuld auf mich genommen hatte. Ich fühlte mich schuldig für die Verwahrlosung dieses Kindes in mir. Ich fühlte mich als Täter und ich fühlte mich verantwortlich, das alles wieder gut zu machen.

„Dein Schmerz… ich kann nicht mehr aufhören zu weinen. Und immer wieder der Gedanke ‚es tut mir leid‘. Ich weine für uns beide. Ich bin zutiefst erschüttert, über das was ich sehe. Oh Gott, was habe ich dir angetan. Ich habe solche Angst es wieder zu tun.“

Das sind genau die Gefühle, die beim Klopfen kamen. Ich fühle mich schuldig dafür, dass es mir schlecht geht und deshalb will ich alles tun, um es wieder gut zu machen.

Ich sehe heute erst wie irrig dieser Gedanke ist, ich wäre schuld an dem Leid in mir drin! Wahnsinn! Was für eine Bürde habe ich mir da auferlegt und wie sehr treibt es mich heute noch an.

Das ist wirklich bereichernd.

Verantwortung oder der heiße Stein

Ganz im Sinne der einleitenden Worte von Sólveigs Beitrag, fühle auch ich mich heute voll von Gedanken, die es alle wert wären festgehalten zu werden. Gedankendurchfall. 😉 Mit dem Schreibdurchfall halte ich mich zurück.

Ich habe mich die Woche viel im Außen bewegt. Viiiel mehr als sonst. Zu viel, was zur Folge hatte, dass ich gestern und heute unglaublich viel geschlafen und gedöst habe (ca. 14 – 16 h) und gestern erst ab ca. 16 Uhr mit meinem Erleben etwas in die Welt kam. Heute ging das schon ab ca. 14 Uhr und Gedanke um Gedanke kommt seit dem zu mir, als müsste die Woche nachgeholt werden.

Mein Alltag, meine Suche nach Struktur, nach Gleichgewicht, ist in einer Versuch-Irrtum-Phase. Manche Irrtümer sind in Wiederholungsschleife. Bei Wiederholungsfehlern muss ich immer an diese Szene, aus der Simpsons-Serie denken. 😀

Jaaa, manche Sachen dauern.

  • ich folge immer wieder den unnatürlichen Rhythmen der äußeren Welt, anstatt meinen eigenen natürlichen Rhythmen
  • ich halte an Zusagen oder Absprachen gegenüber Menschen fest, auch wenn sie gegen mein Gefühl gehen
  • ich verplane mich immer wieder jeden Tag die Woche, obwohl ich schon oft erkannt habe, dass das zu viel für mich ist

Im Kern hat es immer damit zu tun, dass ich nicht bereit bin die Verantwortung für mich zu übernehmen, meist unbewusst.


Seit dem Abschied von Fr. S. und der Veränderung innerhalb einer Freundschaft, rührt das Thema Bedürftigkeit in mir herum. Was ist Bedürftigkeit? Was gehört dazu? Aus welchen Anteilen kommt sie? Wo ist die Abgrenzung zu menschlichen Grundbedürfnissen nach Nähe und Berührung? Was kann ich zu mir nehmen, mich selbst darum kümmern und wie überhaupt? Wofür brauche ich andere Menschen?

Teilantworten wabern im Raum und gerade finde ich da das letztens erwähnte Buch, „Süsse Medizin – Die Lehren der Twisted Hairs Band 1“, sehr bereichernd. Die Darstellungen und Erläuterungen zu den 5 Schilden (Erwachsenen-/Kinder-Substanz-Schild, Erwachsenen-/Kinder-Geist-Schild, Ältesten-Schild), die das 3. Chakra umkreisen (dem Feuerelement zugeordnet), wie die Planeten die Sonne und je nach Situation vor uns treten und beeinflussen, wie wir die Welt wahrnehmen. (vgl. S. 194-196)

Eine ziemlich komplexe Geschichte, das mit den Schilden. Überhaupt das ganze Buch. Das geht sehr tief und verknüpft unglaublich viele Konzepte miteinander. Ich bin kurz davor so richtig begeistert zu sein, weil es beim querlesen scheinbar genau das ist was ich suche, wenn da nicht auch die große Leuchttafel mit der Aufschrift Verantwortung drüber blinken würde. Dieses Buch schreit danach, dass ich die Verantwortung und zwar die gesamte, für mein Leben übernehme.

Meine Reaktion ist vergleichbar mit der Vorstellung von einem heißen Stein in meiner Hand. Ich würde ihn gerne halten, aber werfe ihn immer hin und her, von einer Hand in die andere und bestimmt auch einfach mal zu irgendjemandem der gerade neben mir steht. Nur das gebe ich natürlich nicht so gerne zu. 😉

Zum Thema Verantwortung hatte ich einen schlauen Gedanken. Wenn ich mich für mein so-Sein schuldig fühle, kann ich dafür keine Verantwortung übernehmen.

Mir ging das beim Lesen des Buches so, dass ich erkannte, wie viel Reife mir noch fehlt und mich sofort wieder schlecht dafür fühlte. Erfreulich das es mir aufgefallen ist und ich es korrigieren konnte. Das Leben ist ein Prozess, eine Heldenreise. Alle fangen an einer Stelle an, wo noch etwas fehlt, damit sie es in Erfahrung bringen können. Das steht außerhalb von Wertung. Es IST einfach.


Immer wenn mir Wahrheit über mich begegnet, die ich annehmen kann, fange ich erst an zu lachen und dann zu weinen (wenn ich alleine bin).

Update II

Ich habe den Artikel gestern nicht fertig geschrieben, weil ich so müde geworden bin. Mein Schlafrhythmus hat sich durch die Medis gut eingepegelt.

Ich bin dabei, mich erneut mit meiner alten Selbsthilfegruppe zu verknüpfen. Das geschah von ganz alleine. Plötzlich war sie mir unheimlich wichtig und ich spürte das starke Verlangen, mich nach langer Zeit wieder mit einzubringen, um den Erhalt, die Kontinuität und Verlässlichkeit weiterhin zu gewährleisten. Ich will mit Verantwortung übernehmen, was ich dort auch mitgeteilt habe und für mich etwas Besonderes ist, weil Verantwortung mir bisher enorme Angst eingejagt hat. Vielleicht kann ich besser meine Grenzen wahrnehmen, dass ich dafür bereiter geworden bin. Es ist ein spannender Prozess.

Bestimmt speist sich das auch aus der Suche nach Halt.

Und eine neue Runde Heilpraktiker-besuche hat begonnen. 😀 Und jetzt ratet mal warum… Allergiezeit beginnt. Nach meinen umfangreichen Investitionen im letzten Jahr, hatte ich ja gedacht, mit diesem Thema durch zu sein. Ich war selbst überrascht, dass mich ein Flyer einer Heilpraktikerin so ansprang.

Zwei Termine hatte ich bereits und für eine Sache hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Sie war die erste, die mir ins Gesicht sagte: „Sie werden wahrscheinlich immer mit Symptomen zu tun haben“. Das hat mir meine Idee, von, nie wieder Beschwerden und ich suche so lange, bis ich geheilt bin, genommen. Wie erleichternd. Es geht also um den Versuch zu lindern, mit einer 30%-40% Chance. Es wird, wie auch in der Medizin an den Symptomen angesetzt. Das Muster, dass ich übersensibel reagiere, wenn von außen etwas eindringt (und das nicht nur auf Pollen bezogen), werde ich wahrscheinlich mein Leben lang haben. Damit kann ich doch mal was anfangen und mich darauf einstellen.

Die Behandlung besteht aus Eigenbluttherapie in Kombi mit Homöopathie, Selenzugabe, Vitamin C Depot (was wohl das gleiche macht, wie die üblichen Allergiemedikamente – das Histamin fressen) und griechischer Bergtee.

 

Heute war ja auch das Vorgespräch zur Verhaltenstherapie. Einige Stunden danach, nach viel Verwirrung, Gedankenkreisen, emotionalen Zerwürfnissen, dachte ich mal wieder – oh wie krass – ich reguliere das alles ganz alleine, mit einer Unentschlossenheit, ob ich das scheiße finden soll oder gut. Ich glaube, ich finde es beides.

Das hat mich wieder so aufgewühlt, so ein Termin, soviel Sehnsucht nach Bindung nach oben geholt und es erschwert zu spüren, ob es das richtige ist, ob sie die richtige ist. In der Bahn nach Hause war ich so durch den Wind, regelrecht benommen von dem hin und her in meinem Kopf. Etwas Neues ist dann passierte. Ich dachte plötzlich – es müssen sich alle einig sein und habe aufgehört, für mich alleine abzuwägen und bedürftige Gefühle wegzudrücken. Stattdessen habe ich mich irgendwie nach innen aufgemacht und Raum gelassen. Es war keine Konferenz, wie ich von gehört hatte, dass man das machen kann. Also ich habe nicht alle Anteile bewusst ‚gehört‘ und verfolgen können. Aber es bewegte sich und war etwas stressfreier und dann kam der Satz in meinem Kopf – ich bin zu verletzlich für sie. Ich fand das ein sehr stimmiges Ergebnis, wo ich ohne das Einbeziehen meiner Bedürftigkeiten/Empfindlichkeiten selbst nicht drauf gekommen wäre. Sie war in ganz vielen Dingen super. Direkt. Klar. Ehrlich. Kannte ihre Grenzen und hat sie mir auch gesagt. Zugewandt. Jung und dynamisch. Und auch lustig. Sie kannte die Ego-State-Theorie.

Als ich sie fragte (nicht Wortlaut), ob all meine Gefühle hier gewertschätzt werden, war sie sehr ehrlich und sagte, sie gibt sich große Mühe und wies noch auf kulturelle Unterschiede hin. Erst nach dem Gespräch sah ich auf der Visitenkarte einen zusätzlichen fremdsprachigen Hinweis. Sieht nach polnisch aus. Jetzt weiß ich nicht wie die Polen so mit ihren Emotionen umgehen, aber ich habe im Gespräch da ein Gefühl bekommen. Ihr fehlte emotionale Weichheit. Ich glaube, ich brauche so etwas ganz unbedingt, damit sich alle Anteile trauen zu zeigen.

Nachtrag: dänisch ist das, nicht polnisch.

Und wenn ich einen Impuls von vor ein paar Tagen aufgreife, ist es gut, dass ich das noch nicht mache mit der Therapie. Da spürte ich, erst einmal im BEW ankommen und mich zu Recht finden, schauen was dabei herauskommt und auch an Bedarf übrig bleibt.

Trotzdem eine spannende, lehrreiche Erfahrung. Verhaltenstherapie ist definitiv passend für mich.

 

Das sind sie…

…die Dinge die mich am Laufen halten. Das war mir noch gar nicht so bewusst.

Alltags-Skills

Alltags-Skills

Schön, das mal so im Gesamten zu sehen. Gut zu wissen, was ich brauche, um einigermaßen im Gleichgewicht zu sein. Einiges hat sich erst im letzten Jahr gefunden. Wie das Café, wo ich mich tatsächlich auch alleine sehr wohl fühlen und in indirekter Gesellschaft fühlen kann. Auch das ich Verbindung zu zwei weiteren Menschen aufgebaut habe und wir uns nun gelegentlich in Gemeinschaft zu dritt oder viert treffen, ist neu. Das ich nun 5 Gruppen zur Auswahl habe, die ich besuchen kann, wenn mir nach ist, ist neu. Das ich bei Unruhezuständen zu Hause weiß, dass es hilft einfach loszulaufen oder ins Einkaufscenter zu fahren oder zum nächst größeren Bahnhof, ist ebenso neu.

Wenn ich von dieser Liste etwas weglasse, was immer wieder auch passiert, weil ich mich nicht durchgängig mit mir im Kontakt befinde, wird es unangenehm und das in ganz unterschiedlicher Ausprägung.

Das etwas unangenehm ist, ich im Ungleichgewicht bin, unruhig, angespannt, bemerke ich ziemlich direkt. Dass es daran liegt, dass etwas von dieser Liste nicht ausreichend bedient ist, ist mir ziemlich oft nicht bewusst. Ich stoße dann eher zufällig darauf und habe den Aha-Moment im Nachgang. Deshalb finde ich es ganz gut, dass mir heute der Impuls kam, das mal schriftlich festzuhalten.

Die Auswirkungen, wenn ich etwas davon weglasse, sind sehr unterschiedlich. Das kann ganz harmlos und minimal sein, wie bei den letzten drei Punkten.

Das kann aber auch richtig unangenehm werden, was eher die ersten Punkte auf der Liste betrifft.

Ich habe z.B. ich den letzten Wochen nicht mehr so oft meinen Bauch massiert und seit drei Tagen wieder damit angefangen, weil mein Darm total hart geworden ist, auch an Stellen weh tut und ich ernährungstechnisch noch sensibler geworden bin (begünstigt auch durch das nicht mehr stattfindende Yoga und die Medikamente).

Und heute am dritten Tag, bin ich etwas tiefer in die Verspannung gekommen und auch in eine Verbindung mit meinem Unterbauch, Teilspannung hat sich gelöst und sich in einem starken Weinen entladen. Dazu kam von dort die Rückmeldung:

„Ich bin einsam. Es tut mir weh, wenn du dich trennst.“

Ich war überrascht, hab ich mich doch selbst gar nicht einsam gefühlt. Und wer ist denn da jetzt überhaupt einsam, mein Darm oder mein inneres Kind? Auch war ich verwirrt, weil ich mit so etwas gar nicht gerechnet habe. Dann hab ich mich schuldig gefühlt. Es tat mir leid, dass ich da anscheinend für verantwortlich war. Dann hab ich diskutiert, das abgewehrt. Woher sollte ich den wissen, dass ich mich da von etwas getrennt habe. Ich hab das gar nicht mitbekommen. Und am Ende, habe ich den Schluss gezogen, dass damit anscheinend die Bauchmassage gemeint war, der Kontakt zum Unterbauch, dass ich den habe schleifen lassen. Und wenn ich ehrlich bin und noch mal in den Tag gestern hinein fühle, wo es mir nicht so gut ging, dann hatte ich da schon einen Impuls, dass ich mich mal hinsetzen müsste, um nach Innen-unten zu fühlen. Ich habe es nicht gemacht, warum auch immer.

Danach ging es mir viel besser. Ich fühlte mich vollständiger, emotional und körperlich.

So, oder so ähnlich läuft es in verschiedenen Varianten öfters ab. Im Nachhinein bin ich oft schlauer.

Eine deutliche Lücke spüre ich bei dem Punkt ‚kreativ sein‘. Da ist eine leere Stelle in mir, die immer wieder fordert, dass ich sie fülle, wenn andere Beschäftigungen nicht mehr möglich sind, weil der Kopf  überanstrengt ist. Und ich weiß so oft nicht wie. So viel Verstand/Kontrolle/Bewertung im Weg.  Ich habe gestern versucht, aus dem Kinder-Innen Wünsche fürs Jahr zu malen. Schriftlich hab ich die schon. Das war gar nicht schwierig. Freies Malen zuzulassen, ist hingegen schwer. Es gab Sekundenmomente wo es kam und ich lächelte, um sofort wieder in Bewertung und Kontrolle zu fallen und daraus ergebend sehr anspannt und angestrengt zu sein. Naja, ein Versuch darf so sein.

Kinderwünsche

Kinderwünsche

Zum Thema des Gleichgewichts wurde mir bei der Auflistung der Skills deutlich, wie viel Zeit ich für diese Dinge reservieren muss und dass da wirklich nicht mehr so viel übrig bleibt. Ich kann von mir einfach gar nicht erwarten, wie ‚die Anderen‘ am ’normalen‘ Arbeitsleben teilzunehmen. Das ist unrealistisch und sogar selbstschädigend.

Es tut immer wieder aufs Neue gut, sich von Schuld zu befreien. Das ist so wichtig.

Ich bin nicht schuld daran, dass ich so bin wie ich bin, dass ich so funktioniere, wie ich funktioniere!

Ich habe ein Recht für mich zu sorgen und damit Leid, Stress, Anspannung, Schmerz zu lindern!

Mutter-Natur

Ich hab gute Laune heute. So langsam wird’s wieder mit der Freude. 🙂

Klappe die zweite bei Manuela, wegen meiner Pollenallergien. Beschwerden haben sich so ungefähr um die Hälfte gemildert. Das Ceterezin habe ich wieder angefangen zu nehmen und damit war dann auch der Ganzkörperjuckreiz verschwunden. Bis gestern dachte ich noch, mehr wird es nicht und ich kann auf die Knallermedikamente verzichten, bis ich dann bei Manuela war, die ländlicher wohnt. So what, find ich gar nicht so schlimm. Dann nehme ich halt diese Medikamente. Habe mich mit der Affirmation: „Ich nehme das irdische Leben so an wie es ist“ in eine gelassenere Haltung gebracht.

Es war wirklich spannend bei Manuela. Hier beim Schreiben freue ich mich immer noch wie ein kleines Kind, über einige Erfahrungen. 😀

Ich hab ihr so die Symptome aufgezählt und mich währenddessen unbewusst geräuspert. Sie machte mich darauf aufmerksam. „Hast du das mitbekomme? Hör mal hin, da will dir was gesagt werden.“ Vorher hatte sie mir erklärt, das, wenn bei ihr stärkeres Räuspern auftritt, zusätzliche Informationen von außen kommen. Ich bin aufgeregt und wie so oft, halb davon überzeugt, dass das bei mir nicht klappt und ich nichts ‚empfange‘. Ich sehe eine Blume vor meinem inneren Auge. Tu das schon ab als Zufallsbild, irgendeine Assoziation halt. Was soll mir das auch sagen. Vor mir steht ein kleiner wilder Blumenstrauß auf dem Tisch. M. weist mich darauf hin. Und tatsächlich befindet sich auch diese Art von Blume in diesem Strauß. Auch das zweifle ich in meinem stillen Kämmerlein naaatürlich an. Zufall. Hab ich halt den Strauß unbewusst wahrgenommen und nun mit eingebaut. „Sag mal zu dem Blumenstrauß: Ich umarme dich und beobachte was du dabei fühlst.“ Ich bin gehemmt. Öffentliches Fühlen ist und bleibt schwierig für mich. Also gehe ich mit den Blumen ins Nachbarzimmer, schaue sie an und umarme sie innerlich. Ich fühle Trauer und Verlust. Oh, das ist ja spannend. „Du hast eine starke Verbindung zur Mutter-Erde und fühlst was ihr passiert.“ Na klar, wieder Skepsis und Zweifel in mir. „Du selbst hast dich mal von deiner Trauer in dir abgewandt.“ Das stimmt, an die Phase kann ich mich erinnern. Ich fand es einfach auch mal genug getrauert. Dann folgten einige Erklärungen wie die Erde, die Natur, der Mensch in Verbindung zueinander stehen. Der Mensch sei ein Seelenanteil von Mutter-Natur. Solche Informationen kann man nicht mit dem Verstand verstehen. Ob sie für einen selbst passen, lässt sich nur erfahren und fühlen.

Ich: „Woher weiß ich denn, dass die Trauer die ich gerade fühlte nicht daher kommt, weil der Strauß einfach von der Wiese abgeschnitten wurde?“ „Na fühl mal noch mal hin, schau ihn an. Ich fühle da Freude.“ Ich schaue mir den Strauß erneut an und tatsächlich strahlt er mich freudig an, so dass mein Herz richtig ins hüpfen kommt. (Das kann ich jetzt noch spüren. 🙂 ) „Und da ist noch etwas, fällt mir auch jetzt erst auf. Nimmst du noch etwas wahr?“, fragt sie mich. Ja, zu dem Freudegefühl, ist ein Sprühen um den Strauß herum zu sehen, wie bei Wunderkerzen. „Ja, genau.“ Boahhh, ich freu mich voll, weil hier mal die Möglichkeit besteht, meine Wahrnehmungen von jemandem bestätigt zu bekommen. Das tut ja mal so richtig gut und der Zweifler macht einen Schritt zurück. Das was ich wahrnehme ist wirklich da! Toll!

Heute Morgen habe ich für mich erneut in diese Verbindung zwischen mir und Mutter Natur gespürt. Ich konnte fühlen, dass ich ein Teil von ihr bin und dadurch auch betroffen von dem was mit ihr geschieht. Vor diesem Betroffenheitsgefühl wollte ich wohl weglaufen. Ich spürte wieder Trauer, versperrte mich nicht davor und realisierte, dass ich auch eine Verantwortung für sie und damit auch für mich trage. Und das die Allergiesymptome ein Hinweis darauf waren, das ich mich dem nicht entziehen kann.

Ich habe die Zerstörung der Natur als letztes für mich sehr rationalisiert. Da gibt es eben die Welt mit ihren Polaritäten, das Gute und das Böse. Beides muss es geben, sonst gibt es die Welt nicht. Dagegen kann ich nichts tun, also geht es mich nichts an. Obwohl der erste Teil auch meiner Wahrheit entspricht. Das Böse, Schlechte gibt es, ist ebenso ein Teil dieser Welt, wie alles andere und ich muss kein persönliches Drama daraus machen. Doch es geht mich trotz alledem etwas an, weil ich ein Teil davon bin.

Ganz praktisch heißt das für mich, dass ich das Fühlen zulassen üben will, welches sich in dieser Verbindung auftut, so dass ich nichts mehr abwehre, mich nicht mehr abtrenne.

Geübt habe ich das gleich mal an zwei meiner Zimmerpflanzen, denen ich die Hände auflegte. Es war ganz anders als sonst, seeehr intensiv. Ich war ihnen näher. Durch mein Herzzentrum wollte enorm viel Energie zu ihnen fließen, dass es eine Herausforderung war, mich darauf einzulassen. Es hat fast körperlich gebrannt. Ich hab mich danach unglaublich gut gefühlt, verbundener mit der Erde und mir.

Beschäftigung

Tatsächlich. Es ist geschafft. Liegt schwarz auf weiß vor mir. „Beschäftigungsvereinbarung“. Ich habe gefunden, wonach ich seit 1,5 Jahren gesucht habe und ich habe es an einer Stelle gefunden, wo ich gar nicht damit gerechnet habe.

Alles ging dann auch sehr schnell und völlig unkompliziert. So schnell, dass ich jetzt erst, nachdem schon dritten Arbeitstag realisiere, dass ich wo angekommen bin und nicht mehr suchen brauche. Das ich etwas tue, wo ich mich sinnvoll fühle, Verantwortung übernehmen kann, unabhängig und selbstständig arbeiten kann, inhaltlich nichts Neues lernen brauche und somit gleich Erfolgserlebnisse habe und zusätzlich in ein soziales Gefüge eingebunden bin.

Es passt wirklich alles. Dass es ein Zuverdienstprojekt für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ist und somit der Arbeitsrahmen an die Befindlichkeiten angepasst werden kann, ohne anzuecken. Dass ich mich von den anderen Beschäftigten vor Ort nicht zu sehr abhebe (psychische Einschränkung ist nicht gleich psychische Einschränkung) und bisher alle nett und sympathisch finde. Das die Beschäftigung nicht angeleitet und betreut ist (außer man hat natürlich Fragen) und damit arbeitsweltnah gestaltet.
So habe ich gleich das Gefühl, dass man erst mal davon ausgeht, dass ich das kann. Es wurden keine großartigen Fragen gestellt zur Vorgeschichte und Einschränkungen. Ich war eine halbe Stunde zum Gespräch, um herauszufinden, in welchem Bereich ich es mir vorstellen könnte und konnte dann sofort loslegen. Kein Amt musste involviert werden, keine Kostenübernahme geklärt. Es gilt auch nicht als Arbeit, sondern als tagesstrukturierende Maßnahme, mit einem Euro Motivationspauschale die Stunde und muss damit auch nirgendwo angegeben werden.

Hauswirtschaft. Das ist es nun. Ich war wirklich selbst überrascht, dass ich dabei ein gutes Gefühl bekam. Vorher hatte ich nie die Idee oder den Gedanken, dass das etwas für mich wäre. Das ich damit zurecht kommen würde, solche Tätigkeiten auszuüben. Es fühlt sich tatsächlich richtig gut an. Ordnung und Sauberkeit halten kann ich tatsächlich ziemlich gut. Und das jetzt auch noch für ein Soziales Projekt mit Verkaufseinrichtung zu tun, gibt mir ein sinnvolles Gefühl. Ich tue etwas Gutes. Ich mache, dass es sauber aussieht, die Kunden und Mitarbeiter sich wohl fühlen. Ich fühle mich jetzt schon mit dieser Einrichtung verbunden.

Ich hatte Vorstellungen, dass ich mich minderwertig fühlen würde, in einem Zuverdienstprojekt zu arbeiten und damit einsortiert als psychisch krank. Das ist nun überhaupt nicht der Fall. Ich fühle mich unter Gleichgesinnten. Ich fühle mich geschützt und gleichzeitig frei, mich zu entwickeln. Und da man auch nichts von meinen Defiziten wissen wollte, sondern lediglich sagte, machen sie es so wie es sich für sie gut anfühlt, fühle ich mich auch nicht krank und gleichzeitig in meiner Selbstfürsorge bestärkt.

Es ist wieder einmal Fügung. Genau an dem Tag wo ich mein Vorstellungsgespräch hatte, hat der einzige andere Mitarbeiter der für die Hauswirtschaft zuständig ist, sich für 3 Wochen krank gemeldet und es ist unklar, ob er wieder kommt.

Ich bin an zwei Tagen die Woche für jeweils 2 Stunden eingeplant. Knall hart bekomme ich meine Grenzen gespiegelt. Ich darf ganz deutlich spüren, warum ich nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt gehöre, damit überfordert wäre. Die ersten beiden Tage habe ich nach einer Stunde aufgehört. Die neue Umgebung, fremde Menschen, Menschen die mich beim arbeiten sehen, Verantwortungsgefühle die Überhand nehmen, starke Ängste vor Abwertung, Ablehnung, etwas falsch zu machen, zu stören, innerer Zeit- und Leistungsdruck, Schwierigkeiten Tätigkeitsprioritäten zu setzen, haben mich dermaßen überflutet.
Viele, viele Lernfelder. Bestimmt auch viele Übungsfelder zur Selbstannahme.

Neulich in der Krise

Mal so am Rande. Internetcafes sind anstrengend. Es ist zwar effektiver, zeitsparender, da ich nur die wichtigsten Dinge im Netz erledige. Doch das Artikelschreiben fehlt mir und das in Ruhe Beiträge von anderen Lesen, auch. Dafür ist es öffentlich zu unruhig.

Eine kleine lustige Anekdote will ich trotzdem festhalten.

Gestern arbeite ich für mich, sehr emotionsgeladen eine alte Erinnerung auf. Ich kann gut für mich sorgen. Habe mich selbst im Griff und in der Verantwortung. Rufe aus dieser Situation heraus, weinend eine sehr enge Freundin an. Bevor ich dazu komme, ihr zu sagen warum ich anrufe, reagiert sie auf meine Verfassung sehr mitfühlend, dass sie gerade leider keine Zeit hätte, heute den ganzen Tag nicht und dass sie mich doch daran erinnern sollte, in solchen Situationen den Krisendienst anzurufen. Ich muss anfangen zu lachen, weil ich sie fragen wollte, ob sie Zeit hätte mir in Gedanken etwas Liebe zu schicken, zur Unterstützung. (Ich glaube daran, dass das Beten, das bewusste positive Denken heilende Energien über Entfernungen überträgt)

Ich lache auch heute, einen Tag später noch darüber, weil ich mir vorstelle, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich den Krisendienst angerufen hätte und den völlig fremden Mitarbeiter am Telefon darum gebeten hätte, mir etwas Liebe zu schicken. 🙂

Wenn nichts mehr bliebe

Dienstags. Selbsthilfegruppe. Ich habe den Schlüsseldienst. Bereite alles vor. Der Türöffner übernimmt auch die Anfangsmoderation. Wieder viele neue Leute da. Wieder wenig aus dem vertrauten Stammteam. Ich leite souverän den Beginn. Erkläre den Ablauf und die Regeln. Fühle mich gut dabei. Wichtig.
Rückblende. Gruppenbesuch vor der Reha. Neue, fremde Personen dominieren die Gruppe. Ich bin nervös, ängstlich, unruhig. Meine Stimme zittert. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Ich fühle mich nicht sicher, nicht entspannt.
Was für ein Unterschied!

Der Austausch beginnt. Ich fühle mich viel bedeutsamer als sonst, fähiger als sonst. Übernehme wie automatisch durchgängig eine zurückhaltende gruppenregulierende Rolle. Fühle mich verantwortlich zu jedem Beitrag etwas zu sagen.

Es kommt zu einem Zwischenfall. Über eine halbe Stunde verspätet platzen Leute in die Gruppe, wo gerade jemand sehr offen erzählt und kurz vorm Weinen ist. Intuitiv, ohne nachzudenken verweise ich sie mit kräftigen, direkten Worten wieder nach draußen. Sie sollen zur zweiten Halbzeit kommen, da es jetzt nicht geht. Spätestens hier, bin ich von mir selbst beeindruckt. Was ist heute los? Was passiert hier? Woher kommt die Selbstsicherheit?
Ja klar, es ist niemand da mit dem ich mich abgleichen muss, da die neuen Leute sich natürlich noch nicht für die Einhaltung der Regeln verantwortlich fühlen, liegt es an mir sie durchzusetzen. Aber wie leicht mir das fällt. Wie natürlich ich mich in dieser Rolle fühle. Erstaunlich. Das war das letzte Mal so in meinem alten Beruf als Sozialpädagogin. Das ist fast 4 Jahre her. Ob da etwas zu mir zurück findet?

Ich selbst erzähle von mir. Sage vorher, das ich keine Rückmeldungen wünsche und nur loswerden will. Jemand fühlt sich doch aufgefordert, mir Ratschläge zu geben. Ich bedanke mich dafür und mache deutlich, dass ich hier keine Ratschläge brauche, sie nicht nötig sind, da ich mit der Situation umgehen kann. Das muss ich dann noch ein zweites Mal tun, bis er es verstanden hat. Auch hier, ich fühle mich gut dabei. Klar. Vielleicht auch überlegen? Ich brauche von niemandem etwas.

Zweite Halbzeit. Die Nachzügler sind dazugekommen. Ich entschuldige mich für meinen Ton und erkläre noch mal mein Verhalten. Sie haben Verständnis.

Ich spüre während des Austausches, dass die Leute beim Sprechen meistens im Blickkontakt zu mir sind. Sie scheinen mich als Leitung zu sehen. Heute gefällt mir das. Es tut mir gut. Ich bin wichtig. Gleichzeitig ist es unangenehm, da unsere Gruppe keine Leitung hat und ich auf der gleichen Ebene stehe, wie alle anderen. Auf die Regeln zu achten und wenn nötig auch mal in den Ablauf einzugreifen, ist Aufgabe der ganzen Gruppe und verteilt sich normalerweise auch gut, wenn genügen Leute aus dem Stammteam da sind. Heute ist das anders.

Als ich über mich spreche, taucht ein Gefühl von Sinnlosigkeit auf. Ja, ich fühle mich aktuell sinnlos. Für was bin ich da? Ich habe meinen roten Faden verloren.
Da wird es auf einmal ganz logisch, warum ich mich so wohl fühle, mit dem Schlüsseldienst und ihn auch weiterhin übernehmen will. Es ist eine Aufgabe. Es ist Verantwortung. Es gibt mir das Gefühl wichtig zu sein. Gebraucht zu werden.

Kann es sein, dass ich mich auch sinnlos fühle, weil ich keine Therapie mehr besuche (Urlaubspause)? Heftig, welch hohen Stellenwert das in meinem Leben hat.

Ständig denke ich, ich weiß über mich Bescheid. Dann fühle ich doch anders. Mache ich mir ständig etwas vor? Wie gut kenne ich mich eigentlich?

Was bleibt eigentlich von mir übrig, wenn im Außen nichts mehr ist? Habe ich wirklich etwas erreicht? Kann ich meinen Wert, meinen Sinn halten ohne Therapie, ohne Arbeit, ohne Gruppe, ohne Meditation und all die Dinge, die mich bestätigen, versichern, orientieren? Kann ich es aus mir selbst heraus? Sinnvoll fühlen?
Muss ich dazu jetzt schon ‚Nein‘ sagen, da das Gefühl der Sinnlosigkeit ja da ist? Oder ist es ein ‚Ja‘ und ‚Nein‘, ein ‚Teilweise‘ geworden?
Ich denke, es ist ein ‚Teilweise‘ geworden. Ich hoffe es.

Ganz sein

Angst haben vor der Verantwortung für mich selbst UND es mir zutrauen.

Vor noch nicht all zu langer Zeit, dachte ich, da gibt es nur ein entweder/oder. Ich habe entweder Angst und bleibe stecken oder ich traue es mir zu und gehe vorwärts. Angst ist also schlecht, muss überwunden werden. Jetzt spüre ich, dass ich nur in der Vereinigung GANZ bin. Angst ist da. Ja. Ich bin Angst. Sie ist ein Teil von mir. Und ebenso ist da Vertrauen. Ich bin Vertrauen. Angst braucht Vertrauen. Gemeinsam können sie laufen lernen.

Ich bin dabei die Hand im Außen langsam loszulassen und vorsichtig wackelige Schritte zu laufen. Angst und Vertrauen. (Thera im Urlaub, Ärztin im Urlaub, Freundin auf Reha, Ergo im Urlaub)

Es muss sehr viel Angst sein, da ich fleißig Symptome von Dissoziation und Depression produziere. Selbstannahme und Selbstablehnung. Auch diese beiden Pole finden in mir zusammen. Mich geistig in den Arm nehmen, für alles was ich durchlebe UND auch mal diese Ungerechtigkeit des Lebens beklagen.

Es läuft also ganz gut! 🙂

Mama II

Seit gestern Abend fühle ich mich sehr klein. Klein, ängstlich und verletzbar.
Diese schweren Gefühle stoßen immer wieder in kurzen Wellen durch die angespannte Gedankenmauer. Viel Denken, panisch Denken, denken, ich müsste jetzt ganz dringend irgendetwas für mich tun, irgendeine Aktion starten, zeigen mir auf, dass ich starke Gefühle nicht loslassen kann, nicht fühlen kann. Was ich dann wahrnehme ist Unruhe, Anspannung, Selbstverletzungsgedanken, Verzweiflung, verkrampfter Körper, vor allem harter Unterbauch.

Ich mache Yoga. Das hilft dabei es durchzulassen, die Verkrampfung schubweise zu lösen, bevor sie sich wieder zusammenzieht. Ich muss immer wieder unterbrechen, weil ich so weinen muss. Ich fühle mich verloren. So unglaublich verloren. Wieder Zeit für Daumenlutschen, Kopf festhalten und zusammengerollt in einer Decke liegen, mit einem Kissen vor dem Bauch. Das Gefühl sitzt im Unterbauch. Im Sakral- und im Wurzelchakra.

Ich komme nicht mehr darum herum. Die Beziehung zu meiner Mutter will geklärt werden. Ich bin heute zum Essen eingeladen und wir hatten offen gelassen, ob ich meiner Mutter auch eine Reiki-Behandlung gebe.
Ich will weglaufen. Doch es geht nicht mehr. Ausweichen geht nicht mehr. Zu drängend ist es in mir, auszusprechen, wie ich mich in dieser Beziehung fühle. Diese Vorstellung löst wiederum extreme Angst auf. Alles wankt. Alles fühlt sich nach Zerbrechen an. Alles fühlt sich so an, als würde es zerstört werden und am Ende nichts mehr übrig bleiben. Und trotzdem drängt es mich, den Schritt zu gehen.

Ich rufe sie an, um das Mittag zuzusagen. Sie sagt auch noch, ich solle wirklich nur kommen, wenn ich auch will. Ja, ich will, sage ich. Sie weiß noch nicht, dass ich wegen des Gespräches will und nicht wegen des Essens. Aber stehe an einer Stelle für mich ein und sagte, dass das mit der Behandlung heute nicht passt.

Ich sitze im Bus. Immer wieder steigen Tränen auf. Ich bin gedanklich in dem Gespräch. Es fühlt sich alles unendlich traurig und schmerzhaft an. Ich habe Angst.

Blass, mit verweinten Augen und ungewaschenen Haaren stehe ich vor der Tür, die mein Vater öffnet. Ich kann nicht mehr so tun, als ob nichts wär (das kann ich wohl sonst sehr gut). Es ist mir ins Gesicht geschrieben. Das fängt mir einen Kommentar ein, dass ich wohl immer dünner werde.
Ich lege mich ab und gehe ins Zimmer wo meine Mutter am PC sitzt. Wir begrüßen uns. Ich würde am liebsten sofort losheulen. Sie sagt, dass es gleich Essen gibt und ich sage daraufhin mit zittriger Stimme, dass ich heute eigentlich nur da bin, um ihr etwas zu erzählen.

Nun ist es raus. Es gibt kein Weg zurück mehr. Ich spüre die Anspannung in der Luft. Sie sagt okay. Ich warte im Wohnzimmer. Bin unruhig. Laufe hin und her. Wechsle zwischen mit den Tränen kämpfen oder gar nichts fühlen. Sie kommt. Auch sie ist angespannt. „Mir ist schon ganz schlecht.“, sagt sie und hat Sorge, dass sie irgendwas falsch gemacht hat.

Ich kann erst mal gar nicht sitzen, laufe unruhig hin und her und starte damit, dass ich jetzt nichts erwarte, außer dass sie mir zuhört. Ich will einfach nur sprechen. Und dass sie so lange wartet, bis ich fertig bin.
Dann kann ich mich hinsetzen. Und schon mit den ersten Worten kann ich nichts mehr zurückhalten und ich weine meine Erkenntnisse und Gefühle heraus.

So in der Art, dass ich in unserer Beziehung so verständnisvoll bin, ihr alles recht machen möchte, möchte das sie sich wohlfühlt, damit sie mich lieb hat. Und wenn ich nicht so bin, ich denke, dass sie mich dann nicht mehr lieb hat. Das ich, seit dem ich Jugendliche war, dass bewusste Gefühl habe mich um sie kümmern zu müssen.

Sie steht auf, setzt sich neben mich und nimmt mich von der Seite in die Arme. Ich Kann es zulassen, weine noch mehr und sage: „Kann es sein, dass das das erste Mal ist, das du mich in die Arme nimmst?“ Sie: „Ich war immer so unsicher. Ich habe auch Zeit gebracht, um das zu lernen.“ Dann brauche ich wieder Abstand und bitte sie aufzuhören. Sie setzt sich zurück.

Ich rede weinend weiter, dass ich das alles bei unserem letzten Treffen zum ersten Mal gemerkt habe. Dass ich gemerkt habe, dass wir eigentlich nicht gut zueinander passen. Dass mir ihr Verhalten sehr weh tun. Dass ich mich nicht gesehen fühle. Aber wegen meiner Angst, nicht mehr geliebt zu werden, mich nicht abgrenzen konnte. Das es mir deshalb so schlecht ging. Und das ich so oft gemeinsamen Aktivitäten nur zustimme, weil ich von ihr geliebt werden will. Aber eigentlich passt es gar nicht. Es passt auch nicht, mal gemeinsam in den Urlaub zu fahren (wie sie mal vorschlug).

Sie: „Das erste was mir dazu einfällt ist, schade, dass du so fühlst. Das brauchst du gar nicht.“

Ich: „Sag das nicht. Ich weiß, dass ich es nicht brauche, aber ich fühle so. Sprich lieber von dir.“

Sie: „Bei mir ist das ganz anders.“

Sie kommt wieder zu mir und nimmt mich in den Arm. Ich kann es diesmal nicht mehr ganz annehmen, aber lasse es zu. Sie versichert mir, dass sie mich auch lieb hat, wenn ich mal klare Worte spreche. Dass sie das sogar will, dass ich sage, was ich denke. Ich bitte sie schneller, von mir abzulassen. Sie bleibt neben mir sitzen.

Ich, wieder weinend und mit einem Schuldgefühl: „Ich habe dir was vorgemacht. Ich habe uns was vor gemacht. Ich habe das auch geglaubt, dass wir gut zueinander passen, eine Freundschaft haben. Aber nun weiß ich gar nicht mehr was bleibt. Ich erzähle dir das glaube ich auch, damit du verstehst, warum ich vielleicht in nächster Zeit etwas Abstand suche und auch erst mal Behandlungen nicht in Frage kommen.“

Sie reagiert darauf verständnisvoll. Sie: „Und mein Verhalten nervt dich.“ (Bezug auf unser letztes Treffen)

Ich: „Nein! Es tut weh. Ich fühle mich nicht gesehen. Ich fühle es so, als würde ich nicht existieren. Es ist mehr als genervt sein. Ich sage nein, und du hörst einfach nicht auf. Ich fühle mich immer wie ein kleines Kind, was nicht in der Lage ist für sich selbst zu sorgen und ich schaffe es nicht, mich dann abzugrenzen.“

Sie: „Für mich war das nicht so (das ich für sie nicht existiere). Ich weiß, ich kann nicht loslassen. Das ist das, was mir auch auf Arbeit schon gesagt wurde und ich auch von Papa höre. Das habe ich Papa gar nicht erzählt. Ich habe immer noch ins Zimmer geschaut, um dir gute Nacht zu sagen (als ich mit 24 Jahren ausgezogen war).

Sie fängt an zu überlegen warum ich so fühle. Findet keinen Grund. Hat aber so eine Ahnung, dass das was sie gegeben hat damals nicht gereicht hat. Ich gehe nicht darauf ein. Es ist auch nicht wichtig, in dem Moment.

Ich bin alles losgeworden und werde ruhiger. Es bleibt bei mir, danach zu handeln, was ich fühle. Das kann mir keiner abnehmen. Das okay dafür, von meiner Mutter reicht nicht. Die Angst kommt aus mir. Ihr muss ich mich stellen. Mich verloren und ungeliebt zu fühlen kommt aus mir. Dem muss ich mich stellen.

Ich stehe alleine auf dem Balkon. Gleich die erste Übung. Ich fühle, dass ich lieber gehen möchte, nicht zum Essen bleiben will. Es ist so verdammt leicht, diese Gefühle zu übergehen. Argumente folgen, warum ich bleiben sollte. Ich teile meinen Eltern mit, dass ich gehe, dass es sich besser anfühlt. Es wird von beiden spürbar akzeptiert und angenommen(das erste Mal ohne Gegenworte? Ich weiß es nicht).

Wann habe ich mich das letzte Mal so vor meiner Mutter gezeigt? Vielleicht mit 15 Jahren, als meine Eltern für eine Weile getrennt lebten. Meine Mutter suchte ein Gespräch und fragte mich, wie für mich die Trennung ist, wie ich mich fühlte. Ich weinte sehr. Damals konnte sie mich noch nicht in den Arm nehmen. Ich blieb alleine mit meinen Gefühlen.